Kletterschuhe neu besohlen
Info & Tipps: Kletterschuhe wiederbesohlen

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Kletterschuhe tragen sich schnell ab. Statt neue zu kaufen, kann man sie auch wieder neu besohlen. Was dafür spricht, Kletterschuhe zu reparieren und wo das geht, steht hier.

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Foto: Ralph Stöhr

Kletterschuhe sind die größten Verschleißartikel in unserem Sport. Rand- und Sohlengummi nutzen sich unweigerlich ab, ob in der Halle oder am Fels. Zum Glück lassen sich diese Bauteile des Schuhs relativ einfach ersetzen, Kletterschuhe lassen sich reparieren.

Warum Kletterschuhe so schnell verschleißen

Das kennen alle, die regelmäßig bouldern oder klettern gehen: Der neue Schuh ist nach einiger Zeit perfekt eingeklettert und sitzt wie eine Eins am Fuß – nur ist jetzt leider die Sohlenkante schon ziemlich rund. Noch einige intensive Klettertage, dann beginnt vorne bald das Leder rauszuschauen. Warum verschleißen die Kletterschuhe nur so schnell? Es liegt hauptsächlich an zwei Faktoren: Weichem Sohlengummi und hoher Kletter-Frequenz. Logisch, je öfter ich die Schuhe nutze, desto schneller sind sie durch. Und je weicher der Gummi, desto besser ist einerseits die Reibung, also der Halt auf dem Tritt, aber desto schneller ist er auch abgenutzt.

Unsere Highlights

Je härter und dicker der Gummi des Kletterschuhs, desto widerstandsfähiger ist er, allerdings auf Kosten der Sensibilität und auch der Reibung. Harter und dicker Schuhgummi macht auch einen verhältnismäßig harten und unsensiblen Kletterschuh. In der Halle geht der Gummi üblicherweise schneller runter, da Griffe und Wände sehr rauh sind – am Fels lässt man normalerweise etwas weniger Gummi-Abrieb. Ergo: Leider ist der Verschleiß der Kletterschuhe unumgänglich, ob nun für Vielkletterer hohen Niveaus oder für Anfänger, die die Tritte von oben an der Wand entlang rutschend ansteuern.

3 Tipps, die das Kletterschuh-Leben verlängern

  • Arbeite präzise mit den Füßen. Setze sie nicht fahrig, schnell oder ungenau, sondern achte darauf, dass die Fußspitze genau auf dem Tritt landet. (Je weniger Geräusch du beim Antreten verursachst, desto besser.) Kardinalfehler: Den Fuß oberhalb des Tritts an die Wand drücken und dann hinunterschlittern, bis man – vielleicht – auf dem Tritt landet.
  • Ziehe die Kletterschuhe öfter aus, besonders wenn du gerade nicht kletterst. Du machst eine Boulderpause oder gehst in einen anderen Hallenteil? Zieh die Schuhe aus.
  • Meide Hitze – ob Sonneneinstrahlung oder Heizung, Wärme macht den Gummi weich und weniger widerstandsfähig.

Doch egal, wie vorsichtig man klettert, früher oder später stellt sich taucht die Frage auf: neuer Schuh oder neu besohlen lassen?

Welche Gründe für ein Wiederbesohlen der Kletterschuhe sprechen

Auf das Reparieren von Kletterschuhen und das Aufbringen neuer Sohlen hat sich inzwischen eine ganze Reihe von Firmen in Deutschland spezialisiert. Daneben gibt es viele kleine, lokale Schuhmacher, die ebenfalls solche Reparaturen anbieten. Die großen Spezialisten wie Ready4Climbing bieten aber Reparaturen, die den Schuh nahezu wieder in den Original-Zustand versetzen (von der meist geringen Abnutzung des Obermaterials mal abgesehen).

Auf diesen Service greifen auch viele Kletterhallen zurück, allein Ready4Climbing hat 15 Hallen in Deutschland als Kunden, darunter große wie die DAV Kletterzentren in München-Thalkirchen oder Stuttgart. Andere Hallen arbeiten mit anderen Anbietern zusammen, das DAV Kletterzentrum Freimann zum Beispiel mit O-Friction, oder die Neoliet-Hallen im Ruhrgebiet mit der Firma Kletterschuhmeister.

Die Hallen bieten ihren Kunden so zum einen einen schönen Service, indem sie deren Schuhe zum Wiederbesohlen sammeln und meist kostengünstig einsenden, zum anderen lassen manche Hallen auch ihre Leihschuhe wiederbesohlen. Das ist zwar angesichts der relativ niedrigen Anschaffungspreise der Leihschuhe vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt her grenzwertig, aber wie Georg Hoffmann vom Kletterzentrum Stuttgart erklärt: "Wir machen das auch aus ökologischen Gründen, reparieren ist besser als wegwerfen. Zudem erhält das Arbeitsplätze bei uns statt in China."

