Das solltet ihr beim Kauf und im Ernstfall beachten
Notfall auf Tour: Erste Hilfe Sets im Test

Schürf- und Schnittverletzungen, Zeckenbisse und Dornenstiche: Auf Wanderungen, Bike- oder Bergtouren kann einem so manches Malheur passieren. Doch glücklicherweise sind die meisten Verletzungen glimpflicher Art und können mit einem gut bestückten Erste-Hilfe-Set schnell versorgt werden. Aber wie sieht ein solches aus? Und was wenn es doch mal brenzliger wird?

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Foto: Benjamin Hahn
In diesem Artikel:
  • Was gehört in ein Erste Hilfe Set zum Wandern?
  • Wo kann man Erste Hilfe Sets kaufen?
  • Welche Hersteller bieten gute Erste Hilfe Sets an?
  • 5 Erste Hilfe Sets im OUTDOOR-Test
  • Welche Besonderheiten hat ein Erste Hilfe Set zum Wandern?
  • Welches Erste Hilfe Set ist das beste für Outdoor-Aktivitäten?
  • Wie teuer sind outdoorgeeignete Erste Hilfe Sets?
  • Gibt es wasserdichte Erste Hilfe Sets?
  • Welches ist das kleinste und leichteste Erste Hilfe Set?
  • Was gibt es sonst noch beim Erste Hilfe Set zu beachten?
  • Was tun bei Wunden & Verletzungen auf Tour?
  • Darauf müsst ihr beim Verletzentransport, Notruf und der Heli-Rettung achten
  • Weitere Artikel zum Thema

Was gehört in ein Erste Hilfe Set zum Wandern?

Diese Basis-Ausstattung eines Erste Hilfe Sets sollten Outdoor-Fans wirklich immer auf Tour dabei haben.:

  • Desinfektionsmittel
  • 5 Alkoholtupfer
  • 50 cm Wundschnellverband (6 cm)
  • 1 Paket Klammerpflaster
  • Blasenpflaster (Compeed)
  • 2 Verbandpäckchen (1 x elastisch)
  • 5 Wundkompressen (5 x 5 cm)
  • Fixierbinde (6 cm, 4m)
  • sterile Handschuhe
  • Rettungsdecke
  • Dreiecktuch aus Viskose
  • Verbandschere
  • Pinzette
  • Zeckenzange/-karte
  • Schmerzmittel: Paracetamol (bei Höhentrips Ibuprofen, wirkt auch gegen Höhenkopfschmerz)
  • Brand – und Wundheilsalbe
  • Antihistaminika (bei Allergiebeschwerden)

Für anstrengende Höhentrips oder Touren in Ländern mit niedrigem Hygienestandard empfiehlt sich die Erweiterung der Reiseapotheke, sprich ihr ergänzt euer Erste-Hilfe-Basisset um Mittel gegen Höhenkrankheit oder Antibiotika o.ä. Zusätzlich packt ihr in eure Notfallapotheke für unterwegs:

Unsere Highlights
  • Breitbandantibiotikum
  • Pilzsalbe (z.B. Clotrimazol)
  • Durchfallmittel (z.B. Tannacomp)
  • Hydrocortisolsalbe gegen Insektenstiche
  • 2 Spritzen (2 & 5 ml)
  • 2 Nadeln mit gelben Aufsätzen (mittlere Stärke)
  • Infusionsset
  • Skalpell
  • Bei Höhentrips evtl. Mittel gegen Höhenkrankheit (z.B. Diamox, Fortecortin, Nifedipin)

Wo kann man Erste Hilfe Sets kaufen?

Erste Hilfe Sets kann man online auf diversen Seiten wie Bergfreunde.de, Bergzeit.de und Co. shoppen aber bei Fachhändlern vor Ort. Alternativ lässt sich eine gute Rucksackapotheke aber auch selber zusammenstellen. Die jeweiligen Produkte als auch geeignete Erste-Hilfe-Taschen sind meist in Apotheken erhältlich.

Welche Hersteller bieten gute Erste Hilfe Sets an?

Inzwischen bieten die meisten Outdoor-Hersteller auch ihre eigenen, speziell für die Wander- oder Bergtour konzipierte und ausgestattete Erste Hilfe Sets an. Beispiele dafür sind Tatonka, Vaude, Deuter, Ortlieb, Mammut, Ortovox, Salewa oder Sea to Summit.

