Klettergebiet Mont Port im Westen Mallorcas
Jeder, der Mallorca besucht, wird die wunderbare Balance zwischen dem felsigen Relief der Insel und den Sandstränden der Küste bemerken. Die Sierra de Tramuntana, im Nordwesten, verändert die Geographie der Insel abrupt. Während die Küsten mit Hunderten von Buchten mit weißen Sandstränden aufwarten, finden sich in der Sierra de Tramuntana hohe Berge und wilde Schluchten. Was für ein göttlicher Kontrast. Dass Mallorca auch den Namen La Isla de la Calma (Insel der Ruhe) trägt, mag bei so manchem angesichts der Touristenmassen Kopfschütteln hervorrufen. In manchen der Klettergebiete in den Bergen findet man die Ruhe aber noch.
Mallorca, die Kletter-Insel
Genauso abwechslungsreich wie die Geographie ist die Kletterei auf der mit Kalkmassiven gespickten Insel: geneigte Platten, senkrechte Wände, riesige Überhänge und Dächer. Und natürlich jede Menge der beliebten Tufas, jener für die Mittelmeerküste typischen Sinterstrukturen. Der Inbegriff moderner, athletischer Ausdauerkletterei. Für die spanischen Kletterer ist Mallorca die Heimat einiger der coolsten Tufa-Felsen des Landes. Kein Wunder also, dass Mallorca eine so fanatische Kletterszene beherbergt.
Alle Klettergebiete befinden sich auf privatem Grund, einige von ihnen unterliegen bestimmten Vorschriften oder sind sogar gesperrt worden. Trotzdem sind die legalen Kletter-Möglichkeiten praktisch unerschöpflich. Die einzelnen Gebiete verteilen sich über die ganze Insel und bieten erstklassigen Fels. Angesichts der Fülle an Felsen auf Mallorca fällt Entscheidung schwer: Wohin zum Klettern? Und immer wieder kommen neue mallorquinische Klettergebiete hinzu.

Die Sektoren des Klettergebiets Mont Port
Mont Port liegt im Südwesten Mallorcas bei Port d‘Andratx und bietet zwei allein schon von der Aussicht her recht unterschiedlichen Sektoren. Vom Sektor Sombra blickt man auf eine mit Häusern übersäte Küste. Im Sektor Dragonera trübt kein einziges Gebäude die Aussicht. Hier gibt es nur Natur und offenes Meer. An klaren Tagen kann man am Horizont die Insel Ibiza erkennen, und abends taucht die Sonne die kleine Insel Sa Dragonera in magisches Rot. Nur bei Südwind leidet der Kletterspaß etwas. Er treibt die salzhaltige Meeresluft gegen die Felsen und die Reibung lässt nach.
Die kleinen Wände von Mont Port waren in den letzten Jahren das wichtigste Projekt von Andrés Morales, besser bekannt als 'Txolo'. Er hatte 2012 von einem Fels auf der Ostseite von Mont Port erfahren, mit fünf oder sechs Routen, die vor längerer Zeit von Toni Riscos eingebohrt worden waren. Auf den ersten Blick hatte der Fels im heutigen Sektor Sombra Txolo nicht überzeugt. Es gab nur kurze Routen von rund 15 Metern Länge, aber der leichte Zugang und die Möglichkeit, im Sommer zu klettern, motivierten ihn. Er machte sich an die Arbeit und fügte fast 30 weitere Routen hinzu. Zyon (6b), Choque de adrenalina (6c+) und Arista Güllich (7c+) sind drei davon, die man unbedingt geklettert haben sollte.

