Hinweis: Einen tagesaktuellen Preisvergleich zu den hier getesteten Rucksäcken finden Sie unten auf dieser Seite.
Trekkingtouren haben ihren ganz besonderen Reiz: Man dringt in Landstriche vor, die Tageswanderern für immer verschlossen bleiben, kehrt der Zivilisation tagelang den Rücken und erlebt das draußensein intensiver als sonst. Man kann jeden Tag Strecke machen oder an einem besonders schönen Platz mehrere Nächte verweilen.
Und selbst das Essen schmeckt unter freiem Himmel besser als zu Hause. Eine der größten Herausforderungen bei Trekkingtouren besteht im Transport der Ausrüstung: Kleidung für unterschiedliche Witterung, Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kocher, Töpfe und die Verpflegung für mehrere Tage oder Wochen türmen sich zu einem voluminösen und schweren Berg – der verstaut und möglichst komfortabel transportiert werden sollte.
Gute Trekkingrucksäcke meistern diese Aufgabe. 16 Trekkingrucksäcke von 200 bis 270 Euro hat outdoor 2014 getestet, je acht für Damen und für Herren. Die kleinsten Trekkingrucksäcke im Test besitzen um die 60 Liter Volumen – genug für Treks bis zu einer Woche, die größten Trekkingrucksäcke schlucken immerhin rund 90 Liter. Das reicht für Selbstversorgertouren bis zu zwei Wochen.
Alle 16 Trekkingrucksäcke besitzen aufwendige Tragesysteme, die verhindern sollen, dass der Rucksack wie ein nasser Sack an den Schultern hängt. Dass die Hersteller dabei unterschiedliche Philosophien verfolgen, zeigt sich auf der Mehrtagestour im Pfälzer Wald. Beladen mit mindestens 18 bis 20 Kilo, kristallisieren sich schnell die verschiedenen Charaktere der einzelnen Testrucksäcke heraus.
Moderne Trekkingrucksäcke bieten viel
Der Bach Venture lässt durch seinen beweglichen Hüftgurt und den flexiblen, anschmiegsamen Rücken mehr Bewegungsfreiheit als jeder andere Testkandidat. "Klasse, wie unbeschwert ich mich mit dem Bach bewege", lobt Testerin Susanne Wacker. "Mir gefällt, dass die Last am Rücken anliegt und sich dadurch gut kontrollieren lässt", bemerkt ein weiterer Tester.
Diese Lastübertragung funktioniert aber nur, wenn man den Trekkingrucksack mittels der Lastkontrollriemen nah an den Rücken heranholt – was nicht jeder mag. Die getesteten Trekkingrucksäcke von Vaude, Gregory und Lowe Alpine gehören zur Gruppe der semiflexiblen Tragesysteme. Etwas weniger beweglich, übertragen ihre großflächig versteiften Hüftgurte bei Bedarf die gesamte Last auf die Hüfte und den Beckenkamm.
Der Vaude Centauri besitzt in diesem Trekkingrucksack-Trio den am weichsten gepolsterten Hüftgurt, bei sehr schlanken Trägern kann aber die Ober- oder Unterkante in die Rippen oder ins Gesäß drücken. Doch wenn er passt, überzeugt der Vaude Centauri mit sehr guten Trageeigenschaften. "Mein Favorit", verkündet outdoor-Mitarbeiterin Sina Choma bei der Schlussbesprechung.
Die Trekkingrucksäcke von Lowe Alpine und Gregory sind härter gepolstert, was zu schmerzhaften Druckstellen am vorderen Hüftknochen führen kann. Bleibt das aus, zählen beide zur Spitzengruppe im Feld. "Kein anderer Trekkingrucksack trägt sich so gut", lautet das Urteil von outdoor-Reiseredakteurin Kerstin Rotard zum Gregory Cairn 58, während sich Tester Johannes Butscher für den Lowe Alpine Alpamayo stark macht: "Sitzt perfekt und drückt nicht".
Ausstattung und Bedienung der Trekkingrucksäcke
Am wenigsten flexibel sind im Hüftbereich die Trekkingrucksäcke von Tatonka, Deuter, Osprey und The North Face, weil es zwischen Hüftgurt und Rückenplatte kaum Spiel gibt. Auch dieses Prinzip findet im Test Freunde. "Mit den Trekkingrucksäcken von Deuter, Tatonka und Osprey komme ich am besten klar – nur sie bringen bei mir das Gewicht optimal auf die Hüfte. Da verzichte ich gerne auf die Beweglichkeit", erklärt Tester Hansi Rath.
Für outdoor-Ausrüstungsredakteur Boris Gnielka zählt der The North Face Conness zu den bevorzugten Rucksäcken im Feld: "Er bietet eine gute Lastübertragung, die Gurte sind trotz der dünnen Polsterung sehr bequem, die Belüftung ist klasse", so Gnielka.
