Mit dem Gravelbike über die Alpen
Alpencross von Garmisch bis zum Gardasee

Mit dem Gravelbike von Garmisch zum Gardasee – mit ordentlich Biss bewältigt man die Strecke mit fast 8000 Höhenmetern in fünf Tagen: Tourentipps, Tourenkarten und Reisebericht.

OD SH 01/2022: Alpencross
Foto: Fabian Gehring
In diesem Artikel:
  • Wo starte und ende ich meine Alpencross-Tour?
  • Wie orientiere ich mich auf meiner Alpenüberquerung mit dem Rad?
  • Die Alpencross-Etappen im Überblick
  • Welche Alpencross-Anbieter gibt es?
  • Welche Zeit empfiehlt sich für ein Alpencross?
  • Wo kann ich auf der Tour essen?
  • Wo kann ich bei der Alpenüberquerung übernachten?
  • "Einmal im Leben" – der Reisebericht vom Alpencross
  • Weitere empfehlenswerte Radtouren

Wo starte und ende ich meine Alpencross-Tour?

  • Hinkommen: Mit der Deutschen Bahn bis Garmisch. Wer ICE fahren will, sollte sehr frühzeitig buchen, denn selbst wenn Fahrradplätze angezeigt werden, sind sie nicht unbedingt verfügbar. Also lieber im Kundenzentrum nachfragen. Mit Bummelbahn und dem Länderticket darf das Rad immer mit, es braucht in Bayern aber eine Fahrradkarte (6 Euro).
  • Zurückkommen: Wir hatten das Glück, abgeholt zu werden, wer aber vom Gardasee zurück nach Deutschland will, kann ein Bike-Shuttle ab Riva del Garda buchen und sich zurückbringen lassen, z. B. von prenner.it/de/bikeshuttle

Wie orientiere ich mich auf meiner Alpenüberquerung mit dem Rad?

Für unsere Planung haben wir online verfügbare Routen angeschaut und sie dann auf den Routenplaner Komoot übertragen und leicht angepasst. Das GPS am Lenker wollen wir nicht mehr missen (z. B. Wahoo Element Roam, Garmin Edge 830).

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Die Alpencross-Etappen im Überblick

1. Garmisch – Fernpass – Imst

Entspannt geht es von Garmisch hinauf zum Eibsee, weiter unterhalb der Zugspitze bis über die Grenze nach Österreich. An Ehrwald vorbei und immer der Loisach nach, zwischen Birken und Schilf bis zum Blindsee. Dann bergauf zum Fernpass und auf der Via Claudia Augusta ins Tal bis nach Imst.

2. Imst – Sölden – Obergurgl

Durchs Inntal rollt es sich leicht, bis in Roppen der lange Anstieg ins Ötztal beginnt. Immer neben der Hauptstraße auf Rad- und Waldwegen geht es stetig, aber gemütlich bergauf. Der Ötztaler Ache bis Sölden folgen, dann ist ein steiler Anstieg bis Zwieselstein zu meistern.

3. Obergurgl – Timmelsjoch – Eppan

Auf den Serpentinen zum Timmelsjoch (2474 m) sammelt man Höhenmeter. Doch die Abfahrt bietet ein einmaliges Panorama. Dann rechts auf Bauernwegen bis Rabenstein. Durch das Passeiertal bis Meran und weiter zwischen Apfelplantagen und Fluss bis nach Eppan.

4. Eppan – Altspaur (Spormaggiore)

Wer den Mendelpass auslassen will, fährt von Eppan an der Weinstraße direkt nach Riva weiter. Der Aufstieg über Schotterwege und die Passstraße ist aber herrlich. Anschließend auf und ab durch steile Apfelplantagen und Weinberge bis zum Ziel in Altspaur.

5. Alspaur – Riva

Starke Beine braucht es an Tag 5: Die Route führt steil bergauf bis zum Skigebiet Paganella, von dort bis zum Monte Rombo. Sie leitet knackig über Schotterwege und Trails, die Aussicht bei schönem Wetter entlohnt mit Blick auf den Lago di Molveno und die Brentagruppe. Die Abfahrt erweist sich als anspruchsvoll: Trails der Schwierigkeit S1 bis S3.

