Wir stellen euch die vier Etappen des Palaronda-Treks vor und geben Tipps zur Reiseplanung und Übernachtung...
Wir stellen euch die vier Etappen des Palaronda-Treks vor und geben Tipps zur Reiseplanung und Übernachtung...
Entspannung stellt sich wie von selbst ein, hier auf dem viertägigen Palaronda-Trek in der Bergwelt der Pala-Dolomiten! Auf einer Höhe von 2500 Metern erstreckt sich das majestätische Hochplateau Altopiano delle Pale. Über 50 Quadratkilometer reicht dieses Hochplateau in Norditalien, das aussieht wie von einem anderen Planeten. Tipps für Bergwanderer und die einzelnen Etappen der Palaronda-Hüttentour inklusive GPS-Daten findet ihr in diesem Artikel.
Etappe 1: Von San Martino zur Rosetta-Hütte
Am besten parkt man an der Talstation der Seilbahn Colverde-Rosetta. Von dort geht es zunächst über die Forststraße Richtung Val di Roda bis zu einer Kreuzung, ab der der Wanderweg Nr. 725 Sentiero del Cacciatore Wanderer nach Colverde hinaufführt. Weiter auf dem Weg Nr. 701 Richtung Rifugio Rosetta auf das Hochplateau der Palagruppe. Kurze Zeit später erreicht man die Rosetta-Hütte. Wer früh dran ist und sich noch energiegeladen fühlt, kann außerdem in zwanzig Minuten die Rosettaspitze besteigen.
Länge | 8,86 km |
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Dauer | 4:01 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1111 Meter |
Höhenmeter absteigend | 6 Meter |
Tiefster Punkt | 1461 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Etappe 2: Rosetta-Hütte – Pradidali-Hütte
Jetzt beginnt die eigentliche Palaronda. Von der Hütte führt der Wanderweg Nr. 709 zum Fuße des Fradusta-Gletschers. Auf der linken Gletscherflanke zieht der Pfad 1,5 Stunden bergauf und endet auf der aussichtsreichen Cima Fradusta (2939 m) im Herzen der Palagruppe. Auf gleichem Weg zurück zum Pass Pradidali Basso. Von dort steigt man ins obere Val Pradidali ab und wandert weiter zur Pradidali-Hütte.
Länge | 9,99 km |
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Dauer | 4:08 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 329 Meter |
Höhenmeter absteigend | 656 Meter |
Tiefster Punkt | 2566 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Etappe 3: Pradidali-Hütte – Rifugio Treviso
Am dritten Tag leitet Weg Nr. 709 von der Pradidali-Hütte aus ins Val Pradidali. Dort begleiten die Route vertikal in den Himmel strebende Felswände bis ins Val Canali. Links abbiegen und dem Weg nach, vorbei an der Ruine der Alpe Malga Pradidali zur Malga Canali. Hier lohnt sich eine Einkehr. Wer will und Energie über hat, biegt etwa 500 Meter vor der Malga Canali rechts ab und erreicht nach drei Kilometern durch flaches Gelände den See der Villa Welsperg, der smaragdgrün schimmernd vor dem Pala-Panorama liegt. Wieder zurück und schließlich auf dem Wanderweg Nr. 707 zum Etappenziel, der Treviso-Hütte.
Länge | 8,72 km |
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Dauer | 3:58 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 367 Meter |
Höhenmeter absteigend | 946 Meter |
Tiefster Punkt | 2224 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Etappe 4: Rifugio Treviso – Rosetta Hütte
Wieder folgt man dem Wanderweg Nr. 707, heute ins breite Tal Vallone del Coro. Nach drei Stunden Aufstieg erreicht man den Canali-Pass am östlichen Rand des Hochplateaus. Nach weiteren drei Stunden auf dem Wanderweg Nr. 707 schließt sich die Runde wieder an der Rosetta-Hütte. Den finalen Abstieg nach San Martino di Castrozza übernimmt bei den meisten Wanderern die Seilbahn Colverde-Rosetta.
