Zum Weg: Auf sieben Etappen und über 70 Kilometer bringt es die Hüttentour auf dem "Schladminger Tauern Höhenweg". Wir haben die etwas kürzere Fünf-Tages-Variante gewählt, die südlich von Schladming auf rund 45 Kilometern in einem Bogen um die Rohrmooser Täler Obertal und Untertal führt. Ein halbes Dutzend Berge sind hier über 2700m hoch. Mit über 300 Bergseen und fast 150 Wasserfällen zählt die Region zu den wasserreichsten der Ostalpen. Erfahrene Bergwanderer besteigen auf der 3. Etappe den Hochgrolling, mit 2862 m der höchste Gipfel der Schladminger Tauern. Alle Infos und den ausführlichen Reisebericht unserer Trekkingtour auf dem Schladminger Tauern Höhenweg gibt es hier auf der Seite – oder als PDF zum Download:
5 Tage Schladminger Tauern Höhenweg: Wegverlauf und Etappenübersicht
Länge | 41,30 km |
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Dauer | 20:12 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 2705 Meter |
Höhenmeter absteigend | 3425 Meter |
Tiefster Punkt | 1820 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
Diese Tour findest du auch bei unserem Partner
1. Vom Hochwurzen zu den Giglachseen
Von der Bergstation Hochwurzen (1850 m) südwärts zum Hüttecksattel, über den Höhenrücken des Rossfeld und über die Gipfel Guschen, Schneider und Hochfeld (2189 m) zum Schiedeck. Durch die Ostseite der Kamp-Spitze am Brettersee (2151 m) queren, an den Nachbartümpeln vorbei, schließlich hinunter in den Kessel mit Unterem und Oberem Giglachsee. An ersterem liegt die Ignaz-Mattis-Hütte (1986 m).
2. Zur Keinprechhütte
Von der Hütte zum nordöstlichen Ufer und Abfluss des Unteren Giglachsees. Auf Weg 702 ins Vetternkar. An den Resten ehemaliger Bergknappenunterkünfte vorbei und in Kehren auf die Rotmandl-Spitze (2453 m). Über die Krukeckscharte hinab und durch teils mit Seil gesicherte Felspartien zur Keinprechthütte im Neualmkar (1872 m).
3. Zur Gollinghütte
Von der Hütte wandert man auf der Zufahrtspiste ein Stück abwärts, dann rechts bergwärts über die Zirbenböden in die Trockebrotscharte (2237 m). Hinab zur Landawirseehütte (1985 m), auf dem Zufahrtsweg in den Göriachwinkel und steil in die Gollingscharte (2326 m) empor. Für routinierte Bergwanderer lohnt die alpine Variante, die noch vor der Landawirseehütte links abzweigt und spektakulär durch Felsabbrüche gen Gollingscharte quert. Von der Scharte führen steile Kehren in den Gollingwinkel. Ab dort flach und idyllisch dem Bach nach zur Gollinghütte (1641 m).
4. Zur Preintalerhütte
Gleich bei der Hütte quert man den Bach, um steil in den Greifenberg-Sattel (2450 m) aufzusteigen. Nun durch den Südhang des Greifenbergs zum Gipfelkreuz (2618 m), dem höchsten Punkt der Tour. Zu Füßen liegt der Klafferkessel, zu dem man in exponierter Wegführung (Abschnitte seilgesichert) über den Ostgrat und die Obere Klafferscharte hinabsteigt. Im Bogen nach Norden durchqueren. Von der Unteren Klafferscharte (2280 m) geht es steil ins Lämmerkar, dann moderater zur Preintalerhütte (1657 m) hinab.
5. Zurück ins Tal
Südöstlich zum Bach, links über die Brücke, steil bergwärts. An einer Gabelung links, dem Höfersteig nach. Vor der Neu-Alm den Höhenweg nach links, in den Talgrund, durchs Untertal. Variante: »Höll«. Bei dieser Tour geht es auf dem Alpinsteig im Untertal hautnah an die Riesachfälle heran. Mehrere Hängebrücken und Aussichtsplattformen laden dabei zum Staunen ein. Die Runde dauert 1,5 Std. und empfiehlt sich nur für geübte Bergwanderer.

Reiseinfos und Tipps für die Region Schladming-Dachstein:
- Hinkommen: Nach Schladming gibt es gute Zugverbindungen (ab München zum Teil direkt in dreieinhalb Stunden), und ins Untertal verkehren Linien-busse. Fahrpläne: planaibus.at.
