Man muss nicht komplett daran hängen, um damit die Finger aufzuwärmen. Die besten portablen Fingertools im Vergleich und wie ihr sie einsetzt.
Finger fürs Bouldern & Klettern aufwärmen
Rund 50 Züge pro Hand sollen nötig sein, um die Finger ausreichend aufzuwärmen. Das ergibt in Seillängen übersetzt circa vier Routen. Doch vor allem am Fels sind nicht immer vier Routen in den passend ansteigenden Schwierigkeiten vorhanden – und wenn doch, dann passiert es – besonders im Frankenjura – gern mal, dass selbst in einer vermeintlich leichten Route schon relativ garstige Griffe auf meine betagten, empfindlichen Finger warten, mit Zügen, die ich meinen Knochen eigentlich erst dann zumuten möchte, wenn sie bereits aufgewärmt und einsatzbereit sind. Da denke ich klar zielorientiert: Für höhere Grade nehme ich eher Fingerschmerzen in Kauf, die ich für niedrigere Grade als unverhältnismäßig erachte und mir daher lieber spare. Hinzu kommt, dass schlicht die Verletzungsgefahr im "kalten" Zustand größer ist.
Warmup am Hangboard
Wenn meine Finger und Schultern hingegen bereits aufgewärmt sind, bin ich gegenüber unkommoden Griffen und anspruchsvollen Zügen viel entspannter: Warm kann ich viel besser Kraft mobilisieren und meine Finger fühlen sich parat und weniger verletzlich. Mit Warmup am Hangboard klettere ich nur noch ein bis zwei Einklettertouren, starte auf höherem Niveau und nutze sie, um Mindset, Pumpresistenz und Angriffslust zu verbessern. So erspare ich meinen Fingern ungüstige Belastungen im Kaltzustand und nutze meine Kletterzeit effizienter.
Aufwärmen + Training – portable Boards in der Praxis (5 Tipps)

Hängen ist optional
Um mal mit einem Missverständnis aufzuräumen: Um die Finger zu erwärmen, ist es nicht nötig, mit vollem Körpergewicht zu hängen! Und erst recht nicht nötig sind Kunststückchen wie von Alex Megos unten im Bild. Es reicht vollkommen, an Griffen zu ziehen, die Füße am Boden belassend. Beginne mit der größten Griffmöglichkeit, steigere – mit ausreichend Pause – die Intensität und verkürze im Verlauf die Zugdauer. Nutze die Pausen, um mit Kniebeugen und anderen Übungen den Rest der kletterrelevanten Körperteile zu mobilisieren und aufzuwärmen. Je nach gefordertem Griffprofil (Leiste, Fingerlöcher, Zangen) verwende am Board auch die Greifform, die du danach am Fels einsetzen wirst.

Um die Finger zu erwärmen, ist es nicht nötig, mit vollem Körpergewicht zu hängen – aber wer kann, der kann. Alex Megos zeigt, wie die Profis es machen.
Wie ein Hangboard-Warmup funktioniert
Eine Beispiel-Aufwärmrunde am Board oder Block könnte so aussehen: Nach dem Zustieg brauchst du vielleicht nur noch ein paar Hampelmänner, um den Puls etwas auf Trab zu bringen. Dann ziehe einmal 30 Sekunden mit 30 Prozent deiner Kraft an den größten Griffen. Mache ein paar Kniebeugen oder Ausfallschritte. Wiederhole dies noch zwei mal im Wechsel. Ziehe dann für 20 Sekunden mit 50 bis 60 Prozent, mache vielleicht ein paar Schultermobilisationen. Wiederhole das Ganze wieder zwei mal. Ziehe dann für zehn Sekunden an etwas kleineren Griffen. Wiederhole das Set ebenfalls zwei mal. Nutze die Pausen für ein paar Liegestützen schräg an den Fels gelehnt oder deine eigenen bevorzugten Warmup-Moves.
Zum Schluss rekrutieren
Das Wichtigste zum Schluss: Ziehe nun über fünf Sekunden immer stärker an relativ kleinen Griffen, drei mal pro Hand. Wiederhole das Ganze mit zwei Minuten Pause dazwischen so oft, bis die letzten Recruitment Pulls bei 90 bis 100 Prozent deiner Zugkraft enden. Nutze die Pausen, um weitere Übungen zu absolvieren und dir deine erste Route auszusuchen und deinen Gurt anzuziehen. Fertig!

