Dass man beim Sichern so viel falsch machen kann, hätten wir nicht gedacht. Aber diese Begebenheiten sind tatsächlich von Kletterern beobachtet worden. Vielleicht ist es eine statistische Normalität, dass je mehr sich das Klettern zum Breitensport wandelt, desto mehr unerfahrene und halbwissende Kletterer auf verrückte Ideen kommen. Und da man aus anderer Leute Fehler immer etwas lernen kann und selbst natürlich auch nicht vor solchen gefeit ist, hier eine kleine Auflistung erstaunlicher Sicherungsfehler.
Sicherungsproblematik Kopfhörer
Beginnen wir harmlos: Die Vorsteigerin trägt Kopfhörer, um sich beim Klettern mit ihrem Lieblingssound beschallen zu lassen. Leider versteht sie dadurch keine Seilkommandos und auch sonst nichts mehr. Die anderen Kletterer am Fels ebenfalls nicht, weil ihr Sicherer schreit wie am Spieß, dass sie oben angekommen bitte ein Toprope für ihn einrichten solle.
Sicherungsproblematik Telefon
In eine ähnliche Kerbe haut die in Bohuslän in Schweden beobachtete Geschichte einer Sichernden, die beim Sichern auf dem Handy Whatsapp-Nachrichten schreibt und dafür beide Hände braucht. Damit ist leider keine mehr frei, um das Bremsseil hinterm Tuber zu halten, während der Bruder hoch oben in der Wand klettert.
Sicherungsproblematik Fotografieren
Wo wir schon beim Smartphone sind: Aus den USA stammt die Story von der Sichernden, die mit ihrem Partner Toprope in der Halle klettert. Als der eine eindrucksvolle Höhe erreicht hat, weist sie ihn an, eine spannende Position einzunehmen, um ein Foto mit dem Handy zu machen. Handy raus, Sicherungsseil in die linke Hand, Handy hoch. In dem Moment stürzt ungeschickterweise der Partner aus der Wand. Die Sichernde lässt das Handy fallen, wechselt das Sicherungsseil noch irgendwie schnell in die rechte Hand und stoppt den Sturz kurz vor dem Boden – immerhin!
Sicherungsproblematik Zwischensicherungen aushängen
Von wegen Toprope und Halle: Natürlich kommt auch der Klassiker vor. Kletterer steigt im Toprope nach, hängt alle Zwischensicherungen aus und will am Ende auch noch den Umlenker aushängen. Das Hallenpersonal kann den Supergau gerade noch durch Zuruf verhindern. Auch diese Geschichte ist aus den USA, aber ebenso schon von uns beobachtet in einer Kletterhalle unweit von Stuttgart.
Sicherungsproblematik Keine Ahnung
Auch für Hallenverhältnisse schon etwas exotischer: Mutter klettert mit Tochter. Beziehungsweise Tochter will im Toprope klettern, Mutter soll sichern. Dazu hält Mutter das Sicherungsseil mit bloßen Händen fest, während bei der kletternden Tochter statt eines Einbindeknotens ein Grigri vorne am Gurt hängt, durch das das Seil läuft. Zum Glück kommt die Tochter nicht weit, ehe jemand den Fehler bemerkt.
Problematik Bedienung des Sicherungsgeräts
Gehen wir wieder raus. Kletterer hört am Fels neben sich ein Seil durchrauschen und sieht einen Vorsteiger im freien Fall. Plötzlich stoppt der Fall. Und warum? Weil sich das Sicherungsgerät samt Seil in der ersten Exe der Route verklemmt hat. Es hatte sich vom Gurt des Sichernden gelöst, was dieser sich nicht erklären konnte.
Sicherungsproblematik Kletterseil
Zwei blutige Kletteranfänger kaufen Gurte, Schuhe und Ausrüstung, sparen aber am Seil. Ein 30 Meter Polypropylen-Seil aus dem Baumarkt, das 100 Kilo hält, soll für den Anfang genügen. Sie klettern den ganzen Tag, am Abend lassen sie sich ein Stück am neuen Seil ab. Nachdem sich dieses beim Ablassen auf 60 Meter Länge dehnt und nur noch den halben Durchmesser hat, kaufen sie danach ein richtiges Kletterseil.
Sicherungsproblematik Standbau
Ein Vorsteiger klettert oben über die Felskante, setzt sich hin, zieht Seil ein und ruft „Nachkommen!“ – ohne sich selbst zu sichern. Von anderen Kletterern darauf angesprochen, meint er, er sei 20 Kilo schwerer als der Nachsteiger.
Sicherungsproblematik fehlendes Material
Kletterer in den USA kommt mit Kumpel im Auto an einer schönen Wand vorbei und beschließt, dort toprope zu klettern. Nach dem er seitlich irgendwo hochgekraxelt ist, das Toprope eingerichtet und wieder abgeseilt hat, stellt sich die Frage: Wo sichern? Denn die beiden haben nur einen Gurt dabei. Kurzerhand befestigen sie eine Schlinge am Tür schloss des Autos und daran das Sicherungsgerät. Und weil die heutigen Autos offenbar recht stabil sind, hält das Schloss. Jedenfalls stürzt keiner der Toproper beim Ablassen ab.
Sicherungsproblematik falsche Entscheidung
Einer geht noch: Kletterer in den USA steigt eine Sportkletterroute im siebten Grad vor und stellt nach wenigen Bohrhaken fest, dass er keine Exen und Karabiner mehr hat. Beschließt aber, weiterzuklettern bis zum Umlenker. Dort angekommen bindet er sich – entgegen der sehr dringenden Bitte seines Sicherers – aus dem Seil aus, um es durch den Umlenker zu fädeln. Lässt es aber stattdessen fallen. Und kann sich mit viel Glück solange halten, bis ein anderer Kletterer mit einem Seil zu ihm hoch kommt und ihn rettet. Na also: Ging doch gut!