Wie ist die Kletterei am Basalt der Osteifel?
Mit seinen vielen grandiosen Linien hat Mayen seinen Ruf als DAS Rissklettergebiet im Westen der Republik weg, und dieser Ruf führt dazu, dass bei vielen die Meinung vorherrscht, dass nur der ausgewiesene Klemmspezialist in den Basaltgruben glücklich werden kann. Dem ist nicht so. Ganz klar, die einzigartigen Rissklettereien sind ein überregionales Alleinstellungsmerkmal. Doch daneben existieren gut mit Bohrhaken abgesicherte Wand- und Verschneidungsklettereien, die ganz ohne eine ausgefeilte Rissklettertechnik machbar sind.

Fäcts: Die wichtigsten Infos rund ums Klettern bei Mayen
Allgemeines Die Basaltklettergärten befinden sich nahe Mayen/Osteifel in aufgelassenen Steinbrüchen der drei Teilgebiete des Mayener Grubenfeldes, der Ettringer Lay und des Kottenheimer Winfeldes. Über 1700 Routen werden geboten. Zwischen Mayen und Ettringen liegen die Sektoren des Mayener Grubenfeldes und das Gebiet Ettringen, mit Sektoren beidseits der Strasse. Das Gebiet Kottenheim liegt zwischen den Ortschaften Ettringen und Kottenheim. Aktuelle Infos findet Ihr auf der Homepage des Gebiets unter www.klettern-ettringen.de.
Anfahrt Die Gebiete können großräumig über die A48 Koblenz-Trier Ausfahrt Mayen oder über die A61 Köln-Koblenz Ausfahrt Mendig angefahren werden. Kottenheim und Mayen sind auch problemlos mit der Regionalbahn via Koblenz oder Andernach zu erreichen.
Übernachtung Ein Campingplatz findet sich am Laacher See rund zehn Kilometer von den Klettergebieten entfernt. In Mayen bietet die Jugendherberge Vulkanpark preiswerte Unterkunft. Pensionen gibt es in der Gegend in größerer Zahl. Das Übernachten auf den Parkplätzen des Klettergebietes und in den Steinbrüchen ist verboten!

Essen, Trinken & mehr Auch hier ist die Auswahl reichlich. Das Max&Moritz und das Restaurant im Reitsport Center in Ettringen sind gute Adressen. Roy‘s Pizzeria stillt den schnellen Hunger auch im Vorübergehen. In Mendig löscht die Vulkan-Brauerei auch den größten Durst und den Hunger mit dazu. Neben dem Laacher See sorgt ein Freibad in Mendig für Abkühlung.
Kletterführer Alexander Schmalz-Friedberger: „Schwarze Säulen – Kletterführer Ettringen – Mayen – Kottenheim“ (direkt hier bestellen). Die komplett überarbeitete Neuauflage mit farbigen Fototopos, vielen Übersichts- und Detailkarten sowie neuen Klettergeschichten erschien im Mai 2022 im Geoquest-Verlag (www.geoquest-verlag.de), Preis 36 Euro.

Klettern am Basalt in der Ost-Eifel
Die Lava, aus welcher der Basalt des Klettergebiets entstanden ist, war sehr gasreich. Diese Gase sind noch während der Erstarrung des Gesteins ausgetreten, dadurch entstanden viele kleine scharfkantige Poren im Basalt. Sie verleihen dem Basalt eine ungewöhnlich gute Reibung, sodass selbst an augenscheinlich strukturlosen Kanten Kletterrouten möglich sind. Von der aus anderen Basaltgebieten bekannten glatten und glasigen Oberflächenbeschaffenheit blieben die Felsen von Ettringen, Mayen und Kottenheim bis auf wenige Ausnahmen verschont. Und selbst in auf den ersten Blick grifflosen Wandbereichen hat die Geologie ein Einsehen mit den Kletterern gehabt. Erosionsresistente Fremdgesteinseinschlüsse, welche die Lava aus der Tiefe der Erdkruste mit transportiert hat, bieten oft Leisten und Trittmöglichkeiten. Wenn das alles fehlt, taucht bestimmt eines der vielen Bohrlöcher auf, die vom Abbau des Gesteins herrühren, und jeder Kletterer dankt dann innerlich den Steinhauern, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts in den Gruben ihrem Tagwerk nachgegangen sind.

Der Charakter der Klettergebiete rund um Mayen
Das Klettergebiet bei Mayen besteht aus den zwei großen Teilgebieten Ettringen und Kottenheim und zusätzlich mehreren kleinen Spots des Mayener Grubenfeldes, keiner weiter als 2,5 Kilometer vom anderen entfernt. Was allen gemein ist: Es sind durchweg ehemalige Steinbrüche, welche hier in der Eifel "Lay" genannt werden. Kein Zugang ist länger als fünf Minuten, und es geht stets leicht bergab. In den ehemaligen Gruben hat sich eine üppige Vegetation entwickelt, und zwischen den einzelnen Kesseln sind manchmal schmale aber massive Wände stehengeblieben. Diese können von beiden Seiten beklettert werden und haben auch mal ein Felsfenster zum Auf-die-andere-Seite-schauen oder eine nach oben herausstehende Basaltsäule, die einen richtigen Gipfel formt. Die Renaturierung hat eine Zauberwelt entstehen lassen, die von verschiedenen Kesseln, unterschiedlichen Ebenen und überraschenden Aussichtspunkten geprägt ist, welche eine Wanderung durch die Lay zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lässt. Überall finden sich noch die Zeugnisse des Gesteinsabbaus: Schienen, Loren, Bohrmeißel oder alte Kräne, mit welchen die Steine aus den Gruben gehoben wurden.

