Die wichtigsten Antworten zum Thema findet ihr hier im Artikel – auch als Podcast zum Anhören. Außerdem die besten Funktionsshirts, Jacken und Merino-Oberteile aus unseren Tests.
5 empfehlenswerte Shirts aus Merinowolle

Devold Tuvegga Sport Air
Wer viel bei eisiger Kälte unterwegs ist oder einfach oft friert, wird das Devold Tuvegga Sport Air Longsleeve mögen. Das aus dicker Wolle (250 g/qm) gefertige Shirt wärmt nicht nur, sondern überzeugt auch bei hohem Puls: An Hotspots wie Brust, Schultern und Armen erhöht eine Rippenstruktur Feuchtigkeitstransport und Klimakomfort. Das funktioniert noch besser, wenn du das Shirt auf links drehst. Clever: Die Rückenpartie besteht aus einem groben Wollnetz, das auf Rucksacktouren nicht nass auf der Haut klebt und im Nu trocknet. Preis: ca. 130 €.
Testurteil: Sehr gut

Ortovox Merino Thermovent
Ortovox hat ein Herz für Schafe. Die Wolle genügt laut der Organisation Vier Pfoten höchsten Tierschutzstandards. Doch Ortovox hat auch ein Herz für Outdoorfans, vor allem für sportliche. Sie profitieren vom hervorragenden Klimakomfort ihrer hautnah sitzenden Shirts. Zum Testsieger unter den Langarmshirts wurde im Herbst 2023 das Longsleeve Ortovox Merino Thermovent (210g, ca. 130 Euro) gekürt. Das grobmaschige Shirt aus feiner, mulesingfreier Merinowolle hält das Körperklima selbst bei Maximalpuls im Lot. Wen der Netz-Look und hohe Preis nicht stören, liegt hier richtig.
70 Prozent feinste Merinowolle stecken auch im Ortovox 120 Merino Comp - der Rest ist Polyamid, das für kurze Trockenzeiten sorgt sowie für hohe Formbeständigkeit. Auch top: Das Hemd wärmt dank partiell stärkerem Material vor allem dort, wo der Körper am ehesten auskühlt (Bodymapping). Preis: ca. 100 €.
Beide mit dem Testurteil: Überragend

Schöffel Merino Shirt 1/1
Das Merino Shirt von Schöffel zählt seit Jahren zu den Lieblingsteilen der outdoor-Testcrew: Kein Shirt liegt weicher auf der Haut. Auch die hohe Elastizität, der angenehm legere Sitz und das Klimamanagement überzeugen. Verantwortlich dafür ist ein raffinierter Materialmix: Neben kuschelwarmer Merinowolle kommt auch die supersofte, bei Aktivität kühlende Holzfaser Lyocell zum Einsatz, dazu robustes Polyamid. So trägt sich das 90-Euro-Hemd im Alltag genauso gut wie auf Tour – zumal es Gerüche lange im Zaum hält.
Testurteil: Sehr gut

Salewa Zebru Responsive Longsleeve
Beim Salewa Zebru (ca. 100 €) kommt neben Merinowolle Nylon zum Einsatz – hier aber als Träger von thermoreaktiven Mineralien. Sie sollen Durchblutung und Sauerstoffversorgung verbessern. Das lange Shirt liegt zwar weniger weich auf der Haut als andere, doch gleich nach dem Anziehen fühlt es sich wohlig und warm an. Der gute erste Eindruck setzt sich auf Tour fort: Bewegungsfreiheit, Sitz, Klimakomfort und Geruchshemmung sind spitze! Ob die Mineralien bei all dem helfen? Ist letztlich egal. Es trägt sich einfach richtig gut.
Testurteil: Sehr gut

