Der klassische Bürojob war gestern
Co-Living und Mobile Work - Arbeiten von überall

Mobile Work findet nicht nur im Camper statt, längst haben sich Urlaubsdestinationen auf den neuen Arbeitstrend eingestellt. Wir stellen vier privat geführte Coliving- und Coworking-Unterkünfte in Europa vor – und geben Tipps für den Start ins mobile Arbeitsleben ...

Mobile Office - Van life
Foto: Gettyimages
In diesem Artikel:
  • Was sind die Vorteile von Mobile Work?
  • Coliving- und Coworking-Unterkünfte – unsere Tipps
  • Mehr über die Ausstattung und Mobile Office im Van
  • Podcast und mehr

Was sind die Vorteile von Mobile Work?

Aufwachen mit Bergblick, Kaffee in der Hand, die ersten E-Mails im Schlafanzug beantworten, eine Runde Yoga und frisch in die Morgenkonferenz starten: So stellen sich viele ihren Wechsel aus dem Büro ins Mobile Office vor. Grundsätzlich lässt sich das genau so umsetzen, ob im Van, in der Wohnung des neuen Partners aus Italien, beim Trekking in Nepal oder in einer Finca in Spanien. Das genau stellt auch einen der größten Vorteile dar: selbstbestimmtes Arbeiten. Das bedeutet, Leistungsspitzen gezielt ausnutzen, unproduktive Phasen für Wohnungputzen oder Freizeit aufwenden, seinen Alltag insgesamt mehr am Biorhythmus ausrichten. Diese Freiheit birgt aber auch Herausforderungen. Längst nicht jeder kann auf Anhieb mit so viel Flexibilität umgehen. Freiheit will also gelernt sein.

Tipps & Tricks fürs Outdoor-Leben

Fragen und Antworten rund ums Mobile Office

Van-Office : Kann das funktionieren?

Wenig Raum, viel zu tun: Seinen Arbeitsplatz in den Camper zu verlagern erfordert Organisationstalent. Zunächst stellt sich die Frage: Was brauche ich für meinen Job? Laptop, Strom, Internet? Einen zusätzlichen Bildschirm, Drucker, großen Schreibtisch? Wie viele Arbeitsplätze sind nötig, nur einer für mich oder auch einer für meinen Partner? Die Bedürfnisse sind verschieden und müssen vor dem Busausbau bedacht werden. Noise-Cancelling-Kopfhörer bieten die nötige akustische Abgrenzung. Weitere Themen: Internetzugang und Stromversorgung im Van.

Wie vermeide ich einen Vankoller?

Obwohl uns die Vanlife-Pärchen gerne einen anderen Eindruck vermitteln wollen: Leben, lieben und arbeiten auf drei Quadratmetern zehrt an den Nerven. Unbedingt Abwechslung einplanen: ab und zu in eine Ferienwohnung einmieten, am Wochenende Ausflüge unternehmen, den Arbeitstag strukturieren, Feierabend einplanen und auch mal Urlaub voneinander machen. Bei Alleinreisenden kommt noch das Thema Einsamkeit hinzu. Abhilfe verschafft da, belebte Stellplätze zu suchen oder mal Van-Docking auszuprobieren. Tipp: Ein Hund als Begleiter vollbringt wahre Wunder (Sicherheit und Kuscheln), bedeutet aber auch zusätzlichen Organisationsaufwand. Und bevor man sich für einen Umzug in den Van entscheidet, sollte man es unbedingt ausprobiert haben. Vor dem Kauf eines Busses lohnt sich sogar das Ausleihen zur Probe – nicht jeder hält die räumliche Einschränkung aus. Zumal es bei schlechtem Wetter kaum Alternativen draußen gibt, und ständig nach Cafés zum Arbeiten, Schwimmbädern zum Duschen und dem perfekten Stellplatz zu suchen, kann auch belastend sein. Wenn man unterwegs ist, sollte man unbedingt auch Reisepausen einbauen, in denen man länger an einem Ort bleibt. Ruhelosigkeit tut auf Dauer nicht gut und kann zu Streit führen.

Wie komme ich im Van an Internet?

