Schwedische Outdoor-Marke Tierra setzt auf nachwachsende Rohstoffe

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Schwedische Outdoor-Marke Tierra setzt auf nachwachsende Rohstoffe

Zuletzt aktualisiert am 06.03.2018
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Foto: Tierra

»Rizinussamen und Schafwolle, dazu noch etwas Holz, Mais, Baumwolle und ein paar Corozo-Nüsse: Diese ungewöhnliche Mischung mit einem Hauch Exotik steckt in der Midlayer-Jacke Deterra. »Ursprünglich wollten wir eine Jacke aus Recyclingmaterial konzipieren«, verrät Erik Blomberg, Leiter Produktentwicklung beim schwedischen Outdoor-Ausrüster Tierra. »Da fragte eine Kollegin, die gerade ihre Abschlussarbeit über Textilfasern aus Erdnussöl geschrieben hatte, ob wir nicht lieber bio-basierte Stoffe nehmen wollen.«

Synthetikfasern ohne Erdöl?

Blomberg fand die Idee großartig, auf Petrochemie zu verzichten. »Wir stellten uns dabei selber die Herausforderung, ausschließlich nachwachsende Rohstoffe zu verwenden.« Die Suche begann. In Italien stieß das Tierra-Team auf ein gerade neu entwickeltes bio-basiertes Polyamid-Garn aus Rizinusöl. Dieses wird aus den Samen des Wunderbaums, der »Giftpflanze des Jahres 2018«, gewonnen. Das Öl ist ungiftig, die Pressrückstände dienen sogar als Viehfutter. Die Pflanze gedeiht auch auf trockenem Boden und stellt daher keine Konkurrenz für den Anbau von Feldfrüchten dar. Entwickelt wurde die sehr leichte, schnell trocknende, hochelastische, aber dennoch robuste Hightech-Faser namens Evo vom italienischen Garnhersteller Fulgar in Zusammenarbeit mit dem deutschen Spezialchemiekonzern Evonik. Daraus fertigt nun eine schwedische Weberei den Innen- und Außenstoff für das Deterra Jacket.

Knöpfe aus Nüssen, Garn aus Holz

Die nächste wertvolle Entdeckung war Lavalan, ein wärmendes, waschbares und formstabiles Vlies, produziert von dem bayerischen Wollspezialisten Baur. Man verbindet dafür reine Schafschurwolle mit Ingeo, einem aus Mais gewonnenen, abbaubaren Bio-Kunststoff. Die Tücke aber lag wie so oft im Detail. »Im Markt sind noch keine Reißverschlüsse, Druckknöpfe oder Stopper aus bio-basierten Kunststoffen erhältlich«, sagt Erik Blomberg. »Verfügbare Kleinteile bestehen meist aus Metall oder Plastik, das aus Erdöl hergestellt wird.« Schlichte Perfektion war die Lösung: die Kapuze kann durch einen einfachen Knoten in der Biobaumwoll-Kordel angepasst werden. Und die Knöpfe für die Jackenleiste entstehen aus den elfenbeinartigen Corozo-Palmnüssen.

Bei den Nähten entschied sich das Tierra-Team für ein festes Garn aus Tencel, eine Lyocell-Faser, die eine österreichische Firma namens Lenzing aus Holzzellulose herstellt. 100 Prozent nachwachsende Rohstoffe und ein zeitloses, schlichtes Design: Deterra ist zum Paradebeispiel und die Marke Tierra zum Vorreiter für alternative, bio-basierte Materialien geworden. Die Jacke erhielt sowohl den »Ispo Award Eco Achievement Apparel 2017« als auch den »Outdoor Industry Award Sustainable Innovations 2017«. Das Medienecho war enorm, berichtet Malin Eurenius, die Marketing und Kommunikation bei Tierra verantwortet. Viele Kunden fragten seitdem gezielt nach Deterra.

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Tierra

Zur Herbst-Winter-Saison erweitere man nun die Produktlinie. »Mit Deterra zeigen wir, dass es auch nachhaltige Wege gibt, herausragende Produkte zu kreieren. Das Gute: Die Outdoor-Branche hört uns zu. Ein seltener Luxus für eine kleine Marke!« Nur sechs Mitarbeiter arbeiten im Kernteam. Seit 2001 gehört Tierra zur schwedischen Unternehmensgruppe Fenix und wird als eigenständige Marke geführt. In Deutschland, nach Schweden der wichtigste Markt, findet man die Produkte exklusiv in den Geschäften des Outdoor-Händlers Globetrotter, der ebenfalls Teil von Fenix ist.

