Ob du als Kletter-Anfänger deine erste Ausrüstung kaufen willst oder dich erst einmal nur informieren, was zur Grundausstattung beim Klettern gehört: Hier sagen wir, worauf man beim Kletter-Equipment achten sollte, was man zum Anfang wirklich braucht und in welcher Reihenfolge die Anschaffung sinnvoll ist.
Kletterausrüstung, das muss man wissen
Sicherheitsrelevante Kletterausrüstung, die man in Deutschland kaufen kann, muss diverse Prüfungen und Zertifizierungen durchlaufen. Daher sind alle im Fachhandel erhältlichen Teile "sicher" – und sie werden auch nicht sicherer, wenn der Preis über dem Durchschnitt liegt. Beim Ausrüstungskauf ist es sinnvoll, im Fachgeschäft zu kaufen. Hier bekommt man die passende Beratung und kann verschiedene Modelle anprobieren, während man online auch Fake-Ausrüstung auf den Leim gehen kann. Wir raten davon ab, sicherheitsrelevante Ausrüstung gebraucht zu kaufen. Besonders Klettergurt, Kletterseil und Schlingenmaterial sollte man immer neu und nicht gebraucht kaufen, weil die Textilfasern mit dem Alter spröde werden und damit ihre Haltekraft abnimmt.
Grundausstattung Bouldern: Zum Bouldern braucht man erst einmal Kletterschuhe. Ein Beutel Chalk, also Magnesium zum Hände trocken halten, schadet ebenfalls nicht. Auch beim Klettern mit Seil ist dieses Equipment ganz oben auf der Liste, danach kommt ein Gurt, dann Sicherungsgerät und zuletzt das Seil. In der Boulder- oder Kletterhalle lässt sich die Ausrüstung ausleihen, damit kann man erst einmal loslegen.
Kletter- oder Boulderkleidung sollte die volle Bewegungsfreiheit ermöglichen, und dabei nicht so weit sein, dass man mit ihr an Griffen oder Kanten hängenbleiben kann. Auch ein freier Blick auf die eigenen Füße hilft, wenn man die Fußspitze präzise auf einem kleinen Tritt platzieren möchte – also sollte die Hose unten nicht zu lang und weit sein.
Kletterschuhe

Worauf muss man bei Kletter- und Boulderschuhen achten?
Kletterschuhe sind wichtig, um auf kleinen Tritten zu stehen. Dazu sollten sie hauteng sitzen – aber nicht zu unbequem sein. Fußspitze und Ferse sollten fest umschlossen sein. Mit gut passenden Kletter- oder Boulderschuhen bekommt man ein Gefühl für eine gute Fußtechnik. Da verschiedene Firmen mit ihren vielen Modellen unterschiedliche Passformen ("Leisten") verwenden und jeder Fuß anders ist, sollte man sich die Zeit zum Ausprobieren nehmen.
Kletterschuhe gibt es in relativ fest und in eher weich, zum Schnüren und mit Klettverschluss. Sie kosten ungefähr zwischen 80 und 180 Euro. Zum Einstieg empfiehlt sich ein gerades, mittelfestes Modell, das schlüssig am Fuß sitz: eng, aber nicht schmerzhaft. Die meisten Kletterschuhe weiten sich mit dem Einklettern und passen sich dem Fuß besser an. Kletterschuhe mit Vorspannung und Downturn beschreiben die Spannung und Richtung, mit der die Füße im Schuh ausgerichtet werden. Beides macht Schuhe etwas unbequemer und kann daher im schlechtesten Fall die Entwicklung von guter Klettertechnik behindern.
Man könnte meinen, dass ein extremer geschnittener Schuh auch extremeres Klettern oder Bouldern ermöglicht, aber es gibt Menschen, die mit völlig unextremen Standardschuhen spektakulär schwer klettern. Konzentriere dich daher vor allem darauf, ein Modell zu finden, das auch eng getragen wirklich gut auf deinen Fuß passt, nicht schmerzhaft ist und sich beim Klettern gut anfühlt.
Boulderschuhe

Beim Bouldern trägt man prinzipiell die gleichen Schuhe wie beim Klettern. Da beim Bouldern die Tritte schon einmal schlechter sein können als beim Seilklettern, nimmt man Boulderschuhen schon einmal eine halbe bis ganze Nummer enger. Beim Bouldern ist ein Schuh mit Klettverschluss praktischer als ein Modell zum Schnüren, weil man die Schuhe schneller ausziehen kann (was man zwischendurch oft machen sollte).
Richtig Einlesen:
Klettergurt