Aclima Lightwool Sports
Wer ein Baselayer-Modell sucht, das sowohl beim Trage- als auch beim Klimakomfort überzeugt, findet es im Aclima Lightwool Sports aus 100% Merinowolle. Dank nur rückseitig platzierter Netzeinsätze bleibt der hüttentaugliche Look gewahrt. Das Shirt gibt es als kurze und als langärmelige Version, sowie als jeweilige Damenversion.
Testurteil: Überragend
FAQ Merinowolle - 10 Fragen & Antworten
Was zeichnet Merinowolle aus?
Sie ist feiner und stärker gekräuselt als normale Wolle. Merino glänzt mit einem Faserquerschnitt von nur 16–24 Mikron (Mikrometer, also ein tausendstel Millimeter), normale Wolle kommt auf 24–40 Mikron. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar hat eine Stärke von 30–50 Mikron. Durch die extrem dünnen Fasern fühlt sich Merino weicher an und kratzt deutlich weniger.
Warum ist Merinowolle so beliebt?
Weil Merinowolle ein wohlig-warmes Hautgefühl erzeugt: Die stark gekräuselten Härchen binden durch ihre wellenartige Struktur viel isolierende Luft, außerdem können sie bis zu einem Drittel ihres Gewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich klamm anzufühlen. Weil Wollfasern antibakteriell wirken, bilden sich auch keine störenden Gerüche – angenehm bei der Hüttenrast.
Warum riecht Merino nicht?
Schweiß selbst riecht nicht, bildet aber den Nährboden für geruchsbildende Hautbakterien. Sie können sich allerdings auf der schuppigen, dachziegelartigen Oberfläche von Merinowolle schlechter halten als auf glatten Synthetikfasern. Außerdem werden die Bakterien vom Wollprotein Keratin abgebaut. Deswegen riechen die Naturfasern selbst nach vielen Tagen im Einsatz nicht – im Gegensatz zu Synthetikshirts.
Wie gut klimatisiert Wolle?
Wer auf Tour so gut wie nie schwitzt, profitiert von Wolle, sorgt sie doch für ein trocken-warmes Hautklima. Outdoorer, die bei hohem Puls schnell im eigenen Saft stehen, müssen in Wollwäsche dagegen frühzeitig ihr Tempo zügeln, um nicht zu überhitzen. Sie kommen mit einem Synthetikhemd oder solchen aus einer Woll-Syntethikoder Woll-Seide-Mischung besser klar. Eine Ausnahme bilden Merinohemden mit Feinripp- oder Netzstruktur: Sie bedecken die Haut nur partiell und lassen ihr Zonen, auf denen Schweiß verdunsten kann, was zum gewünschten Kühleffekt führt. Doch solche Shirts sind rar: Unter den reinen Wollmodellen konnten in outdoor-Tests nur das Devold Tuvegga Sport sowie das Devold Hiking Shirt spürbare Kühleffekte erzielen.
Kann Merino kratzen?
Je feiner die Wolle, desto geringer das Risiko, dass sie auf der Haut »bizzelt« oder gar juckt – das zeigen auch unsere Erfahrungen. Die ultradünnen Härchen krümmen sich, wenn sie auf die Haut drücken, passen sich ihr an – anders als dickere und steifere Fasern. Auch wenn die durchschnittliche Empfindlichkeitsschwelle bei rund 25 Mikron liegt, sollten wollsensible Wanderer lieber nur Kleidung mit Faserstärken von unter 19 Mikron anprobieren – und sie vor dem ersten Tragen einmal waschen, um lose Faserreste auszuspülen. Als kratzfreie Alternative bieten sich Hemden aus einem Wollmix an. Vor allem die Beimischung von Viskose (Tencell, Lyocell, Modal), aber auch Polyesteranteile führen zu einem besonders soften Hautgefühl.
Was hilft gegen Möttenlöcher?
