Über die Hälfte der Landmasse Griechenlands besteht aus Gebirge, viele Gipfel sind über 2000 Meter hoch. Auf ihnen kann man wandern, Mountainbiken und Ski fahren – teilweise inklusive Blick auf das Meer. Unzählige Wanderwege durchziehen das Land und seine zehn Nationalparks, die vielen Kletterrouten reichen für ein ganzes Leben, in den Schluchten ist Canyoning möglich und auf den Flüssen kann man Kajak fahren und raften.

Bergsteigen auf die höchsten Gipfel
Fast 3000 Meter reicht der Blick vom Olymp bis zum Meer hinunter. Der höchste Berg Griechenlands hat fünf Gipfel, von denen der Mytikas mit 2918m den höchsten darstellt. In der Antike glaubte man, dass hier die zwölf Hauptgötter der griechischen Mythologie leben. Es gibt viele gut markierte Wanderwege und im Sommer bewirtschaftete Hütten.
Der beliebteste Aufstieg beginnt in Litochoro und führt in drei Stunden über die Epineas-Schlucht zur Hütte Spilios Agapitos. Drei weitere Stunden benötigt man zum Gipfel Mytikas mit einiger Kraxelei in bröseligem Gelände, für die man technisch erfahren sein sollte. Da man fast 2000 Höhenmeter bewältigen muss, ist auch eine gute Kondition erforderlich. Besonders, wenn man die Tour an einem Tag schaffen möchte, was nicht zu empfehlen ist, wenn die Hütte geschlossen ist.
Man muss aber nicht unbedingt den Thron des Zeus erklimmen, um wunderschöne Aussichten zu genießen und die einzigartige Flora und Fauna des Nationalparks zu erleben. Auf mittelschweren Tagestouren wandert man durch die Epineas-Schlucht mit ihren Wasserfällen und zu einer Höhle, in der der heilige Dionysios lebte.
Es gibt noch viele weitere hohe Berge in Griechenland, die es zu besteigen lohnt, wie den Gamila im Pindos-Gebirge, den Voras bei Nordmazedonien, den Spathi auf Kreta und den Kali Limni auf Karpathos. Erwähnt sei noch der höchste Berg der Halbinsel Peleponnes, der pyramidenförmige Profitis Ilias im Taygetos-Gebirge. Auf dem 2405m hohen Gipfel kann bis in den Sommer hinein Schnee liegen, ansonsten ist die gut acht Kilometer lange Wanderung nur anstrengend und nicht technisch anspruchsvoll. Vom Gipfel ergibt sich ein Rundumblick bis zum Meer und den Bergen Kretas.

Fernwanderungen durch das Land
Wer gerne etwas länger unterwegs ist, kann auf einem der wunderschönen Fernwege Griechenland erleben – oder auch nur einen Abschnitt angehen. Der bekannteste ist wohl der Europäische Fernwanderweg E4, der von Gibraltar über die Alpen und den Balkan über Griechenland nach Zypern führt. 2000 km des 12.090 km langen Wegs verlaufen in Griechenland. Von Bulgarien kommend verläuft der E4 von Florina und Edessa im Norden über den Olympgipfel Skolio (2911m) und die Peleponnes bis nach Gythio im Süden. Der Weg ist zwar nicht technisch anspruchsvoll, aber teilweise zugewachsen, obwohl die Markierungen ganz gut sind. Man wandelt also noch auf wenig ausgetretenen Pfaden und entdeckt ein ursprüngliches Griechenland mit kleinen Dörfern in wilder Natur.
Anschließend führen 500 Kilometer auf Kreta von Kastelli-Kissamos im Westen nach Kato Zakros im Osten. Der Weg ist anspruchsvoller und manchmal schlecht markiert. Teilweise kann man zwischen einem Berg- und einem Küstenabschnitt wählen. So kann man echte Bergtouren erleben, aber auch auf Asphaltstraßen wandern.
Während der E4 in Griechenland von Nord nach Süd führt, geht es auf dem E6 von Osten nach Westen. Der Weg folgt der 1000km langen Via Egnatia, die von Durres in Albanien nach Istanbul in der Türkei führt. In Griechenland beginnt er wieder in Florina und verläuft über Thessaloniki nach Alexandroupolis, wo der E6 endet. Man wandert über antike Straßen und bekommt Einblicke in die Kultur Griechenlands.
Für beide Fernwanderwege benötigt man rund zwei Wochen. Etwas kürzer sind der Menalon-Trail (75 km) auf den Peleponnes sowie der Nestos-Rodopi-Weg (70,5 km) in Makedonien. Auf beiden kommt man der Natur ganz nahe und trifft auf kleine, abgelegene Dörfer.

