Der Dolorit von Fair Head ist bei den Kletterern Irlands berühmt, auf den Britischen Inseln bekannt, und hierzulande ein Geheimtipp. Klettern in Irland bedeutet Draußensein in abgeschiedener Ruhe, in betörend-rauher Natur und auf sich selbst gestellt. Doch neben Irlands "berühmten" Klettergebieten Allaidie und Fair Head warten noch eine Reihe weitere lohnender Kletterziele auf der grünen Insel.
Wie auch sonst in britischen Gewässern üblich, gibt es in Irland so gut wie keine Bohrhaken. Klettern ist hier Abenteuer – es wird traditionell mit Klemmgeräten, Schlingen und gelegentlich Schlaghaken gesichert. Viele der Felsen liegen an der Küste, und viele bieten mehr als eine Seillänge.

Kletterführer-Autor David Flanagan erklärt zur irischen Kletterszene und zum Kletterziel Irland:
"Wir kommen klar mit der Tatsache, dass Irlands Klettergebiete unbekannt sind (obwohl Fair Head schon mal als bestes Gebiet der Britischen Inseln genannt wird). Vielleicht ist unsere Kletterszene zu klein, vielleicht sind wir auch mit Klettern zu beschäftigt.
Ich glaube nicht, dass unsere Zurückhaltung egoistischer Natur ist; vielleicht sind wir eher bescheiden. Denn eigentlich finden wir es super, wenn Kletterer zu Besuch kommen, wir geben dann Ratschläge und erklären Euch, was Ihr unbedingt sehen und machen müsst – ob Ihr nun gefragt habt oder nicht.
Wir wollen, dass Ihr einen tollen Trip erlebt, und sollte es regnen, tut es uns leid; wir erklären Euch dann, dass ihr letzte Woche hättet kommen sollen, als die Sonne nur so vom Himmel herabgebrannt hat..."
Während Irland als Surf-Destination an Bekanntheit gewinnt, sind die Klettergebiete von Irland kaum bekannt. Dabei, so erklärt David Flanagan, gäbe es in Irland so einige Perlen zu entdecken.
Genauere Info zum Klettern in Irland gibt's unten. Den besten Eindruck zum Bouldern und Klettern auf der grünen Insel geben aber vielleicht die Fotostrecken oben und unten.
Topoführer und ergänzende Informationen zum Klettern und Bouldern in Irland gibt es unter Rock-Climbing in Ireland auf www.threerockbooks.com
Informationen zum Klettern auf Irland
Irland ist zwar berühmt für seine grünen Hügel und den Whisky, aber es lässt sich dort auch ausgezeichnet Surfen, Klettern, Wandern oder Biken.
Das Wetter ist nicht grundsätzlich schlecht; nur weil es etwas weniger stabil ist als auf dem europäischen Festland, hat es einen etwas schlechten Ruf. Kletterführer-Autor Dave Flanagan meint, dem unsteten Wetter könne man prima mit Flexibilität beikommen:
"Der Schlüssel liegt an der flexiblen Anpassung an die Wetter-Situation. Irland ist nicht so riesig, und es ist meistens möglich, irgendwo trockenen Fels zu finden. Wenn es sehr wechselhaft ist, sind die Küstengebiete die beste Option, dort ist meist etwas besseres Wetter als im Inland. Anderseits sind Wind und Gezeiten hier ein Faktor. "
Klettern auf Irland – was man wissen muss
Die beste Zeit für einen Besuch ist vielleicht der Sommer, allerdings sind zwischen Mai und September in windstillen Ecken auch die sogenannten Midges aktiv. Diese kleinen, Obstfliegen-ähnlichen Insekten hinterlassen juckende Stiche. Daher ist die beste Zeit für einen Besuch vielleicht doch eher im Frühjahr oder im Herbst.