- Orientieren: Auch wenn die Wege gut markiert sind, sollte man immer eine Karte dabeihaben. Auch, weil durchaus das Smartphone den Geist aufgeben kann. Gute Dienste leistet die Wanderkarte 201 Schladminger Tauern, Radstadt, Dachstein von Freytag & Berndt, 9,90 Euro. Oder von Kompass WK 31 Radstadt, Schladming, Flachau, 11,99 Euro, beide im Maßstab 1:50 000.
- Informieren: Beim Tourismusverband Schladming (schladming-dachstein.at) erhält man eine gratis Broschüre zum Schladminger Tauern Höhenweg. Genauer ist die Route beschrieben im Rother Wanderführer »Vom Gletscher zum Wein« von Silvia Sarcletti und Elisabeth Zienitzer, für 14,90 Euro. Der Schladminger Tauern Höhenweg entspricht darin der 3. bis 7. Etappe auf der Südroute.
- Sparen: Der Tourismusverband Schladming bietet den 5-Tage-Trek als Package an. Enthalten neben den Übernachtungen (3 x Hütte, 3 x Privatunterkunft in Schladming) sind Lunchpaket, Wanderkarte, Wanderführer und Nutzung der Sommercard mit gratis Gondelfahrten. Ab 313 Euro, Tel. 00 43/ 3687/2 27 77 52,schladming-dachstein.at
- Anspruch: Der Schladminger Tauern Höhenweg ist kein Spaziergang, auch wenn es durch die Niederen Tauern geht. Man benötigt für die fünftägige Tour eine gute Fitness, Trittsicherheit und für zahlreiche Abschnitte auch Schwindelfreiheit.
Wenn der Magen knurrt: Einkehrtipps auf dem Schladminger Tauern Höhenweg
Kulinarische Vielfalt: Vegan, vegetarisch, ayurvedisch, heimisch, TCM-Küche – das Gasthaus Brunner in Schladming hat eine Speisekarte für viele Geschmäcker und kredenzt in coolem Rahmen. Bei lauen Temperaturen lässt es sich sehr schön auch in der Fußgängerzone sitzen. Zugleich Bar, Kaffeehaus, Wellnessoase und Hotel, stadthotel-brunner.at
Gemütlicher Ausklang: Wer die letzte Etappe wie vorgeschlagen durch das Untertal geht (und nicht über den härteren Planai-Höhenweg), den laden mehrere Almen zur Einkehr. Sehr schön sitzt man auf der Terrasse der Kaltenbachalm mit Blick zum Riesachsee.
Auf den Übernachtungshütten (siehe unten) isst man ebenfalls sehr gut.

Unterkünfte auf dem Schladminger Tauern Höhenweg
Zu Beginn:
Im Herz von Schladming gleich beim Planai-Zielstadion liegt das Hotel Tui Blue. Sehr modern, mit aussichtsreicher Wellness-Dachterrasse und Skysauna, DZ ab 64 Euro p.P., tui-blue.com. Immer noch zentral, doch etwas grüner liegt das Gästehaus Vital, ebenfalls mit Sauna, DZ ab 62 Euro p.P., vital-wieser.at
Unterwegs:
1. Etappe: Hier nächtigt man in der urigen Ignaz-Mattis-Hütte,
Tel. 0043/664/4233823, alpenverein.at/ignazmattishuette
2. Etappe: Keinprechthütte, Tel. 0043/664/4330346, keinprechthütte.at
3. Etappe: Gollinghütte, Tel. 0043/676/5336288, gollinghuette.com
4. Etappe: Preintalerhütte, Tel. 0043/664/1448881, preintaler.at
Alle Hütten sind geöffnet von Mitte Juni bis Anfang Oktober und verfügen neben Massenlager (AV-Mitglieder 7,90 Euro) auch über einige Zimmer (AV-Mitglieder 13,10 Euro). Für die Hauptsaison Mitte Juli bis Mitte August frühzeitig buchen.
Weitere Eindrücke der Wanderung auf dem Schladminger Tauern Höhenweg
Seit Stunden schon wandern wir alleine auf dem Grat. Niemand kommt uns entgegen, niemand zieht in unsere Richtung. Nur das Gipfelmeer, das bis an den Horizont reicht, begleitet uns, und der Wind. Gerade schiebt er die Wolken auseinander, und dann diese Offenbarung: Ein Sonnenstrahl bringt wie ein überirdischer Fingerzeig die Seen unten im Kessel zum Leuchten – die Giglachseen. »Einsame entgletscherte Urgebirgsgipfel inmitten weltentrückter Seen« – so beschreibt Hans Wödl die Schladminger Tauern, die ihm in drei Jahrzehnten zum alpinenHausgarten geworden waren.
