Mehrtägige Trekkingtouren sind das Nonplusultra jedes ambitionierten Wanderers. Das zeigt auch die letzte outdoor-Leserumfrage. Zwei Drittel zieht es regelmäßig mit Zelt, Kocher und Rucksack vor die Haustür. Ob ins heimische Mittelgebirge oder ins windzerzauste Lappland – Hauptsache draußen, Hauptsache Natur. Am besten eine ursprüngliche, erhabene und wilde. Denn nirgendwo sonst vergisst man so leicht den Alltag, entschleunigt und findet zur Ruhe. Mit schmerzendschwerem Gepäck gelingt das jedoch kaum. Leicht muss es sein, vor allem das Zelt – auch das zeigt die outdoor-Leserumfrage: Ein geringes Gewicht zählt zusammen mit einer raschen Aufbauprozedur zu den wichtigsten Entscheidungskriterien beim Zeltkauf.
Und der Wetterschutz?
Ein solider Wetterschutz liegt bei den Auswahlkriterien ebenfalls weit vorne. Kein Wunder, schließlich will man sich in der Natur erholen und bei einem Unwetter gut geschützt wissen. Tropft es hingegen durchs Außenzelt, sickert Wasser in die Bodenwanne oder fällt das Zelt bei der ersten Windbö um, reißt das ein großes Loch in die Behaglichkeit.
Doch so richtig wohl fühlt man sich im Zelt erst dann, wenn es auch genügend Platz offeriert zum Wohnen, Schlafen und Gepäck verstauen. Das Problem: Solche Zweipersonenzelte wiegen oft vier Kilo und mehr – und sind damit nicht gerade leicht. Es gibt aber auch Modelle, die nur grob die Hälfte davon wiegen. Wie das geht? Durch den Einsatz von feineren Zeltstoffen, Sturmleinen aus teurem, dafür aber sehr leichtem Dyneema und dünneren Gestängebögen, die dafür aus besonders zäher Alulegierung bestehen.
Zwölf Leichtzelte im Test

Zwölf solche hochgezüchteten Leichtzelte hat outdoor für den Test ausgewählt. Alle Zelte sind ausgelegt für Trekkingtouren aller Art und sollen zwei Personen Raum bieten. Das leichteste Testzelt wiegt 1,9 Kilogramm, das schwerste rund 2,5 Kilo, preislich liegen sie zwischen 269 und 650 Euro. Eine weite Spanne. Sie zeigt, dass selbst günstige Zelte leicht sein können. Aber können sie dann auch noch gut sein?
Weil Zelte heute aufgrund verbesserter Beschichtungen und Nahtabklebungen kaum noch Probleme mit der Nässeabwehr haben, sehr wohl aber mit der Windstabilität, prüft die Testcrew dieses Kriterium traditionell besonders gründlich. Mit einer Windmaschine, die bis zu 160 km/h leistet, wurde jedes Testzelt angestürmt. 160 Sachen hält natürlich kein Zelt aus, muss es auch gar nicht. 70 km/h reichen für ein gutes Ergebnis, für ein sehr gutes sollten es 100 km/h sein. Das entspricht Sturmstärke, kommt aber selbst in Deutschland vor, in nordischen Wanderparadiesen wie Schweden oder Schottland sogar häufiger.
Hart im Wind: die Zelte im Test vor der Windmaschine
Videos zu den einzelnen Test-Zelten finden Sie in der Mediashow ganz oben - was die Zelte im (simulierten) Sturm per Windmaschine alles aushalten müssen, sehen Sie hier im Video, alles weitere zum Test, inkl. Fazit und Übersichtstabelle finden Sie auf den Folgeseiten.
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Testfazit und Ergebnisse
Nach Auswertung der Tests zeigt sich ein zufriedenstellendes Bild: Alle zwölf Zelte schützen vor Wind und Wolkenbruch und eignen sich klasse für Nächte in freier Natur. Für welches man sich entscheidet, hängt von persönlichen Vorlieben und vom Tourencharakter ab. Wer etwa hohe Ansprüche an den Wohnkomfort stellt, dem bleiben aus dem Test nur zwei Modelle zur Auswahl: das Exped Venus 2 UL (540 €) und das MSR Hoop (400 €). Beide bieten zwei große Eingänge mitsamt Vorraum, dazu Platz im Überfluss. Sie sind innen hoch und hell – das schützt vor Trübsinn bei Regenwetter – und lassen sich einfach aufbauen, vor allem das Exped Venus 2 UL. Auch Regen und Bodennässe halten sie ab, im Starkwind kann‘s allerdings abenteuerlich werden: Das MSR Hoop geht vor der Windmaschine bei über 70 Sachen zu Boden. Das Exped Venus 2 UL hält deutlich mehr aus, doch fegt hier der Wind unter dem Außenzelt hindurch, wird von den luftigen Innenzelteingängen nicht gebremst und zieht deshalb direkt durch die Wohnstube. Bei Kälte ist das ziemlich unangenehm, in schwülwarmen Nächten hingegen herrlich erfrischend!