Wer mit Seil klettern möchte, braucht einen Klettergurt. Manche haben verstellbare Beinschlaufen, was praktisch ist, wenn einem die standardmäßigen Größenverhältnisse von Hüft- zu Beinschlaufen nicht gut passen. Der Gurt sollte gut um den Rumpf (oberhalb der Hüftknochen sitzend) passen, bei den Beinschlaufen ist ideal, wenn man neben dem Bein gerade noch die flache Hand durch die Beinschlaufe hindurchschieben kann.
Klettergurte kosten zwischen 60 und 160 Euro. Es ist empfehlenswert, den Gurt der Wahl vor dem Kauf ein paar Minuten zur Probe zu sitzen, oder vielmehr: zu hängen. Im guten Fachgeschäft ist das möglich. So findet man am besten heraus, ob der Gurt passt, man darin gut aufrecht sitzen kann oder er irgendwo unbequem einschneidet.
Sicherungsgerät

Zum Sichern des Kletterpartners braucht man ein Sicherungsgerät. Die meisten Geräte basieren auf dem Prinzip von Knick und Reibung, sodass die über das Seil beim Sichernden ankommenden Kräfte umgelenkt und damit gemindert werden. Sehr effektiv sind sogenannte Auto-Tuber (siehe Bild) mit Bremskraftunterstützung, ähnlich wie andere halbautomatische Sicherungsgeräte. Sicherungsgeräte kosten zwischen 15 und 70 Euro.
Verschlusskarabiner

Verschlusskarabiner dienen zur Selbstsicherung und zur Befestigung des Sicherungsgeräts am Gurt. Mindestens einer ist also Teil der Grundausrüstung beim Klettern. Fürs Sicherungsgerät empfehlen die meisten Hersteller einen bestimmten Verschlusskarabiner, der optimal auf das jeweilige Sicherungsgerät abgestimmt ist. Verschlusskarabiner kosten zwischen 6 und 30 Euro, je nach Modell.
Kletterseil

Was man gemeinhin ein Kletterseil nennt, ist im Fachjargon ein dynamisches Einfachseil. Eine Anschaffung lohnt, wenn man sich sicher ist, dass man das Klettern weiter betreiben möchte und selbst regelmäßig vorsteigen möchte. Vorher lässt sich ein Seil zum Vorsteigen in der Kletterhalle ausleihen. Für die Kletterhalle reicht üblicherweise ein Seil von 40 Metern Länge, spezielle Beschichtung ist nicht notwendig. Für den Fels sollte man ein längeres Seil (60 bis 80 Meter) einkalkulieren und für draußen kann eine Beschichtung sinnvoll sein, die das Eindringen von Nässe und Schmutz in den Seil-Kern verhindert und damit die Lebensdauer des Seils verlängert.
Kletterseile kosten zwischen 1,80 und 4,30 Euro pro Meter. (Der im Bild gezeigte Seilsack inklusive Plane muss separat gekauft werden, was sinnvoll ist, um das Seil zu schützen und transportieren.)
Express-Sets / Express-Schlingen

Expressschlingen oder korrekter: Expresssets bestehen aus zwei Karabinern mit Schlingenmaterial dazwischen. Links: Spirit von Petzl, dann ein Multipack von CT, die Bulletproof-Exe von Edelrid in der Mitte verfügt über einen Stahleinsatz im seilseitigen Karabiner gegen frühzeitigen Abrieb. Das lilafarbeine Shadow/Spectre Hybrid Expressset von DMM verfügt über einen Drahtschnapper am seilseitigen Karabiner, der die Wahrscheinlichkeit einer unbeabsichtigten Öffnung reduziert und ganz rechts die verlängerbare Expressschlinge eignet sich besonders zum Alpin- und Tradklettern.
Die sogenannten Express-Schlingen braucht man zum Klettern am Fels. Wer Outdoor-Klettern will, braucht also einen Satz dieser Exen, um das Sicherungsseil mit den Haken im Fels zu verbinden. Express-Sets kosten zwischen 8 und 28 Euro, je nach Ausführung und Gewicht. Zum Sportklettern eignen sich eher solide Modelle (wie im Bild), zum Alpinklettern dürfen sie gern leicht und etwas zarter in der Ausführung daherkommen. Exen in unseren Partnershops bestellen
Kletterhelm

Am Fels klettert man am sichersten mit Helm. Er schützt den Kopf bei Steinschlag, aber auch bei unkontrollierten Stürzen ins Seil kann ein Helm den Kopf davor bewahren, mit dem Fels zu kollidieren. Kletterhelme gibt es in verschiedenen Ausführungen, mit Hartschale oder aus weicherem Material, dass die Stoßenergie aufnimmt. Der Helm sollte möglichst bequem sitzen und gut anzupassen sein. Kletterhelme kosten zwischen 50 und 150 Euro.
Chalk