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Ralph Stöhr
Dieser La Sportiva Mythos wurde schon fünf mal wiederbesohlt. Und klettert sich in der Halle immer noch wunderbar.

Was kostet das Wiederbesohlen?

Das ökologische Argument gilt natürlich auch für Privatkunden, die ihre Schuhe zum Wiederbesohlen geben. Sie erhalten so einen Kletterschuh, der perfekt eingetragen ist und trotzdem in Sachen Sohle und Randgummi wie neu daherkommt. Schließlich ist das Wiederbesohlen auch günstiger als ein Neukauf: Das reine Besohlen kostet je nach Sohle und Anbieter zwischen 20 und 35 Euro pro Paar, kommt der Ersatz des Randgummis dazu, werden weitere rund 15 Euro fällig, jeweils zuzüglich Versand. Ein professionell überholter Schuh wird dann aber ungefähr so lange halten wie ein neues Modell. Etwas teurer fällt die Reparatur bei Kletterschuhen mit der sogenannten NoEdge-Technologie aus, wie sie Boldrini oder La Sportiva teils im Programm haben. Da liegen allerdings auch die Neupreise der Schuhe höher.

Kletterschuhe reparieren: weitere Services

Neben dem reinen Wiederbesohlen gibt es aber noch viele andere Möglichkeiten: Es können Sohlen anderer Hersteller aufgebracht werden. Ready4Climbing bietet für La Sportiva einen Reparaturservice mit Original-Teilen, die von vorne bis zur Fersenkappe reichen. Auch eine Verkleinerung des Schuhs um bis zu einer halben Größe ist möglich, ebenso Spezialumbauten wie eine steifere Front (für Hallux-Valgus-Geschädigte). Und die meisten Anbieter haben auch die Schuhdesinfektion und Geruchsbeseitigung im Programm. Damit wird das Wiederbesohlen fast zur sozialen Tat.

Tipps zum Wiederbesohlen

• Wenn vorne an der Schuhspitze der Randgummi schon weich und der Gummirand an der Sohle fast sichtbar wird, ist es Zeit für eine Wiederbesohlung
• Je länger man wartet, desto teurer wird es; auch Schuhe mit Löchern vorne (wie im Aufmacherfoto oben) lassen sich noch reparieren, aber der Aufwand ist entsprechend größer (weil dann der Randgummi zwingend ersetzt und gegebenenfalls sogar ein Lederflicken eingesetzt werden muss)
• Die Anbieter empfehlen die paarweise Reparatur der Schuhe, damit die Performance links und recht gleich bleibt

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Ralph Stöhr
Für dieses Exemplar ist es schon reichlich spät. Zwar kann man es retten, doch wird der Aufwand hoch sein. Zum Besohlen besser nicht so lange warten, bis sich ein Loch bildet.

Kletterschuh-Flickzeug für den Notfall

Für die schnelle Nothilfe bietet Vertics ein kleines Reparatur-Set an. Das funktioniert im Prinzip wie das Flicken eines Fahrradschlauchs.

Das Shoepatch (deutsch: Schuh-Flicken) ist gedacht für kleine notfallmäßige Reparaturen, zum Beispiel auf einer Kletterreise. Für 14,90 € gibt es vier Gummipatches (zwei kleine runde, ein großes rundes und ein längliches Patch), einen Vulkanisierer und drei kleine Streifen Schleifpapier. Die Anwendung ist einfach und schnell. Da aber die Schäden oft an der Schuhspitze auftreten und der Schuh dort in alle Richtungen gekrümmt ist, ist es nicht ganz einfach, die Flicken faltenfrei zu befestigen. In unserem Kurz-Test sahen die geflickten Stellen nach zwei Hallensessions noch sehr gut aus.

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Ralph Stöhr
Notfall-Flickzeug für Kletterschuhe von Vertics (www.vertics.de).

Wer schon mal einen Fahrradschlauch geflickt hat, kann auch den Shoepatch anbringen. Und wer nicht, wird es ebenfalls schaffen. (1) Zunächst Schadstelle gut reinigen (abwaschen) und trocknen lassen. Mit dem Schleifpaper den Bereich rund um den Schaden aufrauen. Dann den Vulkanisierer auftragen und mit dem mitgelieferten Gummistück gleichmäßig verstreichen. (2) Nach 2 Minuten Wartezeit das Patch aufbringen und stark andrücken, ganz besonders an den Rändern. Faltenbildung möglichst vermeiden (eventuell das Patch vorher einschneiden). (3) Nach 10 Minuten die Plastikfolie abziehen – fertig ist die Notreparatur.

Anbieter: Kletterschuhe neu besohlen (Preise & Info)

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10 / 2023

Erscheinungsdatum 12.09.2023