Free Solos
Klettern ohne Seil: Die wildesten Aktionen

Inhalt von

Zwar ist Alex Honnold der berühmteste Free-Solo-Kletterer; doch andere haben vor ihm Geschichte geschrieben, als sie jegliche Sicherung bei ihren Kletter-Aktionen wegließen.

KL-Alex-Honnold-free-solo-Honnold-Separate-reality-c-jimmy-chin-MM7795_100606_00300-Edit (jpg)
Foto: Courtesy of AlexHonnold.com

Das Klettern ohne Seil wird von Außenstehenden gern als Freeclimbing bezeichnet. Damit meinen wir Kletterer das gesicherte Sportklettern ohne Hilfsmittel zur Fortbewegung - das "free" bezieht sich also auf den Verzicht auf technische Hilfsmittel zum Klettern (und nicht zum Sichern).

Das seilfreie Klettern nennt sich in der Kletterszene Free Solo (Denn es gibt auch Solobegehungen, die nicht frei sind). Und erst beim Free Solo, also dem ungesicherten Klettern ohne Seil, wird es dann auch potenziell gefährlich. Denn ein Sturz führt unweigerlich zu gravierenden Konsequenzen.

Unsere Highlights

Gern werden Free-Solo-Kletterer wie Alex Honnold in den Mainstream-Medien als Adrenalinjunkies und waghalsige Wahnsinnige dargestellt. Diese Darstellung trifft allerdings eher selten zu. Die allermeisten Kletterer klettern niemals ohne Seil. Und die, die es tun, machen es zumeist nur in ausgewählten Momenten und keinesfalls ständig; auch Alex Honnold nicht. Ausnahmen wie John Bachar, der gewohnheitsmäßig ohne Seil kletterte, bezahlen dies leider meist mit einem frühen Tod.

Die fünf seilfreien Begehungen, die wir hier vorstellen, haben Kletter-Geschichte geschrieben. Dass Alex Honnold nicht dabei ist, liegt weniger an seinem Können, als eher an seinem "Pech" der späteren Geburt.

Achtung: Die fünf wildesten Free Solos der Klettergeschichte.

Alexander Huber: 'Hasse-Brandler', Dolomiten (2002)

Die Kunde von diesem Solo ließ uns das Blut in den Adern gefrieren. 2002 kletterte Alexander Huber die Hasse-Brandler alias Direttissima (8+, 500 m) an der Großen Zinne free solo. 500 Meter steilster, nicht immer fester Dolomitenfels, Selbstsicherheit als einzige „Sicherung“ über der saugenden Tiefe.

Claudio Barbier: Drei Zinnen-Quintett (1961)

Schon vor Alexander Huber waren Kletterer an den Drei Zinnen solo unterwegs. 1961 kletterte der Belgier Claudio Barbier allein und an einem Tag durch die fünf Nordwände: Cassin (6, A1, Westliche Zinne), Comici (6, A0, Große Zinne), Preußriss (5, Preußturm), Dülfer (4+), Punta Frida) und Innerkofler (4+, Kleine Zinne). Das Ganze ohne BASE-Jumps in 13 Stunden.

Wolfgang Güllich: 'Separate Reality' (1986)

Dank Heinz Zaks Foto wahrscheinlich das berühmteste Free Solo der Sportklettergeschichte. 1986 wagte der „Meister“ 200 Meter über dem Yosemite Valley von unsicheren Handklemmern aus den Schwung der Füße zur Lippe des Rissdachs Separate Reality (8+).

Hansjörg Auer: 'Weg durch den Fisch' (2007)

Nicht so steil und brüchig wie die Hasse-Brandler, dafür mit wackliger Plattenkletterei bis 9-, 900 Metern Wandhöhe und im Fall des Tirolers ohne langes Auschecken: 2007 machte sein Husarenstreich an der Marmolada Hansjörg Auer international bekannt.

Alain Robert: 'Compilation' (1992)

Inzwischen wird „Spiderman“ nach seinen Solos an den Wolkenkratzern dieser Welt gelegentlich von der Polizei abgeholt. Am Fels musste er nach seinen Free Solos noch selbst absteigen. 1992 kletterte er mit Compilation in Omblèze als Erster eine 8b free solo, im Jahr zuvor war ihm die heikle Crux von La nuit du lézard (8a+) in Buoux ebenfalls seilfrei gelungen.

Die aktuelle Ausgabe
10 / 2023

Erscheinungsdatum 12.09.2023