Hoch über dem Schwarzwald

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Leseraktion von outdoor & Schwarzwald
Hoch über dem Schwarzwald

Baden-Württemberg 2023
Zuletzt aktualisiert am 11.07.2023

Martin Hämmerle ist ein bäriger Typ, es leuchtet jedenfalls sofort ein, dass er Urenkel eines der letzten Flößer im Schwarzwald ist. Und auch er hat einen naturnahen Job: Er arbeitet als Schwarzwald-Guide. Wir wandern gemeinsam los, gleich von meiner Unterkunft, dem Stadthotel Engel in Ettlingen. In meinem Rucksack steckt ein üppiges Lunchpaket. Auch wenn wir gestern noch ganz hervorragend im Restaurant Erbprinz gegessen haben – ich werde den Proviant brauchen, denn Martin und ich wollen heute um die 20 Kilometer wandern, auf dem Weg Albtal. Aussichten, eigentlich ein Fernwanderweg von 101 Kilometern. Wir haben uns an diesem strahlenden Maientag die erste Etappe vorgenommen, nach Frauenalb. Sechs Stunden und knapp 600 Höhenmeter trennen uns vom Ziel, aber die Zeit vergeht wie im Flug, denn Martin erweist sich als ein wandelndes und wanderndes Lexikon. Vom Gelände der Landesgartenschau, dem Horbachpark, führt er mich hinauf in die Berge, ein letzter Blic zurück auf die malerische Altstadt von Ettlingen, noch einmal die Sicht aufs ferne Karlsruhe, dann verschwinden wir im Wald und stoßen bald auf eine Reihe eigenartiger Gräben und Hügel, die sich schnurgerade durchs Gelände ziehen. "Die Ettlinger Linie", sagt Martin. Im 18. Jahrhundert errichtet, sollte diese Befestigungsanlage die Franzosen am Vorrücken hindern, aus den Wällen ragten Palisaden aus Holz, davor standen in regelmäßigen Abständen Wachtürme. Das kann man sich mit etwas Fantasie vorstellen.

Im Weiterwandern erklärt Martin mir die Unterschiede zwischen Fichte und Tanne. Die einfache Regel lautet: "Die Fichte sticht, die Tanne nicht", sagt er. Außerdem hängen Fichtenzapfen, während Tannenzapfen stehen. "Und wenn man die jungen Triebe zerreibt, riecht es bei der Fichte nach abgestandenem Badewasser, bei der Tanne aber nach Zitrone", sagt Martin. Die Zeit ist im Mai natürlich günstig, für solche Tests, die Bäume sprießen und schlagen aus, gelb steht der Ginster in Blüte, während die der Kirschen gerade schon zu Ende geht.

Das Beste kommt zum Schluss der Tour

Nach einer kurzen Verschnaufpause gelangen wir bald zum Islandpferdezentrum Wiesenhof. Hoch über dem Albtal leben hier um die 200 dieser sympathischen und zähen Tiere. War es bis jetzt fast immer bergauf gegangen, freue ich mich am Nachmittag dann doch ein wenig, dass es bald nur bergab geht: zu unserem Ziel, der Klosterruine Frauenalb. Ein kleiner Wasserfall zieht noch unsere Aufmerksamkeit auf sich, dann erreichen wir das beeindruckende Gebäude schon – wir bekommen eine exklusive Führung durch das kurz vor 1185 gegründete Kloster. So richtig rund wird der Tag dann abends im Landgasthof König von Preußen in Frauenalb. Bei Schnitzel mit Bechamelsoße, Pilzen und Spätzle merke ich bald eine angenehme Bettschwere. Wie gut, dass noch eine Nacht im Stadthotel Engel zu meinem Wochenende gehört.

24 Fernwanderwege führen durch den Schwarzwald, (www.fernwanderwege-schwarzwald.info). Dazu kommen 50 "Schwarzwälder Genießerpfade" mit Längen zwischen 6 und 18 Kilometern (www.geniesserpfade-schwarzwald.info). Reiseplanung und -begleitung: Tourismusgemeinschaft Albtal Plus e.V.(www-albtal-toursimus.de). Allgemeine Informationen: www.wandern-schwarzwald.info