6. Zusatztag: Riva – Moniga

Genuss pur zum Abschluss: Immer oberhalb des Sees fährt man entlang leider viel befahrener Straßen durch Galerien und Tunnel. Ein verdienter Stopp im Touri-Ort Limone lässt sich nach den ruhigen Tagen in den Alpen aushalten. Im Süden wird es entspannter, und in Moniga am Gardasee endet die Tour.

Welche Alpencross-Anbieter gibt es?

Wer einfach starten möchte, ohne groß zu planen, kann auch eine geführte Tour buchen. Solche Touren gibt es bei speziellen Reiseanbietern wie zum Beispiel beim DAV Summit Club, tune oder auch Transalptours mit spezieller Gravelausrichtung.

Welche Zeit empfiehlt sich für ein Alpencross?

Mitte Juli bis Mitte September. Auch im Hochsommer kann es hier aber sehr kalt sein. Die Pässe nach Möglichkeit nicht an Wochenenden fahren und morgens früh starten, um Verkehr zu meiden.

Wo kann ich auf der Tour essen?

Unterwegs haben wir kaum Pausen gemacht, eher schnell einen Kaffee getrunken oder Supermärkte und Bäckereien für Stopps genutzt. In Riva del Garda: Unbedingt in der Gelateria Flora an der Hauptstraße ein Ziel-Eis nehmen! Sie ist von Touristen belagert, aber das Eis ist es absolut wert!

Wo kann ich bei der Alpenüberquerung übernachten?

  • In Imst gibt es zahlreiche Gasthöfe zur Auswahl, wir waren im Gasthof Sonne. Ein ehrwürdiges Haus mit Bikegarage im Gewölbekeller, ab 94 Euro
  • Pandemiebedingt war die Auswahl in Obergurgl sehr beschränkt, unsere Unterkunft im Haus Aktiv aber gemütlich und mit Trockenraum versehen. Einziges Manko: am Ende des Tages noch mal sehr steil zum Haus bergauf fahren. Ab 60 Euro
  • In Eppan an der Weinstraße hat die sehr nette Wirtin der Pensione Penegalblick uns am leckeren Frühstücksbuffet gut unterhalten, die Zimmer sind großzügig, nur leider nicht ideal für Radreisende, da Abstellplätze fehlen. Ab 104 Euro, Pensione Penegalblick über booking.com
  • Klein, aber sehr fein war das Zimmer in Altspaur (Spormaggiore) im B&B alla Spiazzöla. Die Wirtin hat uns sogar noch einen Tisch reserviert, nur die Verständigung war etwas schwierig. Der kleine Ort bietet nur eine begrenzte Auswahl. Ab 92 Euro, B&B alla Spiazzöla über booking.com
  • Acht Minuten vom See entfernt liegt das Albergo Garni Orchidea in Riva. Dort muss man sich keine Sorgen machen, es gibt Hotels, Pensionen ohne Ende. Ab 83 Euro

"Einmal im Leben" – der Reisebericht vom Alpencross

Den Traum von der Alpenüberquerung haben viele. Nane Rauscher und Fabi Gehring setzten ihn in die Tat um. 340 Kilometer mit Höhen und Tiefen

Eine Alpenüberquerung steht für viele Radfahrer auf der To-do-Liste des Lebens. Auch auf meiner. Die Initiative ergriff aber mein Kumpel Fabi. In fünf Tagen von Garmisch an den Gardasee, so lautet dann unsere Idee für den August. Wir entscheiden uns für Gravelbikes, mit denen wir schnell fahren, aber dank dicker Reifen auch Schotter- und Waldwege nehmen können. Unsere Planung spuckt vor dem Start 338,7 Kilometer und 7590 Höhenmeter aus: hinauf zum Fernpass, durchs Inntal, dann zum höchsten Punkt, dem Timmelsjoch auf 2500 Metern. Durchs Passeiertal nach Meran, bergan zum Mendelpass und über den Monte Rombo nach Riva. Macht sich gut auf dem Display.