Empfehlung: Wo Basalt-Neulinge glücklich werden
Ettringen: Mit einer überschaubaren Wandhöhe und mit solidem Fels laden in der Schäferlay der Sektor Kraftklub und Rammstein förmlich zum ersten Kontakt mit dem Basaltgestein ein. Nirgendwo findet man eine so hohe Dichte von perfekt abgesicherten Wandklettereien vom 5. bis zum 7. Schwierigkeitsgrad, über 30 Routen werden in der Neuauflage des Kletterführers aufgeführt. Wer im selben Stil bei guter Absicherung ein paar Meter mehr machen möchte, der wird an der Schäferwand in den Routen Burn after Climbing (6-), Pussy Riot (6+) und Homefucking is killing Prostitution (7-) auf seine Kosten kommen. Zwei weitere bestens abgesicherte Klassewege sind Blood for the Master (7-) und Innerfire (7). Genußkletterei par excellence bieten auch die Schäferrampe (6) und Obermendiger Plattenkante (6).
Die höchsten Wände in Ettringen
Neben der Großen Wand ist Mordor eines der Glanzstücke im Gebiet Ettringer Lay. Unter den über 150 Routen in allerbestem Fels existieren einige moderate Wege mit perfekter Absicherung, die mit bis zu 30 Metern Kletterlänge bei euch den Turbo in Sachen Basaltklettergefühl zünden werden. Ein großer Vorteil ist, dass die Sektoren sowohl nach Osten, als auch nach Süden und Westen ausgerichtet sind und somit zu jeder Jahreszeit die passenden Verhältnisse gefunden werden können. Im Sektor Solarium bieten die Routen EAER 91 (6+) und Solarium (6+) puren Klettergenuß, den ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen dürft. Gleiches gilt für die herrliche Verschneidungskletterei der Linofax (6+) sowie für die leicht abdrängende und überraschend gut griffige Für Andi (7).

Feinste Felsqualität bei bester Absicherung ist in diesen beiden einsteigerfreundlichen Topwegen des Sektors Vide Cor Meum angesagt. Die Sahnerouten von Mordor findet ihr mit extralangen und bestens abgesicherten Wandklettereien im 6. und 7. Grad im Sektor Tolkien. Die wunderbar moderaten Hasenherz (6) und Hasenfuß (6+), sowie die Großklassiker Minas Morgul (7-), Samhain (7), Minas Thirith (7) und Mordor (7) gehören ganz oben auf eure Todo-Liste. Bei über 30 Metern Wandhöhe können hier sorgenfrei alle Klettertechniken durchgespielt werden, die im Basalt gefragt sind.
Die besten Wände von Kottenheim
Das Kottenheimer Gebiet bietet viele moderate Wege, die oft mit soliden Bohrhaken ausgestattet sind. Es ist also genau das richtige Gebiet für Neulinge im Basalt. Zumeist sind die Felsen maximal 15 Meter hoch, so dass die anvisierte Route jederzeit überblickt werden kann. Die Sektoren verteilen sich in einer weitläufigen Grubenlandschaft, durch die kleine Wege und Trampelpfade führen. Da kann es schon mal passieren, dass man sich auf dem Weg von einem Sektor zum anderen verläuft. Doch darüber hat sich noch keiner beschwert, denn die märchenhafte Ausstrahlung des Gebiets hat schon manche Ehrenrunde durch den Steinbruch kurzweilig gestaltet. In vielen Sektoren existieren einsteigerfreundliche Routen in den unteren Schwierigkeitsgraden. An einigen Wänden ist deren Anzahl zwar überschaubar, aber da diese nie weit voneinander entfernt sind, kann man trotzdem ordentlich Klettermeter machen. Mit den Routen 3+2 (5–) sowie der perfekt abgesicherten Snaggy (4-) am Verlegenheitsturm, King Louis (5), Hoppigaloppi (5) und Trick 17 (5+) im Sektor Greenhorn/Kessel, sowie dem Nasenbär (6+) am Yosemite-Wändchen liegt ihr bei der Routenwauswahl in den Sektoren im Bereich Yosemite auf der sicheren Seite. Ohne viel durch das Grubengebiet wandern zu müssen, kommt ihr im Sektor Steingarten auf eure Kosten. Die Routen sind nach Süden und Südwesten ausgerichtet, trocknen damit schnell ab, sind bestens abgesichert und bewegen sich im 5. bis 7. Schwierigkeitsgrad. Pures Klettervergnügen bieten Blade Runner (5) sowie die luftige Passage zum Umlenker in der Willkommen (6), in beiden Routen darf an griffigen Schuppen kräftig zugelangt werden. Aber auch Wespennest (5), Wackelstein (5) und God shave the Queen (5-) sollten unbedingt geklettert werden. Wer dann immer noch nicht genug hat, der geht einfach ein paar Meter weiter zur Crazy Aps Wall und klettert dort die Routen Crazy Aps (6) und Hanni Bunny (5-).

Gemütliche Routen an der Großen Wand von Ettringen
Hier fängt man besser nicht mit der Zampano (6) an. Mit Keinod (5), der Umleitung (6) sowie den Baseclimbs im 5. Grad an der Großen Wand, die auf halber Wandhöhe mit Umlenkmöglichkeiten ausgestattet sind, startet man bestens in den Klettertag. Etwas eingeklettert und an die spezielle Basaltkletterei gewöhnt, glückt dann auch die Zampano mit spielerischer Leichtigkeit. Wer sich auf die Kletterei im Basalt eingeschossen und sich mit den gebietstypischen Anforderungen angefreundet hat, der kommt früher oder später nicht an den grandiosen Risskletterlinien des Gebiets vorbei. Die gute Nachricht zum Schluss: Es gibt auch ausreichend komplett eingebohrte Risse, die ideal für den Einstieg in diese spezielle Klettertechnik geeignet sind.