Länge | 10,06 km |
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Dauer | 5:00 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1076 Meter |
Höhenmeter absteigend | 160 Meter |
Tiefster Punkt | 1650 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Wenn die Wolken im Tal zurückbleiben, sich jeder vertikale Meter anfühlt wie zehn und die Luft dünner wird, ist ein Wanderer dort, wo er sein will. Auf rund 2500 Metern in den Bergen. Das einzige Geräusch der eigene Atem. Das einzige Licht Sonne, Mond und Sterne. Der Kopf wird leicht, die Schwerkraft scheint aufgehoben. So wie auf dem Palaronda-Trek. Vier Tage zieht er durch die Bergwelt der Palagruppe, die aussieht wie von einem anderen Planeten. Auf einer Höhe von 2500 Metern erstreckt sich das Hochplateau Altopiano delle Pale über 50 Quadratkilometer. Seine Entstehung begann vor rund 300 Millionen Jahren, als im seichten Meer der Trias Korallen unzählige Kolonien gründeten, abstarben und so Schicht um Schicht tausend Meter hohe Riffe schufen. Die sich mit der Auffaltung der Alpen erhoben. Wind und Wetter, Eis und Wasser modellierten die schroffen Felstürme, die heute als Ecken, Kanten, Spitzen und Überhänge die einzigartigen Dolomiten prägen. Als wäre das allein nicht schon genug, verändert die Sonne wie in einer überdimensionalen Lightshow im Tagesverlauf die Farben der Felsen. Von Blau zu Grau zu Rosa zu Rot. Von bedrohlich über anmutig zu Kitsch.
Von San Martino di Castrozza steigt man nach Osten zur Runde ab dem Rifugio Rosetta auf. Der Ort liegt unweit des Passo Rolle im Primierotal. Von hier eroberten englische und deutsche Bergsteiger seit den Sechzigerjahren die Dreitausender der Pala. Dennoch ist San Martino heute eher Ziel italienischer Touristen, die größtenteils aus dem nahen Venezien anreisen. Bars, Restaurants, Designerläden und Konfiserien geben den Ton an. Abseits des Mainstream-Tourismus in Cortina und Co. wirkt das Primierotal zurückgezogen und auch etwas zurückgeblieben im Charme der siebziger und achtziger Jahre. Im Hotel Regina schaffen Plüsch und Polster einen krassen Gegensatz zu den wolkenumwobenen Zacken der Pala, die vom heißen Outdoor-Jacuzzi aus noch kälter und gewaltiger wirken.
Aufstieg zum Korallenriff
Am Morgen wartet Bergführer Eric Girardini an der Talstation der Seilbahn Colverde-Rosetta, langbeinig und mit kleinem Gepäck. Der 45-Jährige ist hier aufgewachsen, er kennt die Palagruppe wie seine Daunenjackentasche. Zeit für ein zweites Frühstück mit Espresso und Linzer Torte. »Con calma«, sagt Eric, immer mit der Ruhe. Dann geht es zu Fuß aufwärts, Richtung Südosten und zu einem Zwischenziel auf der ersten Etappe: Rifugio Colverde. Danach wird das Gelände felsiger und steiler, bietet einen Panoramablick auf das Tal von San Martino und die grauen Gipfel der Lagorai-Kette gegenüber. Drahtseile sichern ausgesetzte Stellen. So spektakulär die Wände der Pala auch abfallen – mit kniffeligen Passagen überrascht der sogenannte »Soft Trek« nicht, auf dem Eric mit geübtem Tritt vorangeht. Diese Variante der Pala-Runde steht im Zeichen des Genusswanderns von Hütte zu Hütte. Obgleich die Höhe und das Geröll Kondition und Trittsicherheit voraussetzen. Wer mehr Action will, folgt der anspruchsvolleren Route des »Hard Trek« und nimmt einige der bekanntesten Klettersteige der Dolomiten mit wie die Via Ferrata Bolver-Lugli. Am späten Nachmittag kommt die Rosetta-Hütte in Sicht, das Domizil für die erste Nacht – und der Startpunkt der Runde gegen den Uhrzeigersinn.
Ein 20-minütiger Abstecher auf die 2743 Meter hohe Cima della Rosetta lohnt sich. Der Gipfel bietet eine herrliche Sicht ins Tal und auf die hellen Felsfluchten der Bergkette Vette Feltrine, die Lagorai und die Gipfel der Pale di San Lucano. Eric schaut in die Ferne: »Da hinten wohne ich«, sagt er und erzählt von seiner Familie und dem kleinen Supermarkt seines Vaters, den Eric übernehmen sollte. Stattdessen zog es ihn immerzu in die Berge. An den Steilwänden der Pala lebt er seinen Traum – sowohl am Kletterseil als auch auf Skiern. »Bellissimo«, sagt er immer wieder und deutet mal auf diesen Abhang, mal auf jenen Fels. »San Martino sind meine Berge. Oder besser gesagt bin ich ein Teil von ihnen. Viele Bergsteiger haben Besitzansprüche. Sie legen Wert darauf, der erste Bezwinger eines Berges zu sein oder dass einer nach ihnen benannt wird. Für mich geht es um den Respekt vor der Natur.«
Rund 200 Höhenmeter im Abstieg später servieren Roberta und Mariano im Rifugio Rosetta köstlichen Eintopf mit Polenta und Pilzen. Die traditionelle Kost im Trentino kommt ohne den Maisbrei nicht aus, er wird in den folgenden Tagen in allen erdenklichen Variationen serviert werden. Rabenschwarz wie italienischer Espresso beginnt der Morgen nach einer schlaflosen Nacht: die ungewohnte Höhe. Es dauert, bis die Dämmerung langsam hinter der Cima Fradusta hervorkriecht und sich der Wolkenrock des Gipfels gegen den zartblauen Himmel abzeichnet. Zwei Stunden später aber verwandelt sich das Altopiano in einen Sonnenkessel. Über Geröll und vereinzelte Schneefelder führt der Weg nach Osten zum Fradusta-Gletscher und hinauf zum Mittelpunkt der Palagruppe, der 2939 Meter hohen Cima Fradusta, auf der sich die ganze Schönheit der Dolomiten offenbart: von der Marmolada bis Antelao, von Pelmo bis Civetta. »Ich liebe es hier«, sagt Eric. »Es ist still und wild.« Wilder geht nicht. Kein anderer Wanderer ist zu sehen.