Here we go!

Ich brauche ein wenig, um nach dem Start in Garmisch den Takt zu finden. Aber mit dem ersten Anstieg Richtung Eibsee enden die Gedanken über Sinn und Unsinn des Unternehmens – der Berg nimmt meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Eine Schotterpiste führt uns an der Flanke der Zugspitze hinauf. Leider hängt Dunst über dem Eibsee, und sein Blau lässt sich nur erahnen. Gut, dass wir nicht wissen, wie oft uns das mit Panoramen noch so gehen wird. Ein kleines Stück weiter zeigt mir der Berg meine Grenze, das Geröll ist zu grob, das Rad zu schwer, oder ich bin zu schwach. Ich schiebe.

OD SH 01/2022: Alpencross
Fabian Gehring
Traumhafte Aussichten beim Bike-Alpencross.

Unser erster Pass

Wie schnell wir das erste Ziel erreichen, den Fernpass! Ich lese oben die Infotafeln: Wir stehen doch tatsächlich auf einer alten Römerstraße, der Via Claudia Augusta. Vor Jahrhunderten haben Menschen Münzen und Opfergaben als Dank für die überstandene Alpenüberquerung abgelegt – klar, Handelsreisende waren in der Vergangenheit Räubern, Stürmen, Lawinen und den Bergen selbst mehr ausgesetzt als wir. Aber vielleicht habe ich mir alles zu einfach vorgestellt? Fabi bleibt unbeeindruckt: »Los geht’s, Nane, Abfahrt!« Auf dem Römerweg schlängeln wir uns hinab und lassen uns gefangennehmen vom Flow.

Am ersten Abend quatschen wir im Fahrradraum des Gasthofs »Sonne« mit zwei Schweizern, die sich für unsere Bikepacking- Taschen interessieren. Sie sind über die Silvretta-Hochalpenstraße gekommen und wollen nach Trient. Offensichtlich haben sie mehr Erfahrung als wir: »Wenn es morgen regnet, ziehen wir unseren Joker und machen Pause. Wir wollen das Timmelsjoch- Panorama genießen«, sagen sie. Wollen wir auch. Aber einen Pausentag haben wir nicht vorgesehen. Morgens tröpfelt es, es tröpfelt bald sogar ganz schön. Schließlich regnet es, und regnet und regnet. Als wir an einer Tankstelle pausieren, sind wir bis auf die Haut durchnässt. Cola, Snickers und gesalzene Erdnüsse müssen uns motivieren. Heute zeigt das Höhenprofil ausschließlich nach oben, aber die Strecke durchs Ötztal ist herrlich. Wasserfälle stürzen ins Tal, speisen die wilde Ötztaler Ache. Der Regen lässt nach. Wir folgen dem Fluss durch moosige Wälder, gesprenkelt mit gelben Blümchen, über Weiden und Auen. Dann schießt die Engelswand senkrecht nach oben, zehn Meter vom Weg, gespickt mit unzähligen Routen für Kletterer. Unsere Stimmung wird noch besser, als wir Stück für Stück Regenhose, Jacke und Unterhemd auf die Tasche an der Sattelstütze spannen und locker vorankurbeln.

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Neue Routinen

An Tag zwei wird klar: Wir üben uns weiter im Klamottenwechseln. Jacke an, Jacke aus, kurzärmelig, dann doch wieder lang. »So oft wie heute habe ich die Regenhose noch nie an- und ausgezogen«, sagt Fabi, der gar keine mitnehmen wollte. Er ist inzwischen auch Föhn-Fan, denn jeden Abend föhnen wir die nassen Klamotten trocken. Wir haben zwar ein Set zum Wechseln dabei, aber in den Taschen trocknet tagsüber nichts. Schnell sitzt die Tour-Routine – abends alles auswaschen und trocknen, etwas essen, schlafen gehen, morgens fix frühstücken, Taschen packen, dann ans Rad montieren, Kette ölen und los geht's.