Wandern durch Griechenlands Schluchten
Wer hätte gedacht, dass sich die tiefste Schlucht der Welt in Griechenland befindet. Bis zu 1000 m tief schneidet die Vikos-Schlucht das Pindos-Gebirge auf einer Länge von zehn Kilometer ein. Sie ist besonders eng, was sie weltweit einzigartig macht. Den besten Ausblick hat man von den Aussichtspunkten Oxya und Beloi. Eine komplette Wanderung durch die Schlucht von Monodendri bis Vikos dauert rund sieben Stunden und ist mit anstrengenden Auf- und Abstiegen am Anfang und Ende verbunden. Idyllisch wandert man durch geschützte Wälder neben dem Fluss Voidomatis entlang, während die gigantischen Kalksteinwände an den Seiten emporragen.
Der Vikos-Aoos-Nationalpark lädt noch zu vielen weiteren Wanderungen ein. Besonders schön ist ein Besuch der Dörfer Makro und Mikro Papingo mit einer kleinen Klamm, die zum Baden einlädt. Auf dem 80 km langen Zagoria-Trail kann man beide Highlights des Nationalparks miteinander verbinden. Weitere sehenswerte Schluchten sind die Nestos-Schlucht, Ridomo-Schlucht, die Louisos-Schlucht auf den Peleponnes sowie die Schlucht der Schwarzen Höhle in Evrytania. Auf Kreta kann man die drittlängste Schlucht Europas durchwandern. Die Samaria-Schlucht ist 17 km lang und führt aus über 1200 m Höhe bis zum Libyschen Meer. Im Sommer ist sie gut besucht und kostet Eintritt, doch sie bietet eine spektakuläre Landschaft mit teilweise nur vier Meter breiten Durchgängen.
Canyoning in Griechenlands wilden Flüssen
Wenn die Schlucht zur Klamm wird, durch die man nicht mehr trockenen Fußes hindurch laufen kann, müssen Gurt und Seil her. Über Sprünge, Wasserrutschen und Abseilen geht es dann beim Canyoning durch den Fluss. In Griechenlands Schluchten haben vor allem Menschen mit fortgeschrittener Canyoning-Erfahrung Spaß. Mit einem Guide ist man sicher unterwegs.
In der Orlias-Schlucht am Berg Olymp stürzt das Wasser bis zu 20 Meter hinunter. Bis zu 75 Meter hoch sind die Wasserfälle im Kalypso Canyon am Berg Ossa. Auch die Vothonas Gorge ist eher etwas für Erfahrene. Zum Einsteigen sind die Schluchten Viniani und Rakopotamos sowie Kavousi und Tsoutsouros auf Kreta gut geeignet. Fast undurchdringlich ist die Schlucht von Ha auf Kreta. Erst drei Bergsteiger haben die wohl wildeste Schlucht Griechenlands lebend durchquert.

Rafting und Kajakfahren
Wenn der Schnee im Frühjahr schmilzt, füllen sich die Flüsse und Schluchten mit so viel Wasser, dass sie zu Rafting- und Kajaktouren einladen. Durch die atemberaubende Landschaft der Vikos-Schlucht fließt der Voidomatis. Auch Kinder ab fünf Jahren können hier mit im Boot sitzen. Ebenfalls einfach zu befahren ist der Fluss Evinos in Westgriechenland.
Etwas anspruchsvoller ist eine Fahrt auf dem Venetikos in Makedonien mit einzelnen schwierigen Abschnitten. Erfahrene Paddler können den längsten Fluss Griechenlands, den Aliakmonas, sowie den wunderschönen Fluss Arachthos befahren. Hier kommt man an der größten einbogigen Steinbrücke der Welt vorbei.
Buchen kann man die Touren zum Beispiel auf greekadventure.com.