Doch damit nicht genug. Das Erschließerteam hoffte, dass sich auf anderen Seite des Mont Port auch einige Felsen verbergen würden. Entsprechend groß war die Freude, als sie die Höhle und die Westwand entdeckten. Ihr Wunsch, tolle Linien in einer traumhaften Umgebung erschließen zu können, wurde Realität. Und mit Txolos erster Route in der Westwand war 2013 der Sektor Dragonera geboren.
Heute ist das Klettergebiet Mont Port praktisch komplett erschlossen. Wie in allen Gebieten in Meeresnähe besteht auch hier das Problem der Korrosion. Die Routen wurden erstmal mit normalen 10-Millimeter-Bolts erschlossen, aber sobald alle wiederholt sind und klar ist, wo die Bohrhaken am besten stecken, werden sie durch Titanbohrhaken ersetzt. Um diese Kosten zu decken, soll eine Crowdfunding Aktion ins Leben gerufen werden.
Das neue Gebiet haben wir natürlich nicht nur einer Person zu verdanken. Mit dabei waren noch Carlos Raimundo, Sergi Segui, Raquel Mulet, Alberto Juaneda und Freunde aus Villena.
Zum Abschluss lade ich alle ein, Mallorca zu erkunden, mit seinen viele besonderen Ecken und lohnenden Klettergebieten. Klettert in Mont Port am Nachmittag, bis die Sonne untergeht und die Felsen rot glühen! Wir Kletterer haben schon extremes Glück, solche Orte und Stimmungen genießen zu dürfen.
Info: Klettern in Mont Port

Anfahrt/Zustieg: Von Palma auf der Autobahn Richtung Andratx und weiter auf der Umfahrung nach Port de Andratx. Dort den Schildern zum Hotel Mont Port Spa folgen. Kurz vor dem Hotel rechts in die gelb asphaltierte Carrer Cala de Egos einbiegen und der Straße bis zum Ende des Asphalts folgen. Hier parken. Vom Parkplatz (39°33’18.0”N 2°22’18.8”E) links einem Pfad folgen, der in etwa parallel zum Weg verläuft der zur Cala de Egos führt. Nach etwa 50 Metern gelangt man an eine Abzweigung. Der Weg nach rechts führt in etwa 20 Minuten zum Sektor Dragonera (39°33’05.7”N 2°22’16.4”E), der linke Weg zum oberen Teil des Sektors Sombra (39°33’05.1”N 2°22’16.2”E, 10 Min.).

Charakter: Im Sektor Sombra besteht das Gestein hauptsächlich aus weißem Kalk. Die Routenlänge beträgt 12 bis 20 Meter. Die Kletterei ist kleingriffig und boulderlastig. Der Sektor Dragonera wartet mit gutgriffiger Ausdauerkletterei und Routenlängen bis zu 30 Metern auf. Athletisch geht es in der Höhle mit ihren Sinterstrukturen zu.
Ausrüstung: Zur Zeit sind alle Routen mit galvanisierten 10-Millimeter-Bolts sowie Ketten mit Ringen als Umlenker ausgestattet. Es ist geplant, alles mit Titan-Bohrhaken zu sanieren.
Beste Jahreszeit: Der Sektor Dragonera liegt zwar im Sommer den ganzen Morgen im Schatten, am angenehmsten klettert es sich aber im Frühling, Herbst und Winter. Der Sektor Sombra ist aufgrund seiner entgegengesetzten Ausrichtung im Sommer am Nachmittag ideal oder im Winter am Morgen.
Essen, Trinken, Schlafen: Port de Andratx bietet alles, was man braucht.
Topos: Mont Port

Topos Capdeia & Mont Port zum Download:
Neues Klettergebiet im Osten Mallorcas: Cala Bota
Die Bucht der Cala Bota lockt mit bestem Fels und einem Traumstrand. An Mallorcas Ostküste gibt es seit Sommer 2018 einen neuen Klettergarten für Anfänger und Fortgeschrittene. 37 abwechslungsreiche Routen mit Schwierigkeiten von 3 bis 7a und 15 bis 20 Metern Länge, alle bestens abgesichert, warten auf euch. Die Idee kam den Erschließern Kerstin und Armin Helbach auf einem Boot unterwegs zu einem Deep Water Soloing Spot. Ihnen stach die lange Wand und der perfekte Fels ins Auge. Im Verlauf der Wintersaison 2017/2018 haben die beiden dann die Kalkwand direkt über dem Meer erschlossen. Alle Haken sind geklebte Edelstahl-Bühler, und die Abstände sind bewusst nutzerfreundlich gehalten.