Die Königsetappe

Die restlichen Höhenmeter zum Timmelsjoch sammeln wir am dritten Tag. »Sechs km/h«, blinkt mein GPS. Laufen fühlt sich schneller an. Das stresst mich aber nicht. Ich achte auf den Verkehr und bin sonst ganz in mich gekehrt. Vor der Abfahrt hatte ich vorsichtshalber Kopfhörer eingesteckt, aber ich brauche keine Musik. In meinem Kopf dröhnt das Mantra: pushen, weiter, pushen, weiter. Hinter mir erzählt Fabi etwas, ich höre es kaum, bin versunken in der Meditation des Anstiegs. Auf der Passhöhe (laut Schild auf 2509 m) stürmt und schneit es. Wohl schon in der Steinzeit haben Hirten die Schneise im Alpenhauptkamm genutzt, um vom Passeierins Ötztal zu kommen. Später, so sagt man, folgten Handelsleute und Schmuggler. Kaum vorstellbar, wie sie bis zu 100 Kilo Schmalz, Wein oder Flachs auf ihren Kraxen über den Kamm schleppten. Die Kälte wird so erbarmungslos, dass ich alles anziehe, was ich dabeihabe. Bei der Abfahrt fühle ich mich wie ein Sumo-Ringer. Nach einem Tunnel wird es endlich wärmer: Bunte Alpenblumen säumen die Kehren ins Tal, Wolken hängen in den Gipfeln. »Mit blauem Himmel und Sonne wäre das hier nur halb so spannend«, sagt Fabi. Die Wiesen sind so prallgrün, dass sich die Augen kaum sattsehen können. Und als ich mit Nüssen, einer Banane, Wasser und Cola aus dem Supermarkt in St. Martin im Passeiertal trete und das ebenfalls frisch erworbene Schüttelbrot knuspere, wird mir plötzlich klar: Wir sind echt nach Italien geradelt! Der Vibe treibt uns an, wir fliegen die Etsch entlang, mit der Sonne im Nacken und Druck auf dem Pedal bis zum Tagesziel in Eppan.

OD SH 01/2022: Alpencross
Fabian Gehring
Das beschauliche Örtchen Campione liegt direkt am Gardasee

Im Flow weiter nach Süden

Jetzt könnte ich ewig so weitermachen. Der Po hat sich an die Hose gewöhnt, die Beine an das Gewicht und der Kopf ans Langsamfahren. Wir klettern direkt nach dem Frühstück steile Rampen in den Weinbergen hinauf und schauen über Burgen, Reben und den Fluss bis nach Bozen. Den Mendelpass schieben wir uns mit der rasenden Geschwindigkeit von 5 km/h hinauf. In langen Auffahrten hängen wir beide unseren Gedanken nach. Die Arbeit kam mir bisher nicht ein Mal in den Sinn – gut so! Es gibt unterwegs so viel zu tun, alles kreist um Essenzielles. Wie zum Beispiel die nächste Kurve. Oder die nächsten 50 Höhenmeter. Auf der Passhöhe erwartet uns Platzregen. Macht aber gar nichts. Dann fahren wir endlos durch Haine voller Apfelbäume. Mein GPS zeigt etliche steile Täler: Wir heizen in die Schlucht des Torrente Novella hinein und müssen auf der anderen Seite wieder hinauf. Es ist so weit: Wir nutzen die ganze Straßenbreite, um uns in Mini-Serpentinen hochzuwinden. Anders ist es nicht zu schaffen. Am Ende sammeln wir 2000 Höhenmeter und landen in Altspaur, Spormaggiore auf Italienisch, einem Dorf, von dem ich noch nie gehört hatte. Eine Kneipe serviert Pasta. Nur die Route des letzten Tages macht uns Bauchweh: Eine supersteile Abfahrt wartet auf uns, und ab Mittag soll es regnen.