Tierra ist auch Ausstatter der schwedischen Bergwacht

Schon in den 1990er Jahren machte sich Tierra durch den Einsatz innovativer Materialien einen Namen. Als einer der ersten schwedischen Hersteller verarbeitete das Unternehmen Gore-Tex-Membrane und stattete 1991 die rein schwedische MountEverest-Expedition aus. »Wir hatten zuvor noch nie Bekleidung für wirklich hohe Berge, geschweige denn den Mount Everest produziert«, erzählt Malin Eurenius. »Diese Ausrüstung zu entwickeln hat uns richtig herausgefordert.« Es war der Durchbruch für die Bergsport-Marke, denn von da an entdeckten die Schweden die Hochgebirge für sich. Heute stattet Tierra zahlreiche Expeditionen, Abenteuertouren und auch die schwedische Bergwacht aus.

Zielstrebig steigert Tierra den Anteil nachhaltiger Materialien in der Gesamtproduktion – und ist der Branche dabei oft voraus. So klapperte das Team schon vor zehn Jahren die Lieferanten nach recyceltem Polyester ab. »Die meisten führten es damals nicht. Heute ist es das Erste, was sie uns zeigen«, sagt Blomberg. Bio-Baumwolle verwendet Tierra bereits ausschließlich, aber auch hier hat der Produktentwickler die Ansprüche hochgeschraubt: Je nach gewünschter Textileigenschaft setzt er anteilig Hanf, Tencel oder Wolle ein, die eine bessere Ökobilanz aufweisen.

Zur Optimierung der Materialauswahl nutzt Erik Blomberg den sogenannten Higg Index der Sustainable Apparel Coalition, einer Vereinigung von über 200 Unternehmen und Organisationen aus der Textil- und Schuhbranche. Der Index stellt Nachhaltigkeitsanalysen zu einzelnen Materialien bereit. Entwickler können so im Detail jeden Schritt bei der Entstehung eines Produkts bewerten und die Umweltbelastung minimieren. Die Modelle, auf die das Tierra-Team besonders stolz ist, werden mit dem eigenen Label »Conscious Choice« gekennzeichnet. Dazu zählen die Deterra Jacken, die Hanf-Shirts und auch die Rista-Kollektion.

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Tierra

Rista ist ein selbst entwickelter Stoff mit charakteristischen sechseckigen Luftpolstern. Rista-Oberteile tragen sich genauso angenehm und warm wie Fleece-Midlayer, setzen aber keine Polyesterfasern frei, die als Mikroplastik die Meere belasten. In einem aufwendigen 3D-Strickverfahren – außen Merinowolle, innen Primaloft – entsteht Rista direkt in Schweden.

Unermüdliche Neugier und die brennende Leidenschaft, wegweisende Produkte mit nachwachsenden Rohstoffen und einem möglichst geringen ökologischen Fußabdruck zu kreieren, treiben die kleine Mannschaft von Tierra an. »Wir wollen der Outdoor-Branche und den Konsumenten zukunftsfähige Möglichkeiten aufzeigen«, sagt Erik Blomberg. »Wir müssen uns nur trauen, immer wieder neue Wege zu gehen.

Coole Shirts aus Hanf

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Welche Alternativen gibt es zu Bio-Baumwolle, fragte sich das Entwicklungsteam der Outdoor-Marke Tierra – und entdeckt Hanf für sich. Bis in die 1920er Jahre diente diese Pflanze nicht nur in Schweden als wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Textilien und Seilen, spielt aber heute in der Bekleidungsindustrie kaum noch eine Rolle. Dabei gedeiht Hanf ohne Pestizide oder chemische Düngemittel, wächst auch auf nährstoffarmen Böden schnell und braucht viel weniger Wasser und Wärme als Baumwolle.

Die reißfesten Fasern speichern Feuchtigkeit und wirken kühlend – ideal für die kommende Saison, in der die Schweden T-Shirts aus 30 Prozent Hanf und 70 Prozent Bio-Baumwolle in den Handel bringen. Das Tierra Kaiparo Hemp Tee gibt es für Damen (auch als ärmelloses Top) und Herren. Produkte von Tierra werden in Deutschland exklusiv über die 13 Filialen und den Online-Shop von Globetrotter vertrieben.