Der Queen Charlotte Track liegt im Norden der neuseeländischen Südinsel und bietet viel Ruhe und Einsamkeit. Für den Traumtrek in Neuseeland sollte man sich aber Zeit nehmen: Immer wieder erreicht der Weg wunderbar gelegene Aussichtspunkte und Stellen, die zum Baden oder Paddeln einladen. Die wichtigsten Infos zur Planung eures Outdoor-Trips in die wilden Marlborough Sounds gibt es ihr hier:
Wie ihr nach Neuseeland kommt: Flüge nach Neuseeland sind ab 1000 Euro zu haben, nach Auckland (Nordinsel) zum Beispiel ab Frankfurt mit Quatar Airways. Je nach Verbindung kann es günstiger bzw. schneller sein, direkt nach Wellington (Nordinsel) zu fliegen, zum Beispiel via Sydney. Von Wellington ist man in drei Stunden mit der Fähre in Picton (Südinsel). Eine einfache Fahrt kostet etwa 70 Euro (120 NZ$). z.B. bluebridge.co.nz
Transport vor Ort: Üblicherweise beginnt man den Queen Charlotte Track in der Ship Cove. Die Fahrt mit dem Bootstaxi dorthin dauert vom Hafen in Picton etwa 45 Minuten. Bei der ohnehin kurzen 1. Etappe lohnt vorher ein Stopp auf der Vogelschutzinsel Motuara. Die einfache Fahrt kostet etwa 70 NZ$, wer nach der Tour von Anikawa wieder zurück nach Picton will, bucht am besten einen »Round Trip Track Pass«, dieser beinhaltet bei Bedarf auch den täglichen Gepäcktransport. Zum Beispiel mit cougarline.co.nz für 105 Euro.
Beste Zeit: Der Queen Charlotte Track kann das ganze Jahr über gegangen werden, nach Möglichkeit sollte man die neuseeländischen Schulferien im Januar meiden. Ruhig und oft sehr sonnig erlebt man den Track im Herbst also in den Monaten April oder Anfang Mai.
Infos und Karte: Eine kleine Broschüre mit den Etappenpunkten reicht zur Orientierung auf dem Track, eine Karte ist nicht notwendig, die Homepage des Trails liefert eine detaillierte Beschreibung. Wer auf eine Karte nicht verzichten will, nimmt die New Topo Queen Charlotte Track im Maßstab 1:75 000. Den kleinsten Maßstab haben die Blätter der NZ-Topo50: BQ28, BQ 29 und BP 29. Generelle Reiseinfos gibt es auf newzealand.com
Geführte Touren: Wer sich um Bootstransfers, Track-Pass und Übernachtungen nicht kümmern möchte, bucht den Trip einfach bei einem Anbieter. Auf Wunsch kann der Trip auch mit Kajaktouren ergänzt werden. Die arrangierte Tour kostet mit allem 840 NZ$ pro Person, wer mit Guide gehen möchte, zahlt etwa 2000 NZ$ pro Person. Man kann die Tour auch kombiniert mit Kajak machen und etwa zurück nach Picton paddeln. Anbieter: marlboroughsounds.co.nz
Track Pass: Da der Weg teilweise über Privatgrund führt, fällt eine Gebühr von 18 NZ$ an, mit dem Geld wird der Weg instand gesetzt. Den Pass gibt es in der Tourismus-Information in Picton (i-Site) und im Büro des Department of Conservation (DOC).
Unterkünfte auf dem Queen Charlotte Track: Entlang der Strecke gibt es keine Hütten des DOC, jedoch sieben gut eingerichtete Zeltwiesen mit WC, überdachtem Kochstand etc. Ein Überblick zu allen Unterkünften auf dem Trail (Lodges, Guesthouses etc.) findet sich auf qctrack.co.nz/ track-operators/accommodation/
In Picton: Hier gibt es Unterkünfte aller Preisklassen. Schön am Hafen gelegen mit Balkons zum Wasser: das Beachcomber Inn: Doppelzimmer ab 100 Euro.
Die einzelnen Etappen im Überblick

