Barbara "Babsi" Zangerl gehört zu den stärksten Allround-Kletterinnen der Welt. Ihre Spezialität sind harte Mehrseillängenrouten in mal mehr, mal weniger alpinem Ambiente. Mit ihrer Begehung von Beat Kammerlanders Kampfzone am 6. August stellte sie einmal mehr ihre Fähigkeiten unter Beweis. Wenige Tage nach Babsi konnte auch ihr Partner Jacopo Larcher die Route klettern.

Kampfzone war 2013 von Beat Kammerlander erstbegangen worden, 2017 gelang ihm die erste freie Begehung. Barbara Zangerl konnte mir ihrer Begehung die erste Wiederholung einheimsen. Die Schwierigkeiten der Route am Kleinen Turm (2800m) im Rätikon sind 8b, 8b+, 8a, 7a, 7c+
Babsi, anfangs nicht von der Qualität der Route Kampfzone überzeugt – warum?
Ja, ich wusste ja nicht wie die Route wirklich ist bevor ich überhaupt zum ersten Mal einstieg. Der Blick von oben auf den Pfeiler war schon super, aber dass die Route schlussendlich so gut ist hätte ich einfach nicht erwartet. Von der Ferne schaut das Ganze einfach etwas flacher aus als es dann wirklich war. Die Route ist von der Felsqualität her besser als der Silbergeier – und das ist schon beachtlich! Solche Perlen sind nicht leicht zu finden, denke ich. Da ist dem Beat wieder einmal echt etwas Tolles gelungen! Die Kletterei ist sehr abwechslungsreich. Von technischen Platten bis zu kräftigen Bouldern und natürlich den ein oder anderen weiten Runout, das zeichnet diese Route aus. Teilweise ist der Fels spiegelglatt aber trotzdem findet man überraschend immer wieder richtig coole Löcher im Kalk.

Wo liegen die Schwierigkeiten?
Die schwerste Länge ist die zweite Seillänge. Es ist eine recht unsichere Kletterei an echt schlechten Tritten. In der ersten wie auch in der zweiten Länge ist die Schlüsselstelle jeweils ganz am Schluss. Das kann natürlich echt fies sein, wenn man am Ende noch raus fällt und alles nochmal klettern muss!
Wann genau bist du erstmals eingestiegen, wieviele Tage hast du an der Route gearbeitet?
Ich bin das erste Mal Anfang August in die Route eingestiegen. Damals sind wir zusammen mit Jacopo bis zur dritten Länge geklettert. Ein paar Tage später sind wir dann zurück und haben uns nochmal die ersten zwei Längen genauer angeschaut und ausgebouldert. Am 6. August bin ich dann durchgestiegen, da hat der Beat mich gesichert. Zwei Tage später bin ich dann mit Jacopo nochmals retour und auch er hat die Route durchgestiegen.
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Mit welcher Einstellung bist du in die Route gegangen?
Also meine Erwartungen waren nicht hoch. Ich hatte nur die ersten zwei Längen gut angeschaut. Die 8a danach, da konnte ich mich an nichts erinnern und die letzen zwei Seillängen kannte ich überhaupt nicht. Deswegen war meine Devise einfach alles zu geben und schauen wie weit ich dabei komme.
Was hat beim Onsighten der letzten Längen geholfen?
Es war definitiv von Vorteil, dass es bis dahin super gelaufen ist und ich nie ins Seil stürzte. Da hatte ich noch ein paar Reserven. Bei der letzten Länge hat mir der Beat ein paar Tipps gegeben — das war nicht on-sight. Die vorletzte Länge, die 7a, war komplett nass. Aber zum Glück war da der Fels recht rau. Ich hab schon geschwitzt — ich wollte einfach nicht fallen. Gerade im flacheren Gelände sind die Abstände weit und ich hatte schon Angst irgendwo rauszuschmieren. Zum Glück war es die leichteste Länge der Tour.

Beat selbst hat dich beim Durchstieg gesichert, kennt ihr euch schon lange?
Ich kenne den Beat schon lange — früher waren wir ab und zu gemeinsam am Bouldern mit Beat, Bernd und Steini, das ist schon sehr lange her.. oder er war schon öfters mit zum Fotografieren, im Silbergeier zum Beispiel. Aber wir waren noch nie gemeinsam in einer Mehrseillängen Route. Für mich war es schon eine sehr große Ehre, dass mich der Meister selbst in seiner Tour sichert, danke Beat!
Was zeichnet Beats Routen aus?
Immer super Fels, technisch anspruchsvolle Kletterei und es ist immer wieder spannend bis zum nächsten Haken zu klettern. Er begeht die Routen immer ground up und liefert den besten Stil, so eine Wand zu klettern. Da hat man als Wiederholer/in immer ein richtiges Abenteuer, wenn man von unten einsteigt und sich jeden Haken hart erkämpfen muss. Aber das macht das Klettern aus, denke ich… da gehts nicht immer nur um die Schwierigkeit, sondern man muss auch mal seinen inneren Schweinehund überwinden. Solche Routen und Erlebnisse bleiben lang in Erinnerung.
Danke Babsi!