Unterwegs an Griechenlands Seen
Bleiben wir noch etwas in Griechenlands Süßwasser. Trichonida heißt der größte See des Landes. Er ist ein Paradies für Naturliebhaber und Vogelbeobachter. Natürlich kann man hier aber auch schwimmen, Wasserski und Boot fahren. Mit dem Gleitschirm über das riesige Gewässer zu fliegen, ist hier ein besonderes Erlebnis. Der Stausee Plastira ist ein Zentrum für Freizeitaktivitäten. Die hügelige Landschaft drumherum bietet ein großes Netz an Wander- und Fahrradwegen. Flache Radtouren gibt es am See Kerkini. Auf einer gemütlichen Fahrt kann man Wasserbüffel sowie Pelikane und Kormorane beobachten.
Eher wie ein Fjord statt wie ein See wirkt der Kremaston-Stausee. Je nach Wasserstand erheben sich kleine Inseln aus dem blauen Wasser. Am besten kann man diese mit dem Kajak erkunden. Genauso wie die Manolis-Brücke, die teilweise aus dem Wasser herausragt. Bergsteiger können zu den Drachenseen auf über 1000 Meter Höhe in der Nähe der Gipfel Smolikas, Gamila und Grammos aufsteigen.

Kletterparadies Griechenland
Die zahlreichen gut erschlossenen Klettergebiete in Griechenland und den Inseln machen das Land zu einem Anziehungspunkt für Sportkletterer weltweit. Am bekanntesten ist wohl Kalymnos als Mekka des Sportkletterns. Über 4200 Routen von Platten bis Überhänge, von Tufas bis Fingerlöcher, vom 4. bis 9. französischen Grad gibt es hier. Vor allem im Herbst sind die Temperaturen zum Klettern auf der Insel am angenehmsten. Auch auf der größten Insel Griechenlands, Kreta, gibt es über 1000 Sportkletterrouten. Die meisten Routen bieten die Gebiete Kapetaniana und Agiofarango. Am Berg Gigilos gibt es bis zu 1500m lange Trad-Routen und in Chora Sfakion gibt es auch Deep-Water-Soloing-Routen.
Ein Winterklettergebiet, das allmählich immer bekannter wird, ist Leonidio auf der Halbinsel Peleponnes. Mächtige rund 200 Meter hohe Kalksteinwände umgeben die Kleinstadt und bieten über 2300 Sportkletter- und Mehrseilrouten. Dank meist kurzer Zustiege haben sowohl Anfänger als auch Profis hier und in dem nahe gelegenen Städchen Kyparissi ihren Spaß. Erfahrene Kletterer, die auch mit abenteuerlicher Absicherung in Sandstein zurechtkommen, können ihre Challenge in Meteora finden. Auf den bis zu 300 Meter hohen imposanten Säulen thronen 24 Klöster, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählen. An diesen darf man zwar nicht klettern, doch an den über 100 anderen gibt es genug Routen, die man teilweise mit mobilen Sicherungen absichern muss.
Athen ist wohl eine der wenigen Hauptstädte, in deren Nähe es über 2000 gut abgesicherte Sportkletterrouten gibt. Die schönsten und größten sind Parnitha, Penteli und Hymmetus. Etwas weiter entfernt liegt die Insel Euböa, die man über eine Brücke einfach erreicht. Im Städtchen Manikia gibt es rund 350 Kletterrouten an feinstem, aber auch noch scharfkantigem Kalkstein. Boulderer finden hunderte von Blöcken vor allem auf den Inseln Ikaria, Tinos und Kos. Auf dem Festland gibt es in der Nähe von Manikia in Rizoma rund 100 Sandsteinboulder und in Varasova rund 50 Boulder an Kalkstein.

