Es wirkt so nah und ist doch so fern: Marokko. Wer von Spanien über die Straße von Gibraltar schaut, kann schon das Rif-Gebirge erkennen. Gerade einmal 14 Kilometer breit ist die Meerenge, die Europa von Afrika trennt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand Marokko unter den Einflüssen Frankreichs. Noch heute wird französisch schon in der Grundschule gelehrt. Durch diese Nähe zu Europa, als Land Afrikas und der überwiegend muslimischen Religion wird Marokko als Schmelztiegel der Kulturen bezeichnet.
Die indigenen Bewohner des Landes sind die Amazigh, auch Berber genannt. Teilweise grenzen sie sich von der arabischen Kultur ab, haben ihre eigenen Traditionen und sprechen ihre eigene Sprache, Tamazight. Der detailreich verzierte Schmuck, die bunten Teppiche und die farbenfrohe Kleidung sind Teil ihrer Kultur und machen die marokkanischen Märkte (Souks) so besonders.
Die beste Reisezeit zum Wandern in Marokko
Das Klima ist in Marokko sehr unterschiedlich. Der Hohe Atlas ist die Klimascheide zum südlichen Marokko. Darum regnet es im Süden seltener als im Norden und Wüsten herrschen vor. Wasser gibt es nur an den Flüssen, wo Menschen in Oasen zwischen Palmen leben. Im Sommer kann es bis zu 40 Grad Celsius Grad heiß werden.
Im Gebirge ist es selbst im Sommer noch angenehm. Im Winter fällt im Atlas-Gebirge viel Schnee, der bis April liegen bleibt. Im Antiatlas schneit es nicht, jedoch kann es hier im Winter sehr kalt werden. Darum reisen die meisten in den Wintermonaten an die Atlantik-Küste. Aber auch im Hochsommer sind dort viele Strandurlauber unterwegs.
Die besten Zeiten für Wanderungen in Marokko sind Frühling und Herbst. In den Monaten März und April hält man es noch im Anti-Atlas aus, April und Mai eignen sich für den Hohen Atlas. Auch Oktober und November sind angenehme Monate.
Wie komme ich nach Marokko?
Von Deutschland gehen Flüge zu mehreren Städten in Marokko: Der Hauptstadt Rabat sowie der Hafenstadt Tanger im Norden, Nador am Mittelmeer, der "Kulturhauptstadt" Fès zwischen Rif-Gebirge und Mittlerem Atlas, Agadir am Antiatlas, der ehemaligen Hauptstadt Marrakesch nördlich des Hohen Atlas sowie Ouarzazate südlich des Hohen Atlas. Direktflüge dauern rund vier Stunden. Züge verbinden die Städte Tanger, Rabat, Casablanca, Meknes, Fès und Marrakesch und sind sehr zuverlässig. Weitere Städte erschließt das Busunternehmen Supratours. Grand Taxis fahren überall hin, während Petit Taxis Stadtgrenzen nicht verlassen.
Außerdem gibt es mehrere Fährverbindungen nach Marokko. Wer zu Fuß reist, kann gut nach Tanger Ville fahren. Mit Fahrzeugen ist das allerdings keine gute Idee, da man mitten in der Stadt ankommt, außerdem ist diese Fähre meist die teuerste. Dafür eignen sich Tanger Med und Ceuta besser. Wer Fährfahrt und Grenzübertritt gerne getrennt regelt, fährt nach Ceuta, einer spanischen Enklave auf Marokko. Auf der Fähre nach Tanger Med werden die Papiere während der Fahrt geregelt. Bei der Rückfahrt ist man im Fährhafen "eingeschlossen", was ein ungutes Gefühl auslösen kann. Zu Melilla habe ich keine Erfahrungsberichte gehört.
Die Tickets kann man online buchen, allerdings ist es entspannter und meist sogar günstiger, vor Ort auf die Fährgesellschaften Balearia, AML, DFDS oder Armas/Trasmediterranea zuzugehen. Von Tarifa, Algeciras und Almeria dauert die Fährfahrt rund eine Stunde. Wer mit dem Auto einreist, muss sich um eine Haftpflichtversicherung kümmern, wenn die Grüne Karte Marokko nicht beinhaltet. Das geht in größeren Städten. Wir zahlten für drei Monate rund 200 Euro.
Wanderungen in Marokko

Ausblick auf das Toubkal-Massiv von einer Hochebene.
Toubkal-Region
Schroff, wild und felsig ist die Toubkal-Region im Hohen Atlas. Wilde Flüsse schlängeln sich durch die Täler und ermöglichen den Anbau von Lebensmitteln. Der höchste Berg Marokkos ist ein einfacher 4000er – besonders nach der Schneeschmelze ab Mai. Touren starten vom Bergsteigerdorf Imlil auf den Jbel Toubkal (4167 m). Für den Weg zur Hütte durch den Nationalpark muss man einen Guide buchen, was circa 250 Euro pro Person kostet. An mehreren Kontrollpunkten überprüft die Polizei die Genehmigung. Esel sind für den Gepäcktransport buchbar. Mit einer Übernachtung auf der Refuge ist man insgesamt zwei Tage unterwegs und wandert 30 km mit 2400 Höhenmetern. Auch eine Überschreitung ist möglich mit dem Ziel Setti Fatma (50 km). Vom Gipfel aus schweift der Blick bei gutem Wetter über den Süden Marokkos bis zur Sahara. Wem Ausblicke auf den Toubkal genügen, kann über die Hochebene bei Moulay Brahim wandern.

Oukaimeden
Unglaublich aber wahr: In Marokko ist sogar Skifahren möglich. Zumindest liegt meist im Januar und Februar genug Schnee, um am Jbel Oukaimeden auf die Bretter zu steigen – im einzigen Skigebiet Marokkos. In den anderen Monaten ist das Dorf Oukaimeden ein Paradies zum Bouldern mit hunderten Routen. Auf den 3273m hohen Berg führt eine mittelschwere Wanderung. Die sieben Kilometer und 650 Höhenmeter bestreitet man in circa 3,5 Stunden. Mithilfe einer Schautafel lassen sich die umliegenden Gipfel bestimmen, auch der Toubkal ist zu sehen. Tolle Ausblicke schenkt auch eine 23,6 Kilometer lange Talwanderung.

Bergmassiv M‘Goun
Während der Toubkal ein beliebter Wanderberg ist, finden Bergsteiger auf dem M‘Goun weiter östlich im Hohen Atlas etwas mehr Ruhe. Das Bergmassiv hat keinen markanten Gipfel, sondern ist eine zehn Kilometer lange Gipfelkette mit bis zu 4068 m Seehöhe. Vom Dorf Arousse ist man rund zwei Tage bis zum M‘Goun unterwegs. Wer will, kann von hier drei Tage weiter wandern nach Aguerzaka. Unterwegs müssen viele Bäche überquert werden, man durchwandert malerische Flusstäler und die enge M‘Goun-Schlucht.

Taghia
Zum größten Teil ist der Hohe Atlas karg mit nur wenigen Pflanzen. Doch Taghia ist ein grünes Paradies. Am Ende eines Tals gelegen, ist das Dorf noch ursprünglich, wenn auch immer mehr Unterkünfte (Gites) vor allem für Kletterer dazu kommen. Denn besonders Mehrsseillängen-Fans finden fantastische Routen ab dem Grad 6c. Schon Alex Honnold kletterte hier free solo. 600 Meter ragen die Wände in die Höhe, dazwischen liegen wilde Schluchten, durch die abenteuerliche Wege wie der „Berber-Pfad“ führen. Wanderer können diese wohl schönste Ecke Marokkos auf eigene Faust erkunden oder einen lokalen Guide buchen. Hin kommt man entweder mit einem Offroadtaxi oder wandernd ab Agoudim durch ein traumhaftes Flusstal.

Dades-Tal
Tief hat sich der Oued Dades in das Atlas-Gebirge eingeschnitten. Eine Passstraße schlängelt sich durch die enge Schlucht, in der man jedoch nicht gut wandern kann. Dafür eignet sich der "Canyon des doigts de singe" weiter südlich bei Tamellalt besser. Die Felsformationen sollen Affenfingern gleichen, wie der Name übersetzt heißt. Ab dem Parkplatz am Ortsausgang wandert man in gut drei Stunden durch die teilweise nur schulterbreite Schlucht. Mit GPS-Gerät und gutem Orientierungsvermögen braucht es keinen Führer, die hier ihre Hilfe anbieten. In der Klamm ist der Weg eindeutig; immer wieder muss man unter Felsblöcken hindurch tauchen und auch mal die Hände zu Hilfe nehmen. Zurück führt ein Pfad oberhalb der Schlucht entlang.
Wer gerne klettert, kann in die nahe gelegene Todra-Schlucht reisen. Hunderte Routen von einfach bis schwer wurden hier gebohrt. Am lohnendsten ist die Petite Gorge. Topos gibt es bei Aventures Verticales Maroc in Tinghir.