Das in der Wolle enthaltene Keratin schmeckt leider auch Motten. Was den Biestern hingegen nicht schmeckt, sind die ätherischen Öle, die aus Zirbelkiefern- oder Zedernholz ausdünsten. Auch Lavendel (in Duftsäckchen) eignet sich zur Abwehr – einfach mit in den Kleiderschrank legen. Lagert die Wäsche dort länger – etwa den Sommer über –, sollte man sie vorher waschen, um Hautfette und -rückstände auszuspülen, denn auch darauf fahren Motten ab. Ebenfalls hilfreich ist das regelmäßige Durchlüften des Kleiderschranks.
Woran bemisst sich die Qualität?
Gute Wolle ist kostbar – und hat ihren Preis. Je günstiger das Shirt, desto genauer sollte der Blick auf Etikett und Hersteller-Homepage ausfallen: Besteht das Shirt aus reiner Merinowolle (100 %)? Wie fein sind die Fasern? Wo wurde das Teil produziert? Besonders hochwertige Ware stammt oft aus Europa, vor allem aus Deutschland, Schweden, Österreich und den baltischen Staaten.
Wie wäscht man Merinowolle?
Auch wenn viele Hersteller Handwäsche empfehlen, vertragen Merinoshirts auch einen Maschinenwaschgang – in der Einstellung"Wolle" oder "Feinwäsche". Als Waschmittel empfehlen sich solche, die ohne Protease auskommen (etwa das Aclima Wool Shampoo). Dieses Enzym greift das in der Wolle enthaltene Eiweißmolekül Keratin an und kann die Oberflächenstruktur verändern. Außerdem sollte man Merinokleidung nicht zusammen mit Jeans, Regenjacke und Co waschen: Reißverschlüsse und Metallknöpfe können Löcher in den empfindlichen Strick reißen – es sei denn, die Wollteile befinden sich in einem Wäschenetz. Nach dem Waschgang die Sachen weder schleudern noch in den Trockner stecken, sondern besser flach auf einem Wäscheständer ausbreiten und später – wenn sie noch leicht feucht sind – etwas in Form ziehen. Um die Lebensdauer zu erhöhen und Löcher zu vermeiden, sollte man Merino nur selten waschen (und wenn, dann so wie oben beschrieben). Zumal durch die Selbstreinigungsfunktion der Fasern ein Auslüften über Nacht völlig genügt.
Wie gut geht es den Schafen?
In der Kritik steht vor allem das Mulesing. Hierbei werden den Lämmern großflächig Hautfalten am Hintern ohne Betäubung abgeschnitten, um zu verhindern, dass sich darin Fliegenlarven einnisten. Auch bei der Schur, die oft im Akkord erfolgt, werden immer wieder Schafe verletzt, wie Recherchen von Tierschutzorganisationen beweisen (siehe: peta.de/wolle). Weitere Problemfelder sind der Einsatz von Insektiziden, unsachgemäße Schlachtung und der massenhafte Lebendexport von Schafen in die Länder des Mittleren Ostens und nach Afrika. Erfreulicherweise kümmern sich aber immer mehr Outdoor-Hersteller um das Tierwohl, lassen Farmen und Zulieferbetriebe von unabhängigen Organisationen regelmäßig prüfen und zertifizieren.
Wie nachhaltig ist Merino?
Als nachwachsendes Naturprodukt kommt Wolle ohne den Einsatz der Petrochemie aus. Merino verliert auch kein Mikroplastik, muss viel seltener gewaschen werden als Synthetikkleidung und hält bei richtiger Pflege sehr lange. Die Naturfasern verrotten zudem, können aber auch recycelt werden. Nicht zuletzt tragen Schafe – bei ökologisch orientiertem Weidemanagement – zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. Dem gegenüber stehen eine sehr hohe Klimabelastung, nicht nur durch lange Transportwege, sondern auch durch die Wiederkäuer selbst (CO₂ und Methan), bei konventioneller Haltung auch der Pestizideinsatz. Trägt man seine Merinokleidung aber so lang, wie sie hält, pflegt sie richtig und wäscht sie selten, sieht die zumindest die Klimabilanz besser aus.
Podcast
Test-Redakteur Boris Gnielka zum Trend-Thema Merinowolle im Outdoor-Bereich:
5 Kältekiller aus Wolle, die wir empfehlen können

