Folgende Frage erreichte uns per E-Mail: "Ich klettere seit circa drei Monaten und habe folgendes Problem: Nachdem ich ein paar Routen geklettert bin, habe ich einfach so gut wie keine Kraft mehr in den Fingern. Ich kann mich dann nicht wirklich gut festhalten und weiter klettern. Wenn ich dann nach Hause komme, sind meine Finger nicht mehr so beweglich und ich kann nur schlecht Gitarre spielen. Gibt es da eine Möglichkeit, die Finger zu trainieren – außer so oft wie möglich zu klettern? Die zweite Frage: ich habe gelesen, dass man beim Abseilen zusätzlich eine Prusik-Schlinge benutzen sollte. Ist das auch bei einem ATC sinnvoll? Weshalb und Warum?
Zum Thema Finger:
Wenn du ein paar Routen geklettert hast, dann ist es relativ normal, dass Deine Fingermuskulatur erschöpft ist. Das liegt daran, dass die kletterspezifische Belastung (an den Armen und Fingern hängen anstatt auf den Beinen und Füßen zu stehen) eine relativ neue und ungewohnte Bewegungsform ist, und die betreffenden Muskeln einfach noch nicht trainiert sind.
Du fragst nun nach Trainingsmethoden. Es gibt natürlich Training für die Finger, allerdings gibt es gute Gründe, diese als Einsteiger (noch) nicht anzuwenden. Erstens gibt es die körperliche Einschränkung, das Muskeln sich schneller aufbauen und an Belastung anpassen als Sehnen, Bänder und Gelenke. Das heißt, selbst wenn deine Muskeln schnell stark werden, können die anderen Elemente des Bewegungsapparates eventuell nicht mithalten und können daher kaputt gehen – Fingerschmerzen und Kletterpause wären die Folge.
Zweitens: Zu viel Kraft macht das Erlernen von Bewegungen und Klettertechniken schwieriger. Also ist es durchaus sinnvoll, erst einmal mit weniger Kraft zu klettern – die kannst Du immer noch trainieren, wenn sich Dein Körper an die Belastung angepasst hat. (Man sagt: Muskeln brauchen Monate, Bänder und Co. Jahre. )

Und jetzt noch zum Thema Beweglichkeit nach dem Klettern: Die fehlende Agilität und Beweglichkeit der Finger liegt ebenso an der ungewöhnlichen Belastung. Durch die Anstrengung beim Klettern ermüdet die Fingermuskulatur. Ermüdung senkt die Koordination – und daher fühlt sich das Gitarrespielen schwieriger an. Eine weitere Möglichkeit ist, dass sich Stoffwechsel-Abfallprodukte noch im Muskel befinden und diese die Beweglichkeit einschränken.
Unser Textchef Ralph Stöhr erklärt zum Gitarrespielen und Klettern:
"Klettertraining macht auf der Gitarre langsamer und steifer (müde Unterarm-Muskeln, nach gewisser Zeit dann zuviele Unterarm-Muskeln). Andererseits ist das Spielen gut für die Fingerbeweglichkeit, zumindest der linken Hand. Auf meinem bescheidenen Niveau geht beides gleichzeitig (trainieren und spielen), aber selbst ich bin schneller und gelenkiger, wenn ich eine Weile nicht klettere."
Doch es gibt Abhilfe: Leichtes Ausklettern am Ende der Kletterzeit, einen weichen Ball kneten oder die Finger noch ein paar Minuten weich weiterbewegen nach dem Klettern können übermäßige Steifheit vermindern und vor allem auch die Erholungszeiten beschleunigen.
Zum Thema Prusik:

Eine Kurzprusik beim Abseilen zu verwenden, ist grundsätzlich sinnvoll, unabhängig vom Abseilgerät. Denn: Die Kurzprusikschlinge bildet die "Hintersicherung" bzw. Redundanz zur Hand am Bremsseil. Natürlich plant man nicht, dieses loszulassen, aber es kann viele Gründe geben, die das Festhalten des Bremsseiles plötzlich schwierig machen (Überhitzen durch zu schnelles Abseilen, Wespenstich, Steinschlag, usw.) – nun blockiert die Kurzprusik automatisch. Die Schlinge ist leicht und sehr einfach anzuwenden und daher eine prima Methode, um ein verfrühtes Ableben zu verhindern.
Hier gibt es übrigens noch einen Artikel zum richtigen Abseilen.
Und noch mehr Info zur Prusik.
Und noch etwas Hintergrundwissen zu den Fingern und Kletterbelastung.
Beste Grüße aus der Redaktion,
Sarah
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