Hangboards und Fingertools: Worauf achten?
Welches Board für welche Person geeignet ist, hängt von persönlichen Vorlieben und dem Kraftlevel ab. Wer stark ist, möchte vielleicht auch mal mit vollem Körpergewicht am Board hängen und Klimmzüge machen. Ist das Kraftlevel nicht so hoch, reicht es aus, wenn das Tool die wichtigsten Griffformen ermöglicht und gut in der Hand liegt. Wir haben 16 aktuelle Boards und Einhand-Tools für euch unter die Lupe genommen.
8 portable Hangboards für eine Hand im Vergleich

Antworks: Antido
Das ebenfalls in Österreich produzierte Antido kommt genauso schlicht wie sein größerer Bruder mit zwei Leistentiefen und einer runden Oberkante als Sloper.
Kleinere Leisten fehlen, durch große Kantenradien ist das Verkleinern der Grifffläche (=Simulieren kleiner Griffe) schwierig
Griffmöglichkeiten: Oberkante / Sloper mit 5 cm Tiefe, Leisten à 30 mm und 22 mm; Geeignet für: Anfänger & Fortgeschrittene; Maße: 190 x 60 x 60 mm; Gewicht: 190 g; Material: Esche; Preis: 39 €

Captain Fingerfood: Pocket Hangboard (Preistipp)
Klein, schlicht und effizient gestaltet sich das Pocket Grifftool, das fair und sozial im Rheinland in Zusammenarbeit mit den Bonner Werkstätten hergestellt wird.
Greifen der Oberkante nur mit Aufhängung zwischen den Fingern möglich, Griffoberfläche durch Multiplexstruktur wenig glatt
Griffmöglichkeiten: Oberkante / Sloper mit 3 cm Tiefe, Leisten à 20 mm und 15 mm; Geeignet für: Anfänger bis Profis; Maße: 110 x 670 x 30 mm; Gewicht: 120 g; Material: Birke Multiplex; Preis: 30 €

Crafty Climbing: Ruby Hangboard
Das Ruby liegt von der Größe zwischen Hangboard und Grifftool. Man kann mit zwei Händen daran hängen, allerdings nur an den Leisten: wegen eines Stegs ist komplettes Herumgreifen an der Oberkante recht schmerzhaft und nicht ergonomisch.
Gute Haptik, gute Kanten-Radien, Wenden nicht nötig, superlange Reepschnur, leicht, beidhändiger Einsatz möglich
Griffmöglichkeiten: Leisten mit 31, 23 und 18 mm; Geeignet für: Fortgeschrittene & Profis; Maße: 220 x 800 x 38 mm; Gewicht: 250 g; Material: Weichholz; Preis: 38 €

Lattice: MX Edge (Empfehlung)
Die MX Edge von Lattice ist in zwei Größen erhältlich: S und L. Für bessere Ergonomie wurden die Leisten zur Mitte hin vertieft, sodass je ein gleich großer Anteil der Fingerkuppe jedes Fingers aufliegen kann.
Saubere Verarbeitung, Hartholz, durchdacht & ergonomisch, einfaches Wenden, angenehme Haptik, gute Kanten-Radien
Griffmöglichkeiten: Leisten mit 20 (einmal leicht incut und einmal eher rund), 15 und 8 mm an der tiefsten Stelle, Zangenvariante; Geeignet für: Anfänger bis Profis; Maße: 168 x 100 x 30 mm; Gewicht: 260 g; Material: Buche; Preis: 67 €

Linebreaker: Cube
Der aus Weichholz gefertigte Linebreaker Cube kommt mit zwei Leisten und zwei Löchern und ist sowohl fürs Warmup als auch fürs Training mit Gewichten ausgelegt. Mit der bereits vorgeknoteten Reepschnur ist er sofort einsatzbereit und erfüllt seinen Zweck.
Kleinere Leiste fehlt
Griffmöglichkeiten: Leisten à 24 mm und 14 mm, Zweifingerloch à 24 mm, Mono à 28 mm, Zangen mit 100 oder 32 mm; Geeignet für: Anfänger & Fortgeschrittene; Maße: 137 x 100 x 35 mm; Gewicht: 220 g; Material: Weichholz; Preis: 35 €

