Kaufberatung Kletter- und Boulderschuhe
Die wichtigsten Tipps zum Kletterschuhkauf

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Das erste Paar Kletterschuhe kaufen? Oder suchst du Schuhe zum Bouldern? Worauf man bei Kletterschuh-Kauf achten sollte, erklären wir hier.

Kletterschuhe Kaufberatung
Foto: Hersteller

Um ins Bouldern oder Klettern richtig einzusteigen, sind eigene Kletterschuhe die wichtigste Ausrüstung. Hier geben wir die wichtigsten Tipps, worauf man beim Kauf von Kletterschuhen achten sollte. Auch wenn du ausschließlich boulderst, sind unsere Tipps auch genau richtig für dich, denn alle Kletterschuhe können auch bouldern. Es gibt einige fürs Bouldern relevante Feinheiten, auf die wir in unseren Tipps eingehen.

Unsere Highlights

Fast alle Boulder- und Kletterschuhe sind zum Gehen und Stehen eher unbequem. Das ist in Ordnung. Kletterschuhe sollten tatsächlich nur beim Klettern und Bouldern selbst getragen werden! Ziehe die Schuhe in den Kletterpausen lieber aus, damit die Füße nicht dauerhaft komprimiert werden.

Kletterschuhe anziehen am Fels
Archiv Burmester
Kletterschuhe anziehen am Fels: Für die meisten Kletterer sinnvoll nach dem Einbinden ins Seil, aber vor dem Partnercheck. Dann kann es ja losgehen!

Tipp 1: Nimm dir Zeit zum Anprobieren

Es gibt viele unterschiedliche Kletterschuhe. Sie unterscheiden sich im Material, im Schnitt (bei Schuhen Leisten genannt), in der Festigkeit (dazu unten mehr) und natürlich im Preis. Gerade wenn es dein erstes Paar ist, lohnt sich die Mühe, um ein Paar Schuhe zu finden, das dir wirklich gut passt. Denn erst gut passende Kletterschuhe ermöglichen auch gute Fußtechnik, und die ist ja nun mal wichtig beim Klettern und Bouldern!

Tipp 2: Kaufe die Schuhe nicht zu klein

Kletterschuhe müssen eng sitzen. Deutlich enger als normale Schuhe. Aber sie sollten nicht so eng sein, dass du vor Schmerz nicht auftreten kannst! Wähle ein Modell, das eng sitzt, aber bitte gleichmäßig eng. Weder Zehen noch Ferse sollen übermäßig leiden müssen. Schuhe aus Leder dehnen sich noch in der Weite und passen sich dem Fuß an, Kunstfasermaterial stretcht sich erfahrungsgemäß deutlich weniger. Wenn die Schuhe nach einigen Wochen "eingeklettert" sind, werden sie üblicherweise etwas anschmiegsamer und bequemer.

Tipp 3: Wähle einen Allrounder

Es gibt steife Schuhe, die dem Fußgewölbe guten Support bieten; oder weiche Schuhe, die sehr sensibel sind, also ein gutes Gefühl für die Tritte erlauben. Für letztere sollte man allerdings kräftige Füße mitbringen, da die fehlende Stabilität mit Muskelkraft ausgeglichen werden muss. Es gibt Schuhe mit viel Vorspannung und Downturn, die leicht nach unten gebogen sind und mit denen man im Überhang "ziehen" kann; sowie eher gerade Modelle, die besser auf Reibung und Volumen stehen können. Nicht umsonst haben ambitionierte Kletterer üblicherweise mehrere Modelle zugleich in Gebrauch. Wähle für den Anfang die goldene Mitte, die einen Kompromiss zwischen den Extremen bietet.

Kletterschuhe Kaufberatung
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Relativ gerade geschnittene Allrounder, die sich zum Einstieg eignen (von oben im Uhrzeigersinn): Five Ten Kirigami, Ocun Crest, Evolv Kronos, Black Diamond Momentum, La Sportiva Finale, Scarpa Velocity, Millet 5C easy up (Mitte).

Tipp 4: Klettverschluss rules!

Es gibt Schnürschuhe, Klettverschlussschuhe und Slipper, die nur von elastischem Gummiband am Fuß gehalten werden. Schnürschuhe lassen sich genauer an die Fußform anpassen. Dafür dauert es aber auch eine Weile, sie an- und wieder auszuziehen. Slipper sind schnell an- und abgelegt, sind aber meistens sehr weich. Deshalb gilt für die allermeisten Kletterer, dass der Klettverschluss einen guten Kompromiss bietet. Bonustipp: Schließe die Klettverschlüsse deiner Schuhe zur Aufbewahrung. So halten sie definitiv länger!

