- Biwakieren vor der Haustüre – ein magisches Erlebnis
- Kochen auf offener Flamme – und die Lagerfeuerromantik genießen
- Mit dem Fahrrad um die eigene Stadt fahren
- Vom normalen Spaziergang zum Abenteuer: Geocaching
- Weitere "Mikroabenteuer" hier:
Man muss keine Statistik bemühen, um festzustellen: Zur Zeit wird in Deutschland gewandert und geradelt, was das Zeug hält. Auch wir von der OUTDOOR-Redaktion unternehmen so viele Touren im Umland wie noch nie und haben eine ganze Reihe von »Microadventures« für uns entdeckt. Welche das sind, könnt ihr hier nachlesen – und euch davon zu eigenen Abenteuern inspirieren lassen!
Biwakieren vor der Haustüre – ein magisches Erlebnis

Dem steigt die Corona-Sache zu Kopf, glaubt mein Bruder, als ich mich verabschiede: »Muss los, ich biwakiere am Zeller Horn.« Auch wenn der Aussichtsfels auf der Gemarkung zwischen Albstadt-Onstmettingen und Hechingen hier direkt um die Ecke jedem vertraut ist, zweifelt er: »Dort pennen, ohne Zelt?« Als OUTDOOR-Volontär sage ich cool: »Das Schwarze mit Sternen drauf reicht«, glaube mir aber selbst nicht so recht. Ich allein im Wald? Zu viele Filme gesehen! Biwakerfahrung? Fehlanzeige. Egal, los! Kurze Autofahrt durch den Ort und 20 Minuten zu Fuß auf dem Wiesen- und Waldweg bis zur Lichtung. Sofort im Blick: die Burg Hohenzollern, schwebend im Abendrot.

Gefühlt von ihren Türmen beobachtet, schlage ich das Lager auf, und dann – der Horizont hatte ewig nachgeglüht – bricht die Nacht herein. Noch bin ich nicht allein, am Felsvorsprung bewundern zwei Jungs ebenfalls das Lichtermeer der Gemeinden im Tal. Erst spät, als sie sich mit Mindestabstand von mir verabschiedet haben, koche ich zu Abend. Stirnlampe? Im Vollmondschleier überflüssig. Es ist nicht gespenstisch. Eher magisch! Lange wache ich noch vor mich hin. Eulenrufe nehme ich wahr, ein Flugzeug entzweit mit seinem Kondensstreifen den Sternenhimmel. Alles andere: traumhaft-surreal.
Als sich die Sonne wieder durchs Geäst kämpft, bin ich voll da, spähe aus dem Schlafsack zur Burg – ein wenig stolz, dass mir hier oben nicht die Düse ging. Zur Belohnung setze ich Espresso auf, der – zugegeben – etwas zu stark gerät. Eigentlich dachte ich ja, die Nacht ließe mich zittern!
Kochen auf offener Flamme – und die Lagerfeuerromantik genießen
Den Nachmittag in den Abend ausgleiten lassen, bei einem Wein in ein rotglühendes Feuer starren und den Duft von Gulasch oder einem deftigen Eintopf schnuppern – das macht, kurz gesagt, das Kochen mit dem »Dutch Oven« für mich aus. Ein Fleischgericht dauert in dem gusseisernen Topf schön lange, sodass man sich nicht die ganze Mühe mit Feuerschale aufbauen, Glut produzieren und vor allem nachher der Topfreinigung für eine Viertelstunde Kochzeit macht.

An einem der letzten lauen Samstage installieren mein Mann Achim und ich uns auf der Terrasse – wegen Corona soll man ja nah beim Haus bleiben – und verfeuern die Reste von unserem Hochbeet, um der Grillkohle ein Flammenbett zu bereiten. Dann schmoren wir Rindsgulaschstücke vom örtlichen Biobauern an – unsere Katze zeigt sich extrem interessiert daran – und löschen mit Wein ab. Wir müssen natürlich testen, ob der schmeckt. Mitten im zweiten Testglas schaut Nachbar Manfred über den Gartenzaun. Normalerweise lädt man dann ein, auch vom Wein zu probieren, aber in der Zeit des »social distancing« passt ein Gespräch auf Rufweite besser.

Gemüse in den Topf, die Dämmerung senkt sich über den Garten. Die Katze schleicht mit scheelem Blick vorbei. Es dampft köstlich aus dem Dutch Oven, der inzwischen glühende Kohlen auf dem Deckel trägt. Nach zwei Stunden und noch einem Gläschen Wein ist a) stockfinstere Nacht und b) das Gulasch fertig. Paar Scheiben Brot dazu, andächtiges Schauen in die verlöschende Glut – und vielleicht doch noch ein letztes Gläschen Wein. #WirBleiben Zuhause: Reiseredakteurin Kerstin Rotard kocht Gulasch auf offenem Feuer im eigenen Garten.

Mit dem Fahrrad um die eigene Stadt fahren
So langsam möchte man echt nichts mehr von der Pandemie hören! Mein Rad schaut mich sowieso schon viel zu lange vorwurfsvoll an, und wenn ich das nun nähme und um Stuttgart führe? Deutschlands sechstgrößte Stadt liegt gleich vor meiner Haustür, und außen herum soll eine Tour von 80 Kilometern und 800 Höhenmetern führen, der sogenannte Radelthon. Aufbruchstimmung im Herzen, schwinge ich mich in den Sattel und rolle durch Weinberge zum Neckar hinab.

Bald stoße ich auf die grünen Schilder, die den Weg weisen sollen. Zwanzig, vielleicht dreißig Kilometer klappt alles bestens. Ich schnurre am Fluss entlang, sehe Frachter am Ufer liegen, überhole ein paar Läufer und gelange im Zickzack durch Bad Cannstatt. Dahinter verlieren sich die Wegweiser. Ich eiere zwischen kahlen Äckern umher, trete Berge hinauf, kurbele durch Wiesen, passiere Hochhaussiedlungen, gelange in Flusstäler und kurve durch Wälder. Wie ich die Ortschaften verbinde, bleibt jetzt meist ganz alleine mir überlassen. Ich nutze meine frischgewonnene Freiheit, verfahre mich nach Kräften, und wenn ich dann doch wieder einmal auf ein Schild stoße, dann freue ich mich, so wie man sich freut, wenn man zufällig auf liebe, aber ein wenig flatterhafte Bekannte stößt.

Am Ende bin ich wohl eine ganze Menge Extrakilometer gefahren und ein paar Berge zu viel. Aber ich habe meine Umgebung ganz neu kennengelernt, und wenn ihr mich fragt, ob ich nicht doch lieber die GPS-Daten zur Tour hätte herunterladen sollen: Nein, das wäre nur das halbe Abenteuer gewesen!
Vom normalen Spaziergang zum Abenteuer: Geocaching
Schon seit Tagen habe ich das Gefühl, dass mein Sohn (12) es mit dem Lockdown etwas zu genau nimmt. Jedenfalls ist er nur noch schwer vor die Tür zu kriegen und verbringt viel Zeit in virtuellen Sternenwelten – an diversen Flimmerkisten. Eine solche habe ich ihm jetzt auch am Sonntag nach Ostern in die Hand gedrückt: ein Smartphone mit einer kostenlosen App zum Geocachen. Den naheliegendsten Cache hatte ich schon rausgesucht: eine gelb eingezeichnete Luftlinie zum 1,5 Kilometer entfernten »Schatz« weckte die Neugier dann doch so sehr, dass er sich mit seinem Vater ganz freiwillig auf die Oberfläche unseres Planeten traute. Der gelbe Peilstrich führte uns in ein Waldstück zwischen Bahngleisen und einer Ausfallstraße – urbanes Niemandsland, in das wir sonst niemals einen Fuß gesetzt hätten. Auf einmal sieht man die Welt mit anderen Augen – mit denen eines Schatzsuchers nämlich.

Was dachte die Person, die den Cache versteckte? Welcher Weg führt am schnellsten an die Stelle? Bei einer angezeigten Distanz von zehn Metern zum Ziel schlagen wir uns in die Büsche. Der Rest ist wie Ostereiersuchen, der Cache verbirgt sich unter einem Stein an einem Baumstamm. »Ziemlich einfach«, sagt Theo gelangweilt und kritzelt seinen Namen in das kleine Logbuch. Trotzdem will er mehr. Der nächste Cache liegt wieder »nur« 1,5 Kilometer Luftlinie entfernt. Auch den finden wir leicht. Am Ende sind wir drei volle Stunden unterwegs und haben mehr als zehn Kilometer auf dem Tacho. Nicht schlecht für einen Sternenkrieger.
Podcast: Über den Naturgenuss & Gruselfaktor beim Geocaching – jetzt anhören
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