Lage und Charakter der Azoren
Ein mystischer Nebel hängt in der Luft, von den Klippen stürzen Wasserfälle ins Meer und Vulkane sammeln das Wasser in ihren Kraterseen. Wasser ist allgegenwärtig auf den Azoren – und bewirkt das allgegenwärtige Grün der Pflanzen. Ausblicke auf diese natürlichen Sehenswürdigkeiten und Naturwunder sind oft nur beim Wandern möglich.
Die Azoren sind eine autonome Region Portugals und umfassen neun größere und mehrere kleine Inseln inmitten des Atlantischen Ozeans. Aufgeteilt werden sie in die Gruppen: Östliche Inseln (Grupo Oriental), Zentralgruppe (Grupo Central) und Westliche Inseln (Grupo Ocidental). Hauptstadt ist Ponta Delgada auf der größten Inseln Sao Miguel mit fast 70.000 Einwohnern. Insgesamt leben etwas mehr als 236.000 Menschen auf den Inseln (Stand 2021), also rund so viele wie in Freiburg im Breisgau. Mit einer Bevölkerungsdichte von 106 Menschen pro Quadratkilometer sind die Azoren ungefähr so dicht bevölkert wie Slowenien.
Als Teil des Mittelatlantischen Rückens, dem längsten Gebirgszug im Atlantik (auch Island ist ein Teil davon), sind die Inseln vulkanischen Ursprungs. Das bezeugen auch die vielen heißen Thermalquellen und Geysire. Beim Blick auf die Karte liegen die Azoren auf der Höhe von Portugal und Spanien fast 1400 Kilometer vom Festland entfernt. Weiter südlich liegen Madeira und die Kanaren auf der Höhe von Marokko. Der warme Golfstrom fließt hier entlang – perfekt für Wale und Delfine, die man hier beobachten kann. Neben dem Whalewatching ist die Region auch für das Azorenhoch bekannt: Ein Hochdruckgebiet, das das Wetter in Mitteleuropa stark beeinflusst.
Wandern auf den 9 Azoren-Inseln
Sandstrände oder Steilküsten, Vulkane oder Blumenfelder – jede Insel der Azoren ist eine eigene Welt, keine ist wie die andere. Ruhe, Abgeschiedenheit und wunderschöne Natur findet man auf allen. Perfekt also für Naturliebhaber und Outdoor-Sportler; sie können über Pfade wandeln, auf denen früher die Einheimischen ihre Waren transportierten und ihr Vieh trieben, Aussichten genießen und Naturwunder erleben. Wir stellen die neun Inseln vor, von groß nach klein (gemessen an der Einwohnerzahl) und liefern euch einige Must-sees und Tourentipps:

Atemberaubender Ausblick auf die Sete Cidades auf Sao Miguel.
Sao Miguel
Die Meisten betreten in ihrem Azoren-Urlaub als erstes die Insel Sao Miguel. Sie ist die Hauptinsel der Azoren mit der Hauptstadt Ponta Delgada und gehört zu den Östlichen Inseln. Hier befindet sich die einzige europäische Teeanbauplantage und auch Ananas wird hier geerntet. Besonders malerisch ist die Insel Ilhéu de Vila Franca do Campo im Süden von Sao Miguel. Beliebt sind Wanderungen zu den Kraterseen Lagoa do Fogo (Feuerlagune) und Sete Cidades (Zwillingsseen). Hier wandert man auf den Rändern erloschener Vulkane und blickt in die Tiefe des Kraters und Weite des Ozeans. Am Lagoa das Furnas ist die Hitze des Vulkans noch zu spüren. Der Boden ist so heiß, dass die Einheimischen ihn zum Kochen nutzen. An der Thermalquelle Caldeira Velha und im Naturpool in Mosteiros kann auf Sao Miguel in warmen Wasser gebadet werden. Für Abkühlung sorgen die Wasserfälle Salto do Prego, Salto do Farinha sowie der Parque Gréna.

Terceira
Höhlen, Naturpools, schroffe Küsten und Lavaströme, die in das Meer hinein reichen, lassen die Insel Terceira sehr wild wirken. Sie gehört zu der Zentralgruppe der Azoren. An der nördlichen Küste hat die Lava natürliche Pools geschaffen. Eine Wanderung hier in Biscoitos führt auch an den beeindruckenden Trockensteinmauern der Weingärten vorbei. Wen Kultur interessiert, kann durch das Unesco-Welterbe Angra do Heroismo flanieren. Viele Vulkankrater sind mit Wasser gefüllt, doch in einen Schlot kann man tief hineinsteigen – nämlich in die Höhle Algar do Carvao. Über eingezäunte Wege geht es in die Höhle, die allerdings rund 10 Euro Eintritt kostet.

