Der Sandstein an der Elbe bietet nicht nur wundervolle Linien an Nadeln und Türmen fürs Klettern mit Seil. Rund 4000 Boulderprobleme verteilen sich heute grob geschätzt auf verschiedene Gebiete im Sandstein der Elbe.
Von der ersten sportlich einwandfreien Besteigung eines Sandsteingipfels bis zum ersten Boulder am Snežník vergingen 110 Jahre. Seit damals (dem Jahr 1888) wurden über 25000 Erstbegehungen auf der deutschen und tschechischen Seite der Grenze gezählt. Das Klettergebiet Elbsandstein ist rund 700 Quadratkilometer groß. Doch richten wir den Fokus zurück zu den Bouldern.
Bouldern am Sneznik

Das größte und lohnendste Bouldergebiet bilden die Blöcke rund um den Snežník oder Schneeberg in der Böhmischen Schweiz. Der 723 Meter hohe Tafelberg ist der höchste Berg des Elbsandsteingebirges und wird gesäumt von einem bis zu 20 Meter hohen Felsenkranz, durch den auch etliche Kletterrouten leiten. Die Boulder-Blöcke liegen am Fuß des Berges.
Boulder-Events als Katalysator

Seit 1998 wurden aber über 1500 Boulder an diesem magischen Berg geklettert. Einen richtigen Schub gaben der Entwicklung die jährlichen Boulderfestivals. Für jedes Festival entstand ein neuer Sektor: Der erste war „Best of Direct“, dann wurde „Respect“ aus der Taufe gehoben und danach mit „Central“ und „Buttermilk“ die großen Sektoren bei Modrín. Der letzte, neueste Sektor wurde für den Ocún Bouldercup 2016 erschlossen. „East Side“ liegt an der Südostecke des Schneebergs und bietet mit die besten Boulder des ganzen Gebiets.
Eigentlich kannten wir die Ecke schon seit mehr als zehn Jahren, und heute wundert es mich, dass wir dort in der ganzen Zeit nur ein paar wenige Probleme geklettert hatten. Letztes Jahr haben wir uns die Gegend genauer angeschaut und waren über die Möglichkeiten dort selbst überrascht. Die Qualität des Sandsteins ist perfekt zum Bouldern, und an über 100 Blöcken und Wänden erblickten in kurzer Zeit über 450 Probleme das Licht der Welt.
Mit Seil und Crashpad

An den höheren Wänden finden sich hier auch eine ganze Reihe an lohnenden Kletterrouten, und so streben an Wochenenden Klettererer mit Seilen in den Rucksäcken direkt neben denen mit Crashpad auf dem Rücken Richtung Fels. East Side bietet im Gegensatz zu manchen anderen Sektoren Boulderstoff für Novizen und Profis gleichermaßen. Ab dem zweiten Grad gibt es eine Vielzahl an leichten Bouldern und mit fast 50 Problemen von 7C bis 8B auch richtig hartes Zeug. Alle Boulder sind mit kleinen Pfeilen markiert, und bei Sitzstarts geben Pfeile mit einem Querstrich darunter die Position der Hände beim Start vor.
Mit dem neuen Sektor im Rücken konnten wir dann nach sechs langen Jahren im Juni 2016 wieder einen Bouldercup ausrichten. Trotz des schlechten Wetters war der Zuspruch gewaltig, und viele von denen, die dabei den neuen Sektor zum ersten Mal genießen konnten, sind inzwischen wieder gekommen und haben noch Freunde oder die Familie mitgebracht. Denn mehr als jeder andere Sektor eignet sich East Side mit seinen schön ebenen Plätzen auch für Familien mit Kindern.
Bouldern in der East Side

Der Sektor East Side erstreckt sich von der Ostecke des Snežník Richtung Aussichtsturm und bietet einen fantastische Ausblick auf die Berge der Böhmischen und Sächsischen Schweiz. Dank seiner Lage sind die meisten Blöcke am Nachmittag im Schatten. Das Potenzial des neuen Sektors ist so groß, dass in naher Zukunft bestimmt noch einmal 300 Probleme dazu kommen werden.
Neue Bouldergebiete in Tschechien

Der neue Sektor East Side ist aber nur eine kleines Teilchen im großen Boulderpuzzle Elbsandstein. Ein Stückchen südlich des Schneebergs liegt das bereits erwähnte Modrin, und rund 20 Minuten entfernt auf der deutschen Seite das Bahratal mit nochmal rund 600 Problemen. Das ist noch nicht alles, aber die Locals der sächsischen Schweiz halten aus guten Gründen einige Gebiete geheim.
Probleme mit Chalkgebrauch und den Regeln des Nationalparks würden sonst unweigerlich zu Sperrungen führen. Bei uns in Tschechien wird Magnesia in manchen Gebieten wie am Snežník toleriert. Rücksicht auf die Natur ist aber dennoch wichtig und immer angebracht, um die Zukunft des Boulderns im Sandstein nicht zu gefährden.
Bouldern am Schneeberg jetzt offiziell