Wenn man sich nicht gerade eine Satellitenanlage in den Van baut, bleibt man vom mobilen Internet unterwegs abhängig. Bekanntlich lässt das Netz in Oberbayern einen gerne mal im Stich, in Norwegen hingegen findet man noch im entlegensten Fjord genügend Netzabdeckung. Um dir unterwegs einen mobilen Internetzugang zu ermöglichen, kannst du entweder einen Hotspot über dein Smartphone/Tablet erstellen oder in deinem Van einen mobilen Router mit SIM-Karte installieren. Der Handy-Hotspot mit einem 5G-fähigen Handy ist schneller, denn viele der Router unterstützen das 5G-Netz noch nicht. Nachteil des Hotspots: hoher Akku- und Datenvolumenverbrauch. Als schonender erweist sich ein mobiler Router (Netgear, TP-Link, Huawei), den man mit lokaler SIM-Karte betreibt. WLAN-Router nutzen die langwelligen Frequenzbänder, die eine höhere Reichweite ermöglichen, allerdings auf Kosten der Geschwindigkeit. Seit 2017 entfallen zwar die Roaming-Gebühren in der EU, aber speziell in Deutschland kostet mobiles Internet auf dem Smartphone verhältnismäßig viel. Somit lohnt es sich, eine SIM-Karte im Zielland zu kaufen. Einige der Router lassen sich mit Antennen koppeln, die man aufs Dach stellt. Das verbessert den Empfang.

Was muss ich im Winter im Van-Office beachten?

Zum Winter-Office sollte man sich keine Illusionen machen. Richtig unangenehm ist es morgens, wenn man aufwacht, alles kalt und klamm ist. Das A und O sind daher Isolierung, Standheizung und regelmäßiges Lüften. Mit dieser Kombi kommt man über den Winter. Für die Fenster kauft man Thermomatten, für den Boden einen isolierenden Teppich, für die Pflege der Außengummis (zum Beispiel am Faltdach) nutzt man Silikonspray.Wenn man länger in den tiefsten Winter fährt, benötigt man neben den obligatorischen Winterreifen noch Schneeketten und eventuell Spikes für die Reifen. Kühlflüssigkeit und Motoröl sollten ebenso auf tiefste Temperaturen gewechselt werden. Ein Schlafsack mit entsprechendem Komfortbereich sowie warme Bekleidung und Winterstiefel sind Pflicht. Eiskratzer und Schaufel gehören sowieso in jedes Auto. Bei der Stellplatzsuche darauf achten, dass man bei nächtlichem Schneefall am nächsten Morgen wieder vom Parkplatz wegkommt. Frischwassertanks entweder ausleeren oder mit einem Tauchsieder eisfrei halten. In Grau- und Schwarzwasser Enteiser füllen. Der Kühlschrank isoliert übrigens Lebensmittel und Getränke gegen Frost. Unbedingt Starterkabel einpacken! Immer auf einen gefüllten Tank achten: für die Standheizung und damit sich kein Kondenswasser im Tank bildet.

Wie funktioniert Mobile Work stationär?

Keine Lust, ständig mit dem Van auf Achse zu sein? Kein Problem! Nicht zuletzt die Pandemie hat den Coworking- und Coliving-Trend ungemein befeuert. Das sind Unterkünfte, die sich auf digitale Nomaden spezialisiert haben, also Menschen, die ortsunabhängig arbeiten und mit ihrem Laptop durch die Welt tingeln. Natürlich können auch Festangestellte diese Angebote nutzen, zum Beispiel in Form einer Workation, also einem Mix aus Urlaub und Homeoffice, das bedarf aber Absprachen mit dem Arbeitgeber.

Darf ich auch in Festanstellung von unterwegs aus arbeiten?

Die Pandemie hat bewiesen, dass Homeoffice grundsätzlich funktioniert. Obwohl an dieser Stelle zwischen Homeoffice und Mobiler Arbeit unterschieden werden sollte. Ersteres ist auf einen Ort festgelegt, der Arbeitgeber muss sicherstellen, dass der Arbeitsplatz bestimmten Normen entspricht und Arbeitszeiten eingehalten werden. Mobile Work wird flexibler gehandhabt und ist ortsungebunden. Einige Arbeitgeber ermöglichen schon heute ihren Mitarbeitern, für eine gewisse Zeit aus dem Ausland zu arbeiten. Geläufig ist zum Beispiel die Entsendung von Mitarbeitern über eine A1-Bescheinigung bis zu zwei Jahren innerhalb der EU. Seit 2021 gilt seitens der Sozialversicherungsträger, dass auch die Workation im Ausland als Entsendung zu sehen ist. Bei der Besteuerung greift die 183-Tage-Regelung: Das heißt, wenn ein Arbeitnehmer länger als 183 Tage im Ausland arbeitet, geht das Besteuerungsrecht auf den Staat über, in dem man überwiegend arbeitet. Viele Arbeitgeber scheuen sich noch davor, ihren Angestellten mehr Freiheiten einzuräumen, zu den Gründen zählen Datenschutz und Datensicherheit sowie die Furcht vor Kontrollverlust. Da muss Überzeugungsarbeit geleistet werden: Man könnte die Zusammenarbeit über Ländergrenzen zunächst für einen definierten Zeitraum testen. Klappt das gut, könnte die Grundlage für mehr Freiheit gelegt sein. Weitere Möglichkeiten: Jobsharing, also eine Stelle mit einer anderen Person teilen, um auf diese Weise mehr Unabhängigkeit zu erlangen, oder gleich den Job wechseln. Ein einklagbares Recht auf Homeoffice gibt es nämlich nicht, es sei denn, eine entsprechende Regelung ist im Arbeitsvertrag,Tarifvertrag oder einer Betriebsvereinbarung festgeschrieben.

