Richtig sichern: Kletterpartner mit stark unterschiedlichem Gewicht müssen einiges beachten. Hier erklären wir fünf Methoden, die zeigen, wie man weich sichert.
Richtig sichern: Kletterpartner mit stark unterschiedlichem Gewicht müssen einiges beachten. Hier erklären wir fünf Methoden, die zeigen, wie man weich sichert.
In diesem Artikel:
Klettern als Familiensport, als Paar oder in der Gruppe: Oft finden in der Halle oder am Fels Partner zusammen, die einen mehr oder weniger ausgeprägten Gewichtsunterschied aufweisen. Durch das Seil verbunden werden sie zu einer Art Risikogemeinschaft. Wenn der schwere Vorsteiger stürzt oder auch nur abgelassen wird, verliert ein sicherndes Leichtgewicht schnell den Boden unter den Füßen und schwebt nach oben. Geht das zu schnell, drohen Gefahren (dazu unten mehr).
Risiken für leichte Leute
Anders herum führt ein schwererer Sichernder dazu, dass im Sturzfall der leichte Vorsteigende hart und undynamisch abgebremst wird. Besonders Eltern, die ihre Kinder sichern, müssen dies beachten. Beim "Einschlag" in die Wand besteht durchaus Verletzungsgefahr. Die kletternde Person hat darauf keinen Einfluss; hier obliegt dem Sicherer die Pflicht, einen zu harten Einschlag zu vermeiden. Dies ist gar nicht so leicht, da mit Auto-Tubern und Halbautomaten relativ hart blockierende Sicherungsgeräte verbreitet sind, die zwar einerseits das Risiko von Bodenstürzen verringern, aber "weiches", dynamisches Sichern anspruchsvoller machen.
Ab wann es kritisch wird
Laut der Sicherheitsforschung des Alpenvereins sollten bei Gewichtsunterschieden ab 10 Kilogramm zwischen Kletterpartnern Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Diese bestehen zunächst in großer Aufmerksamkeit, Wahl des richtigen Sicherungsstandorts und dem Üben des Haltens von Stürzen. Ist der Gewichtsunterschied größer als 10 bis 15 Kilogramm, sollten technische Maßnahmen ergriffen und die Methoden zum weichen Sichern beherrscht werden (siehe unten).
Achtung: Weich sichern ist anspruchsvoll und muss praktisch geübt werden!
Wenn der Vorsteiger deutlich schwerer ist als der oder die Sichernde, bestehen für beide besondere Gefahren. In abgemilderter Form gelten diese auch fürs Topropen und Ablassen. Mit einigen relativ einfachen technischen Maßnahmen könnt ihr diesen Gefahren begegnen.
Gefahren bei leichten Sicherern
Diese Problematik verschärft sich in der Kletterhalle noch dadurch, dass in den kurzen Routen relativ wenig ausgegebenes Seil zu Verfügung steht, um die Sturzenergie aufzunehmen. Zudem entsteht in den geraden Routenverläufen kaum Reibung im System, auch hier also kein Abbau von Energie. An diesem Punkt setzen die folgenden Maßnahmen an, die die Situation entschärfen können.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Gefahren bei leichten Sicherern zu reduzieren. In manchen Hallen werden Sandsäcke verwendet, um den Sichernden zu beschweren. Der verliert dadurch aber seinen Bewegungsspielraum, daher stellt dies eine Notlösung dar.
Methode 1: Reibungsclip
Eine zweite Möglichkeit ist der Reibungs-Clip. Dazu hängt der Vorsteiger das Seil mit einer eigenen Exe in den ersten Haken der Parallel-Route ein (Bild oben). Diese Reibungserhöhung genügt, um einen Gewichtsunterschied von rund 10 bis maximal 30 kg auszugleichen.
Methode 2: Vorschalt-Widerstand
Eine zweite Möglichkeit, den Sturzzug auf den Sichernden zu vermindern, ist das Einschalten eines Geräts zur Reibungserhöhung zwischen Kletterer und Sicherer. Derzeit auf dem Markt ist das Ohm von Edelrid und das Bauer (nicht abgebildet).
Wenn ein schwerer Sicherer einen leichten Stürzenden hart abbremst, kann dieser sehr unsanft gegen die Wand knallen. Dabei besteht beträchtliches Verletzungspotenzial, besonders wenn die Kletterwand senkrecht oder geneigt ist und nicht überhängt. Beim Sichern mit halbautomatischen Sicherungsgeräten wie dem Grigri oder mit Autotubes wie Smart oder ClickUp wird das Seil beim Sturz hart blockiert, daher ist hiermit diese Gefahr besonders groß. Bei weiteren Stürzen besteht selbst im überhängenden Gelände die Gefahr, dass der Kletterer hart an die Wand prall und sich verletzt. Deshalb sollten schwere Sicherer das weiche Sichern beherrschen. (Auch eine leichte Person kann schwer sein, wenn sie zum Beispiel ein Kind sichert.)
Weich Sichern bedeutet, genau im Moment, in dem das Seil vom Kletterer belastet wird, eben nicht hart zu zu machen sondern weich, also ein kleines Bisschen nachzugeben. Das heißt, der Sicherer macht nicht statisch zu, sondern gibt dynamisch ein bisschen nach. Deshalb nennt man das weiche Sichern auch "dynamisch sichern". Damit es funktioniert, muss das Timing stimmen. Stimmt das Timing nicht, entstehen neue Gefahren: Gibt man zu früh nach, wird nur der Sturz verlängert (der Aufprall bleibt aber hart); gibt man zu spät nach, kann es den Kletterer nach hinten umkippen lassen (wenn die Füße schon an der Wand angekommen waren). Das Nachgeben kann auf unterschiedliche Methoden erfolgen, die wir hier erklären.
Methode 1: Schritt zur Wand
Methode 2: Körperdynamik
Methode 3: Sensorhanddynamik
Methode 4: Gerätedynamik für erfahrene Sicherer