"Mit der Geburt eines Kindes ändert sich das ganze Leben!" Eine Plattitüde – aber eben wahr. Vor allem das Outdoor-Leben stellt die Eltern mit der Ankunft der »lieben Kleinen« vor neue Herausforderungen: Viele geben es deswegen auf – zumindest zeitweise. Lasst es nicht so weit kommen! Denn Touren mit Kids sind etwas sehr Schönes! Mit etwas Mut, Kreativität und Fantasie – und manchmal auch Muskelschmalz – lassen sich gemeinsam Abenteuer erleben, die nachhaltiger wirken als jeder x-beliebige Strandurlaub. Ein paar Regeln gilt es aber zu berücksichtigen, soll es Eltern, Kindern, Freunden und Mitwanderern Vergnügen bereiten.
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Welche Touren kann man mit Kindern unternehmen?
Am besten startet man die Wanderung mit Kindern von einem festen Quartier oder Camping-Bus aus. Beide dienen an Schlechtwettertagen als trockene, warme Zuflucht. Sobald Kinder sitzen können (so etwa ab 10–12 Monaten) beginnt eine der besten Phasen für gemeinsame Outdoor-Urlaube, denn dann kann man seinen Knirps in einer Kindertrage mit auf Tour nehmen. Aufgrund des Zusatzgewichts hängen nun Länge und Dauer der Tour maßgeblich von Ihrer Trage- und damit Leidensfähigkeit ab. Wichtig: Die Kinder in der Trage warm anziehen und nicht länger als fünf Stunden pro Tag wandern. Macht alle 45–60 Minuten bzw. je nach Bedürfnis eine längere Pause, in der sich die Kleinen bewegen können.

Spätestens mit dem dritten Lebensjahr ist das Tragealter vorbei. Jetzt wollen Kids die Welt selbst entdecken. Längere Wanderungen fallen in dieser Phase aus. Neben kurzen Tagestouren sorgen Übernachtungsausflüge mit Zelt für Abwechslung und Spannung. Später, wenn bei den Kindern Tempo, Ausdauer und die Lust, etwas Längeres zu unternehmen, wachsen, sind auch Hüttentouren und kurze Treks mit Zeltübernachtung drin.
Welche Wege bieten sich an?
Am besten sind wilde Pfade mit kurzen Kraxelpassagen – hier wird‘s nicht so schnell langweilig! Forstpisten durch Monokulturen könnt ihr vergessen, auch lange Geröll-Etappen verlieren schnell ihren Charme. Ideal sind tier- und pflanzenreiche Umgebungen sowie wilde Bäche, die man gemeinsam mit den Kindern entdeckt.

Welche Spiele bieten sich auf Outdoor-Touren an?
Beim Wandern in den Bergen und auf Berghütten, sowie beim gemeinsamen Camping kann es durchaus lange Abende geben. Für die Gute-Nacht-Geschichte sollte ein entprechendes Buch mit und für Schlechtwettertage ein Kartenspiel (Tipp: UNO oder 6nimmt!).
Wo übernachtet man mit Kindern draußen am besten?
Tipp: Familienfreundliche Alpenvereins-Hütten (www.alpenverein.de) bieten den Kleinen oft mehr als nur eine karge Unterkunft. Will man lieber im Zelt übernachten, bieten sich Tagestouren von einem festen Zeltplatz aus an. Man wandert also ein paar Stunden in die Wildnis, baut das Zelt auf (geht eventuell ein zweites Mal, um das restliche Gepäck zu holen) und unternimmt von dort aus Tagestouren.
Muss man spezielle Kinderausrüstung mitnehmen?
Für Babys und Kleinkinder perfekt sind Fleeceanzüge, wie sie zum Beispiel von Patagonia oder Finkid angeboten werden (siehe unten). Mit ihnen kann man das Kleine wickeln, ohne es komplett ausziehen zu müssen. Für Kinder, die noch in einem Tragesack transportiert werden, sollte man einen Poncho griffbereit halten. Er schützt – bei Regenfällen übergezogen – beide: Träger und Kind. Tipp: Wäscheklammern verhindern das lästige Flattern im Wind.

