Das Klettern im Winter – sei es Hochtouren gehen, Eisklettern oder Bergsport in Schneenähe überhaupt – erfordert solides Lawinenwissen. Man muss üben, üben, üben und sich auch theoretisch mit der Materie beschäftigen. Zu diesem Zweck hat uns Klaus Kranebitter (35), Gründer und alpiner Leiter vom SAAC (Safety Avalanche Awareness Camp), die Basics für den Fall der Fälle zusammengefasst. Um einen Lawinenkurs kommt man damit aber trotzdem nicht herum, verstanden?
Pflichtausrüstung
Modernes digitales Lawinen-Verschütteten-Such-Gerät (LVS-Gerät) mit optischer Anzeige und einer Sende- und Empfangsfrequenz von 457 kHz, stabile Aluschaufel, Sonde, Erste-Hilfe-Set. Und: Recco ist kein System, dass ein LVS-Gerät ersetzt, da es nur von der Bergrettung bedient werden kann. Bis diese vor Ort ist, kann es schon zu spät sein.
Bevor es losgeht

Bevor man sich in mögliche Gefahrenzonen begibt, sollte man einen Lawinenkurs besuchen. Es lohnt sich, diesen aufzufrischen, wenn der letzte Kurs schon Jahre zurückliegt. Kurse und Termine gibt es auf der letzten Seite dieses Artikels.
Ein letzter Check sollte umfassen:
- Handy laden und einpacken; Notrufnummern ins Handy speichern. Internationale Notrufnummer: 112, zusätzlich die Nummer der Pistenrettung des Skigebiets speichern.
- Batterien im LVS prüfen und evtl. tauschen.
- Funktionsweise des verwendeten LVS-Gerätes unbedingt trainieren.
- Lawinenlagebericht einholen und richtig interpretieren.
- LVS-Check vor dem Start und am besten nochmal im Laufe des Tages, beziehungsweise wenn neue Leute zur Gruppe dazustoßen.
Was tun im Ernstfall
Was im Ernstfall zu tun ist
1. Ruhe bewahren und Übersicht gewinnen, um schnell und organisiert zu...
2. Klären, ob jemand fehlt und wenn ja, wie viele.
3. Der Erfahrenste der Gruppe übernimmt die Organisation.
4. Andere Gefahren nicht ausblenden! Den gefährdeten Hang beobachten und Personen, die nicht für die Rettung im Einsatz sind, aus der Gefahrenzone bringen.
5. Bei Handyempfang zuerst Hilfe rufen, dann mit der Suche beginnen.
6. Aufgabenverteilung besprechen: Wer sucht, wer gräbt, wer verständigt die Bergrettung? Je nach Situation und Standort der Gruppenmitglieder kann die Kommunikation sehr schwierig sein. In Kursen werden verschiedene Szenarien besprochen, damit im Ernstfall richtig und schnell improvisiert werden kann.
7. Den Verschwindepunkt – wenn beobachtet – unbedingt merken und sofort markieren. Er ist eine gute Orientierungshilfe.
Grobsuche

1. Alle LVS-Geräte auf Empfang stellen, da man sonst Signale sucht, die die Geräte der Nichtverschütteten senden.
2. Lawinenkegel mit Augen und Ohren nach Zeichen des Verschütteten (Hand, Helm, Ski) absuchen, die eine schnelle Ortung ermöglichen.
3. Die Suche beginnt dort, wo man gerade steht, und deckt den gesamten Lawinenkegel ab.
4. Wenn der Lawinenschnee trägt, ohne Ski suchen, wenn nicht, Ski anbehalten.
5. Lawinenkegel in der gerätespezifischen Suchstreifenbreite absuchen.
Feinsuche

Nach dem Empfang eines ersten Signals folgt man den Richtungs- und Entfernungsanzeigen seines Gerätes. Jedes Gerät funktioniert unterschiedlich. Deshalb in der Praxis unbedingt vorher üben, damit man sein LVS-Gerät genau kennt.
Punktortung

1. Die Genauigkeit, mit der ein LVS-Gerät das Opfer orten kann, hängt von dessen Lage und Verschüttungstiefe ab. Damit man nicht am Verschütteten vorbeigräbt, unbedingt sondieren, bevor man gräbt.
2. Sonde als Orientierungspunkt beim Schaufeln stecken lassen.
3. Beim Sondieren nicht zu viel Zeit verlieren. Berücksichtigt man die zur Bergung nötige Lochgröße, spielt eine gewisse Ungenauigkeit am Anfang des Grabens keine Rolle.
Schaufeln

1. In einer Spirale rund um die Sonde graben. Man gräbt sich immer tiefer, anstatt ein kleines Loch zu graben, bei dem man nach einem halben Meter nicht mehr tiefer kommt.
2. Wenn möglich in Zweierteams arbeiten und häufig durchwechseln.
3. Zuerst Gesicht des Verschütteten freilegen und wenn nötig sofort reanimieren.
Versorgung nach der Bergung

1. Opfer bestmöglich vor Auskühlung schützen.
2. Achtung Bergungstod: Plötzliche Bewegung kann einen Rückstrom kalten Bluts aus Armen und Beinen auslösen, der zum Herzstillstand führen kann.
Kompetent und kostenlos – die SAAC-Lawinenkurse

In Theorie und Praxis geht es dabei um Lawinenlagebericht, Gefahrenstufen, Wetter, Geländekunde, Notfallausrüstung und den Umgang mit derselbigen im Ernstfall. Wer sein Wissen vertiefen möchte, ist bei den mehrtägigen »SAACnd Step-Kursen« goldrichtig!
Aktuelle Termine gibt es unter www.saac.at.
Mehr rund ums Thema Lawinensicherheit und weitere Kurse finden sich unter www.saac.at.