Tipps: Klettern im Überhang

Dachklettern
Tipps: Klettern im Überhang

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Zuletzt aktualisiert am 08.04.2016
KL Janja Garnbret bouldert im Überhang beim adidas Rockstars Wettkampf
Foto: Ralph Stöhr

Beim Klettern ruht idealerweise das meiste Körpergewicht auf den Füßen. Doch wie funktioniert das im Überhang? Beim Klettern im überhängenden Gelände kommt eine etwas andere Klettertechnik zum Einsatz: Es gilt, sich zwischen den Haltepunkten zu verspannen. Damit wird das Klettern anstrengender.

Um die nötige Power aufzubauen, hilft es, Bouldern zu gehen, und so erstens die nötige Muskulatur zu stärken und zweitens ein Gefühl für das Klettern in überhängenden Wänden aufzubauen. Beim Klettern am Seil fühlt es sich schon einmal seltsam an, die ersten Male im überhängenden Gelände zu klettern – manchmal macht sich gar ein mulmiges Gefühl breit. Dabei ist das Ins-Seil-Fallen im Überhang sogar sicherer als an der geraden Wand, denn die Flugbahn ist frei. Also: Tief Durchatmen und weiterklettern!

Hier geben wir die wichtigsten Tipps, wie das Klettern im Dach und Überhang besser klappt.

Erst planen, dann durchziehen

KL Klettern und Ruhen am langen Arm WAldau Sarah
Ralph Stöhr

Bevor ihr einen Überhang oder ein Dach angeht, solltet ihr es genau anschauen. Am besten schon vorher vom Boden aus, aber spätestens an der letzten Ruheposition vor der überhängenden Passage. Es gilt, die Griff- und Trittabfolge über euch genau zu studieren und zu schauen, von wo Sicherungen geklippt werden können. Dann die Arme noch einmal gut ausschütteln, damit ihr für die anstrengendsten Meter so frisch wie möglich seid, tief durchatmen und dann zügig klettern.

Technik nutzen, locker bleiben

KL Bouldern Klettertechnik Climbmax Sarah
Ralph Stöhr

Je steiler das Gelände, desto anstrengender wird die Kletterei für die Arme und den Oberkörper und desto mehr gilt es, soviel Körpergewicht wie möglich auf die Beine zu bringen. Erstaunlicherweise muss man, wenn man geschickt klettert, nicht mal einen Klimmzug beherrschen, um über im Dach zu klettern. Wobei ein bisschen Kraft natürlich nicht schadet. Techniken wie Trittwechsel, Eindrehen oder Heelhooks übt man am besten im Boulderraum oder der Boulderhalle, ehe man sie in Routen überträgt. Um die Balance im Steilen zu halten, kommt häufig das sogenannte Pendelbein zum Einsatz. Schließlich braucht ihr im Überhang weniger Kraft, wenn ihr am langen Arm klettert und die Arme nur beim Weitergreifen oder Höhertreten anwinkelt. Ruhen, klippen, die nächsten Züge studieren: Das alles erfolgt möglichst am langen Arm hängend.

Hoch das Bein

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Ralph Stöhr

Je steiler die Wand, desto höher wird in der Regel angetreten. Dadurch bringt ihr mehr Druck auf den Fuß, könnt die Arme entlasten und braucht weniger Körperspannung. Wer überstreckt klettert, muss längere "Hebelwege" halten und braucht mehr Muskelkraft.

Dachkanten meistern

KL Patxi Usobiaga Arco Rockmaster 2008
Ralph Stöhr

Die gemeinste Stelle ist oft der Übergang vom Dach ins weniger steile Gelände. Während man im Dach oft noch am langen Arm hangeln kann, muss man an der Dachkante durchblockieren, um die Griffe darüber zu erreichen. Dabei hilft oft geschicktes Eindrehen. Sind die Hände über der Dachkante, gilt es, den Fuß möglichst bald auch dorthin zu befördern und dann das Körpergewicht darauf zu schieben, damit die Arme wieder entlastet werden. Wie Patxi Usobiaga auf dem Bild zeigt, hilft Beweglichkeit.

Effizient klippen

KL Klippen beim Vorstiegsklettern
Ralph Stöhr

Nichts saugt die Arme so schnell und unnötig leer, als in einem Dach lange an einem Griff zu hängen, weil das Seil nicht in die Exe will. Wer im Überhang klettern will, sollte deshalb das zügige Klippen beherrschen.

Hooken

KL Heelhook beim Klettern Klettertechnik Sarah Waldau
Ralph Stöhr

Mit einem Heelhook lässt sich viel Gewicht halten. Es braucht etwas Übung, um für Hooks geeignete Stellen zu finden – diese Mühe ist aber gut investiert, denn ein guter Heelhook kann viel Last von den Armen nehmen. Kanten bieten oft gute Möglichkeiten, einen Hook zu legen; außerdem lohnt es sich gegebenenfalls, an der Hüftbeweglichkeit zu arbeiten.

"Radfahren" im Dach

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Bernardo Gimenez

Während im senkrechten Gelände die Schwerkraft hilft, die Tritte zu belasten, ist es im stark überhängenden Gelände manchmal schwierig, die Füße auf dem Tritt zu halten. Ist der Griff groß genug, lässt sich daran per Druck und Gegendruck hakeln, manchmal auch "radfahren" genannt.

Körperspannung aufbauen

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Ralph Stöhr

Die Schwerkraft zieht im Überhang anders – mit Körperspannung schaffen wir es trotzdem, uns an der Wand zu halten. Zum Verspannen zwischen Griffen und Tritten hilft es, wenn der Rumpf stark ist und die Muskelketten quer durch den Körper trainiert sind. Was hilft? Bauchmuskel-Übungen, Klimmzüge und alles, was die Körperspannung verbessert.