Was muss ich als Freelancer im Mobile Office beachten?

Immer mehr Freelancer nutzen die Freiheit, sich ihren Arbeitsplatz auf der ganzen Welt aussuchen zu können. Viele stellen sich das so vor: Laptop schnappen und mal auf Bali, mal in den Alpen arbeiten. Ganz so einfach ist das nicht, weil für jedes Land unterschiedliche Einreisebestimmungen und Arbeitserlaubnisse eine Rolle spielen. Hinzu kommen Themen wie Versicherungen, Rente und Steuern. Wer oft unterwegs ist, der benötigt eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung inklusive Regelung zum Rücktransport. Die Künstlersozialkasse (KSK) stellt eine gute Absicherung für Künstler dar, wobei die KSK wie ein Arbeitgeber fungiert und die Hälfte der Sozialabgaben inklusive Rente übernimmt. In den meisten Ländern ist die Steuerpflicht an den Wohnsitz geknüpft, das heißt, wenn der offizielle Wohnsitz in Deutschland ist, gelten Freelancer als unbeschränkt steuerpflichtig. Auch als Freelancer sollte man die 183-Tage-Regel beachten. Wichtig: Details mit einem Steuerberater besprechen!

Welche Länder eignen sich am besten für Mobile Work?

In der EU herrscht Niederlassungsfreiheit, das heißt, dass man sich in EU-Ländern aufhalten und auch dort arbeiten kann. Besonders beliebt, auch wegen der guten Infrastruktur, für Mobile Work: Spanien, Portugal, Rumänien (sehr schnelles Internet), Kroatien und Italien. Außerhalb Europas ist die Trennung zwischen Visum und Arbeitserlaubnis üblich, das heißt,wer ohne spezielles Visum arbeitet, macht sich strafbar. Einige Länder haben spezielle Visa-Angebote für Digital Nomads, in einigen Fällen ist es kostenlos, meistens kostspielig, zudem muss man oft Rücklagen nachweisen können: in Costa Rica, Thailand, Mexiko, Indonesien, Mauritius, Barbados und Georgien. Wichtig zu beachten: die Zeitverschiebung.

Wie organisiere ich meinen Alltag unterwegs?

Mobile Work erfordert Selbstdisziplin und Organisationstalent, weil man vieles unter einen Hut bringen muss, ohne sich selbst dabei aus dem Blick zu verlieren. In einen Terminkalender, ob online oder physisch, gehören nämlich nicht nur Calls und Abgabetermine, sondern auch Pausen und zwei fette Kreuze, die das Wochenende markieren. Sonst vergisst man vor lauter Arbeit schnell mal, warum man das alles macht: nämlich eine bessere Work-Life-Balance hinzubekommen. Gute Anhaltspunkte zur zeitlichen Gestaltung: produktive Phasen kennen und nutzen, festen Arbeitsplatz definieren, Zeiten festlegen und den Auftraggebern kommunizieren, Ablenkung vermeiden und klare Grenzen zwischen dem Privatleben und der Arbeit ziehen. Termine am besten über Outlook oder Google einsehbar machen, für die Familie einen Papierplan aufhängen, damit jeder weiß, wann man gerade nicht ansprechbar ist. Auch hilft es, sich Tages-, mittel- und langfristige Ziele schriftlich zu definieren, damit sie zu einer verbindlichen Vereinbarung mit sich selbst werden. Ohne Selbstdisziplin geht nichts!

Wie überzeuge ich meine Familie von diesem Lebensstil?

Seinen Partner oder die Partnerin von seinem Traum zu überzeugen, mal vom Strand oder Van aus zu arbeiten, dürfte gar nicht so schwierig sein. Vielmehr könnte das Timing problematisch werden, also dass beide zur gleichen Zeit eine Auszeit vom Büro nehmen können. Aber wo eine Wille ist, ist auch ein Weg. Mit Kindern funktioniert dieser Alltag so lange, wie sie noch nicht in die Schule müssen, danach müssen die Ferien für die Auszeit herhalten. Ein ganz persönlicher Tipp: Träume nicht auf die lange Bank schieben. Mehr Selbstbestimmung in seinem Alltag tut sehr gut und kann auch das Familienleben ungemein beflügeln.