Nach Jahren des Rätselratens und der Mund-zu-Mund-Propaganda haben wir vor zwei Jahren alle Infos zum Bouldern am Schneeberg zusammengetragen und den ersten Boulderführer veröffentlicht. Er umfasst die bis dato erschlossenen Blöcke am Snežník und bei Modrín und liefert alle Infos zu über 1500 Problemen. Mit einem zusätzlichen kleinen Führer haben wir dann in diesem Jahr den neuen Sektor East Side nachgeliefert.
Und damit ihr rechtzeitig von neuen Bouldern erfahrt und nicht bis zur einer Neuauflage der Führer warten müsst, gibt es alle Boulder auf aktuellem Stand auf unserer Webseite www.czechbouldering.com. Mit einer kompletten Liste der Boulder im Bahratal auf der deutschen Seite heißt es nun auch dort: Vorhang auf. Weitere Gebiete werden folgen. Schaut also ruhig mal rein, wenn ihr neugierig seid auf neue Sandsteinboulder.
Topos fürs Bouldern in Schneeberg und Modrin

Der Kletterführer „Bouldertopo Modrin/Snezník“ beschreibt die Sektoren bei Modrin und die Westseite des Schneebergs, „Eastside Snezník“ liefert die neuen Sektoren im Osten. Die Übersetzungen ins Deutsche holpern zwar manchmal, dafür gibt es aber zu allen Blöcken Fototopos und GPS-Koordinaten. Beide Bücher sind vor Ort oder im klettern-Shop erhältlich.
Hier lassen sich die Bouldertopos direkt online ordern:
- Bouldertopo für Modrin und Sneznik auf www.klettern-shop.de, Preis 26,50 Euro
- Bouldertopo Sneznik East Side auf www.klettern-shop.de, Preis 12,00 Euro
Info zum Bouldern in Sneznik

Die Blöcke rund um den Schneeberg verteilen sich auf drei Teilgebiete: Modrín, südlich von Snezník gelegen mit 600 Problemen; die Sektoren auf der dem Ort Snezník zugewandten Seite des Schneebergs mit etwa 1000 Problemen; und die neu erschlossenen Sektoren auf der Ostseite des Berges mit nochmal knapp 450 Problemen. Der Kletterstoff geht einem hier also nicht so schnell aus.
Anreise: Entweder von Norden über Dresden auf der A17 Richtung Prag bis zur Ausfahrt Petrovice und auf der Landstraße weiter bis Tisá oder über Prag auf der Autobahn 8 /E55 Richtung Dresden und über Libouchec nach Tisá und weiter nach Snezník.
Modrín: Von Snezník Richtung Jílové und nach etwa 2,3 Kilometer in der ersten Linkskurve bei einem Waldweg parken.
Snezník: Im Ort auf dem großen Parkplatz parken. Von hier auf der Straße Richtung Gipfel des Schneebergs und zu den einzelnen Sektoren abzweigen.
Snezník Ost: Der beste Zugang ist von Osten. Man parkt an der Abzweigung Richtung Kristin Hrádek (50.8084747N, 14.1262858E) und folgt von dort dem grün markierten Pfad etwa 20 Minuten bergauf. Bevor es richtig steil wird, geht‘s nach einem markanten Block links ab zum Sektor Enter.
Wer den östlichen Sektor von Snezník aus erreichen will, darf etwas weiter wandern: vom Ort über den Gipfel und am Aussichtsturm vorbei und noch 10 Minuten weiter Richtung Decin, bis über einen Pfad und Stufen zum Sektor abgestiegen werden kann.
Unterkunft, Verpflegung: Campingplätze gibt es in Ostrov (Pod Císarem, www.podcisarem.cz) und Tisá (Camp Spartak Tisá, www.tisa.cz), Pensionen in Tisá und Snezník. Das Refugio in Tisá (neben der Kirche) bietet ein etwas gehobeneres Niveau und zugleich einen Klettershop (www.refugio.cz).
Einen Geldautomaten gibt es nur in Jílové, einen Lebensmitteladen und eine Tankstelle in Tisá. Der nächste Supermarkt befindet sich in Decin.
Beste Jahreszeit: Frühjahr und Herbst. Liegt wenig Schnee, kann man rund um den Schneeberg auch im Winter gut bouldern.
Kletterführer: Alle weiteren Infos findet ihr in den zwei hervorragend gemachten Führern, siehe oben.
Naturschutz: Zu guter Letzt noch der leider immer wieder nötige Hinweis auf die Benimmregeln. Ihr klettert in einem Naturschutzgebiet, deswegen gilt: absolutes Feuerverbot, zeitliche Sperrungen beachten, keinen Müll zurück lassen, keine Griffe und Tritte schlagen, parken nur auf Parkplätzen, kein wildes Campieren, Lärm vermeiden, Magnesiaspuren und Tickmarks wieder entfernen.
Weitere Infos gibt es im Web unter www.czechbouldering.com.
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