5 Erste Hilfe Sets im OUTDOOR-Test

Eine Befüllungsnorm, wie es sie etwa für die Verbandkästen in Kraftfahrzeugen gibt, existiert bei den von uns getesteten Erste Hilfe Sets nicht, entsprechend unterschiedlich fällt der Inhalt der zehn getesteten kleinen und großen Erste-Hilfe-Sets aus. Neben Kompressen, Verbandpäckchen, einer Rolle Heftpflaster sowie (Klammer-)Pflaster sollte ein Erste Hilfe Set auch Einweghandschuhe und/oder Reinigungstücher zum Desinfizieren der Hände bieten.

Wer kein Taschenmesser mit Schere mitnimmt, der sollte darauf achten, dass eine solche im First-Aid-Kit steckt. Ebenfalls nützlich bei Erste Hilfe Sets sind eine Notfall-Anleitung sowie ein Inhaltsverzeichnis, das beim Wiederbefüllen des Erste Hilfe Sets hilft. Auch eine Rettungsdecke, die Verletzte vorm Auskühlen schützt, kann bei Unglücken eine große Hilfe sein. Sie steckt – das zeigt der Test – allerdings nur in den großen Erste Hilfe Sets.

Was die von uns getesteten Erste-Hilfe-Sets noch leisten, für wen sie sich eignen und wie gut sie sich handhaben lassen, verrät Ihnen der OUTDOOR-Test:

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Benjamin Hahn

Erste-Hilfe-Set Tatonka Basic Waterproof

    • Ausstattung: Inhalts-Checkliste, Anleitung, Rettungsdecke - auf Kompressen, Klammerpflaster und eine Schere muss man beim Erste-Hilfe-Set Tatonka Basic Waterproof verzichten.
    • Handling: Die restliche Ausstattung des First-Aid-Kits stimmt. Der wasserdichte Beutel des Erste-Hilfe-Sets Tatonka Basic Waterproof lässt sich blitzschnell öffnen und ist top organisiert.
    • Preis: um 40 Euro - hier im Partnershop kaufen

  • Gewicht: 220 g
  • Packmaß: 17 x 13 x 5 cm

Fazit: Das Erste-Hilfe-Set Tatonka Basic Waterproof ist wasserdicht und einfach bedienbar, der Inhalt des Erste-Hilfe-Sets lässt kleine Lücken. Spitze bei diesem First-Aid-Kit: die Anleitung.

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 First-Aid-Kit Tatonka Mini
Tatonka

First-Aid-Kit Tatonka Mini

  • Ausstattung: Klammerpflaster, Kompressen, Handschuhe und Reinigungstücher sucht man im sehr kleinen Erste-Hilfe-Set Tatonka Mini vergebens. Dafür beinhaltet es eine Zeckenzange.
  • Preis: um 22 Euro - hier im Partnershop kaufen
  • Gewicht: 100 g
  • Packmaß: 10 x 7 x 6 cm
  • Handling: Das First-Aid-Kit Tatonka Mini bietet einfachen Zugriffund eine Befestigungsschlaufe. Kleine Fächer.

Fazit: Das Erste-Hilfe-Set Tatonka ist ein absolutes Minimalset für kleinere Schürfwunden sowie Kratzer – und für Zeckenbisse.

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Care Plus

Erste-Hilfe-Set Care Plus Waterproof

  • Ausstattung: Checkliste, Anleitung, Schere, Pinzette, Rettungsdecke, Thermometer - bei dem Erste-Hilfe-Set Care Plus Waterproof ist alles an Bord, selbst eine Brandwundauflage, Finger- und Knöchelpflaster sowie ein Mundstück sind bei dem First-Aid-Kit dabei.
  • Preis: um 39 Euro - hier im Partnershop kaufen
  • Gewicht: 455 g
  • Packmaß: 25 x 11 x 7 cm
  • Handling: Bis auf ein paar Klammerpflaster fehlt bei dem Erste-Hilfe-Set Care Plus Waterproof nichts. Eine gute Anleitung wäre in dieser Preisklasse von Erste-Hilfe-Sets allerdings wünschenswert.

Fazit: Das Erste-Hilfe-Set Care Plus Waterproof ist ein komplett ausgestattetes First-Aid-Kit, dem jedoch eine Organizertasche fehlt. Wasserdicht.

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Benjamin Hahn

Ortlieb Regular Erste-Hilfe-Set

  • Ausstattung: Das Ortlieb Regular Erste-Hilfe-Set kommt ohne Kompressen und Klammerpflaster aus, dafür gibt es gleich zwei Verbandpäckchen (Gr. M) sowie Inhalts-Checkliste, Anleitung und Befestigungs-/ Tragegurte.
  • Preis: um 20 Euro - hier im Partnershop kaufen
  • Gewicht: 125 g
  • Packmaß: 13x12x5,5 cm
  • Handling: Das Ortlieb Regular Erste-Hilfe-Set ist extrem einfach zu öffnen, eine Innentasche mit vielen Fächern hält Ordnung im First-Aid-Kit von Ortlieb.

Fazit: Solide ausgestattet, punktet das Ortlieb Regular Erste-Hilfe-Set auch mit wasserdichter und ergonomischer Tasche.

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Care Plus

Erste-Hilfe-Set Care Plus Basic

  • Ausstattung: Klammerpflaster fehlen bei dem Erste-Hilfe-Set Care Plus Basic, dafür gibt es viele Pflaster, eine Fixierbinde, Reinigungstücher und gleich zwei Paar Handschuhe sowie Inhalts-Checkliste, Schere, Pinzette und Sicherheitsnadeln.
  • Preis: um 14 Euro
  • Gewicht: 150 g
  • Packmaß: 15 x 9 x 6 cm

Handling: Üppig ausgestattet, zeigt sich das Erste-Hilfe-Deuter-Set Care Plus Basic, das sogar Dreiecktuch und zwei Kompressen enthält. Klammerpflaster fehlen.

Fazit: Das Care Plus Basic ist kein Schnäppchen, aber ein gründlich bestücktes Erste-Hilfe-Set, das sich gut bedienen lässt.

Welche Besonderheiten hat ein Erste Hilfe Set zum Wandern?

Im Outdoor-Bereich sind besonders gummierte, mit Spezial-Rollverschluss versehene Taschen von Vorteil. Ebenso sind Erste Hilfe Sets zum Wandern oft wasserdicht. Wer auch Kletterpassagen auf seiner Tour bewältigen möchte, für den sind Taschen mit Gürtelschlaufen sinnvoll, um sie beispielsweiße am Klettergurt befestigen zu können. Sind anstrengende Höhentrips oder Touren mit niedrigem Hygienestandard geplant sind die Erste Hilfe Sets zudem umfangreicher als bei einem "normalen" Erste Hilfe Set.

Welches Erste Hilfe Set ist das beste für Outdoor-Aktivitäten?

In unserem Test erhielten das Care Plus Basic, Tatonka Basic Waterproof sowie Ortlieb Regular das Testergebnis "sehr gut".

Wie teuer sind outdoorgeeignete Erste Hilfe Sets?

Die meisten Erste Hilfe Sets für Outdoorer pendeln sich bei einer Preisspanne von ca. 14 bis 50 Euro ein. Der Preis orientiert sich aber natürlich auch an der Größe und Ausstattung des jeweiligen Sets.

Gibt es wasserdichte Erste Hilfe Sets?

Es gibt Erste Hilfe Sets, die mit einer wasserdichten Außenhaut versehen sind und der Inhalt somit trocken und jederzeit einsatzbereit bleibt. Darunter das Ortovox First Aid Waterproof, das Vaude First Aid Hike Waterproof oder das FA Basic Waterproof Erste Hilfe Set von Tatonka.

Welches ist das kleinste und leichteste Erste Hilfe Set?

Mit 100g Gramm ist das Mammut First Aid Kit Light sehr leicht und eignet sich für Tagestouren. Auch das Tatonka First Aid Mini wiegt mit seinen 120 Gramm wenig und besitzt ein kleines Packmaß.

In der Regel wiegen Erste Hilfe Sets für Tagestouren jedoch bis zu 160 Gramm. Größere Erste Hilfe Sets für längere Touren oder mehr Personen orientieren sich rund um die 400 Gramm. Selbstverständlich ist das Gewicht und Packmaß wichtig, immerhin muss es im Rucksack transportiert werden. Dennoch sollte egal ob bei einem Tagesausflug oder einer mehrtägigen Bergtour immer gelten: Sicherheit geht vor.

Was gibt es sonst noch beim Erste Hilfe Set zu beachten?

Bestenfalls ist ein Erste Hilfe Set ausklappbar, hat einen Rundum-Reißverschluss und ist inhaltlich gut sortiert und geordnet, um im Notfall schnell die richtigen Produkte zur Hand zu haben. Außerdem sollte man mindestens einmal im Jahr, besser sogar regelmäßig, den Inhalt auf Haltbarkeit, Zustand und Vollständigkeit überprüfen. Gegebenenfalls muss vor einer Tour das Set noch an die Bedingungen angepasst werden.

Was tun bei Wunden & Verletzungen auf Tour?

Unfälle auf Tour sind zwar selten, doch wenn etwas passiert, ist man meistens ratlos. Hier zeigen wir euch, wie ihr euch und anderen unterwegs helft – und wie ihr im Notfall Hilfe holt.

Zu den häufigsten Verletzungen auf Outdoor-Touren gehören Wunden: Schnell hat man sich mit dem Messer geschnitten, rutscht aus und schürft sich die Hand oder das Knie auf. Mit einigen einfachen Regeln kann man wirksam helfen und eine Infektion der Wunde vermeiden:

  • Starke (bis lebensbedrohliche) Blutungen müssen unbedingt schnell zum Stillstand gebracht werden, in aller Regel mit einem Druckverband aus der Reiseapotheke. Die Reinigung der Wunde ist zunächst nicht ganz so wichtig. Ein Blutverlust über 500 Milliliter gilt als lebensbedrohlich (zum Beispiel Schlagaderverletzungen mit spritzender Blutung o.ä.). Bei schlechter körperlicher Verfassung können auch geringere Mengen gefährlich werden.
  • Ist eine Blutung gestillt oder ist die Blutung nicht lebensbedrohlich, dann wasche die Wunde umgebenden Hautpartien. Die gesunden, nicht verletzten Hautpartien um die Wunde mit Wasser und (neutraler) Seife reinigen. Anschließend die Wunde mit klarem (Trink-) Wasser ausspülen. Verwende nur kaltes Wasser, da warmes Wasser die Blutung wieder starten oder verstärken kann. Grobe Partikel werden mit einem Wasserstrahl aus der Wunde »geschossen«. Hierfür kann man sich eine Plastiktüte mit Wasser füllen und ein kleines Loch in den Beutel schneiden. Drückt man nun auf den Beutel, so kann man mit dem herausschießenden Wasserstrahl die Wunde leicht ausspülen.
  • Alle sichtbaren Fremdkörper, die nach dem Ausspülen zurückbleiben, werden nun mit einer Pinzette, frischem Tempo etc. aus der Wunde entfernt. Wichtig ist auch, tote Hautreste zu entfernen oder abzuschneiden, denn tote Haut ist der ideale Nährboden für Bakterien und mit eine Hauptursache für Infektionen auf Tour. Oft sieht man erst nach einem Tag, was abgestorben ist. In solch einem Fall die Wundreinigung wie beschrieben einen Tag später wiederholen.
  • Anschließend versorgt man die Wunde mit einem Antiseptikum, das ebenfalls in die Reiseapotheke gehört. Die Reinigung der Wunde wie beschrieben trägt zu 80 Prozent zur Verhütung von Infektionen, das Antiseptikum nur zu 20 Prozent. Vergesst Alkohol, Chlor und ähnlich aggressive Mittel als Antiseptikum. Sie desinfizieren die Wunde zwar, töten aber gleichzeitig gesunde oder teilgeschädigte Hautzellen ab. Auf diese Weise entsteht in einer desinfizierten Wunde neuer Nährboden für die übriggebliebenen Erreger. Verwende stattdessen zum Beispiel Betaisodona aus der Reiseapotheke, das es in flüssiger Form und als Salbe gibt. Es eignet sich am besten, um Wunden zu versorgen.
  • Zum Schluss wird die Wunde so steril wie möglich verbunden. Direkt auf die Wunde kommt eine sterile Wundauflage, die im optimalen Fall aus einer Kompresse besteht (gehört ebenfalls in jede Rucksackapotheke). Wundauflagen kann man sich aber auch aus einem T-Shirt basteln. Schneide dazu fünf Lagen eines Baumwoll T-Shirts mit zirka 15 x 15 cm aus und koche diese Kompressen 15 Minuten. Lass diese dann an der Sonne trocknen, am besten auf einer Leine. Sind die Kompressen trocken, eignen sie sich als behelfsmäßige Wundauflage.

Was tun bei Wundinfektion?

Falls bei einer Wunde doch noch eine Infektion auftritt, merkt man das in der Regel erst zwei bis vier Tage nach der Verletzung: Eiter wird in der Wunde sichtbar, der rote Rand um die Wunde weitet sich stark aus und die Wunde schmerzt. Möglicherweise stinkt es unter dem Verband faulig. Auf keinen Fall sollte der Eiter ausgedrückt werden, da die Erreger auf diese Weise durch die Schutzschicht der Wunde in gesundes Gewebe geschwemmt werden. Die Infektion breitet sich so aus.

Man muss nun zwischen einer lokalen und einer systemischen Infektion unterscheiden. Zeichen einer lokalen Infektion sind: Der normale rote Wundrand breitet sich aus und wird größer, möglicherweise treten rote Striche von der Wunde in Richtung Herzen auf (hierbei handelt es sich um eine Lymphbahnvergiftung und nicht – wie oft behauptet – um eine Blutvergiftung), verstärkte Schmerzen und Berührungsempfindlichkeit, Eiter, der nur sichtbar wird, wenn die Wunde offen ist, geschwollene Lymphknoten etwas oberhalb der Wunde.

Treten diese Symptome auf, dann sollte man wie folgt vorgehen: Pflaster etc. von der Wunde entfernen, so dass Eiter ablaufen kann. Die Wunde mit sauberem Wasser und Antiseptikum ausspülen. Bäder in warmem Wasser mit Betaisodona (20 min) durchführen, Wunde steril verbinden und jeden Tag den Verband wechseln, wenn nötig auch zwei Mal pro Tag. Das betroffene Körperteil ruhig stellen, die Verletzung ständig beobachten und auf eine systemische Infektion achten. Falls vorhanden und verordnet, sollte man im Anschluss Antibiotika einnehmen.

Bei einer systemischen Infektion handelt es sich um einen Notfall, der mit höchster Priorität evakuiert werden muss, da sich die Infektion auf den ganzen Körper ausgebreitet hat. Zeichen dafür sind: Dem Patienten geht es sehr schlecht, hohes Fieber und starke Schmerzen an der Wunde, meist auch rote Striche oberhalb der Wunde (in den Lymphbahnen) und geschwollene Lymphknoten im ganzen Körper weisen auf den lebensbedrohlichen Zustand hin. Der Patient muss dringend evakuiert werden, egal ob Antibiotika zur Verfügung stehen oder nicht. Ein Patient in diesem Zustand außerhalb qualifizierter medizinischer Hilfe schwebt in großer Lebensgefahr! Bis zur Evakuierung sollte man die Versorgung der Wunde wie beschrieben fortsetzen.

Kann man Wunden und andere kleine Verletzungen mit Hilfe der Reiseapotheke unterwegs noch einigermaßen gut behandeln, wird es bei Notfällen wie Bauchschmerzen oder Blut im Stuhl kritisch. Da uns als Laien das Wissen der inneren Medizin fehlt und auch der diagnostische Apparat nicht zur Verfügung steht, ist es zumindest wichtig, die Warnsignale des Körpers zu erkennen und Hilfe zu holen. Dabei sind internistische (im Körper befindliche) Notfälle problematischer als traumatische (Verletzungen durch Gewalteinwirkung, sichtbare Blutungen, etc.). Grund: Man sieht nicht, was dem Patienten fehlt. Irgendwo tut der Bauch weh, im Brustkorb sticht es oder die Hände kribbeln. In einem Krankenhaus wird zur Diagnostik schweres Gerät aufgefahren: Röntgen, Computertomografie, Labor, Ultraschall etc., um ins Innere des Patienten schauen zu können. Da uns diese Möglichkeiten unterwegs nicht zur Verfügung stehen, sollte man schauen, dass der Patient schnell evakuiert wird.

Darauf müsst ihr beim Verletzentransport, Notruf und der Heli-Rettung achten

Tipps zum Verletztentransport

Ein Ausrutscher, ein Insektenstich oder einfach etwas Steinschlag – und schon liegt der Tourenpartner bewusstlos am Boden. Ohne Handy(netz) und Mitwanderer stellt sich nach der Erste-Hilfe-Versorgung (Puls? Atmung? Blutungen stillen) die Frage, wie man ihn allein zur nächsten Straße, Hütte oder Siedlung transportiert.

  • Vorbereitungen: Zuerst braucht man eine zirka zwei Meter lange Schlinge. Ist kein Seil und keine Reepschnur zur Hand, tut‘s auch ein sehr langer Gürtel, der Umhängeriemen einer Fototasche oder ein Packriemen vom Rucksack. Knote ihn zur Schlinge, dann schiebst du diese auf Hüfthöhe unter den Verletzten.
  • Aufstehen: Leg dich zwischen die Beine des Verletzten, und greife mit beiden Armen durch die Enden der Schlinge. Sie müssen wie ein Rucksack-Schultergurt über Ihren Schultern verlaufen. Jetzt kommt der schwierigste Part: Das Umdrehen – zuerst zur Seite, dann auf den Bauch. Dabei darf der Verletzte nicht aus der Schlinge rutschen. Am einfachsten geht das, wenn man beim Drehen auf die Seite einen Arm des Verletzten um seine Schulter legt und festhält. Liegt man erstmal bäuchlings mit dem Verletzten auf dem Rücken, gelingt der Rest dann wieder einfacher: Gehe dazu zuerst auf alle viere und stell dann ein Bein auf und drück dich hoch.

Alle Schritte zum Verletztentransport sowie die Anleitung, wie man einen Bruch richtig schient, gibt's mit Bild in der Mediashow:

Alpine Notsignale und Heli-Rettung

Mit einem Handy ist das in der Regel kein Problem (europaweit: 112). Und ohne? Da gilt das alpine Notsignal: sechs kurze Licht- oder Schallsignale in einer Minute. Danach eine Minute Pause. Empfängt man ein Notsignal, bestätigt man es mit drei Signalen pro Minute – und holt sofort Hilfe. Die Bestätigung zeigt dem Notrufenden, dass er entdeckt wurde und Hilfe unterwegs ist. Als Sig­nalgeber eignen sich Lampe, Pfeife oder reflektierende Gegenstände (z.B. Alufolie).

  • Körpersprache: Befindet sich ein (potenzieller) Helfer in Sicht-, aber außer Hörweite, teilt man ihm über die Körperhaltung mit, ob man Hilfe braucht oder nicht. Wie's funktioniert, zeigt die Fotostrecke unten.
  • Wenn der Hubschrauber kommt: Abseits von Pisten und Fahrwegen kommt die Rettung meist per Heli. Zum Landen braucht er einen festen, ebenen Platz von 25 mal 25 Metern. Man sollte darauf achten, dass keine Gegenstände wie Jacken, Skier oder Äste herumliegen – sie werden sonst vom Abwind aufgewirbelt. Mit dem Piloten sollte man stets Augenkontakt halten und sich nur nach Aufforderung nähern – geduckt und von vorne.

Die 5 W-Fragen beim Notruf

Damit Einsatzkräfte alarmiert und gleich mit den wichtigsten Infos versorgt werden können, muss der Anrufer wichtige Informationen durchgeben. Dafür gibt es die fünf W-Fragen für Notfälle:

  1. Wo ist der Unfall passiert? Den Ort des Geschehens so genau wie möglich angeben (zum Beispiel Gemeindename oder Stadtteil, Straßen- oder Wegname, Berghütten o.ä in der Nähe, Besonderheiten, etc.
  2. Wer ruft an? Nenne deinen Namen, Standort und deine Telefonnummer für Rückfragen!
  3. Was ist geschehen? Das Ereignis kurz beschreiben und das, was Du konkret siehst (was ist geschehen? was ist zu sehen?), beispielsweise Verkehrsunfall, Absturz, Brand, Explosion, Einsturz, eingeklemmte Person!
  4. Wie viele sind betroffen? Schätze die Zahl der betroffenen Personen, ihre Lage und die Verletzungen! Gib bei Kindern auch das (geschätzte) Alter an!
  5. Warten auf Rückfragen! Nicht gleich auflegen. Die Einsatzkräfte benötigen vielleicht noch weitere Informationen zum Notfall.

Und immer dran denken: Wenn andere Personen verunglückt sind, soll man Erste Hilfe leisten – soweit man sich nicht selbst in Gefahr bringt!

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10 / 2023

Erscheinungsdatum 12.09.2023