Rustam Climbing: Quad Rock
Der ebenfalls vom Kletterer Rustam Gelmanov geschaffene, relativ massive Quad Rock bietet die wichtigsten Leistengrößen und drei angenehme Zangengrößen.
Für seine Größe relativ schwer und verhältnismäßig teuer
Griffmöglichkeiten: Oberkante mit 39 mm Tiefe, Leisten mit 20, 14, 12, 8, und 6 mm Tiefe, Zangen mit 120, 100 und 40 mm Breite; Geeignet für: Anfänger bis Profis; Maße: 120 x 100 x 40 mm; Gewicht: 300 g; Material: Buche; Preis: 65 €

Tension Climbing: Tension Block (Empfehlung)
Der Tension Block war der erste seiner Art und hat seinen Vorbildcharakter nicht verloren. Durchdacht und ausgefeilt sind die Griffmöglichkeiten an dem Profigerät aus den USA: Alle wichtigen Leistengrößen und einige Zangen ergeben das wohl vielseitigste Grifftool im Testfeld. Ideal für Warmup, Reha und Training.
Saubere Verarbeitung, alle wichtigen Griffarten, durchdachte Aufhängung, einfaches Wenden, gute Kanten-Radien
Griffmöglichkeiten: Leisten à 20, 10 sowie auf der Rückseite 8 und 6 mm, Zweifingerloch und Mono mit 25 mm, Zangenoptionen; Geeignet für: Anfänger bis Profis; Maße: 152 x 115 x 40 mm; Gewicht: 260g; Material: Weichholz; Preis: 65 €

Wataaah: Ronin Travellight
Vom schwäbischen Griffhersteller Wataaah gibt es mit dem Ronin Travellight ein vielseitiges und durchdachtes Trainingstool aus PU, das zu rund 30 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und in Deutschland produziert wird.
Stabile Aufhängung, supereinfaches Wenden, gute Haptik, sehr viele Griffmöglichkeiten, geeignet für Training und Warmup
Relativ groß und schwer; nur im Doppelpack erhältlich
Griffmöglichkeiten: 2 Sloper mit 4 cm Tiefe, Leisten à 30, 20 & 16 mm, Löcher simulierbar; Geeignet für: Anfänger bis Profis; Maße: 185 x 185 x 40 mm; Gewicht: 550 g; Material: Polyurethan; Preis: 85 € (für 2)
8 portable Hangboards für beide Hände im Vergleich

Antworks: Antido double
Das in Österreich produzierte schlichte Antido double kommt mit zwei Leistentiefen und einer runden Oberkante, an der sich Aufleger-Klimmzüge machen lassen.
Obere Rundung erfordert bereits gute Sloperkraft für Klimmzüge
Griffmöglichkeiten: Oberkante / Sloper mit 5cm Tiefe, Leisten à 30 mm und 22 mm; Geeignet für: Fortgeschrittene & Profis; Maße: 480 x 60 x 60 mm; Gewicht: 850 g; Material: Esche; Preis: 80 €

Gimme Kraft: Fingerhakler
Der Fingerhakler von Gimme Kraft! ist aus Weichholz gefertigt und bietet zu den Leisten an der Seite auch einen mittigen goßen Griff.
Wenig Variation der Grifftiefen, kippelig bei Klimmzügen an Oberkante, mitgelieferte Reepschnur passte nicht durch Bohrlöcher
Griffmöglichkeiten: Oberkante à 30mm, Leisten à 23 und 14 mm, Zweifingerlöcher à 23 und 17 mm, Mono à 23 mm; Geeignet für: Anfänger & Fortgeschrittene; Maße: 500 x 99 x 30 mm; Gewicht: 570 g, Material: Pappel; Preis: 70 €

