Fragt man Wanderer, was sie mit den Dolomiten verbinden, wird früher oder später der Begriff »Erhabenheit« fallen. Eine gute Gelegenheit, diese Erhabenheit zu erleben, bietet sich im Val di Fassa, dem nördlichsten Tal des Trentino. Mehr Dolomitenklassiker sind auf einer dreitägigen Wanderung nur schwer zu kriegen, wie auf diesem Trek (siehe Bild).
Startpunkt der Wanderung bildet das Pordoijoch auf 2239 Meter. Und gleich am ersten Tag wartet der topografische Höhepunkt der Tour, der 3152 Meter hohe Piz Boé. Von der markanten Felskappe ergeben sich Tiefblicke auf das 300 Höhenmeter darunter gelegene Altopiano del Sella, im Osten glänzt die gletscherbewehrte Marmolada herüber, mit 3343 Metern der höchste Berg der Dolomiten. Wer denkt, die Tour hätte damit ihr Pulver verschossen, wird am nächsten Tag eines Besseren belehrt.

Vom Rifugio Passo Sella gelangt man zwischen den Kolossen des Langkofels (3181 m) und Plattkofels (2969 m) hindurch auf die Langkofelscharte und von dort hinab in den nach Norden hin offenen Felsenkessel, der von den beiden Kofeln und der Grohmannspitze gebildet wird. Auf einem grünen Rücken führt der Weg über den Duron-Pass zur Antermoia-Hütte.
Von dort starten Wanderer zum grandiosen Finale: durch den Rosengarten, dessen landschaftliche Hauptattraktion die Vajolettürme bilden. Die sechs Orgelpfeifen sind das wohl bizarrste Felsgebilde in den Dolomiten, ihre leichten bis mittelschweren Routen unter Kletterern heiß begehrt. Schon 1882 stand Gottfried Merzbacher auf dem 2821 Meter hohen Hauptturm, bis mit dem 50 Meter niedrigeren Torre Delago der kleinste und letzte der Türme bestiegen war, sollten noch 13 Jahre ins Land gehen.
Wandermöglichkeiten in allen Höhenlagen

Im Val di Fassa warten Wandermöglichkeiten in allen Höhenlagen: Dazu gehören leichte Wanderungen in der Talebene ebenso wie einfache Touren im Hochgebirge, die bequem mit Seilbahnfahrten kombiniert werden können. Klassiker sind der Weg vom San Pellegrino Pass zum romantischen Fuciade oder der Zauberpfad bei Pozza di Fassa.
Wer es etwas anspruchsvoller mag, für den ist die Route von Moena zum Karerpass besonders reizvoll. Bekannt ist das Val di Fassa für seine spektakulären Höhenwege. Gute Beispiele sind die Umrundung von Langkofel und Plattkofel oder die Route vom Pordoijoch zum Fedaiasee zu Füßen der Marmolada. Für noch mehr Wandergenuss sorgen Fernwege wie der Dolomiti Panorama Trek mit 200 Kilometern und 20 Etappen sowie die über vier Etappen durch acht Alpenländer führende Via Alpina. Ein Muss für jeden Entdecker sind auch die Routen auf den Spuren des Ersten Weltkriegs mit historischen Schauplätzen rund um Marmolada, Costabella und San Pellegrino.
Doch die Dolomiten bieten nicht nur Wanderern ein ideales Terrain, auch Alpinisten werden hier fündig. Es locken viele spannende Gipfeltouren sowie Kletterrouten und -steige. Klassiker ist die Adventure-Klettersteig-Dolomiten-Route mit sechs Etappen sowie die Klettersteige vom Karerpass über die Marmolada bis Pozza di Fassa. In Campitello di Fassa gibt es außerdem eine Kletterhalle und in Moena wartet eine Kletterwand.
Die Orte im Val di Fassa
- Moena 1.200 m
- Soraga 1.210 m
- Vigo di Fassa 1.382 m
- Pozza di Fassa 1.320 m
- Mazzin di Fassa 1.372 m
- Campitello di Fassa 1.450 m
- Canazei 1.465 m
Das Val di Fassa ist ein nordöstlicher Ausläufer des Trentino. Es grenzt im Osten an Venetien, im Norden und Westen an Südtirol.
Weitere Reisetipps auf Seite 2 des Artikels
3 Tage durchs Val di Fassa – Reiseinfos
Allgemein:
Der Trek im Val di Fassa verbindet drei berühmte Dolomitenstöcke und führt durch enge Schluchten, vorbei an schroffen Graten und über saftige Almen.
Anspruch:
Leichter bis mittelschwerer Trek, der stellenweise Trittsicherheit erfordert.
Beste Zeit:
Juni bis September
Anreise:
Auf der Brennerautobahn bis Ausfahrt Bozen/Nord, via SS 241 Karerpass – Val di Fassa/ Fassatal. Von Vigo auf der SS 48 nach Canazei und von dort weiter zum Pordoi-Joch.
Info: fassa.com Tel. 0039/0462/609500
Karte:
Tabacco Nr. 06, Val di Fassa, Maßstab 1:25.000
Dauer:
3 Tage, 2550 Höhenmeter.

Route

Tag 1: Pordoi-Pass – Sella-Joch, 6–7 Stunden, Höhenmeter im Aufstieg: 1000
Vom Pordoi-Joch (Passo Pordoi, 2239 m) aus erreicht man die »Pordoi- Scharte« auf dem Pfad Nr. 627 oder fährt mit der Seilbahn auf den »Sass Pordoi« (2950 m): von hier kommt man über Felsblöcke zur »Pordoi- Scharte«. Von der Scharte führt der Pfad Nr. 638 zum Piz Boè (3152 m). Über roten Sand steigt man auf seiner Nordostseite ab und erreicht in Kürze die »Boè-Hütte« (2871 m). Von dort aus geht es weiter auf dem Pfad Nr. 647, der auf kleinen, mit Drahtseilen gesicherten Felsbändern die Südseite des »Antersas« quert, bis zur Antersas- Scharte (2839 m). Wer mag, erklimmt zusätzlich auf einem einfachen Weg den Gipfel des Antersas (2907 m) und steigt dann ab zur erwähnten Scharte und in das »Lastìes-Tal« hinunter. An einer Weggabelung biegt man rechts auf den Weg, der auf die Westseite des Tals führt, und gelangt auf diesem zum Sella-Joch.
Tag 2: Sella-Joch – Antermoia-Hütte, 7–8 Stunden; mit Lift verkürzt sich die Gehzeit auf 6 Stunden, Höhenmeter im Aufstieg: 1000 (mit Lift 500)
Vom Sella-Joch aus erreicht man die Langkofelscharte entweder auf Pfad Nr. 525 oder mit dem Gondellift vom Joch zur Toni-Demetz-Hütte. Dann geht es von der Langkofelscharte hinab in das gleichnamige Tal bis zur Vicenza-Hütte, und von hier wandert man auf dem Pfad Nr. 527 zur Plattkofel-Hütte. Der Pfad Nr. 594 führt zum Duron-Pass. Hier links abbiegen und auf Pfad Nr. 532 absteigen, bis an der Malga Docoldaura Pfad Nr. 555 abzweigt. Auf diesem umrundet man die Nordseite der Croda del Lago und erreicht den Ciarejoles- Pass. Von hier geht es auf Pfad Nr. 578 etwa 100 Meter weiter, und dann biegt man nach rechts auf Pfad Nr. 580 ab und steigt über den Pass de Dona das kurze Stück zur Antermoia-Hütte ab.
Tag 3: Antermoia-Hütte – Vigo di Fassa; 4–5 Stunden (mit Klettersteig: 7), Höhenmeter im Aufstieg: 320 (mit Klettersteig: 550)
Von der Antermoia-Hütte führt Pfad Nr. 584 rechts am Antermoia-See vorbei und weiter hinab in das Valon de Antermoia zu einer Weggabelung. Man wählt entweder rechts den Klettersteig »Ciadenac d’Antermoia« (Pfad Nr. 585) oder geradeaus Pfad Nr. 584. Beide Wege führen zur Grasleitenpass- Hütte. Von ihr führen Serpentinen auf Pfad Nr. 584 hinab zur Preussund Vajolet-Hütte. Dann auf Pfad Nr. 546 in einer halben Stunde zum Rifugio Gardeccia und nun auf dem fast ebenen Pfad Nr. 540 zur Ciampedie; eine Seilbahn überbrückt die 500 Höhenmeter nach Vigo di Fassa.
Essen gehen im Val di Fassa

Wer ins Val di Fassa kommt, sollte sich keinesfalls die kulinarischen Spezialitäten der Region entgehen lassen. Hier drei authentische Restaurant-Tipps:
Loc. Fuciade, 1, I-38030 Soraga
Tel. 0039/0462/574281, Fax 0039/0462/574281, fuciade.it;
Ristorante El Filò, Strada Dolomites 103, I-38036 Pozza di Fassa,
Tel. 0039/0462/763210, Fax 0039/0462/763210, el-filo.com, info@el-filo.com;
Ristorante Crepes de Sela, Strèda de Pordoi 65, I-38032 Canazei,
Tel. 0039/0462/601279, Fax 0039/0462/601545, crepesdesela.com, info@crepesdesela.com
Weitere Tipps:
Ebenso viel gibt es auf zwei Rädern zu entdecken. Auf dem Fassa und Fiemme Radweg über 48 Kilometer leicht bergab oder über die kurvigen Straßen steil hinauf zu Pordoi- und Sellapass. Abenteuerlustige Gäste beweisen sich auf der Downhillstrecke in Canazei im Fassa Bike Park oder auf den zahlreichen Mountainbike-Trails unter schroffen Gipfeln.
Wer seinen Fokus mehr auf Entspannung legen möchte, ist in einer der Thermen des Val di Fassa bestens aufgehoben. In der QC Terme Dolomiti mit Blick auf den Rosengarten oder während einer Wellnessbehandlung in der Terme Dolomia lässt sich die Kälte des Winters schnell vergessen. Actionspaß für Familien mit Kindern gibt es im Aquapark Vidor. Hier warten viele Rutschen und verschiedene Pools auf die kleinen und großen Gäste.
Weitere Informationen unter: www.fassa.com
Weitere Tipps: