Wenn sich die Täler in kühle Nebelschleier hüllen, aber die Bergwelt darüber mit Sonnenschein und klarer Luft verwöhnt, sprechen Meteorologen von einer Inversionswetterlage – ein Phänomen, das Wanderer vor allem im Spätherbst genießen können. Etwa am exponiert stehenden Wendelstein, der sich im Mangfallgebirge 1838 Meter weit in den Himmel streckt. Zwar kommt man auch mit der Zahnrad- oder Seilbahn bis rund hundert Meter unter den Gipfel, doch noch eindrucksvoller wirkt der Wechsel von trüb zu mild beim Aufstieg aus eigener Kraft. Zum Beispiel entlang des König-Maximilian-Wegs (6:15 Std., 12,2 km, 1012 Hm), der von Bayrischzell durch urige Wälder und malerische Almweiden ins felsige Obergeschoss führt. Einkehr-Tipp: Das Steakhaus "Kaminstub'n" in Bayrischzell bietet perfekt gegarte Grillspezialitäten, freundlichen Service und uriges Ambiente.
Weitere Wander-Highlights in Bayern

Gerstruben
Eine Wanderung wie eine kleine Zeitreise: Wer sich von Oberstdorf in die Allgäuer Hochalpen aufmacht, entdeckt unweit von Fellhorngrat und Co. das historische Bergbauerndorf Gerstruben. Bis zu 500 Jahre alte Höfe und eine ebenso alte Kapelle schmiegen sich auf 1150 Metern an den Hang und ergeben vor der Kulisse der Höfats (2258 m) den Inbegriff von Alpenidylle. Einst hart erarbeitetes Almengebiet, bildet die Siedlung unter Denkmalschutz nun ein Freilichtmuseum, das Wandernde mit seiner Geschichte und Abgeschiedenheit verzaubert. Der Aufstieg durchs Trettach- und Dietersbachtal lohnt sich doppelt: entlang gurgelnder Bäche, durch Wälder und Almwiesen zeigt sich das Allgäu schon auf dem Weg nach Gerstruben von der stillen Seite. Zudem lockt die aussichtsreiche Alpe Gerstruben in der Nähe mit lokalen Schmankerln (Juni–Oktober).
12 km, 500 hm

Goldsteig
Aussichtsreiche Bergtour oder gemütlichere Höhentour? Auf dem Goldsteig hat man die Wahl, wie anstrengend es werden soll. Entscheiden muss man sich in Oberviechtach, dann hat man ab Marktredwitz allerdings schon sieben Wander-Etappen durch den Oberpfälzer Wald in den Knochen. Wer die Nordroute (16 Etappen) wählt, besteigt mehrere 1000er, den höchsten Berg des Bayerischen Waldes, den Großen Arber (1456 m), und erlebt einen wilden Urwald im Nationalpark Bayerischer Wald. Die Südroute (15 Etappen) führt etwas gemächlicher über die sonnigen Höhenzüge des Vorderen Bayerischen Walds. So oder so bietet der Goldsteig tolle Ausblicke, sehenswerte Burgen und ein fantastisches Naturerlebnis auf dem grünen Dach Europas.
660 km, 7200 hm

Frankenweg
Einmal quer durch das nördliche Bayern führt der Frankenweg in 24 Etappen. Von Untereichenstein beziehungsweise Blankenstein betritt man die grüne Wildnis des Frankenwalds, wandelt durch das wildromantische Höllental, quert den Main und wandert durch die Fränkische Schweiz mit ihren bizarren Felsformationen, geheimnisvollen Höhlen und zahlreichen Burgen. Zuletzt streift man das Fränkische Seenland und das Altmühltal bis man in Harburg am Rand der Schwäbischen Alb ankommt. Als Alternative bietet sich im nördlichen Teil der Fränkische Gebirgsweg (440 km) von Blankenstein bis Hersbruck an.
520 km, 8260 hm

Untersberg
Als frei stehender Gebirgsstock ganz im Norden der Berchtesgadener Alpen sticht der Untersberg schon von weitem ins Auge. Etwas Mystisches umgibt ihn, und so verwundert es nicht, dass in der Legende unter dem Berg Karl der Große in einer Höhle auf Auferstehung wartet. Man würde dem Kaiser etwas frische Luft wünschen oder besser noch das Glück, die beiden prägenden Gipfel des Unterbergs zu einer Überschreitung verbinden zu dürfen: den Berchtesgadener Hochthron (1972 m) und den Salzburger Hochthron (1853 m). Von der Bergstation der Untersbergbahn geht es in gut acht Stunden über gerippten Karst der wildesten Sorte zum Stöhrhaus, dann durch die Almbachklamm und zur Bushaltestelle Kugelmühle (Tourenverlauf hier).
17 km, 320 hm

Mangfallgebirge
Gegen Berühmtheiten wie Karwendel oder Wetterstein hat das Mangfallgebirge es nicht leicht, doch dafür geht es in den Bergen südlich von Schlier- und Tegernsee oft noch etwas ruhiger zu. Die beiden Promis hier sind der Aiplspitz (1759 m) und die Rotwand, mit 1884 Metern die Königin im Rund. Konditionsstarke verbinden die beiden Top-Gipfel auf einer Runde ab Geitau (18,4 km, 1350 hm, 7 h) – das Wochenende sollte man dafür allerdings meiden. Deutlich ruhiger geht es am Hochmiesing bei Bayrischzell zu. Er ist zwar einen Meter niedriger als die Rotwand (1883 m), der Aussicht tut das aber keinen Abbruch. Sie reicht bis zur Zugspitze, ins Karwendel, in die Ötztaler, Zillertaler und Berchtesgadener Alpen und zum Wilden Kaiser. Eine schöne Tour zum Hochmiesing (14,1 km, 970 Hm, 6,5 h) beginnt am Spitzingsee.
14-18 km, 900-1400 hm (je nach Tour)