Kindertragen müssen sich bequem tragen lassen, abgesetzt sicher auf dem Boden stehen und sollten selbst nicht allzu viel wiegen. Am besten, man probiert die Trage unbedingt vor dem Kauf aus (mit Beladung)! Und achtet darauf, dass das Kind in der Trage auch schlafen kann (also der Kopf nicht zu sehr hin- und herwackelt!). Ganz wichtig: Sonnenhut und ausreichend starke Sonnencreme nicht vergessen!
Wie viel Gewicht dürfen Kinder selbst tragen?
Kinder zwischen drei und fünf Jahren vertragen maximal ein Kilo Gepäck, zwischen sechs und acht Jahren drei Kilo und zwischen neun und zwölf höchstens fünf Kilo. Jugendliche bis 16 Jahre sollten maximal sieben Kilo schleppen.
Sind Wintertouren mit Kindern möglich?
Sind die Kinder zum Selbstlaufen zu jung und müssen in die Trage, heißt es: extra warm anziehen! Da sie sich nicht bewegen, kühlen sie sehr schnell aus. Dagegen helfen nicht nur dicke Klamotten, sondern zusätzlich auch Wärmflaschen oder -kissen, die Sie in den Fleeceanzug des Kleinen stecken. Fühlen Sie regelmäßig die Temperatur Ihrer Fracht, anfangs alle zehn Minuten, später in etwas längeren Intervallen. Ideal für den Anfang sind kleine Wochenendtouren im Harz, Schwarzwald, Pfälzer Wald oder in der Fränkischen Schweiz. Dann können Sie entspannter reagieren, wenn die Laune sinkt oder sich Müdigkeit breit macht.
Wie kommt man als Elternteil entspannt ans Ziel?
Wer mehr Zeit für Extratouren einplant, und die Strecke so wählt, dass sich die Kinder abseits davon frei bewegen können, kommt entspannter ans Ziel. Faustregel: Nicht übertreiben! Bis zum Mittag sollten zwei Drittel der Strecke geschafft sein: So nutzt man den morgendlichen Tatendrang der Kleinen optimal aus und geht der Hitze aus dem Weg.

Zehn Regeln für Touren mit Kind im Überblick:
Sonne buchen
Vermeidet Touren in Regionen, die zu längeren Schlechtwetterperioden neigen.
Sonne suchen
Wählt im Sommer die Strecke so, dass ihr die Sonne im Rücken habt, im Winter hingegen andersherum.
Kurztreten
Tagesetappen sollten auch bei älteren Kindern fünf Stunden Wanderzeit nicht übersteigen. Plant dafür viele ausgiebige Pausen ein.
Verzicht üben
Wer mit Kindertrage auf Tour geht, sollte seine Ausrüstung aufs Minimum reduzieren, schließlich steht weniger Stauraum zur Verfügung.
Warm halten
Kinder in der Trage deutlich wärmer anziehen, als man selbst angezogen ist, und regelmäßig (anfangs alle 10 Min.) die Temperatur fühlen.
Bequem sitzen
In einer "Kraxe" muss das Kind bequem sitzen können und vor Sonne und Regen mittels spezieller Aufbauten geschützt werden.
Viel trinken
Darauf achten, dass das Kind auf Tour genügend trinkt. Als absolutes Minimum gilt ein Liter Wasser oder Schorle pro Tag.
Ödnis meiden
Ganz wichtig sind spannende und abwechslungsreiche Wege auf Tour. Ideal sind kleine Pfade, die entlang von Bächen verlaufen.
Tempo drosseln
Auf Familientour gilt: Die Kinder bestimmen das Tempo, nicht die Eltern!
Selbst schonen
Auch ihr selbst solltet auf einer Familientour immer unter eurer eigenen Belastungsgrenze bleiben, da ihr nach Ankunft am Ziel voll als Eltern gefordert seid und keine Zeit haben werdet, eigene Wunden zu lecken.