Amtoudi
Einen interessanten Einblick in die Kultur und Historie Marokkos bieten die mittelalterlichen Speicherburgen, sogenannte Agadire. Darin schützten die halbnomadisch lebenden Amazigh Lebensmittel vor Räubern, Tierfraß und Pilzbefall. Aber auch Werkzeug und Familiendokumente wurden hier aufbewahrt und bei Übergriffen dienten sie als Zufluchtsort.
Die meisten und ältesten befinden sich im Anti-Atlas. Einige sind schon verfallen, doch in Amtoudi lassen sich zwei gut erhaltene und eindrucksvolle Agadire bewundern. Und das sogar fast alleine. Touristisch ist in dem kleinen Dorf nicht viel los, obwohl es hier auch die beeindruckende Aït Mansour Schlucht gibt. Eine halbtägige Wanderung führt zu allen drei Sehenswürdigkeiten. Zuerst geht es in Serpentinen hoch zum etwa 800 Jahre altem Agadir Id Aïssa. Für 40 Dirham schließt ein alter Mann die Tür auf und man darf sich selbst ein Bild von den Räumen, Speicherkammern und dem Werkzeuglager machen. Auch Bienenstöcke gab es sowie Zisternen für die Wasserversorgung. Über eine Hochfläche, auf der es sehr windig werden kann, geht es zum etwas jüngeren Agadir Aguellouy und zurück ins Dorf.

Talassemtane-Nationalpark
Das Rif-Gebirge ist die grüne Lunge Marokkos, insbesondere der Talassemtane-Nationalpark. Er wurde gegründet, um die endemische Marokkanische Tanne zu schützen. Zusammen mit Kakteen, Olivenbäumen und Palmen bilden sie einen grünen Teppich zwischen den schroffen Felsen – hin und wieder erstrecken sich Cannabisfelder über die Landschaft. Wer auf diese trifft, sollte zügig hindurch gehen und nichts abkaufen. Denn der Drogenbesitz ist in Marokko strafbar und wird bei der Ausreise streng kontrolliert.
Eine beliebte Tour ist die Wanderung zur Grand Cascade d‘Akchour. Sie führt in zwei Stunden an Kaskaden und Restaurants entlang zu einem großen Wasserfall. Im Sommer fließt hier jedoch nur ein Rinnsaal. Der Felskessel ist dennoch sehenswert und man darf sich einen frisch gepressten Orangensaft gönnen.Wer eine aussichtsreiche Gipfeltour sucht, kann den Jebel el Kelaa (1616 m) bei Chefchaouen besteigen. Der Weg durch das Gestrüpp hindurch ist nicht immer eindeutig, aber alle Wege führen nach oben. Von hier bietet sich ein fantastischer Ausblick auf die blaue Stadt Chefchaouen und das grüne Rif-Gebirge.

Ouzoud Wasserfälle
Die höchsten und wahrscheinlich auch schönsten Wasserfälle Marokkos gibt es im Mittleren Atlas zu sehen. 110 Meter stürzt der Fluss Ouzoud an mehreren Stellen in die Tiefe. Besonders nach Regenfällen im Frühjahr ist das rauschende Wasser ein beeindruckendes Naturschauspiel. Entsprechend sind sie besonders am Wochenende gut besucht; Bötchen bringen Touristen noch näher an die Wasserfälle und in Restaurants werden Tajins auf rauchenden Öfen gekocht. Abseits vom Trubel führt ein abenteuerlicher Pfad zur Mündung des Flusses in den Oued El Abid. Die Aussicht über den letzten Wasserfall und die Schlucht des El Abid lohnt die Extra-Kilometer, wegen der man etwa zwei bis drei Stunden unterwegs ist.

Legzira Felsen
Wer nicht so gerne surft, wird wohl kaum viel Zeit an der Atlantikküste von Marokko verbringen. Eine Sehenswürdigkeit lohnt sich aber für Wanderer: Der Legzira Felsbogen bei Sidi Ifni. Bis zum Jahr 2016 gab es am Strand von Legzira zwei gigantische Felsentore zu bestaunen. Dann musste sich eines jedoch dem Meer geschlagen geben und stürzte ein. Das andere wird wohl noch nicht so bald zusammen brechen. In gut einer halben Stunde spaziert man am Strand entlang zu dem riesigen Felsbogenen. Vor dem Besuch solle man die Gezeiten checken; bei Flut ist der Strand nicht begehbar. Besonders schön fällt das Licht am Abend auf den rötlichen Sandstein.