Wödl gilt als der Erschließer der Schladminger Tauern. Der Wiener Kaufmann bestieg in den 1880ern viele Alpengipfel, und auf einer seiner Heimreisen hat er sich beim Blick aus dem Zugfenster in die Region verliebt. 1885 trat er der gerade gegründeten Alpinen Gesellschaft »Preintaler« bei und verhalf dem Gebirge zu einem gut verästelten Hütten- und Wegenetz, aus dem heute auch der Schladminger Tauern Höhenweg schöpft. Auf sieben Etappen und über 70 Kilometer bringt es diese Hüttentour. Julia, Biggi und ich haben die etwas kürzere Fünf-Tages-Variante gewählt, die südlich von Schladming auf rund 45 Kilometern in einem Bogen um die Rohrmooser Täler Obertal und Untertal führt. Mit uns wandert der Schladminger Bergführer und Fotograf Herbert Raffalt. Der schlanke, agile Mittfünfziger strahlt über beide Ohren. Er scheint den Hochwurzen Höhenweg, der die erste Etappe zu den Giglachseen bestimmt, zu lieben – kein Wunder bei so viel Motivschau (es könnte natürlich auch an unserer Gesellschaft liegen).
Und dann gibt es da noch ein schmuckes, ehemals namenloses Seelein am Weg, das er nach seiner Tochter taufte. »Jetzt nennen ihn immer mehr Leute Lenisee«, sagt er, und es erfüllt ihn sichtlich mit Freude. Die Schladminger gehören zu den Niederen Tauern. Warum sie neben dem Dachstein, der sich wuchtig vis-à-vis aufbaut, ein Mauerblümchendasein fristen, wusste schon Hans Wödl: »Der schnöde Name Niedere Tauern, der von den Wissenschaftlern für den gletscherfreien östlichen Auslauf der Hohen Tauern erfunden worden ist, gab diesen Bergenschon im vorhinein ein minderwärtiges Gepräge, trotzdem ihrer im Herzstück der Schladminger Tauern ein halbes Dutzend über 2700 m und ihr höchster fast 2900 hoch sind. Zudem ist der ganze Höhenzug von der Außenwelt durch lange Täler und einförmige grüne Vorberge derart verborgen, daß weder vom Ennstale im Norden, noch vom Murtale im Süden aus irgendwelche auffällige Gipfel sichtbar sind.«

Der beste Weg ins Schöne
Tatsächlich ziehen sich sämtliche Zugänge in die Länge. »Ob es deswegen so ruhig ist?«, überlegt Julia laut. Oder weil wir schon Septemberhaben? Wie auch immer, wir genießen es, und das gilt auch für den Zugang. Denn statt eines Hatsch durchs Tal führt der Hochwurzen Höhenweg aussichtsreich über einen Kamm, der schönste Zustieg in die Schladminger Tauern. Im letzten Drittel tauchen die ersten Seen auf. Wir können uns gar nicht satt sehen an ihnen. Das würde auch schwerfallen: Mit über 300 Bergseen und fast 150 Wasserfällen zählt die Region zu den wasserreichsten der Ostalpen. Das Etappenziel, die Ignaz-Mattis-Hütte, thront über dem Unteren Giglachsee. Eine urige Bleibe, 1910 erbaut, und in der zweiten Generation von der Familie Keinprecht geführt. Eine dampfende Schüssel mit Kaspressknödelsuppe kommt jetzt genau richtig, ahnt Hüttenwirt Mathias und trägt auf. Vom Nachbartisch weht es herzhaft herüber. Dort hat man nicht etwa seine Wanderschuhe ausgezogen, sondern verzehrt gerade ein Steirerkasbrot, eine Spezialität der Region. »Früher war sie das Grundnahrungsmittel für Bergknappen«, erklärt Herbert, denn der Krümelkäse hält sich ewig.
Spuren des Bergbaus begegnen uns anderntags beim Aufstieg zur Rotmandl-Spitze. Bis zu 1500 Knappen schufteten in den Schladminger Tauern. Im Vetternkar passieren wir Überreste ihrer Behausungen. »Und die Keinprechthütte ist quasi auf den Grundmauern von Knappenunterkünften erbaut«, erzählt Herbert vom Ziel unserer zweiten Etappe. Die Bodenschätze der Tauern brachten Schladming den Wohlstand und bereits 1322 das Stadtrecht ein.