Zur Furneaux Lodge – 4–5 Stunden, 15 Kilometer, leicht
Vom Steg der Ship Cove sind es nur ein paar Schritte zum Cook-Monument, das an die fünf Besuche des Seefahrers in der Bucht zwischen 1770 und 1779 erinnert. Von dort steigt der Weg zunächst steil in einen Wald aus Kahikatea-, Rimu- und Kohekohebäumen, die sich später mit den hier dominierenden Scheinbuchen abwechseln. Nach etwa einer Stunde erreicht man einen Sattel und steigt in die Resolution Bay hinab. Von dort geht es nach einer Stunde wieder hinauf, diesmal auf den Tawa-Sattel, der die Resolution Bay vom Endeavour Inlet trennt. Nach etwa 1,5 Stunden gelangt man an die Furneaux-Lodge. Wer zeltet geht noch ein paar Kilometer weiter zur Zeltwiese am Madson‘s Camp.
Zur Camp-Bay – 4 Stunden, 12 Kilometer, leicht
Auf der kürzesten und einfachsten Etappe des Queen Charlotte Tracks sollte man sich Zeit nehmen: Immer wieder erreicht der Weg traumhaft gelegene Aussichtspunkte und Badestellen. Wem nach ein paar Extrakilometern dürstet, geht nach der Hängebrücke, die über den Bach am Ende der Bucht führt, rechts auf dem Antimony Mine Track in einer Stunde zu den Überresten der Antimony Mines. Zurück auf dem Hauptweg erreicht man nach einer guten Stunde einen Aussichtspunkt, nach dem bald schon das Ziel in der Big Bay in den Blick kommt: Das Punga Cove Resort, ein Zeltplatz, liegt etwa hundert Meter davor im Wald.
Nach Portage – 8 Stunden, 23 Kilometer, schwer
Die härteste Etappe führt zunächst steil nach Süden auf den Kenepuru-Sattel. Nach zwei Stunden auf dem Kamm erreicht man Eatwells Lookout auf 474 Metern. Hier blicken Wanderer weit in den Kenepuru Sound im Westen und in den Queen Charlotte Sound im Osten. Von nun an verläuft der Weg westwärts in stetem Auf und Ab den Kamm entlang. Nach insgesamt sechs Stunden erreicht man den Black Rock Camp, nach zwei weiteren das Resort Hotel in Portage.
Nach Anakiwa – 7–8 Stunden, 21 Kilometer, mittel
Die letzte Etappe führt ähnlich aussichtsreich wie die am Tag davor weiter westwärts auf dem Kamm. Auf gut der Hälfte der Strecke vernichtet man alle gesammelten Höhenmeter beim Abstieg nach Te Mahia in die Misteltoe Bay. Ab dort geht es nach Süden aus der Onahau Bay hinaus und dann westlich bis zum am Ende des Groove Arms gelegenen Trailhead in Anakiwa.
outdoor-Tipp: Der Queen Charlotte Track darf auch mit dem Mountainbike befahren werden, allerdings ist die Strecke von Ship Cove bis zur Camp Bay vom 1. Dezember bis Ende Februar gesperrt. In der übrigen Zeit kann man für die Strecke 2 Tage veranschlagen. Bike-Verleih: marlboroughsounds.co.nz
Reisebericht – Queen Charlotte Track

»Hier sieht es ja aus wie am Edersee«, scherzt Ben Wiesenfarth. Man blickt sich um und ja: Die zerklüftete Küstenlinie erinnert entfernt an die von Stauseen in Mittelgebirgen. Doch der Fotograf untertreibt: Die Marlborough Sounds, ganz im Norden der neuseeländischen Südinsel, entstanden, als sich vor 10 bis 15 Millionen Jahren tiefere Erdschichten neigten und so die Landschaft halb unter Wasser setzen. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Auf einer Fläche von der doppelten Größe des Saarlandes erstreckt sich ein Labyrinth aus Halbinseln, Inseln, Buchten und Meeresengen. Quer durch das Inselparadies führt der Queen Charlotte Track – der Grund unserer Anwesenheit. Mit von der Partie ist Nick Eade, die drahtige Wanderführerin lebt nicht weit von hier und kennt die Sounds von Kindesbeinen an.

Beim ersten Blick auf die Wanderkarte wird klar: Liebhaber der steilen Anstiege und alpinen Kulissen sind hier falsch. In gemäßigtem Auf und Ab folgt der Weg vier Tage der Küstenlinie und schwingt sich am dritten Tag auf den aussichtsreichen Grat zwischen Queen Charlotte Sound und dem nördlich davon gelegenen Kenepuru Sound. Wer an einem strahlenden Spätsommer- morgen im Hafen von Picton in ein Bootstaxi steigt und sich 45 Minuten zum Startpunkt des Trails in die »Ship Cove« fahren lässt, bricht auf in eine heitere Meereswelt aus Türkis- und Blaugrün-Tönen. Eine, in der Rochen ihre Flügel spreizen und behäbig unter Anlegestege gleiten. Eine, in der sich eine Robbe vom Steg von Motuara Island plumpsen lässt, als wir ihn betreten.
Die Vogelschutzinsel liegt nur einen Kilometer vor der »Schiffbucht« und somit auf dem Anreiseweg. Schon in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts rottete man hier Fressfeinde wie Ratten und Opossums aus. Und so sieht die graue Holzkiste am Wegesrand zunächst wie eine Falle aus, wie sie in Neuseeland zu Tausenden aufgestellt werden, um der Säugetierplage Herr zu werden. Doch dringt ein eigenartiges Fiepen ans Ohr, und bei näherem Hinsehen entpuppt sich die Box als Nistkasten eines Zwergpinguins, einer Spezies, der Nick nur wenig Beachtung schenkt.»Wohl nicht selten genug«,vermutet Ben.Auf dem kurzen Weg zum Aussichtsturm am höchsten Punkt der kleinen Insel begegnen uns dann eher seltene Arten wie etwa der Saddleback. Namensgebend für den sonst schwarzen Vogel ist der nussbraune Fleck auf dem Rücken. Immer wieder erspäht Nick sie im immergrünen Dickicht.