Testsieger dieses Zelt-Vergleichs: das Hilleberg Nallo 2

Auf top Wetterschutz können Sie nicht verzichten, auf ein bisschen Komfort hingegen schon? Dann ist der Testsieger ideal: das Hilleberg Nallo 2. Kein Zelt stand vor der Windmaschine besser: Erst bei rund 120 km/h geht das Hilleberg Nallo 2 in die Knie – auch von der Breitseite angeblasen. Dazu ist es exzellent unter Einsatz hochwertigster Materialien verarbeitet, bietet einen robusten, extrem wasserfesten Boden (im Test weit über 10.000 mm Wassersäule) und ein dichtes Überzelt. Mit 650 Euro lohnt sich das Hilleberg Nallo 2 jedoch eher für Intensivnutzer – oder für jene, die einfach das Beste wollen.
Deutlich günstiger, dafür aber nicht ganz so fein verarbeitet, nicht ganz so sturmstabil und nur ein paar Gramm schwerer sind die Zelte von Tatonka und Wechsel: das Tatonka Kiruna 2 (420 €) und das Wechsel White Nites Zero-G (370 €). Sie wollen es noch günstiger? Auch das geht, nur müssen Sie dann ein wenig zusammenrücken, denn ein Raumwunder ist das Rejka Antao II Light nicht. Dafür aber ein solides, extrem einfach und rasch zu errichtendes Wetterschutzzelt. Wegen seiner kleinen Stellfläche eignet sich das Rejka Antao II Light besonders für Bergwanderer, denn in den Alpen sind ebene Plätze rar. Fast eine Sensation ist sein Preis: 269 Euro. Leichtausrüstung ist also nicht immer eine Frage des Geldes.
Die Ergebnisse des Zelttests im Überblick:
Testkriterien und Zelt-Lexikon
Wetterschutz der Zelte
Das wichtigste Testkriterium beinhaltet den Nässeschutz und die Windstabilität. Der Nässeschutz des Bodens wird mittels Soutertester gemessen, und zwar in Millimetern Wassersäule. Den Regenschutz des Überzelts ermittelt outdoor im Praxistest, hier sagt die Wassersäule nichts aus. Wichtiger sind Nahtverarbeitung und Konstruktion. Beispielsweise darf es bei geöffneter Apsis nicht ins Innenzelt regnen, auch sollten sich Lüfter verschließen lassen. Wie windstabil die Zelte sind, zeigt eine 450-PS-Windmaschine. Mit ihr werden alle Zelte von jeder Seite aus angestürmt.
Komfort der Zelte
Je größer, höher und heller ein Zelt, desto besser. Weil kein Zelt einem Quader gleicht, misst outdoor nicht nur die Grundfläche sondern auch die Nutzfläche 25 cm oberhalb des Bodens – was der Höhe eines Schlafsacks entspricht. Abzug gibt es für Nutzlängen unter 1,85 m, da sich hier selbst kleine Schläfer nicht ausstrecken können. Weitere Kriterien: Belüftungsmöglichkeiten, Zahl und Größe der Eingänge und Handling der Zipper.





Auf-/Abbau der Zelte

Ein gutes Leichtzelt muss sich auch von nur einer Person schnell und problemlos mit wenig Kraftaufwand errichten und abbauen lassen. Dazu gehört, dass sich wichtige Abspannpunkte für Heringe verlängern lassen.
Gewicht der Zelte
outdoor wiegt Zelte mit Packsack, Sturmleinen, Heringen und Reparaturhülse.
Qualität der Zelte
Die Zelte werden auf Verarbeitung und verwendete Materialien (auch der Heringe) untersucht.





Das outdoor-Zelt-Lexikon:
Apsis: Als Apsis (Mehrzahl: Apsiden) bezeichnet man beim Zelt den Vorraum. Er befindet sich zwischen Außenzelt- und Innenzelteingang und dient zum Lagern der Schuhe, des Rucksacks und nasser Kleidung. Eine geräumige Apsis hat den Vorteil, dass man in ihr auch kochen kann – falls es draußen regnet. Zur Belüftung sollten dann Außenzelt und/oder Lüfter geöffnet werden.
Nahtband: Ein Klebestreifen (Tape), der die Nähte von Bodenwanne und Außenzelt wasserdicht versiegelt. Ausnahme: Außenzelte aus silikonbeschichtetem Nylon können in der Regel nicht bandverklebt werden, weil der Kleber darauf nicht hält. Das Silikonmaterial ist aber so wasserabstoßend, dass auch unversiegelte Nähte meist dicht halten. Wer sichergehen will, dichtet die Nähte nachträglich mit Nahtdichter ab.
Wassersäule: Sie zeigt an, welchen Wasserdruck ein Stoff aushält. Bei Außenzelten spielt die Wassersäule kaum eine Rolle, bei Zeltböden schon. Hier sollte sie 7000, besser 10 000 Millimeter betragen, dann hält der Boden dicht. Gemessen wird sie mittels Soutertester (s. Bild).









