Wandern in Tirol - die schönsten Höhenwege

Vis-à-vis der mächtigen Gletscher der Venediger-Gruppe erstreckt sich im südwestlichen Teil des Nationalparks Hohe Tauern der weniger bekannte Lasörling-Bergkamm mit seinem Gipfel – eine Welt aus alten Lärchenwäldern und saftigen Almwiesen, klaren Bergseen und kargen Felsgipfeln. Wanderer durchstreifen sie auf dem vier- bis fünftägigen Höhenweg zwischen Matrei und Ströden, an der Strecke liegen zwölf Schutzhütten und Jausenstationen sowie lohnende Gipfelziele wie der Große Zunig (2776 m) – einer der besten Logenplätze weit und breit.

Der Wilde Kaiser trägt seinen Namen zu Recht: Mit seinen zerklüfteten Steilwänden, die stolz über sanften Almen und dunklen Wäldern thronen, beherrscht er die Landschaft zwischen Kufstein und St. Johann in Tirol mit majestätischer Autorität. Von allen Seiten bewundert man den rund 20 Kilometer langen Gebirgsstock auf der Hüttentour Kaiserkrone, die unterhalb der imposanten Felsmauern komplett herumführt. In der klassischen mittelschweren Version drehen Wanderer die Runde von Going aus und sind fünf Tage lang jeweils fünf bis acht Stunden unterwegs. Doch dank verschiedener Zustiegsmöglichkeiten und Alternativrouten sowie vieler Übernachtungsmöglichkeiten punktet die Tour auch mit großer Flexibilität bei der Routenplanung. So lässt sich etwa die Schlüsselstelle – der versicherte Steig durch das steile "Klamml" – umgehen. Wer der Tour hingegen noch mehr Schärfe verleihen möchte, baut auch noch den Wilden-Kaiser- und den Jubiläumssteig in den Streckenverlauf ein. Fans der ZDF-Serie "Bergdoktor" können die Drehorte am Wilden Kaiser besichtigen – die Episoden werden dort produziert.

Zwischen dem Kaunertal im Westen und dem Pitztal im Osten bilden 39 Dreitausender den wildesten Winkel der Ötztaler Alpen: den scharf geschnittenen Kaunergrat. Die klassische fünftägige Umrundung mit Start/Ziel am Naturparkhaus Kaunergrat führt zu stillen Bergseen, grandiosen Aussichtsplätzen und ganz nah an den Madatschferner heran, setzt aber gute Kondition und Alpinerfahrung voraus: Die erste Etappe dauert neun Stunden, anschließend geht es über schwarz markierte Pfade und hochalpine Steige (Klettersteigset ratsam).

Nur einen Steinwurf entfernt vom quirligen Inntal leitet der Karwendel-Höhenweg durch die idyllischen Hochtäler und in die schroffen Gipfelregionen von Österreichs größtem Naturpark. Sechs Tage brauchen Wanderer für die im Halbrund verlaufende Strecke zwischen Reith bei Seefeld und Scharnitz, dabei sind die Anfangs- und Endetappe rot und die übrigen schwarz eingestuft. Die größte Herausforderung wartet am fünften Tag: Den Aufstieg über den Eisengattergrat zum aussichtsreichen Großen Bettelwurf (2726 m) würzen drahtseilversicherte Passagen sowie leichte Kletterstellen (Grad I) – Ungeübte nehmen besser ein Klettersteigset mit.

Bergwanderer, denen der Sinn nach einem nicht ganz so anspruchsvollen Hüttentrekking steht, treffen mit dem Inntaler Höhenweg die richtige Wahl: Bis auf einen schwarz ausgewiesenen Abschnitt mit leichter Blockkletterei (der aber auch umgangen werden kann) kommt die Route zwischen Innsbruck-Igls und Schwaz ohne nennenswerte Schwierigkeiten aus. Für weiteren Genuss sorgen Landschaftsperlen wie der größte Zirbenbestand Europas und Aussichtskanzeln mit 500-Gipfel-Panorama sowie die leckeren regionalen Gerichte, die in den Hütten am Weg aufgetischt werden. Einen Spaziergang darf man aber nicht erwarten: Die längste der sechs Etappen leitet von der Glungezer Hütte zur Lizumer Hütte und nimmt acht bis neun Stunden in Anspruch. Doch es winkt eine satte Ausbeute: Der weglose, aber markierte Grat, über den es dabei geht, verknüpft gleich sieben Gipfel: die sogenannten "Seven Tuxer Summits", zu denen auch das stolze Rosenjoch (2796 m) gehört – oben steht man an der höchsten Stelle der gesamten Tour.

