Der Ex-Nationaltrainer, Coach & Bewegungsspezialist Udo Neumann betont Bewegungskompetenz als Erfolgsfaktor. Hier gibt er Tipps für mehr Flow beim Bouldern. Plus: Übungen.
Der Ex-Nationaltrainer, Coach & Bewegungsspezialist Udo Neumann betont Bewegungskompetenz als Erfolgsfaktor. Hier gibt er Tipps für mehr Flow beim Bouldern. Plus: Übungen.
In diesem Artikel:
Udo, als vormaliger Boulder-Nationalcoach, worauf achtest du bei Kletterern hauptsächlich und wieso ist dieser Fokus wichtig im heutigen Klettersport?
Unabhängig vom Niveau haben wir alle potenziell mehr drauf, als wir an die Wand bringen. Ich achte auf diesen Unterschied und konzentriere mich auf die Faktoren, die am leichtesten zu behandeln sind und gleichzeitig die größte Verbesserung bringen.
Wo siehst du bei den meisten Kletterern Defizite und wie arbeitet man daran?
Beweglichkeit ist das A und O! Beweglichkeit ist das Vermögen, unterschiedliche Stellungen und Haltungen einzunehmen, und hat damit körperliche und geistige Aspekte. Wenn ich mir etwas nicht zutraue, werde ich es auch nicht probieren, geschweige den erfolgreich umsetzen. Der Zusammenhang von geistiger und körperlicher Beweglichkeit lässt sich gut bei Adam Ondra, dem besten Kletterer unserer Zeit, beobachten. Adam kann jeden Bereich, den er von seiner Reichweite sowie Beweglichkeit her erreicht, sinnvoll bespielen. Ein Tritt in Schulterhöhe wird von ihm mühelos erreicht, belastet und in die Kletterbewegung integriert. Vor seiner Begehung von Silence identifizierte der Therapeut Klaus Isele bei ihm Einschränkungen, die ihm die optimale Ausnutzung der gegebenen Kontaktpunkte erschwerten. Erst als diese Einschränkungen behandelt waren, wurde Silence möglich. Es geht im Klettern nicht um Kraft oder Beweglichkeit oder Kontrolle, sondern um kontrollierte Beweglichkeit und um bewegliche Kraft und Kontrolle.
Was ist noch wichtig?
Für das moderne Klettern fehlen vielen Kletterern Strategien beim Einleiten einer Bewegung. Viele haben nur eine, nämlich distal (von der Körpermitte entfernt, also in den meisten Fällen über die Finger). Der Griff wird genommen, verdichtet und dann belastet. Lässt der Griff dies nicht zu, weil er etwa zu abschüssig ist, sind sie mit ihrem Latein am Ende. Japanische Kletterer haben tendenziell einen höheren Anteil von proximaler Bewegungseinleitung (also von der Körpermitte aus). Hier liegt meines Erachtens der Hauptgrund für ihre momentane Dominanz im Wettkampf.
Danke, Udo!
Udos Trainingsvideo unter www.vimeo.com/ondemand/ideas2improveurclimbing
Newschool-Moves wie Mehrfachdynos und koordinativ anspruchsvolle Bewegungen übt man am besten mit folgenden Tipps im Hinterkopf
Udo Neumann, Autor des Standardwerks Lizenz zum Klettern, war von 2009 bis 2017 Coach des Deutschen Boulder-Nationalteams. Heute arbeitet er als freier Coach und Bewegungsspezialist.