Lattice: Mega Bar
Schlicht, leicht und effizient sowie nahezu komplett rund mit zwei verschiedenen Leisten kommt der Mega Bar aus der britischen Trainingsschmiede Lattice daher.
Um zwischen den zwei Leistengrößen zu wechseln, ist etwas Fädeln nötig
Griffmöglichkeiten: Oberkante / Sloper mit 5 cm Tiefe, Leisten à 18 mm und 10 mm; Geeignet für: Fortgeschrittene & Profi; Maße: 400 x 50 x 50 mm; Gewicht: 400 g; Material: Tulipwood; Preis: 60 €

Metolius: Light Rail
Das Light Rail kommt mit Reepschnuraufhängung plus vier Schrauben zur Festinstallation. Es bietet zwei größere Griffe pro Aufhängungsrichtung und zwei kleinere.
relativ schwer
Griffmöglichkeiten: Angenehm runde Oberkante mit 38 mm zum Herumgreifen, gegenüber Leiste mit 38 mm Tiefe, kleinere Leisten à 18 mm und 13 mm; Geeignet für: Fortgeschrittene & Profis; Maße: 460 x 90 x 45 mm; Gewicht: 780 g; Material: Holz & Metall; Preis: 50 €

PUC Series: Il Domani
Vom Altmeister Patxi Usobiaga entwickelt wurde das Il Domani. Es bietet einen runden Aufleger und zwei Leistengrößen, die sich durch Umschlagen der Reepschnur wechseln lassen.
Kleinere Leiste fehlt; die große Rundung erfordert bereits gute Sloperkraft
Griffmöglichkeiten: Großer, offener Sloper mit 65 mm Tiefe, Leisten à 30 mm und 22 mm; Geeignet für: Anfänger bis Profis; Maße: 350 x 80 x 65 mm; Gewicht: 620 g; Material: Hartholz & Sperrholz; Preis: 65 €

Rustam Climbing: Play Mate (Empfehlung)
Das Playmate wurde vom ehemaligen russischen Wettkampfkletterer Rustam Gelmanov entwickelt. Die gerundete Oberkante eignet sich prima für Klimmzüge, dazu gibt es zwei Leistengrößen.
Saubere Verarbeitung, Hartholz, stabile Aufhängung, gute Haptik, angenehme Kanten-Radien, perfekter Radius der Oberkante für Klimmzüge, alle drei Griffe ohne Wenden nutzbar, gute Leistengrößen für ambitioniert Kletternde
Griffmöglichkeiten: Oberkante / Sloper mit 32 mm Tiefe, Leisten à 20mm und 13 mm; Geeignet für: Anfänger bis Profis; Maße: 400 x 55 x 33 mm; Gewicht: 400 g; Material: Buche; Preis: 65 €

Tension Climbing: Flash Board
Das runde Flashboard vom US-Hersteller Tension bringt in diesem Testfeld die meisten Greifmöglichkeiten mit. An den abgerundeten Seiten lassen sich Klimmzüge machen, mit Wechsel der Aufhängungsrichtung erhält man eine Fülle verschiedener Leistengrößen.
Große runde Greifmöglichkeit wegen der seitlichen Leisten nicht so ergonomisch
Griffmöglichkeiten: Oberkante / Sloper mit 4 cm Tiefe, Leisten à 20, 15, 10, 8 mm und 5 mm, mittige Leisten mit 20 sowie 15 mm; Geeignet für: Fortgeschrittene & Profis; Maße: 435 x 64 x 64 mm; Gewicht: 600 g; Material: Hartholz; Preis: 107 €

Y&Y Climbing: La Baguette
Das Baguette weist die wichtigsten Griffgrößen auf und ist für ein portables Hangboard extrem leicht.
Obere Kante wenig ergonomisch und unbequem für Klimmzüge, durch schmale Aufhängung kippelig beim Ziehen – sowohl aufgehängt als auch am Fuß gespannt sind die Leisten leider nicht austariert
Griffmöglichkeiten: Oberkante mit 4 cm Tiefe, Leisten à 25, 20, und 10 mm, Dreifingerloch oder schmale Leiste mit 15 mm, mittiger Griff mit 30 mm; Geeignet für: Anfänger & Fortgeschrittene; Maße: 465 x 44 x 40 mm; Gewicht: 300 g; Material: Weichholz; Preis: 50 €
Mehr: