Abel Tasman Coastal Track: Wanderparadies an Neuseelands Küste

Abel Tasman Coastal Track
Traumhafte Küstenwanderung in Neuseeland

Veröffentlicht am 29.06.2025

Der Abel Tasman Coastal Track zählt zu Neuseelands elf sogenannten 'Great Walks', ein Netz von gut ausgebauten Wanderwegen mit atemberaubender Natur. Die Meisten wandern den Küstenwanderweg in den Sommermonaten, hier kann man an jeder Bucht ein erfrischendes Bad im Meer genießen, jedoch herrscht dann auch deutlich mehr Betrieb. Wer etwas mehr Ruhe bevorzugt, dem können wir die Wintermonate wärmstens empfehlen. Um den ganzen Weg zu wandern und extra Aufenthalte in den vielen kleinen Buchten zu genießen, empfiehlt sich ein Zeitfenster von drei bis fünf Tagen, entlang des Weges gibt es Hütten und Campingplätze in guten Abständen. Da wildes Campen nicht erlaubt ist, muss man alle Unterkünfte im Voraus buchen.

Abel Tasman Coastal Track
Saskia Wohlgemuth

Über das Feiertagswochenende zum Königsgeburtstag Anfang Juni boten sich mir vier freie Tage – und ein vielversprechender Wetterbericht für den Norden der Südinsel. Die Entscheidung fiel schnell: Sechs Stunden Fahrt von Christchurch nehme ich gern in Kauf, um den Abel Tasman Nationalpark im Winter zu erleben.

Mein Plan: Den rund 60 Kilometer langen Track in nur zwei Tagen wandern, mit leichtem Gepäck und Übernachtung in vorab gebuchten Hütten.

Abel Tasman Coastal Track
Department of Conservation

Tag 1 Marahau – Awaroa (35km)

Nach einer Nacht in einer einfachen, gemütlichen Kabine direkt am südlichen Startpunkt in Marahau brechen wir früh auf – 35 Kilometer liegen vor uns, und wir wollen vor Einbruch der Dunkelheit ankommen. Der erste Abschnitt des Tracks verläuft flach und folgt der Küstenlinie. Immer wieder öffnen sich Ausblicke auf kleine, malerische Buchten. Im Sommer laden diese sicherlich ein länger zu verweilen – wir gönnen uns jedoch nur eine kurze Snackpause.

Dabei ist Vorsicht geboten: Die Wekas nähern sich sofort, sobald sie Essen wittern. Diese flugunfähigen, nur in Neuseeland vorkommenden Vögel sind berüchtigt für ihre Neugier und Dreistigkeit. Ein unbewachter Müsliriegel verschwindet schneller im Schnabel als aus der Verpackung.

Abel Tasman Nationalpark
Paul Forbes

Zwischen Torrent und Bark Bucht ermöglicht das Watt bei Ebbe eine deutliche Abkürzung. Für uns standen die Gezeiten allerdings ungünstig – also nehmen wir den deutlich längeren Umweg durchs Hinterland in Kauf. Die abwechslungsreiche Vegetation und die lebhafte Vogelwelt sorgen jedoch dafür, dass keine Langeweile aufkommt.

Von der Bark Bucht führt der Weg weiter nach Onetahuti Beach, einem langen Sandstrand mit toller Aussicht und, wie könnte es anders sein, mehr hungrigen Wekas. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir schließlich die Awaroa Bucht. Die Awaroa Hut bietet Platz für bis zu 26 Personen und funktioniert – wie alle Hütten auf dem Trekk– als sogenannte Self-Service-Hut: Man bringt Essen, Kocher und Ausrüstung selbst mit. Geschlafen wird im Matratzenlager, Schlafsack nicht vergessen! Nach einer kalten Dusche und einem wohlverdienten Abendessen geht es früh ins Bett. Der Wecker steht auf 6 Uhr – denn die Flussmündung bei Awaroa lässt sich nur bei Ebbe durchqueren. Die Gezeiten geben hier den Takt vor.

Tag 2 Awaroa – Whariwharangi – Wainui (27km)

Ein wunderschöner Sonnenaufgang lässt uns das frühe Aufstehen schnell vergessen. Für die Wattüberquerung des Awaroa Inlet haben wir extra Strandschuhe dabei – nasse Wanderschuhe für den Rest des Tages vermeiden wir lieber. Barfuß gehen empfiehlt sich wegen der scharfen Muschelschalen eher nicht. Trotzdem muss ich kurz vor dem Ende des Inlet meine Schuhe doch leider ausziehen. Der tiefe Schlick droht sie einfach zu verschlucken.

