Beim Sportklettern gehören Seile zur persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSA). Darum sollten sie immer vor, während und nach dem Gebrauch auf Schäden überprüft werden. Spätestens, wenn man ihnen nicht mehr vertraut, gehören sie entsorgt. Es gibt aber auch einige objektive Kriterien, die zu beachten sind.
Damit das Kletterseil nicht früher als nötig kaputtgeht, gibt es hier Tipps zur richtigen Seilpflege.
Bei einigen Verschleißerscheinungen muss nicht immer das ganze Seil weggeworfen werden. Manchmal reicht es, nur ein paar Meter abzuschneiden und das offene Ende mit einem Feuerzeug abzuflämmen. Sobald es zu kurz zum Klettern ist, sollte man es natürlich austauschen.

Zu alt
Selbst wenn ein Seil nicht benutzt und trocken, kühl sowie dunkel gelagert wird, altert es. In der Gebrauchsanweisung steht die Lebensdauer, nach der das Seil weggeworfen werden muss. Der Hersteller Mammut gibt zum Beispiel bei niemals genutzten Seilen eine maximale Lebensdauer von zehn Jahren an. Je nach Nutzung verringert sich diese: Für ein bis zweimaligen Gebrauch pro Jahr liegt die Lebensdauer bei sieben Jahren, bei monatlichem Gebrauch bei fünf Jahren, bei mehrmaligen monatlichem Gebrauch bei drei Jahren, bei wöchentlichem bis zu einem Jahr und bei so gut wie täglichem Gebrauch bei unter einem Jahr.

Solch eine Schädigung ist ein Grund zum Wegwerfen.
Beschädigungen am Mantel
Wenn schon vor der angegebenen Lebensdauer Schäden sichtbar sind, muss das Seil natürlich bereits früher ausgetauscht werden. Offensichtliche Schäden sind zum Beispiel Risse oder Schnitte wie sie bei Steinschlägen auftreten können. Spätestens wenn der Kern zu sehen ist, ist es Zeit für ein neues Seil.

Glasige Stellen
Bei Stürzen können durch die Reibung glasige Stellen am Seil entstehen. Hier ist der Kunststoff geschmolzen und das Material verhärtet. Beim Drüberfahren mit der Hand über das Seil fühlt es sich scharfkantig und ungleichmäßig glatt an. Die Bruchfestigkeit ist an dieser Stelle reduziert und die Stelle sollte abgeschnitten werden.

Verfärbungen
Dass das Seil mit der Zeit trübe wird und nicht mehr so schön glänzt, ist normal. Auch die schwarzen Abriebspuren von Exen kommen mit der Zeit. Das lässt sich noch relativ gut entfernen. Kritisch wird es, wenn das Seil fleckig oder ausgeblichen ist. Dann hat es eventuell zu viel UV-Strahlung oder eine chemische Verunreinigung abbekommen. Auch starke Verunreinigungen zum Beispiel durch Fette oder Farben können die Seilfasern angreifen und sind ein Grund zum Wegschmeißen.
Säuren
Säureeinflüsse sind tückisch und nicht immer ersichtlich. Schon die Dämpfe von Autobatteriesäure können Seile so sehr beschädigen, dass es bei Belastung reißt. Auch vor Kontakt mit Urin und Cola sollte man Seile fern halten. Also immer gut auf das Seil achten und richtig lagern!

Steifes Seil
Generell gilt: Wenn sich ein Seil nicht mehr gut händeln lässt, sollte man es erst einmal reinigen. Schmutz kann ein Seil steif machen. Es läuft nichtmehr flüssig durch das Sicherungsgerät, was das Sichern und Klettern beeinträchtigt. Auch ein zu altes Seil kann steif sein, wenn es an Elastizität und Dynamik verloren hat. Falls die Reinigung keine Verbesserung bringt: Seil wegwerfen.

Pelziges Seil
Sand, Chalk und Metallabrieb setzten sich mit der Zeit im Seil fest und können wie Schmirgelpapier wirken. Einzelne Fäden reißen und die Festigkeit wird reduziert. Auch wenn es über scharfe Kanten reibt, wird der Mantel beschädigt. Ist das Seil nur leicht aufgepelzt, ist das noch kein Grund zum Wegwerfen. Wenn das Seil jedoch unhandlich wird, kann es gefährlich werden.

Ein gesundes Seil bildet ein Auge beim Knicken (links), ein kaputtes lässt sich zusammenfalten (rechts).
Seil lässt sich Knicken
Wenn das Seil beim Knicken kein Auge mehr bildet, sondern beide Enden sich zusammendrücken lassen, hat der Mantel seine Schutzfunktion verloren. Das merkt man auch daran, dass das Seil an dieser Stelle unnormal flexibel ist und sich kneten lässt. Meist tritt das nicht auf der gesamten Länge auf, sondern an der Stelle, wo man immer wieder hinein fällt.

Mantelverschiebung
Wülste und Verdickungen sowie ein herausragender Kern an einem Ende deuten auf eine Mantelverschiebung hin. Der Mantel kann dann seine stützende Funktion nicht mehr einnehmen und das Handling wird erschwert. Das Seil sollte man besser wegwerfen.
Schimmel
Wenn das Seil feucht eingepackt wurde und nicht trocknen konnte, kann sich Schimmel am Seil bilden. Eventuell wird es auch steif. Prinzipiell kann Schimmel Kunststoffe aber nicht beschädigen und somit auch nicht das Kletterseil, das aus Polyamid besteht. Entweder wäscht man das Seil oder trocknet es und bürstet den Schimmel ab.