Bouldern und Baden: die finnische Insel Aland

Bouldern auf Aland
Bouldern und Baden: die finnische Insel Aland

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Veröffentlicht am 27.08.2015

Aland ist etwas Besonderes. Das wird einem schnell bewusst, sobald man Mariehamn, die Hauptstadt der Insel, betritt. Mit ihren verwinkelten Gässchen und versteckten Hinterhöfen versprüht das gemütliche Städtchen fast das Flair einer italienischen Kleinstadt. Trotzdem verschoben wir einen ausgedehnten Stadtbummel auf später – erst mal wollten wir roten Granit unter den Fingern spüren!

In unserem Mietauto machten wir uns auf den Weg nach Geta am anderen Ende der Insel. Vorbei ging es an Obstgärten mit reifen, rotbackigen Äpfeln und kleinen, versteckten Buchten. Hier und dort ragten kleine Felsklippen zwischen den Wäldern hervor, vielversprechende Felsen sahen wir aber erstmal keine.

Auf der Straßenkarte wirkt Åland recht groß und weitläufig. Umso erstaunter waren wir, als wir schon nach weniger als einer Stunde Fahrt Geta erreichten. In der wunderschönen Dånö Strandvillar, unserem Domizil für die nächsten sieben Tage, planten wir mit Laptop und Bouldertopo die nächsten Tage. Schnell stand der Plan fest: Fågelberget, Kasviken, Ruhetag, Djupviksgrottorna, Kasviken, Gunnarsklint und dann leider schon wieder die Heimfahrt. Fågelberget wählten wir auch deshalb als erstes Ziel, weil wir den längsten Zustieg gleich am ersten Tag hinter uns bringen wollten: vier Kilometer oder auch mehr, wenn man nicht gleich den Weg findet …

Die Bouldergebiete Alands

FÅgelberget
Es war kühl und windig, als wir unsere Crashpads schulterten. Nach einigen Irrungen und etwas mehr als einer Stunde Marsch erreichten wir schließlich den Puerto Rico Block, den wir zum Basecamp des Tages erklärten. Einfache Blöcke zum Aufwärmen, einige Highballs und schöne harte Linien liegen hier nah beieinander. Neverland (7C), Varas (7B), der Highball Over the Moon (7B) und Life is Good (7A) – die Liste der Schmuckstücke in der näheren Umgebung ist lang. Und so machten wir uns abends nach einem erfolgreichen
ersten Bouldertag ziemlich platt, aber zufrieden auf den Weg zurück ins Ferienhaus.

Kasviken
Nach dem langen Zustieg des ersten Tages waren die Blöcke in Kasviken schnell erreicht. Nach nur zwei Minuten Fußmarsch standen wir im Hauptsektor Dodo und bestaunten die Linien von Dodo (8A+), Slobodan Syddovich (7C) und Nitro (8B). Kasviken bietet rund 70 Probleme auf engem Raum entlang eines Felsbandes: Dächer, Kanten, Platten, Highballs – hier fehlt es wirklich an nichts! Zwischendurch stärkten wir uns mit Blau- und Preiselbeeren, die in Kasviken in Hülle und Fülle wachsen.

Gunnarsklint
Gunnarsklint ist ein relativ neuer, entlegener Sektor, in den sich bislang nur wenige Kletterer verlaufen haben. Was womöglich am 45-minütigen, recht mühsamen Zustieg durch den Wald liegen könnte. Dafür warten hier noch viele Probleme auf ihre Erstbegehung. Wir hielten uns allerdings an bereits bestehende Linien, denn von denen gibt es vor allem im Bereich 6C bis 7B genug, um sich die Finger lang zu ziehen.

Grottan
Das größte Gebiet der Insel sparten wir uns für den Abschluss auf. Djupviksgrottorna, oder weniger kompliziert Grottan, wartet mit über 100 Bouldern an allerbestem Granit auf, darunter viele Dächer vom sechsten bis zum achten Fontainebleaugrad, so dass man hier selbst bei Regen bouldern kann. Und auch der nur gut einen Kilometer lange Zustieg über einen gut ausgewiesenen Wanderweg belastet Boulderers Beine nicht allzu sehr.

Åland all inclusive!
Die Woche auf Åland war leider schnell vorbei. Dafür fehlte es uns dort wirklich an nichts: Wir kletterten harte Boulder an feinstem, roten Granit. Zahlreiche abendliche Saunagänge lösten Muskeln und Gedanken. Dazu ein tadelloses Wetter mit knapp 20 Grad mitten im September und sternenklaren Nächten. Keine Frage, wir kommen definitiv wieder!

Informationen zum Bouldern auf Aland

Die wichtigsten Infos und Wissenswertes zum Bouldern auf Åland.

Hin- und Rumkommen
Åland erreicht man in sechs Stunden mit der Fähre von Turku (vikingline.com). Der Hauptort Mariehamn wird auch von Schweden und Finnland angeflogen (finnair.com oder nextjet.se). Auf der Insel ist ein Mietwagen von Vorteil, da die Gebiete nur schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.

Bouldern
Die besten Boulderspots befinden sich im Norden der Insel, nördlich und östlich des Ortes Geta. Djupviksgrottorna, Kasviken und Fågelberget sind die Top-Gebiete auf Åland und bieten eine große Auswahl an Problemen von Fb 4 bis Fb 8b+, großteils an feinstem roten Granit. Die Blöcke liegen teils in lichten Nadelwäldern oder direkt an der Küste. Chalk, Bürsten und Crashpads müssen mitgebracht werden, da es auf der Insel kein Klettergeschäft gibt. Wildes Zelten, offene Feuer und das Befahren von Privatstraßen sind strikt verboten. Bitte haltet euch daran!

Topo
Der Southern Finland Bouldering Guide bietet exzellente Informationen zu den Bouldergebieten. Wer jenseits der bekanntesten Sektoren (Fågelberget, Kasviken und Grottan) bouldern will, dürfte über ein GPS-Gerät froh sein. Einige der neueren Sektoren haben bisher wenige Besucher gesehen. Vor Ort können eine Drahtbürste und für den Zustieg eine gute Portion Navigations-Erfahrung durchaus hilfreich sein.

Wo schlafen?
In und um Geta gibt es eine große Auswahl an Unterkünften. Wir residierten in der schönen, üppig ausgestatteten Dånö Strandvillor (Sauna, Terrasse, kostenloses WLAN etc., ab 900 Euro pro Woche für 6 bis 9 Personen). Infos zu allerlei Unterkünften unter visitaland.com.

Und sonst?
Sonnencreme, ausreichend Wasser und Snacks sind Dinge, die man immer dabei haben sollte. Achtung: Es gibt reichlich Zecken. Abendliche Ganzkörperkontrollen sind Pflicht! Für Ruhe- und Schlechtwettertage liefert die Webseite visitaland.com jede Menge Inspiration.