Rund um das Stubaital bilden 80 Gletscher und 109 Dreitausender eine Hochgebirgskulisse zum Niederknien. Am intensivsten erleben Wanderer sie auf dem Stubaier Höhenweg, der oberhalb der 2000-Meter-Marke auf schwarz klassifizierten Pfaden einmal komplett um den Schluss des Tals herumführt. Für die Gesamtstrecke zwischen der Starkenburger und der Innsbrucker Hütte braucht man inklusive Zu- und Abstieg (optional mit Gondelbahn) acht bis neun Tage, die anspruchsvollsten Etappen verlangen Kondition für gut sieben Gehstunden und bis zu 1200 Höhenmeter. Wer das Unternehmen noch verschärfen möchte, kann mehrere Gipfelabstecher einbauen, dank Verbindungswegen ins Tal von jedem der acht Stützpunkte lässt sich die Tour aber auch problemlos verkürzen. Der eindrucksvollste Abschnitt liegt zwischen der Dresdner und der Bremer Hütte: Hier kommt man dem ewigen Eis besonders nah. Da die Route sehr beliebt ist, sollte man seine Schlafplätze im Vorfeld reservieren.

Blumengesprenkelte Wiesen und rauschende Bäche, schroffe Felsen und funkelnde Gletscher: Bei einer Tour auf dem Berliner Höhenweg (auch: Zillertaler Runde) genießen Wanderer die ganze Landschaftspracht im Herzen des Naturparks Zillertaler Alpen. Die vorbildlich markierte Route zwischen Finkenberg und Mayrhofen dauert acht Tage, dabei warten anspruchsvolle, teils um die neun Stunden lange Etappen. Dem Himmel am nächsten kommt man an Tag fünf: Steil geht es am Drahtseil zum luftigen Südgrat des Schönbichler Horns (3134 m) hinauf, den kurzen Abstecher zum Gipfel wird wohl kaum jemand auslassen.

Die größte und mit der Parseierspitze (3036 m) auch höchste Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen türmt sich im äußersten Westen Tirols auf: die rund 70 Kilometer langen und durchschnittlich etwa 20 Kilometer breiten Lechtaler Alpen. Die touristische Erschließung des steilen, zerklüfteten Gebiets konzentriert sich auf wenige Randzonen, dazwischen finden Wanderer urwüchsige Bergwildnis, ein ziemlich weitmaschiges Wegenetz sowie 13 Berghütten. Sie alle verbindet der Lechtaler Höhenweg, der meist in Höhenlagen zwischen 2000 und 2500 Metern dem Hauptkamm des Massivs folgt. Mehrere Varianten stehen dabei zur Wahl, für die gesamte Begehung braucht man mindestens zehn Tage – und eine gute Alpinerfahrung, denn sämtliche Wege sind schwarz klassifiziert. Landschaftlich grandios, aber besonders knackig: die Strecke zur Augsburger Hütte über den mit vielen Kraxelpassagen gewürzten Spiehlerweg oder über den spektakulären, aber noch anspruchsvolleren Augsburger Höhenweg.

Der Tiroler Höhenweg führt euch in 11-13 Tagen von Mayrhofen im Zillertal bis nach Meran in Südtirol (Italien). Dazwischen liegen 130 Kilometer feinste Berwanderwege von denen 9.000 Höhenmeter im Aufstieg und 10.000 Höhenmeter im Abstieg zu bewältigen sind. Der Weg führt euch dabei vorbei an den Eisriesen der Zillertaler Alpen, den Zacken der Tribulaune und den hohen Wandergipfeln des Passeirer Timmelstals. Der Rother Wanderführer Tiroler Höhenweg beschreibt sämtliche Etappen mit allen wichtigen Infos. Zusätzlich stellt er zahlreiche Varianten und Gipfelbesteigungen - darunter neun 3000er - vor, die Lust auf mehr Bergabenteuer machen!

Durch sieben Gebirgszüge, zu 33 Bergseen und an der Gradötzscharte bis auf 2828 Meter hinauf – der durchgehend markierte Adlerweg quer durch das ganze Bundesland trägt unbestritten die Krone unter Tirols Weitwanderwegen. Wer sich dem Abenteuer einer Gesamtbegehung stellt, braucht über einen Monat Zeit und eine gute Portion Durchhaltevermögen: Auf der nördlichen Hauptroute geht es auf 24 Etappen von St. Johann am Wilden Kaiser bis nach St. Christoph am Arlberg, die neun Etappen der Oststrecke ziehen von Ströden im Virgental zwischen den majestätischen Gipfelriesen der Glockner- und Venediger-Gruppe hindurch. Dabei beträgt die Tagesleistung bis zu 8,5 Gehstunden und 1440 Aufstiegsmeter. Neben einer guten Kondition gehören auch ein sicherer Tritt, Schwindelfreiheit und Bergerfahrung zum Rüstzeug, denn insgesamt zwölf Abschnitte sind als schwierig eingestuft. Angenehm: Entlang des Weges liegen 66 Hütten und Almen, die den Weitwanderer mit Energienachschub und einem Platz für die Nacht versorgen.