Der Vulkan Capelinhos schaffte eine neue Landschaft auf Faial.
Faial
Mitten auf der Insel Faial in der Zentralgruppe der Azoren liegt der Krater Caldeira mit einer Höhe von bis zu 1043 m, den man einmal umrunden kann. Besonders bizarr ist die neu geschaffene Landschaft an der Westspitze der Insel: Im Jahr 1957 brach der Vulkan Capelinhos unter dem Meer aus und verband sich mit der Insel. Die Insel ist aber vor allem bekannt für die Hafenstadt Horta. Segler legen hier an, um anschließend nach Amerika überzusetzen. Sowohl bei Einheimischen als auch Touristen beliebt ist die Bucht Praia do Porto Pim mit ihrem feinen, weißen Sandstrand.

Weinanbau am Ponta do Pico, dem höchsten Berg Portugals.
Pico
Der höchste Berg der Azoren, Portugals und des Mittelatlantischen Rückens liegt auf der Insel Pico in der Zentralgruppe der Azoren. Ganze 2351m misst der Ponta do Pico, der Aufstieg ist anstrengend und kostet ca. 25 Euro, aber lohnt sich für die sagenhafte Aussicht. Im Winter kann er mit Steigeisen bestiegen werden. Man kann auch im Krater zelten, dafür ist aber - genauso wie für die Besteigung - eine Reservierung in der Casa da Montanha nötig. Die Insel gilt auch als bester Ort für Whalewatching und der Weinanbau ist Unesco-Welterbe. Auf einer Wanderung entlang der Westküste besichtigt man die Weingärten in den schwarzen Lavafeldern. Besonders schön ist auch der Caminho das Lagoas, der auf dem Bergrücken der Insel an mehreren Seen entlangführt. Eine eigene Wanderung wert ist der Lagoa do Capitao, der von uralten Wacholderbäumen gesäumt wird.

Typiscehe Fajãs auf der Insel Sao Jorge.
Sao Jorge
Ein langer Bergrücken zieht sich über die Insel Sao Jorge, der tolle Ausblicke auf die umliegenden Inseln der Azoren-Zentralgruppe bietet. Wanderungen führen an weidenden Kühen, seltenen Pflanzen und den charakteristischen Fajãs vorbei. Letztere sind steil abfallende Küstenstreifen, die durch einen Erdrutsch oder Lava entstanden sind. Über die höchsten Gipfel führt der Wanderweg PR 4 SJO. Besonders die Aussicht auf den riesigen Ponta do Pico ist gigantisch. Von der Landzunge Rosais kann man wie früher die Walfänger auf das weite Meer schauen und vielleicht auch einen Wal herausluken sehen.

Santa Maria
Flache Wüste auf der Westseite, bergige Wiesen und Wälder auf der Ostseite – die Insel Santa Maria bietet eine vielfältige Landschaft und traumhafte Sandstrände. Sie gehört wie Sao Miguel zu den östlichen Inseln der Azoren. Auf dem längsten Wanderweg der Azoren lässt sich die Insel am besten erkunden. Die 78 Kilometer lange Great Route of Santa Maria dauert rund fünf Tage, umrundet die gesamte Insel und nimmt auch den höchsten Berg der Insel, den Pico Alto auf 587 m Meereshöhe mit. Die Etappen enden meist an urigen Schäferhütten, wildes Zelten ist verboten. Tageswanderungen führen zum beeindruckend roten Sand im Deserto vermelho, der Praia Formosa mit schönem hellen Sand und zu einem Wasserfall inmitten von Lavasäulen am Maloas Beach.

Graciosa
Mit einer Höhe von maximal 405 Metern ist Graciosas die niedrigste Insel der Azoren. Sehenswert ist das Unesco-Biosphärenreservat dennoch. Windmühlen aus dem 19. Jahrhundert sind ein Wahrzeichen der Insel, das Highlight ist der mächtige Kraterkessel Caldeira da Graciosa. Über eine Wendeltreppe steigt man immer tiefer in den ehemaligen Schlot des Vulkans. Ganz unten blubbert der Schwefelsee Furna do Enxofre. Auf der Rundwanderung kommt man auch am Aussichtspunkt Carapacho vorbei, von dem aus die vorgelagerte Insel Ilhéu da Paria zu sehen ist; sie steht als Vogelbrutgebiet unter Schutz.