Dass überhaupt schon jemand hier war, verraten lediglich ein paar Tafeln, rotweiß bemalte Felsen und Wegweisertürmchen aus gestapelten Steinen. Willkommen im Reich der seltenen Steinadler, von denen sich hier gleich mehrere Paare angesiedelt haben. Wo Adler sind, sind Beutetiere. In der Mondlandschaft leben gut getarnt Murmeltiere, Gämsen und Steinböcke, die sich jenen zeigen, die Zeit und Ruhe mitbrimgen. Von der Cima Fradusta geht es heute nur noch hinab, hinein ins obere Pradidali-Tal, Kurs Südwesten. Am Rifugio Pradidali bekommt das Wort »Biwak« eine neue Bedeutung: Der Nebenbau, ein Traum aus Holz und Glas, gewann 2016 einen Schönheits-Award. Gegenüber im Rifugio bildet sich eine Runde zum Spieleabend. Auf vielen Hütten in Italien zockt man das einfache Kartenspiel »Testa di Merda«, Rucksackreisenden als »Shithead« bekannt – und diesen Ehrentitel bekommt auch der Verlierer. Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass man Spielregeln umso schneller kapiert, je mehr Kaminfeuer und Grappa einem einheizen. Das stimmt, denn Lehrer Eric wird am Ende zum »Testa di Merda« gekürt. Eingemummelt in viele Decken, die Bilder des Tages im Kopf, sorgt die Höhe für noch eine schlaflose Nacht.
Doch zum Glück beginnt die dritte Etappe entspannt. Sie bringt Wanderer das Val Pradidali hinab zum südlichsten Punkt auf der Hälfte der Runde und weiter zum Rifugio Treviso auf 1631 Meter. Nach den Hochgebirgstagen also quasi ins Tal. Am Wegesrand kriecht eine Schnecke mit Haus über Geröll. Überraschend in dieser Höhe, aber sie findet an den Kalkfelsen Algen und Flechten. »Je nach Jahreszeit wachsen hier sogar Teufelskralle, Enzian und Edelweiß«, sagt Eric. Schritt um Schritt bleibt jetzt die bleiche Steinwüste zurück, grün und saftig breitet sich das Val Pradidali aus, begleitet von den vertikalen Felswänden von Cima Canali und Sass Maor.
Rückkehr der Schwerkraft
Eric schlägt vor, in der Malga Canali einzukehren. Malga bedeutet Alpe, und die Malga Canali serviert deftigen Mittagstisch oder Apfelkuchen und Mokka. Zur Verdauung kommt dann das letzte Stück Weg durch einen Wald aus Lärchen und Tannen gerade recht. Dort, wo der Weg den Schatten der Bäume verlässt, wartet schon das Rifugio Treviso, am Fuße der mächtigen Felsen von Sass d’Ortiga und Cima Lastei. Eine Nacht auf 1600 Metern – der Schlaf stellt sich von selbst ein. Und spendet anderntags Energie für den Weg hinauf zum Canali-Pass am östlichen Rand des Altopiano. Entlang des Pfads ein weißes Meer: Edelweiß. Junge, alte – unzählige. Oben am Pass 360 Grad Glückseligkeit. Die letzten Meter durch das Reich der Vertikalen bis zum Rifugio Rosetta, wo sich der Kreis schließt. Während die Gondel hinabschwebt nach San Martino, kehrt nach vier Tagen in der Höhe das Gefühl der Schwerkraft zurück – wenngleich die Gedanken noch dort oben haften, am Korallenriff auf 2500 Metern.