Ein schlechter oder falsch gewählter Rucksack kann den einem den Trekkingtrip verderben. Gute Trekkingrucksäcke meistern mit ihren gestählten Tragesystemen auch schwere Lasten, dicke Polster versprechen Komfort. Und mit 60 bis 100 Liter Inhalt bieten sie genügend Stauraum für das gesamte Gepäck. Wirklich? Das klärt der outdoor-Test von neun neuen Modellen von 185 bis 300 Euro.
Auf den Testtouren im Donautal und auf der Schwäbischen Alb mit bis zu 45 Kilo Beladung müssen die Testkandidaten zeigen, wie komfortabel sie sich tragen, welche Lasten mit ihnen noch angenehm sind und wie effektiv die Lastübertragung funktioniert: Denn im Idealfall hängt das Gewicht nicht an den Schultern, sondern sitzt größtenteils auf dem hinteren Beckenkamm und im Lendenbereich, ein kleiner Teil am Rücken. Der vordere Hüftknochen eignet sich dagegen weniger gut: Er liegt weit außerhalb des Körperschwerpunkts. Stützt sich die Last vor allem dort ab, muss die Muskulatur mehr Ausgleichsarbeit leisten als bei einer Lastübertragung auf Höhe der Körperachse – und das kostet Kraft.
Schnell zeigt sich: Die Rucksäcke kommen sehr unterschiedlich mit Lasten klar. Während drei Modelle schon jenseits von 22 Kilo an ihre Komfortgrenzen stoßen, tragen sich zwei Rucksäcke mit über 30 Kilo noch angenehm, der Lastesel knackt sogar die 40-Kilo-Marke.
Die im outdoor-Test ermittelte maximale Zuladung definiert den idealen Einsatzbereich der Testkandidaten. 22 Kilo Zuladung reichen meist für Treks bis zu einer Woche völlig aus. Wer bis zu zehn Tage unterwegs ist, sollte auf eine Mindestzuladung von 25 bis 26 Kilo achten. Noch längere Touren oder Wintertreks wiederum verlangen einen der drei Schwertransporter von Gregory, Lundhags oder Bach. Das gilt auch für Komforttrekker, die von allem ein bisschen mehr mitnehmen – ein geräumiges Zelt, einen wärmeren Schlafsack und eine extra dicke Isomatte.
Es kommt aber nicht nur auf eine maximale Lastübertragung an. Ein guter Rucksack sitzt im besten Fall wie festgeklebt am Rücken, dann behält man auch auf steilen Wegen das Gleichgewicht. Aber auch in der Ebene spart man Kraft, wenn der Rucksack nicht bei jedem Schritt unkontrolliert wackelt. Trotz des rückennahen Sitzes sollte das Tragesystem die Körperbewegungen aber nur wenig einschränken – sonst geht Kraft verloren, weil man bei jedem Schritt gegen den Rucksack ankämpft.
Auch eine gute Belüftung steigert die Leistungsfähigkeit: Je effektiver Feuchtigkeit verdunsten kann, desto weniger Energie verbraucht der Körper. In diesen Punkten zeigt vor allem das Osprey-Modell eine top Leistung, aber auch die anderen Testrucksäcke schneiden hier meist sehr ordentlich ab.
Im Ausstattungs- und Bedienungscheck zeigt kaum ein Modell echte Schwächen. Alle Testrucksäcke besitzen die wichtigen Details (s. nächste Seite), Seitentaschen oder ein Frontzugang zum Hauptfach sind Geschmackssache – von ihnen sollte die Kaufentscheidung nicht abhängen. Da zählt einzig und allein der Tragekomfort. Weil jedoch selbst das variabelste Tragesystem nicht an jedem Rücken perfekt sitzt, hat outdoor zu jedem Testmodell ein Passformprofil erstellt: Ihm entnehmen Sie, welchen Staturen der Rucksack passt.
