Bevor der Winter Einzug hält, zündet die Natur ihr schönstes Feuerwerk. Es ist die perfekte Jahreszeit, um die Natur und ihre Farben noch einmal zu genießen und beim Wandern frische Luft zu tanken. Dafür muss man nicht weit weg fahren, um einen unvergesslichen Herbst zu erleben. Ob hohe Berge am Königsee oder im Allgäu, raue Gebirge in der Sächsischen Schweiz, wilde Pfade durch die Eifel oder Ostseeküsten-Wanderungen im Norden. Wir stellen zehn Touren für einen goldenen Herbst in Deutschland vor, die jeden Ausflug in eine kleine Auszeit verwandelt.
Wipfelwandern im Schwarzwald
Deutschlands größtes Mittelgebirge entwickelt vor allem im rheinnahen Norden große Farbenpracht. Etwa im Murgtal, wo der Premium-Wanderweg Murgleiter in die Wälder lockt (110 km, 4800 Hm). Die meisten Orte auf dieser Tour sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar, für eine Dreitagestour bietet sich der Start ab Forbach (Etappe drei) an. Auf dem Stausee der Schwarzenbach-Talsperre macht bei Sonne eine Tret- oder Ruderbootstour Spaß. Wieder auf festem Boden, leitet die wildeste Passage des Weges an der Murg entlang nach Schönmünzach (18 km) und anderntags nach Baiersbronn (24 km). Etappe fünf (22 Kilometer) bringt einen zum Aussichtsplateau Schliffkopf auf 1055 Metern – mit großem Blick über die Wipfel (mit Bus und Bahn zurück nach Forbach in 90 Minuten). Unterwegs lädt der Forellenhof Buhlbach zu fangfrischer Kost. Infos: murgleiter.de

Gipfelgenüsse im Allgäu
Wenn sich der herbstliche Morgennebel am Alpsee bei Immenstadt lichtet, gibt er den Blick frei auf die Nagelfluh-Kette, die sich im Süden mit 16 Gipfeln entlangzieht. Bis in den Oktober lockt dort eine dreitägige Hüttentour, die einen hoch über den See befördert. Sie startet an der Hochgratbahn bei Oberstaufen – 42 Kilometer und 2200 Höhenmeter Allgäu-Panorama vom Feinsten. Über die grün-gewellte Prodelalpe und ein Kammstück geht es erst zum Kemptner Naturfreundehaus, anderntags steht man am Hochgrat am höchsten Punkt (1834 m) und schaut bis zum Bodensee und über die Allgäuer Hochalpen bis zum Alpenhauptkamm. Auf dem Grat wandernd leitet der Weg entlang der Nagelfluhkette zum Staufnerhaus (bis 20.10.), an Tag drei wartet vor dem Hochhäderich ein seilversichertes Stück, dann der Abstieg nach Steibis. Zurück im Gästebus. Infos: allgaeu.de

Kleine Reibn am Königssee ganz groß
Hoch über dem Ostufer des Königssees verläuft sie, die Kleine Reibn. Ihr Name bedeutet zwar kleine Runde, aber mit achteinhalb Stunden und 1260 Höhenmetern hat sie es schon in sich. Dafür genießen Bergfreunde hier mit einiger Sicherheit bis Anfang Oktober ein gigantisches Panorama, oft auch länger. Die Sicht reicht über die Berchtesgadener Spitzen bis zum Hochkönig, der Watzmann gibt Einblicke in seine 1800 Meter hohe Ostwand, und der Königssee sieht von hier oben einfach am schönsten aus. Unterwegs lockt ganzjährig das Carl-von-Stahl-Haus (1736 m) zur Einkehr, und wenn das Wetter es erlaubt, lässt sich die Tour ab dem Parkplatz Hinterbrand über die Gipfel des Kehlstein (1879 m), des Hohen Göll (2522 m) und Hohen Brett (2340 m) zu einer zünftigen Zweitagesrunde ausbauen. Wahrscheinlich laufen einem auch einige Steinböcke über den Weg. Infos: berchtesgaden.de

Unterwegs im "Tal der roten Traube"
Auch wenn der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe von 2021 noch lange andauern wird: Die beste Zeit, um das Ahrtal zu besuchen, ist jetzt. Denn zum einen freuen sich die Winzer, Einzelhändler, Gastronomie- und Übernachtungsbetriebe auf die Rückkehr ihrer Gäste, zum anderen sind zahlreiche traumhafte Wanderwege wieder durchgehend begehbar. Die Krone gebührt dem Ahrsteig (7 Etappen, 106 km, 3300 Hm) von Blankenheim nach Sinzig, dabei geht es mal durch stille Wälder und Wiesen, mal vorbei an schroffen Felsen und mediterran anmutenden Weinbergen. Aktuelle Infos: ahrsteig.de

