In diesem Artikel:
Free-Climbing, ich komme! Das Gute daran: Es ist gar nicht schwer. Das Schlechte daran: Es ist sauschwer. Klettern ist beides, und es ist keine schlechte Idee, sich von vornherein damit anzufreunden.
Klettern ist leicht: Als Kind klettern wir auf Bäume, Spielzeuganlagen und so weiter; und das, ohne dass uns jemand sagen muss, wie das geht. Klettern funktioniert wie eine normale Fortbewegungsform, irgendwie kommt man hinauf. Auf eine Leiter steigen wir – meist – ohne nachzudenken.
Klettern ist schwer: Die Griffe in der Kletterhalle sind groß und rund und unhandlich, sie lassen sich kaum halten. Der nächste Griff ist viel zu weit weg und du klappst bei jedem Versuch, ihn zu erreichen, wie eine offene Tür aus der Wand. Die Arme sind taub oder schmerzen, die Finger gehen auf, und die Füße fühlst du kaum noch vor lauter Enge im Schuh.
Klettern ist großartig: Mit jedem geschafften Zug nach oben erreichen wir nicht nur neue Höhe, sondern wachsen auch ein bisschen über uns selbst hinaus. Über unsere Angst, über unsere Vorstellung von unseren begrenzten Möglichkeiten, und über unsere zitternden Arme.
Irgendwo dazwischen wird sich eure erste Kletter-Erfahrung abspielen. Außerdem gibt es noch Knoten und Handgriffe zum Sichern zu lernen, was zu Beginn der Kletterkarriere fast wichtiger als das Klettern selbst ist.

Bouldern für Einsteiger:
Was man mitbringen sollte fürs erste Mal Klettern
Wer das erste Mal klettern geht, besitzt normalerweise keine Ausrüstung zum Klettern, und auch keine dafür bestimmte Kleidung. Dies ist kein Problem, weil die meisten Kletterhallen Leih-Ausrüstung für Einsteiger bereithalten.
In Sachen Kleidung sollte man beachten:
– Bewegungsfreiheit: Keine zu enge Kleidung, normale Sportkleidung ist empfehlenswert. Sehr weite oder schlabbrige Kleidung ist ebenso nicht günstig, weil man damit hängenbleiben kann.
– Verschleiß: Achtung, viele Kletterwände sind beschichtet und daher rauh wie grobes Schmirgelpapier. Es empfiehlt sich, auf robuste Materialien zurückzugreifen, um sich nicht sein Lieblings-Satin-Teil zu zerfetzen.
– Wer schwitzt, friert leichter. Beim Klettern wird es sehr warm, danach fröstelt man leicht – Pulli oder Jacke zum Überziehen sind angeraten.
Wer lange Haare hat: diese sollte man tunlichst zusammenbinden. Oder hochstecken. Jedenfalls sollte man verhindern, dass sie sich im Sicherungsgerät oder Seil verfangen können und eingeklemmt werden.

Was sollte man denn nun mitbringen? Neben bequemer Kleidung vielleicht ein Getränk – allerdings sollte dies in eine Plastikflasche abgefüllt sein. Wasser oder Apfelschorle empfehlen sich. Die meisten Kletterhallen verfügen über kleine Bistros, manche mit großer Speisekarte, manche bieten nur Getränke. Im Zweifel also lieber eine Banane einstecken...
Klettern ist anstrengend, wenn man sich darauf einlässt. Die meisten Kletterhallen sind auch mit Duschen ausgerüstet. Zum passenden Schuhwerk kommen wir weiter unten.

Übrigens: Das Gerät zum Hakenschießen ist eine Erfindung Hollywoods. Derzeit muss man Haken noch mit Bohrmaschine und Kleber in Handarbeit anbringen.
Diese Seiten ersetzen keinen Kletterkurs! Gerade das Sichern ist anspruchsvoll und muss gründlich praktisch geübt werden! Klettern ist lebensgefährlich, wenn die Sicherungstechnik nicht 100%ig beherrscht wird!
Welche Ausrüstung zum Klettern gehört
Zum Klettern braucht man einige Ausrüstung. Doch bevor ihr jetzt Helm, Seil und Karabiner kauft – erst einmal genügt die Jogginghose. Denn eure ersten Schritte werdet ihr vermutlich in einer Kletterhalle machen, oder in der Obhut einer qualifizierten Bergschule. Diese halten die zum Einstieg notwendigen Ausrüstungsgegenstände bereit. Zum Beispiel:
- Kletterschuhe
Man kann es auch in Turnschuhen versuchen (sofern die Halle dies gestattet) – aber es gibt spezielle Kletterschuhe nicht ohne Grund. Die relativ eng geschnittenen Schuhe verfügen über eine Gummisohle, die besonders viel Reibung aufweist. Um ein gutes Gefühl für diese Reibung zu entwickeln, sollte man mit "richtigen" Kletterschuhen klettern. Alternativ können vor allem Kinder beim ersten Mal auch Gymnastik-Schläppchen nehmen – damit entwickeln sie direkt eine gewisse Sensibilität.

- Klettergurt
Der Klettergurt ist die Verbindung zur Sicherungskette. Man trägt ihn wie eine Hose (Beinschlaufen wie Hosenbeine, Hauptgurt um den Rumpf wie einen Gürtel). Beim Kletterkurs wird euch erklärt, wie man den Gurt richtig anzieht. Der Gurt sollte nicht einschneiden, aber auch nicht zu locker sitzen. Um das Bild mit der Hose zu bemühen: "Baggy" ist absolut out. Kinder benötigen je nach Körpergröße einen speziellen Kindergurt, den man ebenfalls in Kletterhallen ausleihen kann.

