Hunderte französische Klettergebiete von Sperrung bedroht

Klettern in Frankreich
Hunderte französische Felsen von Sperrung bedroht

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Zuletzt aktualisiert am 29.04.2020

Die französische Klettervereinigung FFME (Fédération française de la montagne et de l'escalade) hatte bislang die Haftung für Klettergebiete übernommen, die auf Privatgrund liegen. Damit wurden die Grundeigentümer von der Verantwortung für die Kletteraktivitäten befreit. Nun teilte Pierre You, Vorsitzender der FFME in einem Brief mit, dass die FFME diese Verantwortung zukünftig nicht mehr übernehmen werde und die entsprechenden Vereinbarungen gekündigt würden.

Hintergrund für diesen Schitt war unter anderem ein ernster Unfall im Klettergebiet Vingrau in der Nähe von Perpignan, bei dem die Opfer (oder deren Versicherung) die FFME auf Schadensersatz verklagt hatten. Die Kläger bekamen Recht, sodass die FFME nun 1,6 Millionen Euro zahlen muss.

Buoux
Marlene D (CC BY 2.0 )

Aus der Stellungnahme von Pierre You von der FFME:

"In den letzten Jahren haben wir einen deutlichen Anstieg der Fälle, in denen Opfer von Kletterunfällen infolge von Steinschlag die zivilrechtliche Haftung des Verbandes einfordern. Am schwerwiegendsten ist sicherlich der Unfall in Vingrau, bei dem wir den Opfern die Summe von 1.620.000 Euro zahlen müssen." Auch bei zwei jüngeren Fällen im September 2019 in Rocherolles sowie im Februar 2020 in Le Coudon drohten ähnliche Beträge.

Versicherungsproblematik Kletterunfall

Die FFME gab diese Schadensersatzklagen an ihre Versicherung weiter. Um den steigenden Forderungen gerecht zu werden, musste indes auch die Versicherung ihre Prämien anpassen. So entstand die Befürchtung, das im Laufe der Zeit zu viele Ansprüche an die FFME gestellt würden und die dann erschwerte Refinanzierung dazu führen könne, das die FFME nicht mehr versicherbar wäre. Daraufhin entschied die FFME, aus den Haftungsverträgen mit den Grundeigentümern auszusteigen.

Von den rund 2500 Klettergebieten in Frankreich seien rund 500 von der Entscheidung betroffen. Weitere 150 Gebiete seien bereits aus den Verträgen genommen worden, indem man sie als "Terrain d'Aventure", also Abenteuergelände klassifiziert hat, bei denen die Haftung ausgeschlossen ist. Hier habe es nur sehr wenige Nachfragen nach Sperrungen oder Rückbau der Kletterrouten gegeben, erklärt Pierre You. Die FFME betont, dass der Ausstieg aus den Verträgen mit den Grundeigentümern nicht zwangsläufig zu einer Gebietssperrung führen würde.

Es ist allerdings nicht klar, wie die jeweiligen Grundeigentümer der 500 betroffenen Klettergebiete reagieren werden. Die FFME unterstrich weiter: "Das Ende dieses Modells bedeutet jedoch nicht das Ende des Engagements des Verbandes für das Klettern in Gebieten".