Als "Chalk" (englisch für Kreide) bezeichnen wir beim Klettern das weiße Magnesiumkarbonat, das auf die Hände kommt, um das Schwitzen an den Fingern zu bremsen. Beim Klettern und Bouldern kommt man ums Chalk nur schwer herum. Es gibt zwar Spezialisten (zum Beispiel in Pfalz und Elbsandsteingebirge), die ohne Magnesium klettern, doch bilden diese die Ausnahme. Nachdem die meisten Kletterhallen gut beheizt sind, empfehlen wir ein Chalkbag mit Chalk zur Kletter-Ausrüstung. Es kommt entweder als Würfel, als Chalkball (den muss man kneten, damit das Chalk herauskommt) oder flüssig als Liquid Chalk daher. Es gibt auch loses Pulver.
Chalkbag

Es gibt Boulder-Chalkbags, die über relativ viel Fassungsvermögen verfügen und wie ein Eimer aufrecht stehen (siehe Bild links); und dann gibt es noch Chalkbags zum Umbinden, für den Einsatz an der Wand. Chalkbags bei unseren Partnershops ansehen
Motivation

Motivation lässt sich nicht kaufen, gehört aber zur nützlichen Kletterausrüstung dazu. Nehmt sie also mit!
Mehr:
FAQ: Weitere Fragen zur Kletterausrüstung
Kann man gebrauchte Kletterausrüstung sicher verwenden?
Kletter-Equipment wie Karabiner, Kletterschuhe und Magnesiabeutel kann man auch verwenden, wenn sie schon älter sind und unbeschädigt. Karabiner aus Metall leben sehr lange, Kletterschuhe und Chalkbag sind nicht sicherheitsrelevant. Jegliche Ausrüstung mit textilen Elementen (Expresssets oder Exen, Klettergurt, Seil und sonstige Schlingen) sollte man keinesfalls gebraucht kaufen, da sie schon nach wenigen Jahren Alterungserscheinungen zeigen können und ihre Haltekraft nachlässt.
Gibt es spezielle Anforderungen für Kletterausrüstung beim Hallenklettern im Vergleich zum Outdoor-Klettern?
Nein. In der Kletterhalle lässt sich Ausrüstung meist ausleihen, das ist anfangs sinnvoll, weil man nach ein paar Einsätzen besser weiß, was man möchte und was nicht. Kletterseile für draußen sind meist länger und verfügen teils über Imprägnierungen. Bevor man ein Seil kauft, sollte man sich überlegen, wie hoch die Felsen und Routen sein werden, die man klettern möchte, um bei der Länge des Seils gut aufgestellt zu sein.
Welche Materialien werden für Kletterausrüstung verwendet und welche sind besonders strapazierfähig?
Die heutzutage verwendeten Metalle von Karabinern und Sicherungsgeräten sind oft komplexe Legierungen, die einen optimalen Kompromiss zwischen Gewicht und Haltbarkeit anstreben. Stahl kommt auch zum Einsatz, dieser ist langlebiger, aber auch schwerer. Textile Elemente sind zumeist aus Hochleistungsnylon oder modernen Fasern wie Dyneema oder Aramid.
Welche Marken sind bekannt für hochwertige Kletterausrüstung?
Petzl, Edelrid, La Sportiva, Scarpa, DMM, Wild Country, AustriAlpin, Camp, Climbing Technology (CT), Mammut, Arc'teryx, Black Diamond, Beal, Blue Ice, Grivel, LACD, Ocun, Rock Empire, Singing Rock, Salewa, Tenaya, Mad Rock, Edelweiss, Fixe, Kong, Tendon, Metolius, Andrea Boldrini, Boreal, EB, Evolv, Millet, Red Chili,
Kann man Kletterausrüstung auch online kaufen und worauf sollte man dabei achten?
Ideal ist das Bestellen online, wenn man bereits weiß, welches Modell und welche Größe einem gut passt. Zum Anprobieren und für eine vernünftige Beratung zu Beginn der Kletterkarriere ist ein Besuch im Fachgeschäft sinnvoller. Achtung bei unbekannten Marken von Amazon, manchmal steht "Kletterseil" dran, aber es handelt sich nicht um zertifizierte sichere Ware.
Gibt es unterschiedliche Kategorien von Klettergurten und wie wählt man den richtigen aus?
Allerdings: Es gibt Leichtgurte fürs Gebirge und auf dem Gletscher, es gibt Sportklettergurte und es gibt Alpinklettergurte. Das allerwichtigste ist jedoch, dass der Gurt gut passt und man sich damit gut bewegen kann. Deshalb empfiehlt es sich, im Fachgeschäft verschiedene Modelle zu probieren und eventuell auch probehalber darin zu hängen.
Gibt es besondere Anforderungen an Kletterausrüstung für Kinder und Jugendliche?
Nein. Sie muss gut passen. Kletterschuhe für Kinder sollten weniger eng gekauft werden als für ausgewachsene Menschen.