Sahara
Die Sahara ist wohl die bezeichnende Landschaft, die viele mit Marokko verbinden. Die Dünenfelder machen allerdings nur einen kleinen Teil des Landes aus. Touren mit Kamelen, Quads und Allradfahrzeugen sind hier die typischen Aktivitäten. Man kann aber auch einfach durch den Sand wandern, die bis zu 150 Meter hohen Dünen besteigen und die Schönheit der Landschaft genießen. Das bietet sich vor allem morgens an, wenn der Sand noch feucht und etwas fester ist. Auch die Orientierung fällt dann leichter. Die größte Sandwüste in Marokko ist der Erg Chegaga, die bekanntere der Erg Chebbi bei Merzouga.
Tipps für die Planung
Die Einreise nach Marokko kann ein Kulturschock und überfordern sein: lauter Verkehr, hektisches Treiben, Waren en masse, verschiedenste Gerüche und Verkäufer, die einen von allen Seiten anquatschen. Umso schöner ist es, sich in die Ruhe der Berge zurückziehen zu können. Um in den Städten und Dörfern zurechtzukommen, sind hier ein paar Tipps:
Die meisten Menschen in Marokko sind muslimischen Glaubens, Christen und Juden gibt es nur im Promillebereich. Fünfmal täglich ruft der Imam zum Gebet. In manchen ländlichen Dörfern steht dann alles still. Ein paar wenige bewachen Verkaufsstände, während die meisten in und vor der Moschee beten. Das ganze dauert aber nur fünf bis 15 Minuten.
Die Bevölkerung ist weniger streng gläubig als andere muslimische Länder. Das ist in etwa vergleichbar mit der Türkei. Kleiden sollten sich Touristen dennoch nicht zu freizügig. Luftige, lange Kleidung ist angemessen und schützt auch vor der prallen Sonne. Sonnenschutz sollte übrigens auch in den kälteren Monaten ins Gepäck. Auch wenn viele Marokkanerinnen ein Kopftuch tragen, ist das als Touristin kein Muss. In der Wüste kann es aber ein praktisches Mittel gegen Sand und Sonne sein – sowohl für Frauen als auch für Männer.
Wer mit dem eigenen Fahrzeug durch Marokko reist, wird früher oder später auf bettelnde Kinder treffen. Sie fragen nach Geld (Dirham), Stifen (Stilos) und Süßigkeiten (Bonbons). Ein paar Stifte dabei zu haben, tut nicht weh und macht ihnen eine Freude. Außerdem sollte man gebrauchte Kleidung (vor allem für Kinder) als Gastgeschenke bei Einladungen und zum Tausch dabei haben. Beim Shopping ist Verhandeln ein Muss, bei Lebensmitteln eher weniger angebracht.
Eine Sim-Karte sollte man sich nur als Prepaid besorgen. Für 50 DH (ca. 5 Euro) gibt es 5 Gigabyte für einen Monat. Weniger sollte man nicht kaufen, da sonst die Aufladung nur wenige Tage anhält. Für Wanderungen in den Bergen eignen sich die Anbieter Inwi und Maroc Telecom am besten. Selbst in den Bergen ist der Internetempfang meist gut.
Die gute Infrastruktur zeigt sich auch an den vielen asphaltierten Straßen und dass auch kleine Dörfer ans Stromnetz angeschlossen sind. Wer gerne auf Pässen durch die Berge düst, kann aber auch auf Schotterpisten und Baustellen treffen. Das Leitungswasser ist abseits des Meers gut trinkbar, sollte vorsorglich aber gefiltert werden. Am Meer kann es salzig sein, dann sollte man lieber Wasser kaufen.
Bei Unterkünften darf man keine europäischen Standards erwarten. Sie sind zwar größtenteils sauber, wo sie sauber sein sollen, aber oft nur oberflächlich hübsch, mit provisorischen Basteleien. Das sollte man eher als Teil des Abenteuers ansehen. Campingplätze gibt es in jedem größeren Ort für 50 bis 100 DH pro Fahrzeug.