Interview
Solveig Korherr: La Cabane au Canada (9a)

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Am 23. August kletterte Solveig Korherr La Cabane au Canada in Rawyl. Damit ist sie die dritte Deutsche, die den Grad 9a gemeistert hat.

Solveig Korherr klettert La Cabane du Canada 9a in Rawyl
Foto: Jon Shen

Es war abzusehen, dass Solveig Korherr früher oder später den glatten Elften Grad klettern würde, so schnell, wie sie Routen im Grad 8c und 8c+ abhaken konnte. Wir haben der starken Frau aus Süddeutschland ein paar Fragen gestellt.

Solveig, wie lange hast du für die Cabane gebraucht? Du kanntest ja einen Teil bereits?

Genau, nachdem ich den unteren Teil von der "La cabane au Canada” schon recht gut kannte von der benachbarten Route "La cabane au Paradis”, die ich letztes Jahr durchgestiegen bin, habe ich überraschenderweise nur sechs Tage gebraucht. Dafür war ich insgesamt dreimal in Rawyl.

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Solveig Korherr klettert La Cabane du Canada 9a in Rawyl
Jon Shen
Hart blockieren ist kein Problem für Solveig – hier bei der Begehung der Cabane au Paradis (8c+), die sich viele Meter mit der Cabane au Canada teilt.

Wie groß war der Respekt, in eine glatte Elf einzusteigen?

Der war am Anfang schon groß! Vor allem hatte ich noch größeren Respekt als ich direkt unter dieser imposanten Wand in Rawyl stande. Aber wie sagt man so schön – probieren geht über studieren! Wenn man große Ziele hat, muss man sich eben auch etwas wagen und es auf einen Versuch ankommen lassen. Ein geduldiger Kletterpartner/ Sicherer zu haben ist definitv auch sehr von Vorteil! :D

Hattest du schon länger geplant, ein richtig schweres Projekt anzugehen? Wieso hast du dich für die Cabane entschieden?

Der Wunsch, eine 9a zu klettern war schon etwas länger vorhanden... Da ich aber gar nicht so gerne projektiere, wenn ich unterwegs bin, sondern lieber möglichst viel Klettern möchte, dachte ich mir, es wäre naheliegend ein größeres Projekt in der Schweiz zu finden. Ich wohne direkt an der Grenze und könnte von daher öfters hinfahren.

Ironischerweise war ich bis vor letztem Jahr noch gar nicht so viel in der Schweiz klettern. Mit den Reisebeschränkungen bot sich dann ein kleiner Klettertrip direkt vor der Haustür, also einmal durch die Schweiz, an. Rawyl ist ein Top-Sportklettergebiet im Kanton Wallis und stand bei mir hoch auf der Liste. Ich hatte zuvor schon über Bilder und Erzählungen etwas geliebäugelt mit der La Cabane au Canada.

Als ich das erste Mal vor der Wand stand, war ich gleich hin und weg! Vor meinen Augen türmte sich ein riesiger und nahezu majestätischer Überhang auf, der bis zu 40 Meter in die Höhe ragte. Da die Wand sehr ausgesetzt ist und fast auf 1800 Höhenmetern liegt, kam fast schon ein alpines Feeling auf. Nachdem ich das erste Mal in der La Cabane au Canada drin war, wusste ich sofort, die will ich unbedingt klettern!

Solveig Korherr klettert La Cabane du Canada 9a in Rawyl
Tini
Mit Freunden schmeckt der Erfolg gleich doppelt gut: Solveigs Kletterpartnerin Tini fängt die Freude nach dem Durchstieg ein.

Wie hast du den Erfolg gefeiert?

Ich habe abends unter freiem Himmel mit meinen Freunden mit einem Weißwein angestoßen. Da ich zuvor recht stressige Wochen hatte, war das für mich Feier genug, einfach in den Bergen zu sein, umgeben von tollen Leuten und das zu tun, was mich am Meisten glücklich macht – klettern!

Was steht als nächstes an?

Ich werde Ende September nach Toronto zu meinem Freund fliegen, wo wir dann einen mehrmonatigen Roadtrip durch Kanada und USA geplant haben. In welche Klettergebiete wir fahren wissen wir selbst noch nicht genau. In mein Gepäck kommt auf jeden Fall alles fürs Bouldern, Sport-, Trad- und Mehrseillängenklettern mit. Ich kann’s kaum erwarten!

Danke, Solveig!

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07 / 2023

Erscheinungsdatum 06.06.2023