Lawinensicherheit: Tipps zu LVS-Geräten, Schaufeln und Co.
Lawinen: Dieses Equipment kann Leben retten

Das LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät) ist das Herzstück der Lawinenausrüstung. Ebenso unverzichtbar sind Sonde, Schaufel und Co. Wir haben eine Ausrüstungsliste für Freerider und Skitourengeher zusammengestellt.

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Foto: Ortovox

Selbst bei einer zügigen Alarmierung der Bergwacht vergeht nach einem Lawinenabgang in der Regel viel Zeit. Ersthilfe von bereits Anwesenden ist daher für die Verschütteten Lebenswichtig. Da ist die richtige Ausrüstung von besonderer Bedeutung! Zum Glück hat es in den letzten Jahren große technische Fortschritte bei der Ausrüstung gegeben, um die Verschüttetensuche zu erleichtern. Hier zeigen wir Ihnen, was bei jedem Freeride-Ausflug und jeder Skitour mit muss.

LVS-Gerät muss mit

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Colourbox.de
Skitour in Bayern

Ohne LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät), Schaufel und Sonde haben Freerider im Gelände nichts verloren. Da gelten keine Ausreden! Nur mit Hilfe dieser Mindestausstattung ist man in der Lage, sofort bei einer Verschüttetensuche zu helfen oder selbst gefunden zu werden. Denn selbst bei einer zügigen Alarmierung der Bergwacht vergeht in der Regel zu viel Zeit. Bereits nach 10 bis 15 Minuten sinken die Überlebenschancen unter dem Schnee rapide!

Welches LVS-Gerät ist für mich das richtige?

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Ortovox
Ortovox LVS 3+

Einsteiger mit schmalem Budget müssen aufpassen. Denn leider eignen sich die günstigsten Modelle im Angebot der Hersteller nicht immer für Freeride-Novizen. Analog arbeitende Geräte mit nur einer Empfangsantenne erfordern sehr viel Erfahrung bei der Suche. Erst recht, wenn mehrere Personen verschüttet wurden. Deshalb lohnt es sich, in puncto intuitive Bedienung in ein Gerät der nächsthöheren Preisklasse zu investieren. Zwei oder besser drei Antennen, gepaart mit digitaler Funktion, sollten es schon sein. Mit Hilfe von Pfeilen und Entfernungsangaben führen diese Geräte unmissverständlich zum Verschütteten. Weitere Vorteile bieten 3-Antennen-Geräte bei der Feinortung in unmittelbarer Nähe des Verschütteten. Durch die räumliche Abtastung der Sendesignale zeigen diese Geräte dort präzisere Entfernungsangaben an. Selbst Mehrfachverschüttungen sind mit entsprechender Übung zügig lösbar.

Praxistauglichkeit von LVS-Geräten

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ISPO Munich / Pieps
ISPO 2016 Award Winner Pieps Micro

Achten Sie beim Kauf darauf, dass sich das Gerät auch mit Handschuhen gut bedienen lässt. Außerdem sollten Sie überprüfen, ob das Display hell und klar genug ist, damit Sie die Suchanweisungen auch bei schlechtem Wetter gut ablesen können. Wichtig ist auch, dass Sie sich vom Fachmann zeigen lassen, wie man das Gerät korrekt am Körper anlegt. Sonst kann es passieren, dass es in der Lawine losgerissen wird. Machen Sie sich nach dem Kauf ausgiebig mit Ihrem neuen Gerät vertraut. Selbst Profis üben die Suche regelmäßig unter möglichst realen Bedingungen im Gelände. Nur so können Sie sichergehen, in einer Stresssituation richtig und, vor allem, schnell zu handeln.

Zusätzliche Sicherheitsausrüstung

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Hansi Heckmair
Skitour Safety Academy Stubai

Mit dem LVS-Gerät alleine ist es nicht getan. Auch Schaufel und Sonde gehören unbedingt in den Rucksack. Sie kommen zum Einsatz, sobald man die Lage des Verschütteten mit dem LVS-Gerät lokalisiert hat.

1: Schaufel

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Ortovox
Ortovox Kodiak Schneeschaufel

Die Bedeutung der Schaufel wird oft unterschätzt. Denn je nach Verschüttungstiefe müssen beträchtliche Mengen Schnee beiseite geschafft werden, um zum Verschütteten zu gelangen. Achten Sie hier auf Stabilität und Qualität. Geben Sie einem Blatt aus Aluminium im Zweifel den Vorzug, auch wenn man mit einem Kunststoffblatt vielleicht 100 bis 200 g sparen kann. Von großem Vorteil ist eine Hackfunktion, bei der das Blatt im 90-Grad-Winkel am Stiel befestigt werden kann.

2: Sonde

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Pieps
Pieps iProbe One

Auch wenn man die Position des Verschütteten mit den modernen LVS-Geräten sehr präzise bestimmen kann, empfiehlt sich eine finale Lokalisierung mit Hilfe der Sonde, bevor man zu graben anfängt. Denn: Je weniger Schnee man wegschaufeln muss, desto besser und schneller erreicht man den Verschütteten! Eine Lawinensonde sollte mindestens 240 bis 250 cm lang sein. In ihrem Inneren verläuft ein Seil, mit dem die einzelnen Sondensegmente nach dem Komplettieren verspannt werden. Testen Sie beim Kauf die Handhabung des Spannsystems. Besonders leicht sind Sonden aus Karbon, die meist nur um 200 g wiegen.

3: Lawinenairbag

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Ralf Bücheler
Mammut auf der ISPO 2012

Passionierte Freerider können das Verschüttungsrisiko mit einem Lawinenairbag-Rucksack herabsetzen. Das Lawinenairbag-System hat seine Tauglichkeit inzwischen bei zahlreichen dokumentierten Lawinenunfällen unter Beweis gestellt. Die Investition liegt bei rund 700 Euro. Aber Vorsicht – das Tragen eines solchen Airbags ist kein Grund für erhöhte Risikobereitschaft und ersetzt selbstverständlich auch nicht das Tragen eines LVS-Geräts.

4: Rucksack und Helm

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ISPO / Hersteller
Equipment-Neuheiten von der ISPO 2012

Tipp: In einigen Touren- und Freeride-Rucksäcken ist zusätzlich ein Rückenprotektor integriert. Das Volumen richtet sich nach dem Einsatzbereich: Variantenfahrern reichen 10 bis 15 Liter für das nötigste Equipment. Bei Tagestouren braucht man 15 bis 25 Liter, Touren mit Hüttenübernachtung erfordern Rucksäcke bis über 40 Liter. Achten Sie beim Kauf darauf, dass praxisgerechte Außenbefestigungen für Ski, Skistöcke und Eispickel vorhanden sind. Und selbstverständlich darf auch ein Helm beim Freeriden nie fehlen!

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07 / 2023

Erscheinungsdatum 06.06.2023