Hätte ich vorher gewusst, dass mein bisher schlimmster Tag auf dem Rad Tag fünf unserer Alpenüberquerung sein würde, hätte ich meine Energie besser eingeteilt. So reiße ich Witze über ein Schild, das vor wilden Bären im Wald warnt. Witzle auch bei den steilen Betonrampen bis Paganella. Doch als ich vor einem Skihang stehe, den wir gerade hinaufmüssen, ahne ich langsam, was da noch kommt. Der Berg ist so steil, ich kann nicht einmal kleine Kurven fahren. Nach einem Drittel steige ich ab. 700 Höhenmeter schiebe ich zuerst über Beton, dann auf Waldwegen, über Schotter, groben Schotter, Geröll. Oben soll es superschön sein, haben wir gelesen: Wir erwarten schneebedeckte Berge, den Cima-Tosa-Gipfel und darunter den Molvenosee. Wir sehen: nichts.

OD SH 01/2022: Alpencross
Fabian Gehring
Was einem so alles begegnen kann! Bären, Feuer, Hunde. Womöglich sogar Wandernde

Auf Komoot schrieb ein Norbert: »Der Anstieg ist hart, aber du wirst mit einem Panoramaweg belohnt.« Aha. Es stürmt. Die geduckten Nadelbäume und Büsche bieten kaum Schutz. Wir wollten weiter am Monte Rombo entlang, aber es wird immer ekliger. »Das hier ist zu fies, lass uns ins Tal fahren«, sagt Fabi und ist der Vernünftigere von uns beiden. Ich lache, als er in den Nebel schaut und sagt: »Warum macht man das Ganze? Wegen schöner Aussichten! Dafür kämpft man sich doch hoch.« Er schaut Richtung Sarcatal. Eventuell wäre der Gardasee schon zu sehen. Wir werden es nicht erfahren. Und selbst eine belohnende Abfahrt bleibt uns verwehrt, wir beginnen die Odyssee im Bergabschieben.

Die Sonne habe ich an diesem letzten Tag unserer Tour noch nicht gesehen. Vor meinen Füßen ein Meer aus Pflastersteinen. Wie lang ist dieser Karrenweg wohl? Das Problem: Er führt so steil bergab, dass wir nicht fahren können. Der Kalkstein ist rutschig. Mit 15 Kilogramm Gepäck zu gefährlich. Ich zwinge mich, weiter zu schieben. Fabi versucht immer mal wieder, ein Stück über die Pflastersteine hinabzufahren und rollt dann an mir vorbei. Aber nur ein paar Meter weit, bevor er doch wieder absteigt. Irgendwann kommen wir in ein Dorf. So sehr über Asphalt habe ich mich noch nie gefreut. Ich mache den letzten Schritt vom Pflaster auf eine Dorfstraße. »Es ist so weit, ich öffne jetzt den Flachmann«, sage ich. Fabi zückt seine Tasse, wir stürzen einen Schluck Wodka. Schmeckt nicht, brennt aber. Nach dem Schnaps dauert es nicht lange und der Regen setzt ein.

Wohlgefühl zum Schluss

Es schüttet, warmes Wasser der Straße füllt unsere Schuhe. Wir freuen uns trotzdem am achterbahnartigen Radweg durch die Felsklötze im Naturpark Adamello-Brenta. Riva. Geschafft. Ich schaue in Fabis Gesicht. Die Haare kleben an seinem Kopf, von der Brille rinnt Restwasser. »Und ich dachte, wir fahren direkt an den See und springen hinein«, sagt er. Bikini und Badehose sind die einzigen Kleidungsstücke, die wir nicht gebraucht haben. Deshalb beschließen wir später bei Aperol Spritz, morgen noch bis ans Südende des Gardasees zu radeln. Unsere Hoffnung wird erfüllt: Sonne und strahlende Italien-Sommerfarben – pures Wohlgefühl. Dann hüpfen wir in den See.

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Erscheinungsdatum 12.09.2023