Yoga für Kletterer
Warum Yoga für Kletterer gut ist

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Yoga macht stark, entspannt und verbessert die Körperspannung. Es gibt aber noch mehr Gründe, warum Yoga zum Klettern die perfekte Ergänzung ist.

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Foto: sheff Shutterstock

Beim Klettern trainieren wir Muskulatur, Psyche und auch Wahrnehmung. Allerdings tun wir dies teilweise sehr einseitig – oder wann hast Du das letzte Mal Ausgleichstraining gemacht?

Eben. Und abgesehen von den einseitigen muskulären Belastungen trainieren wir beim Klettern zwar unsere Psyche, wenn wir zum Beispiel vorsteigen oder alpinklettern, aber Entspannung und Stress-Abbau sind meist nur Nebenprodukte eines Kletter-Ausflugs. Angst überwinden oder mit gezielter Atmung das Stress-Level herunterfahren können wir immer nur in der Situation selbst - für einen nachhaltigen Trainingseffekt ist dies oft zu wenig.

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Yoga trainiert auch die Entspannungsfähigkeit, die Fähigkeit zur Selbstreflexion, und hilft dabei, den eigenen Geist kontrollieren zu lernen. So hilft es nicht nur bei Reha und Erholung, sondern auch, mentale Aspekte zu trainieren und generell Ausgewogenheit in den Kletter-Alltag zu bringen.

Deshalb ist Yoga eine ideale Ergänzung für Kletterer, die sich in allen Bereichen verbessern wollen – oder, ganz profan, sich vor Verletzungen schützen wollen. Yoga stärkt die Muskulatur gleichmäßig und bringt Geschmeidigkeit in den Körper. Besonders die Rumpfmuskulatur (hallo Körperspannung!) wird gestärkt. Weil viele Yoga-Haltungen sehr anspruchsvoll sind, stärken sie den gesamten Bewegungsapparat und fördern Präzision und Körperkontrolle.

Yoga für Kletterer – das sollte man beachten

Yoga wirkt auf körperlicher und geistiger Ebene. Allerdings kann man sich auch prima verletzen, wenn man sich um jeden Preis in Bretzel-Form bringen möchte. Daher gibt es hier die wichtigsten Grundlagen-Tipps, wie man Yoga effektiv und sicher übt.

  • Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

Gerade wer gewohnt ist, mit Energie, Schwung und Entschlossenheit zu trainieren, muss vielleicht einen Gang runterschalten. Beim Yoga sollte man nichts übers Knie brechen – es könnte tatsächlich etwas kaputt gehen. Es ist auch nicht relevant, wie tief man nun bei der Vorbeuge kommt. Relevant ist, dass man sich achtsam an seine persönliche Grenze herantastet. Nur dann kann der Körper diese auch verschieben. Wenn man vor der Grenze stehen bleibt, passiert nichts; wenn man sie überschreitet, kann etwas kaputtgehen. Diese Art von Vorsicht schult die Selbstwahrnehmung und das Körpergefühl.

  • Atem führt

Es mag esoterisch anmuten, sich im Atemrhythmus zu bewegen. Doch ist dies eins der großen Geheimnisse, warum Yoga funktioniert. Wer aus dem Atemfluss kommt, den Atem anhält, press-atmet oder den Atem vergisst, macht kein Yoga, sondern (riskante, siehe oben) Gymnastik. Wer keucht, stöhnt oder sonstige Geräusche macht, sollte sich klar machen, dass es beim Yoga nichts zu gewinnen gibt.

  • Warnsignale beachten

Als Sportler kennt man vielleicht den Unterschied zwischen „gutem“ Schmerz und „schädlichem“ Schmerz. Beim Dehnen beispielsweise wird aus dem sanften Ziehen irgendwann scharfer Schmerz. Aufhören sollte man, bevor der Schmerz unangenehm wird. Beim Yoga ist die Wahrnehmung hierfür sehr wichtig! Wer unangenehmen Schmerz oder andere Warnsignale missachtet, riskiert Verletzungen.

Tipps für Einsteiger beim Yoga

Yoga macht stark und schön, wenn man es richtig angeht. Dafür gibt's hier die wichtigsten Einsteiger-Regeln.

1) Vorsichtig an die persönliche Grenze herantasten!