Lobenswert: Hersteller wie zum Beispiel Osprey, Bach oder Gregory bieten verschiedene Rückenlängen und Gurte, um eine ideale Passform zu gewährleisten. Ergänzend sollten Sie die in Frage kommenden Rucksäcke aber stets im Laden ausprobieren (s. nächste Seite).
Fazit: In einem insgesamt guten Testfeld sind vier Modelle besonders zu empfehlen. Der Argon von Osprey empfiehlt sich für bis zu zehn Tage lange Treks: Er trägt sich nicht nur komfortabel, sondern bietet neben einer effektiven Lastübertragung auch eine top Kontrolle, recht hohe Flexibilität und eine sehr gute Belüftung. Komforttrekker, die mehr Gewichtsreserven brauchen, greifen zum V8 von Lundhags.
Für mehrwöchige Wildnistreks oder Wintertouren kommen im Testfeld vor allem zwei Modelle in Frage: Bach und Gregory. Beide bieten nicht nur genügend Lastreserven, sondern mit um die 100 Liter Volumen auch Platz en masse. Trotzdem unterscheiden sie sich voneinander: Der Gregory Palisade punktet mit einer überragenden Lastübertragung, während der Bach Capacity die noch bessere Lastkontrolle bietet – ideal für Skiwanderungen, wenn man mit großem Gepäck abfahren muss. Mit welchem gehen Sie auf Tour?
Die Gewichtung der Bewertungskriterien ist folgende: Tragekomfort: 60 Prozent; Ausstattung: 15 Prozent; Bedienung: 10 Prozent; Volumen/Gewicht: 5 Prozent; Qualität: 10 Prozent.
Noch mehr Outdoor-Ausrüstung im Test:
Die Trekkingrucksäcke in diesem Test
Trekkingrucksäcke – Ausstattungs-Check und Kaufberatung
Hier finden Sie heraus, welcher Rucksack Ihnen wirklich passt:
Nur ein Rucksack, der wie angegossen sitzt, ist ein guter Rucksack. Deshalb sollten Sie jeden Rucksack vor dem Kauf im Outdoor-Laden ausprobieren. outdoor verrät, worauf es beim Probetragen ankommt.
Überprüfen Sie beim unbeladenen Rucksack Hüftgurt und Rückenlänge: Platzieren Sie dazu den Hüftgurt so, dass sich das obere Viertel über die Oberkante des Beckens legt. Fest anziehen. Zwischen den Polstern sollte zwei Handbreit Platz sein; stoßen sie (fast) zusammen, ist der Gurt zu lang.
Die richtige Rückenlänge wird mit den Lastkontrollriemen ermittelt: Diese sollten vom Schlüsselbein zum Rucksack ansteigen (Winkel 50 Grad). Wenn beides passt, beladen Sie den Rucksack (Gewicht: s. u.) – zuvor aber alle Kompressionsriemen lösen. Stopfen Sie das Bodenfach mit einem Schlafsack prall aus. Der Ballast (Kataloge, Sandsäcke etc.) wird in Rückennähe gepackt. Leichtes Packmaterial (Schlafsack, Folie etc) vor dem Ballast stabilisiert diesen.
Die Kompressionsriemen anziehen und den Rucksack aufsetzen. Der Hüftgurt sollte überall satt anliegen, die Schultern müssen sich entlasten lassen. Außerdem dürfen die Schultergurte weder drücken noch scheuern – notfalls mit der Höhenverstellung (Teil des Tragesystems) spielen: Sie verändert die Passform. Trägt sich ein Rucksack nach 30 Minuten noch angenehm, können Sie ihn getrost kaufen.