Tipp 5: Hör' nicht auf die anderen!

Wenn deinem Kletterbuddy und sogar Kletterstar Adam Ondra bestimmte Kletterschuhe passen, heißt das noch lange nicht, dass sie dir auch gut passen. Da Füße unterschiedlich sind, lohnt es sich, gründlich auszuprobieren und die Schuhe zu wählen, die gut auf deine Fußform passen.

Tipp 6: Achtung, Größen-Chaos!

Leider gibt es keine Faustregel, wie sich die Größe deiner Straßenschuhe auf Kletterschuhe umrechnen lässt. Die Hersteller haben verschiedene Herangehensweisen. Während bei Five Ten, Evolv und Ocun meist die Straßenschuhgröße oder maximal eine Nummer kleiner passt, muss man bei Scarpa, La Sportiva und Tenaya eher zwei bis drei Größen kleiner wählen, damit sie passen.

Für Frauen und Menschen mit schmalen Füßen gilt es, nach dem Kürzel "LV" (für low volume) Ausschau zu halten. Diese Schuhe kommen meist mit einer kleineren Fersenpassform und schmalerer Front daher.

Tipp 7: Geh ins Fachgeschäft

Klar, günstige Schnäppchen gibt es online. Allerdings kann man online bestellte Schuhe schlecht ausprobieren, denn die darf man ja nicht in der Boulderhalle probeklettern gehen. Im Fachgeschäft kann dir sachkundiges Personal Empfehlungen für deine Fußform und deine bevorzugten Anwendungsbereiche geben. Es sollte eine gute Auswahl von verschiedenen Herstellern geben sowie eine Möglichkeit, um die Schuhe selbst kurz in Aktion zu testen und richtig auszuprobieren.

Tipp 8: Was du beim Anprobieren noch beachten solltest

Wie schon erklärt, sollten die Schuhe gleichmäßig eng sitzen. Außerdem sollte man darauf achten, dass keine großen Hohlräume zwischen Fuß und Schuh entstehen, besonders nicht in der Schuhspitze. Beim Ausprobieren solltest du außerdem schauen, dass die Ferse vom Schuh fest umschlossen wird, sodass du auch heelhooken, also mit der Ferse an einem Griff ziehen kannst – beim Bouldern ist das besonders wichtig. Gummierung auf der Zehenoberseite ist fürs Hakeln mit den Zehen hilfreich, kann aber unbequem sein (ob das Toehooken gelingt, liegt oft eher an Kraft und Techik als am vorhandenen Gummistück). Außerdem sollte auf dem Spann nichts drücken.

Tipp 9: Boulderschuhe vs Kletterschuhe

Wenn du hauptsächlich boulderst, darf dein Kletterschuh ein bisschen weicher sein, weil die Belastungszeit kürzer ist als beim Routenklettern – da fällt es nicht so stark ins Gewicht, dass deine Muskulatur dadurch stärker belastet wird. Gerade beim Bouldern hilft ein weicher und sensibler Schuh, der das Erspüren der Tritte ermöglicht. Aber Achung, bei winzigen Käntchen kann es mit sehr weichen Schuhen schwierig werden. Beim Bouldern dürfen Kletterschuhe eventuell auch etwas enger sein – denn es ist einfacher, die Schuhe nach jedem Go kurz auszuziehen, daher spielt Bequemlichkeit eine weniger große Rolle.

Tipp 10: Kletterschuhe – wieviel ausgeben?

Der Preis von Kletterschuhen variiert beträchtlich je nach Firma und Modell. So kann ein Premium-Hersteller schon einmal 180 Euro für ein Paar Kletterschuhe verlangen, während unbekanntere Marken oder auch einzelne Modelle bereits ab 80 Euro zu haben sind. Doch bringt es nichts, einen günstigen Schuh zu kaufen, wenn man danach unzufrieden ist und ein weiteres Paar kaufen muss. Hinzu kommt, dass viele Kletterschuhe noch in Handarbeit in Europa hergestellt werden, was sich natürlich auch im Preis widerspiegelt. Ein günstiger Schuh, der nicht gut ist, hilft dir nicht weiter. Weil gute Kletterschuhe wichtig für die Klettertechnik sind, solltest deine Kaufentscheidung nicht vom Preis abhängig machen, sondern den Schuh wählen, der dir am besten passt.

Ein guter Kletterschuh hält eine ganze Weile; außerdem lassen sich Kletterschuhe auch neu besohlen.

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