Auch die Ausstattung und die Bedienung der Testkandidaten stehen während der Testtour auf dem Prüfstand. Fast alle Trekkingrucksäcke besitzen ein Haupt- und Bodenfach (Zweikammerpacksack), wobei das Hauptfach eine zusätzliche Frontöffnung besitzt. Die Öffnung sollte möglichst so groß sein, dass sich der Trekkingrucksack auch liegend beladen lässt – sonst ist sie unnötig. Der Trekkingrucksack Lowe Alpine Alpamayo verzichtet dagegen auf das Bodenfach, dafür lässt sich die komplette Front wie ein Koffer öffnen – eine sehr praktikable Lösung, wenn man den Trekkingrucksack im beengten Zelt packen muss.
Gregory wiederum unterteilt den Packsack in ein Haupt- und Frontfach. "Eine sinnvolle Aufteilung: Das schwere Trekkinggepäck kommt nah an den Rücken, was man tagsüber braucht ins vordere Fach", erklärt Boris Gnielka. Als die Tester beim ersten Regenguss die bei zwölf Trekkingrucksäcken mitgelieferten Regenhüllen überwerfen, zeigt sich: Sechs davon sind für die vollbepackten Rucksäcke zu knapp bemessen. "Dann lieber keine Regenhülle beilegen und den Trekkingrucksack etwas günstiger anbieten. Das gesparte Geld inverstiert man in einen wasserdichten Rucksackliner – der bietet den besten Nässeschutz", so Gnielka.
Außerdem stört bei den Trekkingrucksäcken von Osprey die fehlende Kopffreiheit. "Ich kann überhaupt nicht nach oben schauen – das nervt", sagt Redakteurin Kerstin Rotard. Bei einigen Testrucksäcken lässt sich die Kopffreiheit durch Anziehen der Kompressionsriemen oder durch das Verformen der (Alu-)Streben im Rucksackrücken allerdings anpassen. Ansonsten liegt das Handling der getesteten Trekkingrucksäcke auf einem hohen Niveau.
Einige Riemen und Züge laufen etwas schwergängig, was sich bei den meisten Trekkingrucksäcken aber im Lauf des Tests legt. Die Material- und Verarbeitungsqualität bietet ebenfalls keine Angriffspunkte. Am robustesten ist der Bach Venture: Zähe Materialien, kräftige Zipper mit vernickelten Schiebern und die solide Verarbeitung garantieren eine lange Lebensdauer. Aber auch den Rest der getesteten Trekkingrucksäcke kann man bedenkenlos der harten Beanspruchung von Trekkingtouren aussetzen.
Video: Trekkingrucksacktest im Pfälzerwald
Die getesteten Trekking-Rucksäcke im Detail:
Testfazit & Ergebnisse
Trotzdem sind einige Trekkingrucksäcke besonders zu empfehlen: Der extrem robuste Bach Venture empfiehlt sich für alle, die einen möglichst flexibel und anschmiegsam zu tragenden Rucksack suchen, der die Last aufs Becken, den Rücken und die Schultern verteilt.
Die beiden Trekkingrucksäcke von Gregory – der Gregory Contour/Cairn - schaffen den Spagat aus Beweglichkeit und direkter Lastübertragung auf die Hüfte. Außerdem wiegen sie wenig. Durch ihr verhältnismäßig geringes Volumen empfehlen sie sich aber weniger für wochenlange Treks, sondern für Touren bis zu einer Woche – so wie auch der The North Face Conness, der im Testfeld 2014 die mit Abstand beste Belüftung bietet.
Der Lowe Alpine Alpamayo wiederum verfügt über den größten Stauraum, trotzdem zählt er zu den leichtesten Modellen – eine top Wahl für gepäckintensive Wildnistouren. Eines kann Ihnen der Test aber nicht abnehmen: den Besuch beim Fachhändler. Denn nur wenn man den beladenen Rucksack (18 bis 20 Kilo) gründlich ausprobiert, findet man heraus, ob er wirklich passt. Vor der ersten großen Tour sollten Sie also zuerst zum Händler Ihres Vertrauens pilgern.
Rucksackprofi Frank Wacker rät zum Kauf im Outdoor-Fachhandel

Ausprobieren
Den besten Rucksack gibt es nicht. Sondern nur das Modell, das Ihnen am besten passt und sich für Sie gut anfühlt. Testen Sie unterschiedliche Rucksäcke – nur so entdecken Sie die Unterschiede. Der Fachhandel bietet eine breite Auswahl – und ideale Vergleichsbedingungen.
Einstellungssache
Außerdem muss ein Rucksack richtig angepasst werden: Bei manchen Modellen gibt es unterschiedliche Rückenlängen und Gurte zum Austauschen. Zum Teil lässt sich die Alustrebe im Rücken individuell anpassen. Das alles ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung für top Trageverhalten. Auch hier bringt der gute Fachhandel Vorteile.
Lademeister
Achten Sie beim Probetragen darauf, dass jeder Rucksack gleich gepackt ist – nur dann lassen sich die Modelle wirklich miteinander vergleichen.