Woolpower Fullzip Jacket 400
Woolpower fertigt seine Merinokleidung komplett in Schweden, auch fürs Militär. Das legt nicht nur großen Wert auf top Wärmeleistung und Haltbarkeit, sondern genauso auf Hygiene: Maschinenwäschen bei 60 Grad sind kein Problem. Auch nicht für die Fullzip-Jacke, die mit flauschigen Merinomix-Frotteeschlingen soft anliegt, sehr stark isoliert und Schwitzfeuchtigkeit ruck, zuck abtrocknen lässt. Außerdem bietet die hinten überlang geschnittene Jacke eine enorme Elastizität und hält mittels Daumenlöchern auch den Puls warm. Preis: 165 €.
Testurteil: Überragend

Aclima Warmwool Hooded
Ob als Midlayer oder auf der Haut: Das Warmwool Hooded schützt bestens vor Kälte. Nicht nur dank dicker Merinowolle (200 g/qm), sondern auch durch den extralangen Schnitt. Beim Sport kann es einem darin rasch zu warm werden, doch zum Wandern eignet es sich top. Der Clou ist die angenähte Kapuze, die sich auch als Sturmhaube aufsetzen lässt. Sieht kriminell aus, wirkt bei Kälte aber Wunder. Weitere Punkte gibt es für den langen Frontzip, über den sich das Shirt belüften lässt, und die Pulswärmer-Ärmelbündchen. Preis: 120 €.
Testurteil: Sehr gut

Ortovox Piz Boe Shorts
Nur 190 Gramm wiegt die Überhose von Ortovox. So fällt sie selbst in kleinen Rucksäcken nicht auf, sodass sie auch mit auf Tagestour kann. In Pausen über die Wanderhose gezogen, hält sie mittels Wollfüllung Po und Oberschenkel warm und schützt dank Imprägnierung etwas vor Nässe. Weil sich die Piz Boe an den Seiten öffnen lässt, können die Schuhe beim Überziehen anbleiben. Prima: Stretcheinsätze am Steißbein und an den Seiten erhöhen den Bewegungskomfort, sodass du bei Eiseskälte damit auch Wandern kannst. Preis 160 €.
Testurteil: Überragend

Bergans Ulriken Jumper
Wer schon immer einen dicken Seemannspulli suchte, aber bisher nur kratzige Modelle fand, wird den Bergans Ulriken lieben: Aus kräftiger Merinowolle (450 g/qm) gestrickt, heizt er ordentlich ein – und kratzt kein bisschen. Selbst am empfindlichen Hals nicht, den der bis übers Kinn reichende Kragen warm hält. Bund und Ärmelabschlüsse liegen eng an, dank Daumenlöchern bleiben auch die empfindliche Pulsregion sowie Handrücken warm. Ein Leichtgewicht ist der Ulriken nicht. Er wiegt 625 Gramm (Gr. S). Der Preis liegt bei moderaten 150€.
Testurteil: Sehr gut

Artilect Sundown 250 1/2 Zip
Die US-Marke Artilect trifft mit dem Sundown 250 (200 €) ins Schwarze. Das Hoody fällt extrem lang aus, punktet mit enormer Elastizität, unfassbar flauschigem Griff, Handwärmertaschen und Kängurufach. Außerdem bietet es Pulswärmer, einen Bundzug und mittels Frontzip eine Kühlluftschleuse für sportliche Touren. Auch das Material überzeugt: Nyjarn, eine Bluesign-zertifizierte Merinofaser mit Nylonkern. Sie trocknet rascher als reine Wolle und bleibt dazu prima in Form. Was man besser machen könnte? Da fällt uns nichts ein.
Testurteil: Überragend
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Gut zu wissen: Fünf Öko-Siegel, die überzeugen

GOTS
Der Global Organic Textile Standard garantiert eine umweltverträgliche und sozial verantwortliche Fertigung sowie Rohstoffgewinnung. Mindestens 70 Prozent des Faseranteils müssen aus kontrolliert-biologischer Tierhaltung stammen (weitere Infos hier).
KbT

Die "Kontrolliert biologische Tierhaltung" basiert auf der EU-Bio-Verordnung für ökologischen Landbau und sichert Schafen unter anderem große Weideflächen zu. Sie verbietet Mulesing sowie den Einsatz von Pestiziden und Masthilfen, auch für Tiertransporte gelten streng Vorgaben.
Naturtextil IVN Best

Das Label umfasst die komplette Wertschöpfungskette bis zum Endprodukt und steht für sehr hohe Umwelt- und Sozialstandards sowie für Schadstofffreiheit des Endprodukts (weitere Infos hier).
Responsible Wool Standard

Der RWS fokussiert sich auf den Tierschutz, die Transparenz der Wertschöpfungskette und nachhaltige Weidewirtschaft. Er dient den Marken Ortovox ("OWP") und Patagonia ("PWS") als Basis für noch strengere Vorgaben. Unabhängig kontrolliert werden alle drei (weitere Infos hier).
ZQ – Natural Fiber

Dieses Label der New Zealand Merino Company sichert mulesingfreie Wolle zu sowie die Rückverfolgbarkeit des Rohstoffs bis zur Farm.