Knoten fürs Klettern
Duell der Knoten: Achter versus Bulin

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Der Einbindeknoten verbindet Seil und Gurt. Zwei Knoten sind heute üblich. Wie sie geknüpft werden sowie ihre Vor- und Nachteile: hier steht's.

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Foto: Ralph Stöhr

In diesem Artikel:

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Ralph Stöhr
Die zwei zulässigen Einbindeknoten fürs Klettern: Achterknoten (links) und doppelter Bulin (rechts).

Die Anforderungen an einen optimalen Einbindeknoten sind schnell aufgezählt: Er soll allen möglichen Belastungen standhalten. Er soll einfach zu knüpfen und im Rahmen des Partnerchecks oder bei Kursbetrieb einfach zu prüfen sein. Er soll auch dann halten, wenn er sich etwas gelockert hat. Und er soll sich nach einem Sturz leicht lösen lassen.

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Der gesteckte Achterknoten und der doppelte Bulin erfüllen diese Anforderungen. Es sind deshalb auch die beiden Einbindeknoten, die der Deutsche Alpenverein bei seinen Kursen lehrt, wobei der Achterknoten bei Einsteigern den Vorzug erhält, weil er sich leichter kontrollieren lässt. Die beiden Knoten unterscheiden sich aber auch in anderen Aspekten (siehe Fotostrecken auf den nächsten Seiten).

Grunsätzlich gilt, dass man sich beim Klettern im Vorstieg immer mit einem dieser Knoten direkt ins Seil einbindet.

Beim Klettern im Toprope ist die sicherste Methode ebenfalls das direkte Einbinden ins Seil. Bei Kursen oder Kindergeburtstagen, wo schnell viele Menschen nacheinander toprope klettern wollen, ist auch das Einbinden mit Karabiner zulässig. Ein einfacher Verschlusskarabiner genügt dazu aber nicht. Ein Safebiner (Verschlusskarabiner mit Zusatzsicherung) oder zwei Karabiner sollten auf jeden Fall verwendet werden.

Der Achterknoten

Vorteile: Weit verbreitet; Knotenbild gut zu erkennen (und damit einfach zu kontrollieren), daher auch Standard beim Wettkampf; Größe der Anseilschlaufe ist relativ einfach nachregulierbar.

Nachteile: Lässt sich nach Sturz oft schwer lösen, besonders bei dünnen und älteren Seilen. Etwas mehr Seilverbrauch als der doppelte Bulin. Nach dem Ausbinden bleibt ein Restknoten, der gelegentlich vergessen wird und dann beim Seilabziehen am Umlenker hängenbleibt.

Der doppelte Bulin

Vorteile: Auch nach Sturz leicht zu lösen, daher bei viel stürzenden Sportkletterern recht beliebt. Hält auch, wenn sich das Seil aus der letzten Knotenschlinge löst, weil dann immer noch ein einfacher Bulinknoten vorhanden ist.

Nachteile: Das Knotenbild ist schwieriger zu kontrollieren (zumal der Knoten zwei unterschiedlich aussehende Seiten hat).

Einbinden – aber wo?

Update! Der kursiv gesetzte Text wurde im Januar 2016 nach neuen Erkenntnissen hinzugefügt. Informationsquellen: Sicherheitsforschungsabteilung DAV, Gebrauchsanleitungen von aktuellen Klettergurten, Produktentwicklung Edelrid

Das Seil sollte immer direkt in den Gurt eingebunden werden. Zwar ist das Einbinden mit mehreren Verschluss-Karabinern beim Speedklettern und auch manchmal in Kursen zu beobachten, aber es sollte nur als Notlösung praktiziert werden.

Beim Einbinden gelten laut Lehrmeinung des Alpenvereins derzeit zwei Punkte als zulässig zum Einbinden:
– Parallel zum Sicherungsring, durch den Beinschlaufensteg und den Hüftgurt;
und
– direkt in den Sicherungsring.

Allerdings wurde in einer Testsituation herausgefunden, dass manche Sicherungsringe bei relativ niedrigen Belastungen reißen. Aber: Selbst diese "niedrigen Belastungen" werden in der Praxis bei regulärer Nutzung nicht erreicht, und es sind keine Unfälle aufgrund des Versagens eines Sicherungsringes bekannt. Deshalb gelten beide Methoden nach wie vor als zulässig und sicher; doch ist es im Zweifelsfall angeraten, der Ansage des Herstellers zu folgen, die in der Gebrauchsanleitung zum jeweiligen Klettergurt zu finden ist.

Hier zeigen wir die beiden Einbinde-Methoden im Einzelnen.

Parallel zum Sicherungsring

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Ralph Stöhr
Eingebunden parallel zum Sicherheitring.

Beim Einbinden parallel zum Sicherungsring wird das Seil durch die Bauchgurtöse und den Beinschlaufensteg geführt. Das führt zu einer gleichmäßigen Belastung aller Gurtteile, zudem sitzt der Knoten eng am Körper, ein Vorteil, wenn man sich am Seil hängend nahe an die Wand (zur Zwischensicherung) ziehen will, zum Beispiel beim Auschecken einer Route. Beim Topropen sinkt die Gefahr, dass der Knoten dem Kletterer beim Sturz ins Gesicht schlägt.

Diese Methode ist bei allen handelsüblichen Klettergurten zulässig und wird daher empfohlen.

Direkt in den Sicherheitsring

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Ralph Stöhr
Eingebunden direkt im Sicherheitsring.

Auch das direkte Einbinden in den Sicherungsring ist zulässig, der Sicherungsring ist bei allen Gurten ausreichend dimensioniert. Es geht etwas schneller. Ein jüngst diskutierter Vorteil dieser Methode ist, dass bei einem nicht fertig geknüpften Knoten das Seil beim Losklettern (wahrscheinlich) schneller aus dem Sicherungsring fällt, der Kletterer also seinen Fehler schneller und vielleicht noch rechtzeitig bemerkt. Beim Einbinden parallel zum Sicherungsring wird das Seil eher eingeklemmt, einen Fehler merkt man womöglich erst zu spät.

Manche Hersteller erlauben diese Methode allerdings laut ihrer Gebrauchsanweisungen nicht. Es empfiehlt sich also, diese gründlich zu lesen.

Einen zuverlässigen Partnercheck macht keine dieser Einbinde-Arten überflüssig.

Literatur zum Thema

Die Einbindetechniken (und vieles mehr) finden sich in folgenden Büchern gut erklärt:

  • "Sicher sichern" von Michael Hoffmann, Panico Alpinverlag, 5. Auflage 2013, Preis: 19,80 Euro (hier direkt bestellen im klettern-Shop);
  • "Indoor-Klettern", das offizielle Lehrbuch zum DAV-Kletterschein
      , BLV Verlag, Preis: 16,95 Euro.

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