2) Moderat dehnen. Es geht eher darum, den Körper in Harmonie und Geschmeidigkeit zu bringen, nicht darum, sich zu möglichst stark zu verbiegen!

3) Reserven einplanen! Elegant in eine Haltung hineinzukommen, ist das eine. Elegant wieder herauszukommen, das andere! (Und auch wichtig!)

4) Entspannt atmen!

5) Lachen ist erlaubt! Wer sich ärgert, gewinnt auch keinen Blumentopf!

Verbreitete Irrtümer und was eigentlich Sache ist

Es gibt viele verschiedene Yoga-Stilrichtungen und viele Informationen rund um die mehrere tausend Jahre alte aus Indien stammende philosophische Lehre. Hier räumen wir mit den verbreitetsten Irrtümern auf.

Irrtum Nr. 1: „Yoga ist für bewegliche Menschen“ / „Für Yoga bin ich viel zu steif“.
Nicht ganz...: Wer weniger beweglich ist, profitiert deutlich mehr vom Yoga. Es ist nicht relevant, ob man beim Vorbeugen seine Zehen berührt oder nicht. Relevant ist, dass man sich so weit vorbeugt, wie es einem selbst möglich ist. Oder sagst Du: „Fürs Schlafen bin ich viel zu müde“?

Irrtum Nr. 2: „Yoga ist doch nur Dehnen“
Nicht ganz...: Die Yoga-Haltungen sind ganz schön gemein. Denn meistens kann man auf einer Seite schön entspannen und dehnen – und muss dafür auf der anderen ganz schön anstrengend die Muskeln benutzen. Deshalb: Ja, Yoga dehnt unter anderem. Aber vor allem macht Yoga stark und geschmeidig.

Irrtum Nr. 3: „Ich kann im Yoga nicht gut sein, dafür bin ich zu alt / zu schwach / etc“
Nicht ganz...: Gut im Yoga ist nicht, wer auf der Matte spektakuläre Sachen macht. Gut im Yoga ist, wer es schafft, Ehrgeiz, Ego, Gefallenwollen, Anspruchshaltung, Stolz, ja im Prinzip alle Sorgen und Wünsche hinter sich zu lassen. Hilft übrigens auch beim Klettern! (Wenn man bei einer Übung nicht so tief / weit / extrem kommt wie andere, heißt das nicht, dass die Yoga-Übung deshalb weniger wirkungsvoll ist – im Gegenteil.)

Irrtum Nr. 4: „Dafür muss man religiös sein“ / „Yoga = Hinduismus“
Nicht ganz...: Schon richtig, Yoga hat spirituelle Aspekte, nicht zu knapp. Allerdings sind diese keiner Religion verpflichtet, sondern gehören zur Grundlage allen menschlichen Zusammenlebens. Wer Yoga macht, setzt sich eventuell intensiver damit auseinander. Es steht aber nirgends geschrieben, dass man nicht einfach nur die Yoga Asanas (Haltungen) üben kann. Viele Yoga-Kurse in Deutschland bieten genau dies.

Irrtum Nr. 5: „Yoga ist esoterisch“ / „Dafür muss man Räucherstäbchen mögen“ / etc
Nicht ganz...: Es gibt viele Esoteriker, die Yoga für sich entdeckt (und teilweise besetzt) haben, und manche Yoga-Übende mögen Räucherstäbchen, Tattoos oder sonstigen Schnickschnack. Doch der Umkehrschluss funktioniert nicht. Selbst als Nadelstreifen-tragender Steuerbeamter kann man Yoga machen und davon profitieren.

Irrtum Nr. 6: „Yoga-Übungen sind langweilig und nur für Frauen“
Nicht ganz...: Weil Frauen hormonbedingt etwas beweglicher sind, fallen ihnen die körperlichen Yoga-Übungen meistens leichter. Doch geht es beim Yoga eigentlich darum, glücklich und erfüllt zu leben. Dabei helfen Körper-Übungen (von ziemlich easy bis ziemlich anspruchsvoll), Meditation und verschiedene Regeln. Sie helfen, den Körper gesund und den Geist entspannt zu halten. Beides ist auch beim Klettern hilfreich.

Weiterführende Informationen zu Yoga für Kletterer

Warum, weshalb und wie: Yoga für Kletterer

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Erscheinungsdatum 06.06.2023