Pferde grasen im Wiesenkessel vor der Hütte, als wir am nächsten Morgen zur Trockenbrotscharte aufbrechen. Nebel wabert über Hänge voll mit Blaubeeren. Man muss sie sich einfach in den Mund schieben. Wir kommen so zwar nur langsam vorwärts, aber die Beeren halten den Gaumen frisch bei dem schweißtreibenden Aufstieg zu einem Pass, dessen Name nicht gerade Genuss verspricht. Vielleicht knabberten die Pioniere von einst ja an einer trockenen Brotkrume, als sie auf der Scharte saßen. »Oder ihre Kerben haben sie an die Kruste eines Bauernbrots erinnert«, schlägt unser Guide vor.
Himmlisch ist der Blick von oben. Unter den dunklen Wänden der Rotsandspitze schmiegen sich in Karmulden die Landawirseen und in die wie Samt wirkenden Wiesenmatten darunter die Landawirseehütte. Verlockend, ganz zu ihr abzusteigen, doch wir biegen etwas oberhalb ab. Der Weg zur Gollinghütte dauert noch, lieber ein paar Höhenmeter sparen. Trittsicher und schwindelfrei muss man für diesen uralten Höhenpfad sein. Unter unseren Füßen stürzen die Fluchten ins Göriachtal, zwar meist erst über einen Grashang, aber stolpern will man in dieser halben Stunde nicht. Gut, dass es immer wieder Seile zum Festhalten gibt. Hier und da liegen auch immer noch Schneereste – und das im September.
Von der Gollingscharte könnte man den Hochgolling besteigen. Als Erster wagte sich anno 1817 Erzherzog Johann auf diesen höchsten aller Schladminger Tauerngipfel (2862 m), lesen wir später in der Gollinghütte. Ganz genussvoll führt man sich dort von der Terrasse aus die fast 1200 Meter hohe, nahezu senkrecht abbrechende Nordwand zu Gemüte. Melodisch gurgelt der Bach, der uns zuvor zu einem erfrischenden Fußbad ermuntert hatte, bevor wir die Speisekarte durchprobieren. Sonam Sherpa und seine Frau Doma werken in der Küche und unterstützen die Wirtefamilie Reiter bereits seit 18 Jahren. »Wir fühlen uns hier wie zu Hause«, sagen die zwei Nepalesen aus dem Solo Khumbu unisono. So geht es uns an unserem vierten Tag auch schon fast. Die Natur hat ihre Schatztruhe geöffnet und uns mehr als reich beschenkt, und dabei wandern wir dem Schaustück des Schladminger Tauern Höhenwegs erst noch entgegen. Bald 1000 stramme Höhenmeter müssen wir bis auf den Greifenberg bewältigen, von wo sich dann der viel beschwärmte Klafferkessel zeigt. »Gegen 30 Seen in einem Amphitheater von zehn Gipfeln«, schreibt Hans Wödl, »ein landschaftliches Unikum unserer Ostalpen«, dem der »Nimbus des Geheimnisvollen« anhaftet, weil man sich darin so leicht verirren kann. Heutzutage passiert das allenfalls bei dichtem Nebel, denn der Weg erweist sich als bestens markiert. Hans Wödl verbrachte unzählige Tage im Klafferkessel, fertigte Kartenskizzen und veröffentlichte 1924 den ersten Tourenführer. Er wurde baldzum Standardwerk.

Unter perfektem Himmel funkelt die Seenplatte im Licht. Nach kurzer Kraxelei über den Ostkamm gilt es zu entscheiden, an welcher Wasserperle schöner zu rasten sei. Auf verschiedenen Abschnitten geben wir Wödl Recht: »Man könnte sich in eine norwegische Fjordlandschaft versetzt fühlen.« Dieser Gedanke war uns schon bei den Giglachseen auf der ersten Etappe durch den Kopf gegangen. An einem seiner Lieblingsplätze, dort wo der Blick über den Unteren Klaffersee frei nach Nordwesten zum Dachstein schweift, wurde im September 1958 feierlicheine Gedenktafel eingeweiht. Wenig später senkt sich der Pfad steil zur Preintalerhütte, unserem letzten Quartier auf dem Weg. Ein stattliches Haus, das 1885 mit acht Schlafplätzen begann und heute 144 birgt. Viele abgetrennte Lagernischen und auch Zimmer, so dass jeder selbst bei viel Betrieb seine Ruhe findet. Jetzt im Herbst ist kaum was los. Nach herzhaftem Gröstl und Biolamm spazieren wir noch nach draußen in die Stille und die pechschwarze Nacht. Neumond, es glitzern Abertausende von Sternen.
Auch im Abstieg ins Untertal bleibt es ruhig. Erst unten am Riesachsee und seinen leicht zugänglichen Wasserfällen treffen wir auf ein paar Leute – mehr als auf der ganzen Tour zusammen. Erstaunlich. Aber von mir aus darf es gerne so bleiben.