Im Kern bin ich natürlich noch der Alte. Aber ich kenne mich jetzt besser. Vorher habe ich mich in meinen Entscheidungen zu sehr von anderen Menschen beeinflussen lassen. Nun habe ich mehr Mut, auf mich selbst zu hören.
Ich vergleiche das immer mit dem Beginn meiner militärischen Ausbildung. Zuerst wurde ich durch den Stress, die Furcht und die Erschöpfung gebrochen, und über weite Strecken war ich sicher auch depressiv. Aber dann habe ich gelernt, mich anzupassen, und mit dem Zuwachs an Erfahrung habe ich neues Vertrauen in mich selbst gefasst. Eines, das auf dem Wissen um meine eigenen Fähigkeiten basiert.
Nicht von seinem Ziel besessen zu sein. Ich habe zweieinhalb Jahre den Moment ersehnt, in dem ich am Ziel über den Strand in den Atlantik rennen würde. Ich bin fast wahnsinnig geworden, so oft habe ich mir das vorgestellt. Doch den Antrieb, es zu schaffen, hatte ich sowieso, und wenn ich entspannter gewesen wäre und jeden Tag bewusster genossen hätte, ohne mir selbst diesen Druck zu machen, hätte ich die Reise als viel angenehmer empfunden.
Die traurige Tatsache ist, dass ich während der gesamten 859 Tage niemanden getroffen habe, der die Abholzung kontrolliert. Doch solange die Landbesitzer von der Ausbeutung des Regenwaldes profitieren und niemand ihnen auf die Finger schaut, werden die Gesetze missachtet werden. Trotzdem bin ich optimistisch, weil ich denke, dass sich etwas ändert. Die Kinder, die ich unterwegs in den Dörfern traf, kannten alle den Spruch, dass der Amazonas die grüne Lunge der Erde ist. Und sie waren stolz darauf, dass sie ihn direkt im Hinterhof hatten.
Die ganze Zeit. Spuren und Gebrüll in der Nacht. Die Einheimischen dachten, ich sei verrückt, ohne Waffe loszuziehen, aber in einigen Dörfern war der Empfang so eisig, dass ich dachte, eine Waffe dabeizuhaben sei keine gute Idee. Ein Missverständnis hätte schnell eskalieren können. Die Jaguare haben mich zum Glück allein gelassen.
Ich wollte die längste Expedition machen, die ich mir vorstellen konnte. Ich war noch nie am Amazonas gewesen, also suchte ich auf Google Expeditionen, die ihn schon abgegangen waren. Als ich keine fand, wurde mir klar, dass ich da über eine neue Welt gestolpert war. Ich war sofort Feuer und Flamme.
Nein. Eine Soloexpedition wäre natürlich beeindruckender gewesen, aber es hätte nicht so viel Spaß gemacht. Ich habe meine Unternehmungen immer mit Gleichgesinnten durchgeführt, die Gemeinschaftserfahrung macht mir Spaß. Mein Begleiter Cho wurde einer meiner besten Freunde, und ich bin wirklich glücklich, dass er dabei war.
Stetigkeit. Extreme Gefühle kann man bei einem Partner nicht wirklich gebrauchen. Da sind Stabilität und Geduld gefragt. Ein ruhiger Mensch ohne großes Konkurrenzdenken ist viel besser als jemand, der jede Menge Erfahrung mitbringt, aber durch seine Persönlichkeit zu große Wellen schlägt.
Ich kann alles verzeihen. Manchmal wird es eben sehr intensiv, und dann erhitzen sich die Gemüter. Wenn ich etwas schwierig finde, dann sind es Leute, die sich selbst betrügen. Wenn du nicht ehrlich zu dir selbst sein kannst, dann ist es irrelevant, ob du ehrlich zu anderen bist. Selbsterkenntnis ist der Schlüssel dazu.
Er lernt Englisch in Lima und will nach Großbritannien. Er war letztes Jahr fünf Monate hier und hat bei meiner Mutter gewohnt.
Ich würde es nicht noch mal machen! Es war eine unglaubliche Erfahrung für mich, aber eine, die ich nicht wiederholen muss. Ich wünschte, ich hätte mich nicht so mit meinem ersten Partner, Luke, verkracht. Aber das ist das Einzige, was ich bedauere. Wenn ich es noch mal machen müsste, würde ich die Strecke paddeln.
Das war ein zweischneidiges Schwert. Mein Dschungelleben konnte durch dieses kleine Fenster schnell zu Stress zerstört werden. Aber hätte ich meine Online-Community nicht gepflegt, hätten wir keine Sponsoren gehabt, die unsere Reise bis zum Ende unterstützt hätten. Es war ein notwendiges Übel.
Es gab einige. Wir wurden mit vorgehaltener Waffe von Drogenhändlern gestoppt, von indigenen Stämmen mit Pfeil und Bogen bedroht, einmal wurde ich wegen Mordverdacht verhaftet. Außerdem gab es einige Morddrohungen. Ich musste immer deutlich machen, das wir keine Gefahr darstellen, und deswegen sind wir so bescheiden wie möglich aufgetreten.
Ja. Es war ziemlich schnell normal, den ganzen Tag zu gehen. Es war unser Leben – fantastisch, eine so konkrete Aufgabe zu haben. Vielen Leuten fehlt das.
Single. Ich hätte das nie gemacht, wenn ich eine Freundin gehabt hätte. Diese Art Unternehmungen sind grundsätzlich egoistisch. Man muss sich während solch einer Reise ganz auf sich selbst konzentrieren. Das ist nicht möglich, wenn man jemanden liebt.
Jeder, der körperlich einigermaßen fit ist, hätte das tun können. Das war zu 95 Prozent Kopfsache. Man muss es eben so sehr wollen, dass man nicht aufhört, bevor man angekommen ist. Wenn du das wirklich willst, kannst du nicht verlieren, ausgenommen, du stirbst.
Das hat ganz schön genervt! Aber um ins Guinnessbuch zu kommen, war das unerlässlich. Wenn wir nicht solchen strengen Regeln gefolgt wären, hätten wir uns bei Flussüberquerungen kilometerweit treiben lassen können. Doch so mussten wir, am anderen Ufer angekommen, flussaufwärts zu der Stelle zurückgehen, die genau gegenüber der Stelle lag, wo wir in das Boot gestiegen waren. Langweilig, aber notwendig.
Ha! Ich hasste den Gedanken, die Reise vorzeitig abzubrechen. Ich wäre zu Hause ins Pub gegangen, die Leute hätten mir auf die Schulter geklopft und gesagt: »Mach dir nichts draus, für uns bist du trotzdem ein toller Kerl.« Totaler Blödsinn. Ich wäre ein Versager gewesen. Das war nie eine Option, ich musste einfach Erfolg haben.
Wenn man nicht ständig die Grenzen austestet, wird das Leben langweilig. Ein Bungeesprung ist das erste Mal spannend, aber wenn man das den ganzen Tag macht, wird es langweilig. Meine Seele lebt davon, Dinge zu tun, die andere für unmöglich halten.
Ein Messer, einen Magnesium-Feuerstarter und meine Freundin.
Das Buch zum trip: Walking the Amazon

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