Übernachten kann man auf Irland in Hotels, Herbergen oder auf Campingplätzen. Es gibt auch private Bed'n'Breakfasts und wer längere Zeit am gleichen Ort bleibt, kann eventuell mit einem Ferienhaus günstiger liegen.
Transport – die meisten Klettergebiete sind ohne Auto nur schwer zu erreichen.
Fast alle irischen Felsen liegen auf Privatgrund. Zwar ist das Klettern meist von den Grundbesitzern geduldet, dennoch sind wir Kletterer nur zu Gast. Es gilt die übliche Rücksichtnahme gegenüber Weideland (Gras nicht unnötig zertrampeln, Hunde anleinen) und beim Parken.
Tipps fürs Klettern auf Irland

Wir haben den Local und Kletterführer-Autor David Flanagan gefragt, was man fürs Klettern auf Irland wissen muss.
Dave, welche Klettergebiete sind die sehenswertesten?
Fair Head wird als das definitiv beste Gebiet gehandelt. Dann als zweites vielleicht Ailladie in Clare. Es gibt viele mittelgroße Gebiete mit genialer Kletterei... Gap of Dunloe in Kerry ist zum Beispiel unterschätzt: dort warten viele Routen in super Sandstein in großartiger Landschaft in den Bergen von Kerry.
Was kostet ein Bier und eine Mahlzeit ungefähr?
Ein "Pint" kostet um die 5 Euro, ein Hauptgericht kommt für circa 10 bis 15 Euro.
Wie ist das Wetter?
Sicher, es ist oft feucht. Aber es ist nicht so schlecht, wie man denkt. Der Fels trocknet schnell und man kann eigentlich auch das ganze Jahr über klettern.
Als Sportkletterer – worauf muss ich mich einstellen?
Für Fair Head ist ein Abseil-Seil recht nützlich. Für die allermeisten Routen ist ein volles Trad-Rack sinnvoll, vielleicht Keile doppelt und viele verlängerbare Schlingen. Doppelseile sind hilfreich, aber nicht zwingend nötig. Ein Helm. Für die Klippen am Meer sollte man immer die Gezeiten checken, hier gibt es aber fast überall W-Lan, um sich zu informieren.
Warum ist Irland die Reise wert, außer für den Whisky natürlich?
Klettern in Irland bietet wahnsinnig tolle Routen, leere Klettergebiete und wunderschöne Landschaft.
Danke!
Mehr zum Klettern auf Irland und natürlich den Topoführer gibt es unter Climbing in Ireland auf www.threerockbooks.com
Risiken und Wissenswertes zum Klettern auf Irland
Midges – die winzigen Flug-Insekten ernähren sich von Menschenblut. Sie beißen sofort beim ersten Hautkontakt und haben keine Scheu vor Körperöffnungen. Allerdings treten sie nur bei Windstille und zwischen Mai und September auf. Weil auf der Insel meistens eine Brise weht, sind nur windgeschützte Ecken (zum Beispiel Standplätze) kein besonders angenehmes Gelände.
Trad – Die allermeisten Felsen Irlands sind hakenfrei. Das heißt, man muss selbst Absicherungen legen, sollte also mit Klemmgeräten und Schlingen umgehen können. Vereinzelt gibt es alte Schlaghaken oder auch Abseilstände; die Sicherheit dieses "Gear" muss man als Kletterer beurteilen können (im Zweifel sollte man sich nicht darauf verlassen).
Abgeschiedenheit – die schönsten Klettergebiete Irlands liegen eher ab vom Schuss. Es gibt nicht viele Kletterer und sowohl das Klettern an Küstenklippen als auch das Klettern in den Bergen erfordert mehr als reines Kletterkönnen. Wer zweifelt, bucht einen Mountainguide. Auch sonst gilt: geladenes Handy mitnehmen, jemandem Bescheid geben wo es hingeht, Erste-Hilfe-Ausrüstung einpacken, Wetter checken, Gezeiten checken, gründliche Vorbereitung.
Weitere Info für die Reiseplanung:
www.discoverireland.ie