Flores
Wie der Name schon verrät, ist Flores die Insel der Blumen. Diese wachsen wild auf den schroffen Felsen, an Seen und Wasserfällen. An der westlichsten Gemeinde Europas, in Faja Grande, beginnt der wohl schönste Wanderweg der Azoren, der 15,5 km lange PR 1 FLO. Er windet sich steil die Felswand hinauf, verläuft auf einer Hochebene durch mehrere Bäche bis zum Leuchtturm an der Nordspitze. Der Blick bis nach Corvo und auf die steile Westküste von Flores ist atemberaubend. Hauptstadt der Insel ist Santa Cruz, Faja Grande ist das touristische Zentrum von Flores; sehenswert ist hier ein 100 Meter hoher Wasserfall, der in den Poco do Bacalhau (Stockfischloch) donnert. Der Weg PR 3 FLO führt nicht nur zu diesem Naturschauspiel, sondern auch zu vier der sieben Kraterseen am Morro Alto.

Im Vulkankrater Monto Gordo liegen mehrere Seen.
Corvo
Abgelegen, ruhig und einsam scheint die kleinste bewohnte Insel der Azoren, Corvo, in der westlichen Inselgruppe. Eine ausreichende Infrastruktur ist aber vorhanden für die gut 400 Einwohner und ein paar Touristen. Den ganzen Charme der Insel erleben Wanderer auf dem PR 1 COR, der in Vila do Corvo beginnt. Die Insel besteht eigentlich nur aus dem erloschenen Vulkan Monto Gordo mit seinen malerischen Seen, an dem Kühe grasen. Auf seinem Kraterrand sollte man lieber nicht entlanglaufen, da man bis zur Hüfte einsinken könnte. Sumpfig genug wird es schon auf dem Wanderweg PR 2 COR an den Seen im Kessel, für den man gut bis zu drei Stunden benötigen kann.
Beste Jahreszeit für die Azoren
Prinzipiell sind Wanderungen auf den Azoren in jedem Monat möglich. Ein stabileres Wetter herrscht allerdings im Sommer von Mai bis September. Dafür verspricht der Winter satteres Grün und spektakuläre Wasserfälle. Die Temperaturen liegen durchschnittlich im Sommer bei 25 Grad, im Winter bei 11 Grad Celsius (tagsüber bis zu 17/18 Grad). Der Winter ist also recht mild und ähnelt dem deutschen Herbst. Es kann jedoch auch heftig stürmen und gewittern, öfters mal regnen und auf über 800 Metern schneien. Im Sommer regnet es weniger, die Luft ist trotzdem oft feucht. Generell gibt es auf den westlichen Inseln mehr Wolken als auf den östlichen, dadurch ist das Klima zum Beispiel auf Santa Maria eher mediterran und auf Flores feucht-tropisch.
Wie komme ich auf die Azoren?
Ein Flug von Frankfurt nach Ponta Delgada auf Sao Miguel ist die schnellste Anreise auf die Azoren von Deutschland. Der Direktflug dauert rund fünf Stunden. Von Lissabon in Portugal gibt es auch Flüge nach Santa Maria, Horta auf Fajal, Madalena auf Pico und Lajes auf Terceira. Eine Fährverbindung zwischen dem Festland und den Inseln gibt es nicht. Jede der neun Inseln ist mit dem Flugzeug erreichbar, sie sind aber auch mit Fähren untereinander verbunden.
Öffentliche Busse fahren auf den größeren Inseln Sao Miguel, Terceira und Pico. Für mehr Flexibilität kann man sich einen Mietwagen besorgen, das geht nur nicht auf der kleinen Insel Corvo, wo es nur eine Straße gibt.
Welche Unterkünfte gibt es?
Auf den größten Inseln Sao Miguel, Terceira, Faial, Pico gibt es eine große Auswahl an Unterkünften – von Hotels über einfache Casas bis hin zu Zeltplätzen. Auf Sao Jorge, Santa Maria, Graciosa und Flores ist die Auswahl schon etwas eingeschränkter, aber selbst auf Corvo gibt es zwei Hotels, zwei Apartments und einen Zeltplatz. Bis auf Santa Maria und Flores gibt es überall Campingplätze. Eine besondere Übernachtung erlebt man in den historischen Windmühlen auf Graciosas. Die vier Übernachtungen auf den Hütten der Great Route of Santa Maria kosten 160 Euro (ohne Verpflegung) insgesamt und können auf www.ilhape.com gebucht werden.