Ausstattungs-Checkliste

Diese Features finden Sie an den meisten Testmodellen – Und so nutzen sie diese richtig:
1. Deckelfach: Das höhenverstellbare Deckelfach ist ideal, um das Zelt darunterzuklemmen. Bei vielen Modellen lässt sich außerdem das Hauptfach mittels eines Auszugs erweitern, wenn der Platz doch einmal knapp wird.
2. Bodenfach: Fast jeder Rucksack besitzt ein Bodenfach. Am besten trägt sich ein Rucksack aber, wenn man die Unterteilung zwischen Haupt- und Bodenfach öffnet und den Rucksack von oben belädt. Dabei das Bodenfach mit dem Schlafsack und der Ersatzbekleidung prall ausstopfen. Kleidung, die man tagsüber braucht, kommt oben ins Hauptfach.
3. Seitentaschen: Für Ordnungshüter ein Quell der Freude. Wichtiger sind allerdings große (Netz-)Seitentaschen seitlich am Bodenfach: Sie sind die idealen Trinkflaschenhalter, weil man auch bei aufgesetztem Rucksack hinkommt.
4. Kompressionsriemen: Sie bringen den Inhalt näher an den Rücken – vor allem wenn die Essensvorräte schrumpfen und Luft im Rucksack ist. Kompressionsriemen immer anziehen!
5. Trinkblasenhalter: Dieser gehört mittlerweile bei allen Rucksäcken zur Standardausstattung. Im Hauptfach oder Deckel gibt es eine Fixierung für die Trinkblase und eine Öfffnung für den Schlauch.
Trekkingrucksäcke – Die Topmodelle der letzten Saison
Grund genug, sich auch diese Top-Modelle genauer anzuschauen.
1. Deuter Air Contact Pro 65 + 15 SL: Frauen oder zierliche Männer, die regelmäßig mehr als 22 Kilo schleppen, sollten das Deuter Top-Modell in Betracht ziehen. Der Air Contact Pro (Volumen: 82 l + 19 l Auszug; Gewicht: 2920 g) punktet selbst bei Lasten bis 35 Kilo mit viel Komfort und hoher Lastkontrolle. Außerdem bietet der bewegliche Hüftgurt eine gute Flexibilität. Das Volumen-Gewichts-Verhältnis liegt voll im grünen Bereich – trotz der Verwendung schwerer, robuster Materialien. Die problemlose Bedineung und eine reichhaltige, funktionelle Ausstattung machen ebenfalls Laune: Es gibt große Seitentaschen, ein Frontfach samt Frontzugriff, effektive Kompressionsmöglichkeiten und eine Regenhülle – unterm Strich ein feiner Schwerlastrucksack. Preis: 230 Euro.


2. Osprey Aether 75:
Der Aether 75 (76 l, 2120 g) und die Damenversion Ariel 65 (71 l, 2120 g) gehören zu den Bestsellern im Osprey-Programm. Zu Recht, denn beide tragen sich nicht nur angenehm, sondern bieten eine sehr gute Belüftung, eine hohe Lastkontrolle und ein top Volumen-Gewichts-Verhältnis. 22 Kilo ideale Zuladung reichen für Trekkingtouren bis zu einer Woche. Weiteres Plus: das überragende Kompressionssystem. Selbst gegen Ende der Tour, wenn fast alle Vorräte verbraucht sind und Leere im Rucksack herrscht, lässt sich der Inhalt optimal fixieren. Auch der Preis überzeugt. Mit 200 Euro zählen beide zu den günstigsten Empfehlungen.

3. Gregory Deva 60:
Genial, der beweglich gelagerte Hüftgurt des Gregory Damenmodells Deva 60 (55 l + 5 l Volumen, 2450 g) passt sich jedes Mal beim Schließen des Gurts perfekt an. Das garantiert die bestmögliche Passform und maximalen Komfort. Kein Wunder also, dass sich der Deva bis 22 Kilo Zuladung traumhaft trägt – zumal er schön flexibel ist und sich die Last sehr gut kontrollieren lässt. Auch die reichhaltige Ausstattung kommt bei vielen Frauen gut an: Es gibt beispielsweise Seitentaschen und eine Fronttasche inklusive einem kleinen U-förmigen Frontzugriff zum Hauptfach. Fazit: Damenrucksack für Treks bis zu einer Woche mit top Trageeigenschaften. Preis: 220 Euro.

4. Tatonka Bison 75:
Mit kaum einem anderen Rucksack lassen sich Lasten um die 30 Kilo so effektiv transportieren wie mit dem Gewinner des outdoor-Editor‘s-Choice- Award 2007. Denn kein anderes Tragesystem überträgt das Gewicht so effektiv auf den hinteren Beckenkamm! Außerdem bietet der Bison eine perfekte, superdirekte Lastkontrolle und im Oberkörperbereich enorm viel Flex. Auch die Ausstattung lässt keine Wünsche offen, der Preis fällt in Anbetracht der überragenden Trageeigenschaften mit schweren Lasten moderat aus: 230 Euro. Der Bison wiegt 3560 Gramm und hat 85 Liter Volumen (Erweiterung: 15 l). Wem des Herrenmodell zu wuchtig ist, sollte den Tana 75 (86 l + 13 l; 3360 g) probieren – eigentlich die Damenversion des Bison, die vielen Männern aber perfekt passt.
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