Klettergebiet Cala Bota: Durchaus sommertauglich
Die Hälfte der Routen ist nach Südosten ausgerichtet und daher nachmittags im Schatten. Das macht die Wand, anders als etwa die nahe gelegene Cala Magraner, auch zu einem perfekten Sportkletterspot für den Sommer. Der Zustieg ist (bis direkt oberhalb der Routen) ein 20-minütiger Spaziergang auf einem öffentlichen Weg. Zu den Einstiegen müssen wenige Meter sehr leicht abgeklettert werden, was aber gut machbar ist. Ein breites Band am Wandfuß erlaubt einfachen und sicheren Zugang zu den Routen. Von diesem Band geht es allerdings blockig geneigt rund zehn Meter hinunter ins Meer. Das Gebiet ist daher für Familien mit kleinen Kindern nur bedingt geeignet. Aber nur ein paar hundert Meter entfernt lädt ein schöner Strand zum Verweilen und Baden ein.
Alle Materialkosten für die Erschließung wurden von Kletterreisenden aus der ganzen Welt getragen. Diese haben einzeln oder als Team jeweils eine komplette Route gesponsert und dafür der Linie ihren Namen geben dürfen. Eine besondere Erfahrung war die gemeinsame Erschließung von Elmo Love (5c) mit Ramin AlHarthi, dem Gründer des ersten (und einzigen) saudiarabischen Kletter-Clubs.
Diese Form der Finanzierung einer umfangreichen Neuerschließung war ein großer Erfolg und eine Nachahmung wird durchaus empfohlen. Den nötigen Vertrauensvorschuss für dieses Boltfunding hatten sich die Kerstin und Armin Helbach bei der Sanierung und Erweiterung des Klettergartens Sa Mola bei Felanitx verdient.

Info: Klettergebiet Cala Bota auf Mallorca

Allgemeines: Aufgrund der besonderen Lage des Klettergartens in einem Naturschutzgebiet in privater Hand sollte hier besonders großer Wert auf Naturschutz gelegt werden. Campen, Feuer, Musik und Müll haben hier nichts zu suchen. Zum Schutz der teuren Umlenker vor allzu schnellem Durchscheuern wird außerdem gebeten, Topropes ausschließlich an eigenem Material, also Exen oder Schrauber, einzurichten.
Übernachten: Kerstin und Armin Helbach bieten Unterkunft und Beratung für den Kletter-Urlaub an. Fragen per E-Mail an camperhof@email.de senden (www.camperhof.com).
Anfahrt/Zustieg: Von der Ma-4014 Portocolom Richtung Portochristo abbiegen nach Cales de Mallorca. Nach 2,1 km in einer Rechtskurve links parken (39.4773911, 3.2727154). Der breiten Schotterpiste folgen. Das verschlossene Tor rechts umgehen. Die Piste führt in Kurven bis zur Cala Magraner (3 km). Nach einem Kilometer, in einer Rechtskurve, den schmaleren Pfand geradeaus nehmen. (Der andere Pfad, der leicht rechts bergab geht, führt zum Strand von Cala Bota). Nach 500 Metern erneut den (noch) schmaleren Pfad geradeaus nehmen. An der Klippe angelangt (oberhalb der Routen) wegfrei nach rechts und nach etwa 100 Metern den leichten Abstieg auf das bequeme Band auf halber Höhe der Klippe finden. (39.4751106, 3.2868855) Dort sieht man rechts den Strand der Cala Bota. Nach links gehend erreicht man nach wenigen Metern die ersten Routen.
Ganz im Westen und ganz im Osten von Mallorca gibt es mit Mont Port, Capdeia und Cala Bota neue Klettergebiete. Hier gibt es Info und Topos.
Topos: Cala Bota

Zum Download: Topos von Cala Bota