Chiemgauer Berge
"Chiemgauer Blumenberg" wird der Geigelstein auch genannt, und er führt seinen Beinamen zu Recht: 700 Blüten- und Farnpflanzen haben Botaniker an ihm identifiziert. Im Frühsommer wandert man hier in den tieferen Lagen durch ein Blütenmeer und dann bis hinauf auf den 1808 Meter hohen Gipfel – am schönsten auf einer Runde ab dem Geigelstein-Parkplatz in Ettenhausen (15,5 km, 7 h). Auch auf den Breitenstein geht es von dort, mit 1661 Metern ebenfalls ein ansehnliches Tagesziel und ein guter Tipp, wenn man Murmeltiere sehen will (12 km, 5,5 h, 1010 hm). Sollte es dort oder am Geigelstein mal etwas voller sein, bietet sich der Weitlahnerkopf (1615 m) ab Mühlau an, ein herrlicher Panoramaberg (14,5 km, 6 h, 1020 hm). Alle drei Touren beginnen nur einen Steinwurf entfernt von Schleching, das zum exquisiten Kreis der zertifizierten "Bergsteigerdörfer" gehört – nur vier Stück gibt es von ihnen in Deutschland. Sie engagieren sich für einen nachhaltigen Tourismus, bei dem der Schutz der alpinen Landschaft und heimischen Traditionen im Vordergrund steht.
12-15,5 km, ca. 1000 hm (je nach Tour)

Tegernseer Hütte
Wer die Berge liebt, wird auch die Tegernseer Hütte lieben. Bis ins Karwendel schweift der Blick von ihr, hinüber zur Zugspitze und bei guter Sicht sogar bis nach München. Seit 1903 behauptet sie ihren kühnen Platz zwischen Roß- und Buchstein (bei Kreuth). Fußgänger müssen den Weg hinauf auf 1650 Meter Höhe aber nach wie vor aus eigener Kraft meistern. Am besten nutzt man die Hütte als Quartier auf einer Zweitagestour ab Lenggries, um anderntags in das Bergsteigerdorf Kreuth abzusteigen (8,5 h). Der Weg quert die Tegernseer Berge und führt zugleich durch einen besonders malerischen Teil des Isarwinkels.
24,4 km, 1100 Hm

Aschauer Klamm
Im Berchtesgadener Land gibt es einige schöne Schluchten, wie die Almbachklamm bei Marktschellenberg, die Wimbachklamm in der Nähe von Ramsau oder die Aschauerklamm bei Schneizlreuth im Naturschutzgebiet Aschau. Letztere ist sehr schmal, verwinkelt und bis zu 50 Meter tief. So entführt sie einen in eine andere Welt! Das Wasser gurgelt und sprudelt munter, die hohe Luftfeuchtigkeit lässt Farne, Moose und Flechten üppig gedeihen. Wandernde erleben die verwunschene Atmosphäre auf einem guten Steg – ganz anders als die Flößer, die hier bis in die 1960er Holzstämme transportierten. Der beste Weg, die Klamm kennenzulernen, ist eine 4,5 stündige Rundtour mit Start und Ziel in Schneizlreuth.
14 km, 390 hm

Meditationsweg Blaues Land
In Murnau am Staffelsee haben sich schon große Künstler wohlgefühlt: allen voran Wassily Kandinsky. Auf diese Schaffenszeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geht auch der Begriff "Blaues Land" zurück, in der er gemeinsam mit anderen Kunstschaffenden die Vereinigung Blauer Reiter gründete. Wer gerne wandert, wird den Zauber der Region auch ohne die Betrachtung von Gemälden spüren. Eine wunderschöne und entspannte Möglichkeit, sie zu erleben, ist der mehrtägige Meditationsweg (sechs Etappen) mit Start in Bad Kohlgrub und Ziel in Ettal. Unterwegs passiert ihr unter anderem Europas größtes zusammenhängendes Moor, das Murnauer Moos, und den idyllischen Riedsee. Auch die Aussicht vom Heuberg (1465 m) bei Eschenlohe nimmt man mit – aber eigentlich sind die Blicke in die Alpenwelt die ganze Zeit über ein Genuss.
105 km, 1700 hm

Altmühltal-Panoramaweg
Das idyllische Altmühltal erleben Weitwanderer auf dem Altmühltal-Panoramaweg. Zerklüftete Felsen bieten Ausblicke auf den Naturpark, mittelalterliche Burgen und Schlösser sowie Spuren der Römer und Kelten lassen sich entdecken. Wanderer folgen dem Flusslauf von Gunzenhausen am Altmühlsee bis zu ihrer Mündung in die Donau in Kelheim. Auf der 15. und letzten Etappe gibt es außerdem ein echtes Naturwunder zu entdecken: Die Weltenburger Enge beziehungsweise der Donaudurchbruch, deren 70 Meter hohe Wände man am besten vom Schiff aus bestaunt.
200 km, 4500 hm