- Sicherungsgerät
Es gibt verschiedene Sicherungsgeräte, die man am Gurt befestigt, um dann mit einem Seil seinen Kletterpartner zu sichern. Je nach Gerät gehört dazu eine andere Technik. Zu jedem gehört Übung! Lasst es Euch im Zweifel mehrmals erklären, stellt Fragen, und übt zu mehreren.





- Seil
Das Seil, das euch sichert, wird in den allermeisten Fällen bereits oben an der Wand durch eine Umlenkung laufen. Diese Konstruktion nennt man "Toprope". Das heißt, das Seil (engl.: rope) kommt von oben (engl.: top). In den meisten Hallen gibt es viele Topropes zum Kletternlernen.

Später, wenn ihr die Grundbewegungen des Kletterns beherrscht, könnt ihr euch ans Vorsteigen begeben – das heißt, mit Hilfe von Haken und Express-Schlingen das Seil selbst hoch in die Umlenkung bringen.
Tipp: Solltet ihr entscheiden, das Klettern weiter zu betreiben, ist die hier aufgelistete Reihenfolge auch die, in der ihr euch eure Utensilien anschaffen solltet.
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Die wichtigsten Begriffe beim Klettern
In der Kletterhalle wird der Blick als erstes in die Höhe gehen, an die Wand. Kletterer unterscheiden die Wände nach ihrer Neigung: Wenn die Wand überhängt, nennt man sie je nach Neigung Dach, Überhang oder leicht überhängend. Dann gibt es gerade Wände, die manchmal von Dachkanten (kleinen überhängenden Absätzen), Verschneidungen (Ecken nach innen) oder Kanten (Ecken nach außen) durchbrochen werden. Die aufgeschraubten bunten Griffe werden regelmäßig abgenommen und gereinigt, bevor sie in einer neuen Kombination wieder zu einer anderen Route an die Wand geschraubt werden.

Um sich zu sichern, bindet man sich mit einem Achterknoten oder dem Bulin ins Seil ein. Den Knoten befestigt man an der – bzw. parallel zur – Anseilschlaufe des Gurts. Vor dem Losklettern sollte man immer einen Partnercheck machen: Der Kletterer kontrolliert, ob das Seil korrekt durchs Sicherungsgerät läuft und der Karabiner geschlossen ist, der Sicherer kontrolliert, ob der Gurt des Kletterers geschlossen ist und der Knoten korrekt gebunden ist.





Will der Kletterer unterwegs in der Route eine Pause machen, so teilt er dies seinem Partner mit dem Kommando "zu!" mit. Dieser zieht dann das Seil straff. Möchte der Kletterer zum Boden zurückkehren, so gibt er das Kommando "ab!".

Neben dem Routenklettern (mit Seil) gibt es noch das Bouldern (ohne Seil, in Absprunghöhe über Matten). Das Routenklettern ist für Einsteiger meist reizvoller, weil man dabei den Kitzel der Höhe kennenlernen kann und nicht ganz soviel Kraft braucht wie beim Bouldern.
Mehr dazu:
Die weitverbreitesten Irrtümer zum Klettern
IRRTUM NR.1: Free-Climbing? Das ist doch was für Lebensmüde!
Falsch: Free-Climbing heißt nicht "Klettern frei von Sicherung" sondern "Klettern frei von technischen Hilfsmitteln zur Fortbewegung". Das heißt, dass beim Freiklettern oder Free-Climbing keine Haken, Ösen oder Leitern zum Aufsteigen am Fels benutzt werden. Zum Sichern vor dem Sturz werden Sicherungsmittel wie Haken und Seil aber durchaus benutzt. Seil- und sicherungsfreies Klettern nennt man hingegen Free Solo.

IRRTUM NR.2: Zum Klettern bin ich viel zu schwach!
Falsch: Jeder, der eine Leiter besteigen kann, kann auch klettern. Die Annahme, man müsste mindestens Muskeln wie Tarzan bereithalten, um Spaß zu haben, ist schlichtweg Unsinn. Sportlichkeit hilft natürlich, allerdings kann man auch mit ein bisschen Entschlossenheit, Gelenkigkeit und Gleichgewichtsgefühl schon einiges herausholen. Und das Beste: Wer öfter klettert, bekommt die Muskeln dann eh!

IRRTUM NR.3: Klettern ist Extremsport!
Falsch: Heiner Geißler hat es schön formuliert: "Extrem ist ein Sport nur für denjenigen, der ihn nicht beherrscht." Aber Spaß beiseite: Es gibt in der Tat extreme Aspekte beim Klettern. Zum Beispiel bewegen sich Alpinkletterer und Bergsteiger in großen Höhen und gehen auch gewisse Risiken ein (Steinschlag, Wetterumschwung, Höhenkrankheit). Das Sportklettern allerdings – sozusagen der Spaziergang unter den Wanderungen – kann trotz manchmal abenteuerlicher Positionen in der Wand nicht als extrem bezeichnet werden. Die Haken, an denen sich Kletterer sichern, sind in der Regel solide und bilden gemeinsam mit dem Sicherungspartner eine Sicherungskette, die schwere Stürze abfängt. Tatsächlich scheint das Verletzungsrisiko bei Ballsportarten deutlich höher zu liegen als beim Klettern. Dann gibt es natürlich noch den Aspekt der Professionalität: Wer einen Sport ambitioniert oder auf Wettkampfniveau betreibt, den kann man natürlich als Extremsportler bezeichnen. Letztendlich sind allerdings extrem versierte Kletterer auch nichts anderes als Leistungssportler.