Felsen-Feste im Elbsandsteingebirge
"Der Herbst steht auf der Leiter ..." – das Gedicht von Peter Hacks über den pinselnden Herbst passt perfekt zu den beiden letzten der acht Etappen des Malerwegs in der Sächsischen Schweiz: Vom Pfaffenstein oder Rauenstein öffnen sich beeindruckende Blicke über Felsnadeln und bunte Wälder – im Berggasthof Pfaffenstein sogar bei Champignonragout oder Walnussbrownies. Die beiden Etappen bis und ab Weißig dauern gute sechs und etwa fünf Stunden (16 und 14 km), ab Königstein kann man auch zu Einzeltouren ins Umland starten – etwa über Pfaffenstein, Quirl und Festung Königstein (13 km). Infos: saechsische-schweiz.de

Ostseeküsten-Wanderweg Im Gespensterwald
In Nienhagen bei Rostock treffen sich Wald, Sand, Sonne und Meer. Nach der Badesaison entfaltet die Küste einen ganz eigenen, ruhigen Herbstzauber, den man 400 Kilometer lang auf dem Ostseeküsten-Wanderweg erleben kann. Besonders schön ist der Abschnitt ab Nienhagen in die Rostocker Heide (25 km) oder weiter zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft (50 km). Tipp: im "Gespensterwald" im Nienhäger Holz starten. Durch den salzigen Wind wächst dort nur wenig zwischen den Bäumen, so entsteht eine mystisch anmutende Atmosphäre. Infos: auf-nach-mv.de

Wilde Pfade durch die Eifel
Wer der Wildnis beim Wachsen zusehen will, ist hier genau richtig: Im Nationalpark Eifel, noch im Entwicklungsstadium, werden ehemals kultivierte Wälder sich selbst überlassen. Der Wildnis-Trail quert auf vier Etappen (85 km, 1780 Hm) von Süd nach Nord große Eichen- und Kastanienwälder sowie Seengebiete. Im Herbst, wenn die Kastanien reif sind, spielt die Gegend ihren besonderen Charme aus. Als Abkürzung bietet es sich an, vom Nationalparkzentrum mit Nacht in Heimbach bis Nideggen zu wandern (Etappen drei und vier, 40 km). Infos: nationalpark-eifel.de

Rhön: Im Herzen Deutschlands
Über Bayern, Hessen und Thüringen erstreckt sich der Fernwanderweg Hochrhöner (drei Varianten, längste: 136 Kilometer, 3635 Hm). Vor allem die Südetappen sind im Herbst ein Wanderschmaus: Ab Stralsbach entführt die zweite Etappe (26 km) in knorrige Buchenwälder, von den Vulkankegeln der Schwarzen Berge bieten sich weite Blicke über die hügeligen Wälder, und der Kreuzberg als "heiliger Berg der Franken" lockt mit Klostergastronomie. Auf Etappe drei (15 km) bestimmen Moorgebiete und der Indian Summer um die Wasserkuppe das Bild. Infos: alle Etappen unter rhoen.info

Mit Lamas durch den Odenwald
Sie heißen Manitu, Diva oder Carlos, bezirzen mit ihren neugierigen Kulleraugen und begleiten Tierfans auf Streifzügen durch den Odenwald: die Lamas, die auf dem Hof von Karin und Bernhard Schmitt in Wald- Michelbach leben. Touren mit den flauschigen Neuweltkamelen werden individuell vereinbart und dauern mindestens zwei Stunden, zu den empfohlenen Strecken gehören die Nibelungen-Wanderung durch das Ulfenbachtal zum Siegfriedsbrunnen, die Panorama-Wanderung über die Tromm (577 m) und die Kreidacher Höhe (423 m) sowie die Walburgis-Wanderung zur höchstgelegenen Kapelle (470 m) des Odenwalds. Infos und Anfragen: odenwald-lamas.de

Herbststimmung in der Lüneburger Heide
Zugegeben: In die Lüneburger Heide zieht es die meisten von Mitte August bis Mitte September, wenn die Heidelbeeren reif sind und die Besenheide violett leuchtet. Doch auch danach spielt die einzigartige Landschaft ihre Reize aus: Immergrüner Wacholder, knallrote Pilze und bunte Laubwälder setzen dann die Farbkontraste. Am längsten genießt man sie auf dem Heidschnuckenweg (13 Tage, 223 km, 2248 Hm) zwischen Hamburg-Fischbek und Celle. Wer Tagestouren bevorzugt, wählt etwa aus den zwölf Heideschleifen, zu den besten gehört die Wanderung (15 km, 4 Std., 140 Hm) zum »Gipfelkönig« Wilseder Berg (149 m). Infos: heidschnuckenweg.de
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