Mobile Office - Van life
Homeoffice Madeira

Wir stellen euch hier noch vier privat geführte Coliving- und Coworking-Unterkünfte in Europa vor:

Coliving- und Coworking-Unterkünfte – unsere Tipps

  1. Homeoffice Madeira: Ein Zuhause auf der paradiesischen Wanderinsel, das bietet das Team von Homeoffice Madeira. Die große Villa steht auf einem üppig bewachsenen Grundstück, im gepflegten Garten stehen Tische mit Sonnenschirmen. Bei ganzjährig konstant milden Temperaturen bietet die portugiesische Insel beste Bedingungen für eine Officeflucht. Unterbringung in Einzel- und Doppelzimmern (ab 350 Euro/Woche), für den kleineren Geldbeutel steht auch ein Dorm (250 Euro/Woche) zur Verfügung. homeoffice-madeira.com
  2. Arctic Coworing Lodge: Oberhalb des Polarkreises wohnen und arbeiten? Auf den Lofoten hat das Lodge-Team ein Domizil für Norwegenliebhaber eingerichtet, die mit Gleichgesinnten arbeiten, leben und die Freizeit genießen wollen. Zwei Doppelzimmer und acht Schlafkajüten dienen der Übernachtung, die Gemeinschaftsräume mit Küche und Büroflächen überzeugen mit gemütlicher Einrichtung und Blick auf den Fjord. Kosten: Doppelzimmer in der Hochsaison etwa 1900 Euro/Monat. arcticcoworking.com
  3. Bergblick Südtirol: Arbeiten und Leben in Südtirol, das ist der Traum von vielen Menschen. Die Gastgeber von franz&mathilde erfüllen diesen Wunsch. In ihrem hübsch restaurierten Häuschen im Dorf Tisens in der Provinz Bozen übernachtet man in Doppel- und Einzelzimmern, der Blick in die umgebende Bergwelt inklusive. Zusätzlich kann man mit dem Van andocken: übernachten im Bus, tagsüber die Annehmlichkeiten der Gemeinschaftsräume nutzen. Preise: DZ ab 75 Euro, Van ab 35 Euro, jeweils mit veganem/vegetarischem, selbstgemachtem Frühstück. Buchung unter: franzundmathilde.com
  4. Seaspace an der Adria: Abtauchen in Montenegro? Der Gründer Fabian Dittrich bietet seit zwei Jahren Free-Diving-Bootcamps auf der Halbinsel Luštica an der Adriaküste an, ab Ende Mai 2023 eröffnet er auch Räumlichkeiten zum Coworking und Coliving. Das Grundstück befindet sich auf einem Hügel mit bester Aussicht auf die Bucht und den Sonnenuntergang. Eine große, gemeinschaftlich genutzte Küche mit gemütlichen Sitzmöglichkeiten bildet das Herz der Villa, auf der Sonnenterrasse arbeitet man mit Meeresrauschen im Ohr. DZ 130 Euro/Nacht, Buchung unter: seaspace.me
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Mobile Office aus Heft 03/2023
Tipps fürs Arbeiten im Van und unterwegs
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Mehr über die Ausstattung und Mobile Office im Van

  • Geheimes Fach: Einbrüche in Camper und Wohnwägen passieren immer wieder. Beruhigter parkt man den Van unterwegs,wenn man seine Wertsachen in eine Safe gesperrt hat. Der Safe wird mit dem Unterboden des Autos verschraubt und ist damit nicht beweglich.
  • Wechselrichter: Laptopladen leicht gemacht: Ein Wechselrichter wandelt Batteriestrom in Netzstrom um. Den Wechselrichter steckt man in den Zigarettenanzünder im Bus, der wandelt die 12 Volt in 230 Volt um, um etwa Geräte zu laden.
  • Solarpower: Unabhängig unterwegs sein: Solarpanels auf dem Dach des Vans versorgen die Aufbaubatterie mit grünem Strom. Einplanen: Bei Bewölkung erbringen sie weniger Ertrag. Alternative zur festen Anlage: mobile Panels zum Falten mit Kabel.
  • Warme Füsse: Ob zu Hause oder unterwegs, gefühlt werden immer zuerst die Füße kalt. Eine Heizmatte mit 12-Volt-Ladekabel verschafft hier ganz einfach Abhilfe. Wem die Matte zu viel Strom verbraucht, dem hilft auch ein isolierender Teppich am Boden.
  • Starke Batterie: Stromverbrauch und Geldbeutel entscheiden über die Aufbaubatterie.Tipp: Lithium-Batterien (LiFePo4). Keine Wartung, bis zu 80% nutzbare Kapazität ohne Tiefenentladung, lange Lebensdauer. Ab 500 Euro/100 Ah (teuer!)

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