Den »Bellbird« erkennt sie auch, ohne ihn zu sehen: an seinem charakteristischen Zwitschern. Sein sperriger deutscher Name: Maori-Glockenhonigfresser. Den Klang des blauschwarzen Vogels mit dem schillernd violetten Kopf hat wohl schon James Cook gehört: als der britische Entdecker am 15. Januar des Jahres 1770 mit der HMS Endeavour vor Anker ging in jener kleinen Bucht, die er Shipcove nannte. Heute startet hier der Queen Charlotte Track.Von Cook zeugt ein großes Denkmal direkt am Strand. Ein paar alte Schiffskanonen zieren den Sockel, ob der Seefahrer sie auf einem seiner Zwischenstopps hiergelassen hat, kann auch Nick nicht sagen. Der Track führt steil in den Wald, gewinnt ein paar dutzend Höhenmeter, um einen kleinen Pass zu überwinden.
71 Kilometer zieht sich die Strecke in vier Etappen nach Anakiwa im Südwesten. Jetzt, Ende März, teilen wir den Weg nur noch mit einem halben Dutzend anderer Wanderer und ein paar Bikern, die ihn von März bis November ebenfalls benutzen dürfen.

Wir genießen den stillen Herbsttag, immer wieder bricht das Blau des Sounds durch das Grün. Immer wieder zieht es uns zu schönen Plätzen am Ufer, wir kochen hier eine Tasse Tee, essen dort unser Lunch, und so ist es schon später Nachmittag, als wir die ausgedehnten Rasenflächen rund um die Furneaux-Lodge betreten, die in der kleinen Bucht »Endeavour Inlet« liegt. Nur einen Steinwurf von ihr entfernt wächst ein riesiger Podokarp-Baum ein wenig abseits des Weges am Hang. Nur noch wenige dieser mächtigen Steineiben stehen hier am Sound, zu begehrt war das Holz. Die Neuseeländer tun viel dafür, die ursprüngliche Flora und Fauna wiederherzustellen. Und ähnlich rigoros wie gegen Säuger gehen sie gegen eingeführte Pflanzen vor. Hin und wieder ragen die Gerippe toter Bäume aus dem Grün des Waldes.
»Das sind Pinien, die vergiftet wurden, die gehören hier nicht hin«, sagt Nick. Sonst eher zurückhaltend, ist sie entschieden der Ansicht, dass man, wo es möglich ist, den Urzustand der Insel wiederherstellen sollte. Doch bis der Wald wieder so wuchert und so viele Vögel zwitschern wie zu Cooks Zeiten, wird man wohl noch ein paar Bäume vergiften und ein paar Opossumfallen aufstellen müssen. Die an den Kolonialstil angelehnte Furneaux-Lodge stammt aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts und bietet von der Lu- xussuite bis zu rustikalen Vier-Bett-Hütten Unterkünfte für jeden Geldbeutel. Wer mit dem Zelt unterwegs ist, findet auf der anderen Seite der Bucht einen von fünf Campingplätzen, die das Department of Conservation am Queen Charlotte Track unterhält.
Die meisten Wanderer bleiben heute Abend allerdings hier, zu verlockend ist die Aussicht, den Abend in den Ledersesseln der Lodge zu verbringen, und die sehr gute Küche des Restaurants tut ein Übriges. Der nächste Tag beginnt, wie der letzte endete: zeitlos. Kein Lüftchen weht, die tiefe Herbstsonne scheint warm auf die Haut, und fast ohne Anstrengung und Hast gehen wir am Ufer der Bucht entlang. Ein verrosteter Traktor zeugt davon, dass hier einst Farmer ihr Glück versuchten, träge dümpeln ein paar Boote an einem »Jetti«, wie Anlegestege hier heißen. Immer wieder ist man versucht, einfach stehen zu bleiben und die Szenerie auf sich wirken zu lassen.