Mountainbiken auf neuen Trails
Ob auf den Inseln, an den Bergen oder auf dem Festland, in ganz Griechenland findet man liebevoll angelegte Bike-Trails von leicht bis sehr anspruchsvoll. In der südöstlichen Ägäis werden mit Hilfe des „Project Aegean Trails“ Strecken angelegt, gepflegt und ausgebaut. Die besten Trail-Netze gibt es auf den Inseln Kos, Leros, Nisyros und Patmos. Um von Insel zu Insel zu kommen, bieten einige Veranstalter kombinierte Boat & Bike-Reisen an. Auf Korfu ist eine 43 km lange Tour im Süden der Insel zum Kanal von Lefkimmi beliebt. Auch Kreta kann man gut mit dem Mountainbike erkunden inklusive toller Ausblicke auf die Buchten.
Auf dem Festland gibt es am Berg Kissavos einige Downhill-Trails. Auch die Strecken am Olymp lassen das Mountainbiker-Herz höher schlagen. Vom kleinen Katis-See startet ein zehn Kilometer langer Trail. Über eine Bergflanke führt er am Dörfchen Panteleimonas bis zum Strand. Im Sommer kann man auch auf 2000 Meter Höhe starten. Und der anspruchsvolle Trochalo-Trail führt an einem kristallklaren Flüsschen entlang nach Litochoro.
Das für seine Klöster bekannte Städtchen Meteora eignet sich gut für Mountainbike-Touren. Aber auch immer mehr Singletrails werden hier ausgebaut, die sich durch die atemberaubende Natur schlängeln. Im Frühjahr findet hier ein 17 beziehungsweise 32 Kilometer langes MTB-Rennen statt.
Nur eine Stunde Autofahrt von der Hauptstadt Athen entfernt, erlebt man am Berg Parnitha eine wilde Landschaft, die sich fabelhaft zum Biken eignet. Rundwege führen durch den Nationalpark und genießt tolle Ausblicke auf das Umland.

Skifahren mit Blick auf das Meer
Griechenlands 18 Skigebiete sind zwar nicht besonders groß, doch viele von ihnen bieten etwas, das es in den Alpen nicht gibt: Den Blick aufs Mittelmeer. Am 2341m über Seehöhe gelegenen Berg Helmos beziehungsweise Aroania schweift der Blick über einige Gipfeln der Peleponnes bis zum Golf von Korinth. Es gibt sieben Lifte und 12 Pisten mit insgesamt 20 km präparierter Piste, aber man kann auch Langlaufen und im Tiefschnee fahren.
Das größte Skigebiet Griechenlands liegt am Berg Parnassos (2455m). Es teilt sich auf in die Ski-Center Kellaria und Fterolakas und bietet insgesamt 34 Pistenkilometer für Anfänger und Fortgeschrittene. Natürlich kann auch im Tiefschnee gefahren werden. Besonders gut soll das im Skigebiet Vasilitsa möglich sein, das ansonsten nur 22km Pisten hat.

Skitouren auf Kreta
Vormittags Skifahren, nachmittags im Meer baden? Nahezu unglaublich wirkt es, dass auf der Sonneninsel Kreta Skifahren möglich sein soll. Doch auf den drei über 2000m hohen Gebirgsmassiven fällt im Winter genug Schnee, um die Skier oder Schneeschuhe anzuschnallen. In den 70er-Jahren wurden zwar Skigebiete gebaut, die allerdings verfallen. So ist man auf eigene Faust unterwegs, wenn man sich ins 2456m hoch gelegene Psiloritis-Massiv, auf den 2453m hohen Pachnes oder den 2148m hohen Spathi begibt. Von den Gipfeln ergeben sich tolle Ausblicke über die Insel, das Kretische und Libysche Meer. Der Schnee bleibt bis zum Frühling liegen, manchmal müssen die Ski streckenweise jedoch getragen werden.