Die Schwäbische Alb bietet Naturerlebnis pur: Wie eine Mauer erhebt sich der Albtrauf urplötzlich bis zu 300 Meter hoch aus dem Albvorland vor den Toren Stuttgarts, unzählige Wanderwege erschließen das Mittelgebirge für Outdoorer. Auf der Hochfläche findet man karge, mit Wacholderbüschen bewachsene Wiesen, Burgen, Höhlen und Kletterfelsen, so dass Outdoor- und Wanderfreunde das ganze Jahr über auf ihre Kosten kommen. Am schönsten ist die Schwäbische Alb aber im Herbst: Dann verwandelt sich die Gegend in einen kunterbunten Farbenmischmasch der Extraklasse.
Lage der Schwäbischen Alb:
Etwa 40 Kilometer südöstlich von Stuttgart.
Anreise
Mit dem Auto von Stuttgart über die B27 bis Bodelshausen. Dort parkt man am Bahnhof. Züge fahren von Stuttgart über Tübingen nach Bodelshausen. Vom Zielort Lichtenstein/Unterhausen nimmt man einen Bus bis zum Reutlinger Hauptbahnhof und steigt dort in den Zug nach Tübingen. Von dort gelangt man mit der Bahn nach Bodelshausen. Fahrplan: www.efa-bw.de.
Route unserer Wandertour auf der Schwäbischen Alb:
1. Tag (22 km, 1000 Hm): Bodelshausen – Dreifürstenstein (854 m) – Mössinger Erdrutsch – Farrenberg (820 m) – Talheim –Riedernberg (851 m) – Bolberg (880 m);
2. Tag (21 km, 500 Hm): Bolberg – Rossberg (859 m) – Gönningen – Stöffelberg (736 m) – Pfullinger Berg – Wackerstein (825 m) – Nebelhöhle – Lichtenstein/Unterhausen.
Mehrtagestour: Die Wanderung lässt sich noch zum 4-Tages-Trek ausbauen. Dann biwakiert man in der Schutzhütte auf dem Dreifürstenstein oder übernachtet in Schlatt (Tel. 07477/152024).
Verpflegung
Einkehrmöglichkeiten gibt es in den Orten, auf dem Rossberg und an der Nebelhöhle.
Übernachtung
Biwakiert man in der riesigen Schutzhütte auf dem Bolberg (880 m), sollte man sich beim Abstieg vom Riederberg am Buchbrünnli mit Wasser versorgen. Oder man übernachtet im Wanderheim auf dem Rossberg. Es ist ganzjährig geöffnet, Montag und Dienstag ist Ruhetag. Unbedingt vorher anmelden: Tel. 07072/7007 oder im Internet: www.rossberghaus.de
Bücher
Bildband Naturerlebnis Schwäbische Alb von Armin Dieter, 6,90 Euro.
Karten
Freizeitkarte vom Landesvermessungsamt/ Albverein, Maßstab 1:50000, Blatt 523 »Tübingen/Reutlingen«, 6,80 Euro.
weitere Infos
Tourismusverband Schwäbische Alb, Marktplatz 1, 72574 Bad Urach: www.schwaebischealb.de;
Infos zur Nebelhöhle: www.sonnenbuehl.de
Zusammenfassung der Tour:
Wohltuende Stille empfängt uns, als wir in den Wald eintauchen. Weder Autos noch sonstigen Zivilisationslärm hört man, nur Vogelgezwitscher und das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln. Innerhalb kürzester Zeit liegt die Hektik des Redaktionsalltags hinter mir – eine Erfahrung, die ich auf Touren in Kanada oder Skandinavien immer wieder gemacht habe. Allerdings befinde ich mich dieses Mal nicht mitten in der Wildnis, sondern knapp eine Autostunde südlich von Stuttgart: Meine Frau Susanne und ich wollen in den nächsten zwei Tagen 50 Kilometer entlang dem Trauf zurücklegen, jener spektakulären Kante, mit der die Schwäbische Alb unter vielen Windungen in die Ebene abbricht.
Startpunkt heute Morgen war der Bahnhof in Bodelshausen, jetzt geht es hinauf zum 854 Meter hohen Dreifürstenstein. Oben bleiben wir wie auf ein geheimes Kommando hin beide gleichzeitig stehen: Bunte Wälder kleiden den Trauf in ein traumhaft schönes Gewand – so als hätte der Schöpfer persönlich zu Pinsel und Farbe gegriffen, um das Alltagsgrün durch den großzügigen Einsatz von Rostrot, Goldgelb und vielen Zwischentönen vor der Winterpause nochmals aufzufrischen. Gekrönt wird das Ganze von der Burg Hohenzollern, die wie ein Wächter über dem welligen Albvorland thront.
Die Sonne bleibt uns treu, aber am Trauf zwingt uns ein eisiger Wind, die Funktionsjacken aus den Rucksäcken hervorzuholen – man ist hier sehr exponiert. Wären wir am 12. April 1983 hier entlanggekommen: Wind wäre noch unser kleinstes Problem gewesen. An diesem Tag stürzten am Trauf vier Millionen Kubikmeter Gestein in die Tiefe, das entspricht acht Millionen Tonnen. Die als Mössinger Erdrutsch bekannt gewordenen Katastrophe stellt sich heute wie der Geröllausläufer eines Gletschers dar, den nun Schritt für Schritt Pflanzen erobern– einige Bäume sind schon übermannshoch. Etwas Unwirkliches liegt über dem Terrain, »wie in einer anderen Welt«, findet Susanne, als wir unterhalb vor der Abbruchkante stehen.
Die restliche Strecke müssen wir ohne große Pausen zurücklegen, wenn wir die Etappe noch schaffen wollen. Eilig passieren wir den Segelflugplatz auf dem Farrenberg, wo es lebhaft zugeht, lebhafter jedenfalls als im kurz darauf folgenden Örtchen Talheim, wo die Bürgersteige längst hochgeklappt wurden. Am Riedernberg hat uns der Wald wieder, und in der großzügigen Schutzhütte am Bolberg finden wir ganz für uns alleine ein trockenes Plätzchen für die Nacht.
Die Morgenaussicht von dort bezaubert: Im Tal hängen Wolkenfetzen, Raureif verziert Wiesen und Felder. Unterwegs jedoch ist höchste Konzentration gefragt: Regen verwandelt den Weg in eine Schlitterpartie, und erst auf den malerischen Pfullinger Hochwiesen kehrt am Himmel langsam wieder gute Laune ein. Möglicherweise war es der Wunsch, vor weiteren Güssen sicher zu sein, der uns zu einem Besuch der am Weg liegenden Nebelhöhle bewog, wo wir auf Treppen 380 Meter ins bizarre Reich der Tropfsteine vordrangen. Und schon beim Abstieg nach Lichtenstein schmieden wir Pläne für weitere Wochenendtouren auf der Alb.