In jedem Ort in Europa zöge eine Landschaft wie diese unweigerlich Hotels, Straßen oder wenigstens tausende Jachten an, hier, am Ende der Welt, döst das Insellabyrinth im Herbst vor sich hin, auch wenn im Sommer viele Touristen kommen. Viele Einheimische segeln auch hierhin – die Hauptstadt Neuseelands, Wellington auf der Nordinsel, liegt schließlich nur 80 Kilometer entfernt.
Auch wir wollen den Sound vom Wasser aus erkunden, und so haben wir am nächsten Tag eine Paddel-Tour gebucht. Mit dem Bootstaxi überspringen wir eine Etappe und setzen mit den Leihkajaks an der Portage Bay ein. Sie liegt auf der anderen Seite des Kammes am Kenepuru Sound. Ähnlich wie beim Wandern legt sich auch hier schnell der Zauber des Sundes auf uns. Kein Wind weht, das Wasser ist warm, nichts Hartes oder Unangenehmes, man wird schon fast ein wenig misstrauisch. Das Wrack eines Frachtschiffs streckt die Rippen aus dem Wasser, ein Sandstrand liegt da wie gemalt, an einer Muschelfarm pflücken wir ein paar Grünschalmuscheln und bereiten sie auf dem Kocher zu.
Die Sonne steht schon tief, als wir die Boote zurück zum Resort von Portage tragen und es uns auf der Terrasse des Restaurants bequem machen. Ein alter Mann sitzt am Tisch neben uns bei einem Bier und schaut in den Sonnenuntergang. Golden schimmert das Wasser der Bucht, und man wird das Gefühl nicht los, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Wie sehr das der Fall ist, wird erst klar, nachdem ich mit dem älteren Herrn ins Gespräch komme: Rod Eatwell, der Vater des Queen Charlotte Tracks – was für ein Zufall. Stolze 90 Jahre ist er alt und wohnt auf einer Farm am Ostende des Kenepuru Sounds. Er erzählt uns, wie seine Familie den exponiertesten Wegabschnitt des Queen Charlotte Tracks freischlug.
Andere Farmer folgten seinem Beispiel, und als der Track 1991 offiziell eröffnet wurde, war Eatwell es, der die Torte anschnitt. Über sein Land führt die aussichtsreichste und längste Etappe, jene, die wir zugunsten der Kajaktour übersprungen haben. Wir ernten Kopfschütteln. Er erzählt von dem Aussichtspunkt, der nach ihm benannt ist. Er selbst kam auch oft dorthin, unterhielt sich mit Reisenden aus der ganzen Welt, über das Leben und das Schicksal.Vor allem nach dem Tod seiner Frau Kath, die viel zu früh starb.
Er muss sie sehr geliebt haben, selbst 30 Jahre später merkt man ihm den Schmerz des Verlustes an, wenn er von ihr erzählt. Ihr zu Ehren habe er eine Eichenallee an der Zufahrt seines Hauses angelegt. Die Bäume sind drei Meter hoch. Wir fahren durch sie hindurch, als sein Enkel uns am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang mit Quads zum Aussichtspunkt fährt. Ein Vorschlag Eatwells, den wir gerne angenommen haben. Wir kommen genau richtig. Ein neuer Tag naht, zartrosa leuchten die Wolken über den Sounds. Sie sind zum Zerreißen schön.
Tipps unseres Chefredakteurs Alex Krapp

Museen Bei einem Aufenthalt in Picton lohnt ein kurzer Besuch im kleinen Wal-Museum am London Quay. Neben Kanonen für Harpunen werden auch zwei kleine Walfangboote gezeigt. Wer sich noch mehr in die Vergangenheit zurückversetzen will, schaut sich noch den Rumpf des Segelschiffes »Edwin Fox« an, das einen eigenen Liegeplatz im Hafen von Picton bekam.
Weinprobe Die Region Marlborough ist das größte und bekannteste Weinanbaugebiet Neusee- lands. In der fruchtbaren Ebene rund um den Ort Blenheim liegen über 30 verschiedene Weingüter. Einen guten Überblick gibt es auf der Seite wine-marlborough.co.nz/wine-trail/. Weintouren per Bike: exploremarlborough.co.nz
Whale Watching Ein Grund für Reisen in der Nachsaison: Ab Mai wandern Humpbackwhale durch die Cook-Straße. Whale Watching von Picton aus mit e-ko.nz. Im übrigen Jahr geht das am besten von Kaikoura aus, 150 Kilometer südlich von Picton.
Video: Die Top-Spots Neuseelands
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