Lofoten führen Touristensteuer ein – Norwegen reagiert auf Besucheransturm

Norweger sind genervt
Lofoten führen neue Touristenabgabe ein

Veröffentlicht am 21.07.2025
lofoten
Foto: Beboy_ltd via Getty Images

Die Lofoten haben sich in den letzten Jahren von einem Geheimtipp zum Hotspot für Outdoorfans entwickelt. Doch mit dem Boom des Individual- und Kreuzfahrttourismus kamen auch Herausforderungen:

Die häufigsten Probleme

  • Müll und Hygieneprobleme: Abgelegene Buchten und Wanderwege werden von Tagesgästen und Campern stark frequentiert – oft ohne sanitäre Anlagen in der Nähe. Viele Besucher hinterlassen Müll, Klopapierreste oder Einweggrills. Besonders gravierend ist das Problem der Wildpinkler und Wildkacker: Ohne ausreichend Toiletten weichen viele in die freie Natur aus – oft nur wenige Meter von Wegen, Stränden oder Privatgrundstücken entfernt. Das ist nicht nur unhygienisch, sondern auch gefährlich für das fragile Ökosystem, das unter Nährstoffeintrag leidet.
  • Überfüllte Parkplätze und blockierte Zufahrten: Der Ansturm führt in kleinen Orten wie Reine, Hamnøy oder Henningsvær regelmäßig zu Verkehrsproblemen. Wohnmobile und Mietwagen parken entlang schmaler Straßen, blockieren Feuerwehrzufahrten oder landwirtschaftliche Wege. Rettungskräfte berichten von erschwertem Zugang in Notfällen – eine ernsthafte Gefahr in abgelegenen Regionen.
  • Abnutzung von Wanderwegen und Naturzerstörung: Beliebte Routen wie zum Reinebringen oder auf den Ryten zeigen starke Erosionsspuren. Besucher verlassen markierte Pfade, treten Vegetation nieder und verursachen Trampelpfade, die sich nicht mehr regenerieren. Viele dieser Gebiete liegen in sensiblen arktischen Lebensräumen, wo die Vegetation Jahrzehnte zur Erholung braucht.
  • Lärm und kulturelle Konflikte: In der Hochsaison übersteigt die Zahl der Besucher mitunter die der Einheimischen. Kreuzfahrtschiffe bringen in kurzer Zeit Tausende Tagesgäste – das führt zu Gedränge, Lärmbelästigung und Konflikten um Ressourcen wie Wasser, Strom oder Entsorgungsstellen.

Die norwegische Regierung reagiert nun mit einem neuartigen Modell: Ab Sommer 2026 wird in touristisch besonders beanspruchten Regionen wie den Lofoten eine Tourismusabgabe (3 % Steuer auf Übernachtungspreise) erhoben. Sie ist Teil einer größeren Strategie, um Norwegen als nachhaltiges Reiseziel zu positionieren.

Die Einnahmen sollen gezielt in die Verbesserung der Infrastruktur fließen, insbesondere:

  • Bau zusätzlicher Toilettenanlagen an Hotspots
  • Ausbau von Parkplätzen und Verkehrsleitsystemen
  • Wartung und Schutz von Wanderwegen
  • Einrichtung von Müllsammelstellen und Personal für Reinigung

Dabei sollen Gemeinden die Abgabe nur erheben dürfen, wenn sie eine messbare touristische Überlastung nachweisen. Die neue Regelung soll nicht nur die Natur schützen, sondern auch das Verhältnis zwischen Gästen und Gastgeber:innen entspannen. Viele Einheimische fühlen sich inzwischen durch das Verhalten mancher Besucher, etwa beim Wildpinkeln auf Privatgrund, entwertet und übergangen. Die Touristenabgabe ist daher auch ein symbolisches Signal: "Wer hierherkommt, soll sich auch beteiligen."

Wie funktioniert die neue Abgabe?

Die geplante Touristensteuer wird nicht pauschal, sondern prozentual erhoben: Wer auf den Lofoten in einem Hotel, einer Pension oder über AirBnB übernachtet, zahlt zusätzlich 3 % des Übernachtungspreises. Diese Regelung gilt auch für Tagestouristen von Kreuzfahrtschiffen – hier wird ein gleich hoher Pauschalbetrag eingezogen. Nicht betroffen sind hingegen Reisende mit Zelt, Wohnmobil oder Boot: Sie bleiben vorerst von der Abgabe ausgenommen, eine bewusste Entscheidung, um Norwegen weiterhin als Ziel für naturverbundene Individualreisende offenzuhalten.

Die Einnahmen fließen direkt in lokale Infrastrukturprojekte, etwa den Bau von Toiletten, die Wartung von Wanderwegen oder Maßnahmen zum Müllmanagement. Die Gemeinden entscheiden selbst, ob sie die Steuer einführen möchten. Voraussetzung ist jedoch, dass sie die touristische Überlastung konkret nachweisen können – etwa durch Verkehrszählungen, Besucheranalysen oder Beschwerden der Bevölkerung.

Internationale Vorbilder: Venedig und Island

Ein Blick nach Europa zeigt: Die Lofoten sind nicht allein mit ihrem Problem. Venedig etwa erhebt seit 2024 eine Zugangspauschale für Tagestouristen. An Spitzentagen zahlen Besucher, die sich nicht vorher registrieren, bis zu 10 Euro Eintritt. Ziel ist es, den historischen Stadtkern zu entlasten und besser zu kontrollieren, wie viele Menschen sich gleichzeitig in der Altstadt aufhalten. Wer in Venedig übernachtet, zahlt hingegen eine separate Bettensteuer und ist vom Tageseintritt befreit.

Island verfolgt einen anderen Ansatz: Hier wurde Anfang 2025 eine landesweite Übernachtungssteuer eingeführt. Sie liegt bei rund 800 ISK (ca. 5 Euro) pro Hotelübernachtung und 400 ISK (ca. 2,5 Euro) für Campingplätze und Wohnmobile. Selbst Kreuzfahrtgäste zahlen 1000 ISK pro Nacht. Das Geld wird zweckgebunden für Natur- und Umweltschutz eingesetzt – etwa für den Schutz vulkanisch aktiver Gebiete, neue Wanderinfrastruktur und nachhaltige Besucherlenkung.