Abel Tasman Nationalpark
Paul Forbes

Auf der anderen Seite geht es weiter durch dichten Küstenwald in Richtung Totaranui Bucht – dem letzten Punkt, an dem ein Bootstransfer möglich ist. Viele Wanderer starten oder beenden hier ihre Tour. Dahinter kehrt spürbare Ruhe ein. Der Weg verläuft über die abgelegene Goat Bay und vorbei an weiteren einsamen Stränden. Ein kurzer, aber steiler Anstieg bringt uns schließlich zur Whariwharangi Bucht – und zur gleichnamigen Hütte. Das historische Gebäude enstand 1896 als Farmhaus und nachdem es in den 1980er-Jahren restauriert wurde, dient es heute als Unterkunft. Bis zu 20 Wanderer finden hier Platz, verteilt auf einfache Mehrbettzimmer mit zwei bis acht Betten.

Die 16 Kilometer zur Hütte vergehen wie im Flug. Dort angekommen, entledigen wir uns von unseren Wanderrucksäcken und laufen die letzten sechs Kilometer zum Track-Ende in Wainui Bay ohne Gepäck – eine willkommene Erleichterung. Der Pfad schlängelt sich durch ruhigen Küstenwald, gesäumt von Nikau-Palmen und Farnen. Drei Kilometer bergauf, drei wieder hinunter.

In Wainui angekommen, drehen wir relativ unspektakulär wieder um – und joggen die Strecke zurück. Zwar lässt sich von Wainui ein Shuttle organisieren, aber zu einem echten Abel-Tasman-Erlebnis gehört ein Bootstrip einfach dazu. Also übernachten wir noch einmal in der Whariwharangi Hütte und folgen am nächsten Morgen unseren eigenen Spuren wieder nach Totaranui, von wo unser Wasser-Taxi ablegt.

Tag 3 Whariwharangi – Totaranui (11km) – Bootfahrt nach Marahau

In Totaranui bleibt uns sogar noch genug Zeit für ein kurzes, erfrischendes Bad im Meer – am offiziellen ersten Wintertag. Danach bringt uns das Wassertaxi in etwa anderthalb Stunden zum Ausgangspunkt nach Marahau. Wir lehnen uns entspannt zurück, während das Boot an all den Buchten vorbeigleitet, die wir in den letzten zwei Tagen zu Fuß passiert haben. Ein fantastischer Abschluss für eine kurze aber intensive Tour durch den Abel Tasman Nationalpark.

Abel Tasman Coastal Track
Department of Conservation

Die Etappen im Überblick

Etappe 1: Marahau nach Anchorage

  • Distanz: 12,4 km, 4–5 Stunden

Etappe 2: Anchorage nach Bark Bay

  • Distanz: 11,5 km, 4–5 Stunden

Etappe 3: Bark Bay nach Awaroa

  • Distanz: 13,5 km, 4–5 Stunden

Etappe 4: Awaroa nach Totaranui

  • Distanz: 7km, 2–2,5 Stunden

Etappe 5: Totaranui nach Whariwharangi

  • Distanz: 10km, 3-3,5 Stunden

Etappe 6: Whariwharangi nach Wainui

  • Distanz: 5,7km, 2 Stunden

Reiseinfo zum Abel Tasman Coastal Track:

Beste Reisezeit: Ganzjährig. In den Sommermonaten wird es sehr voll mit Tageswanderern, Kajak und Boottouristen. Im Winter ist es etwas ruhiger.

Startpunkt: Marahau im Süden oder Wainui im Norden. Totaranui ist auch ein beliebter Ausgangspunkt, man kann sich entweder per Boot hinbringen oder abholen lassen.

Übernachtung: Es gibt 4 Hütten und 18 Campingplätze, die vom Department of Conservation betrieben werden. Beide sind ganzjährig reservierungspflichtig.

Transport: Wassertaxis verkehren entlang der Küste und verbinden die Hauptbuchten mit Marahau oder Kaiteriteri (Südende). Anbieter holen Wanderer an vereinbarten Buchten ab oder setzen sie dort ab. Tipp: Einige Anbieter transportieren auch Gepäck separat, sodass man mit leichtem Tagesrucksack wandern kann.--