Viele Wanderwege haben eine lange Geschichte. Wir stellen ihnen sechs Wanderungen mit Tradition durch die schönsten Regionen Europas vor.
Viele Wanderwege haben eine lange Geschichte. Wir stellen ihnen sechs Wanderungen mit Tradition durch die schönsten Regionen Europas vor.
Nicht jeder Wanderweg ist eine Erfindung cleverer Touristiker oder eine wohlkalkulierte Marketing-Aktion. Denn schon vor hunderten, manchmal sogar etlichen tausend Jahren »wanderten« Volksstämme wie die Walser durch die Alpen oder zogen Salzkarawanen mit Eseln durch den Spessart. Zum Glück sind etliche dieser Routen in ihrem Verlauf noch heute bekannt, und es finden sich am Wegesrand immer wieder hochinteressante Spuren, die Zeugnis ablegen von der bewegten Vergangenheit dieser altgedienten Pfade.
outdoor stellt Ihnen hier sechs Weitwanderwege vor, auf denen Sie mit jedem Kilometer tiefer in die Geschichte eintauchen können.
Ausrüstungstipps für jede Wandertour:
Unwegsame, feuchte Täler und die berühmten Spessarträuber machten den Salzkarawanen im Mittelalter auf dem Weg von den Salinen in Orb und Fulda nach Miltenberg zu schaffen. Deshalb wichen die Karawanen oft auf die Kammwege aus. Diesen Spuren folgt der Eselsweg, Bildstöcke, Flurkreuze und andere historische Zeugnisse säumen die teilweise 2000 Jahre alte Route. Einen guten Einstieg bietet die vierte Etappe in Heigenbrücken. Am Ende der letzten Etappe wartet als Highlight das Kloster Engelberg bei Großheubach.
Etappe 1: Heigenbrücken – Weibersbrunn, 17,5 km, 4 Std. Kurze, aber bergige Etappe, überwiegend auf dem Schwarzkopfweg.
Etappe 2: Weibersbrunn – Wildensee, 21,5 km, 5 Std. Natur und Einsamkeit pur im ehemaligen Jagdrevier von Prinzregent Luitpold.
Etappe 3: Wildensee – Großheubach, 22 km, 5,5 Std. Langes Stück auf dem Kammweg bis zum Ziel.
Info: www.fernwege.de
Literatur/Karten: Der Eselsweg, 4,95 Euro, fernwege.de.
Ausrüstungstipps für jede Wandertour:
Wie der Name schon nahelegt, stammen die »Walser« aus dem Wallis. Gründe für die Wanderungen dieses Volks gibt es mehrere – sie reichen von klimatischen Veränderungen bis zu der Tatsache, dass die Höfe der Walser nur ungeteilt an einen Nachkommen vererbt wurden. Der Walserweg verbindet auf 29 Etappen von Zermatt bis ins Kleine Walsertal Stätten der Walserkultur. Schöner wandert man ihn aber in Gegenrichtung: Auf dem dreitägigen Abschnitt von Bludenz nach Klosters gewinnt man schon einen guten Eindruck von ihm.
Etappe 1: Bludenz – Douglashütte, 1400 Hm. Nicht per Seilbahn, sondern per pedes auf die Hütte.
Etappe 2: Douglashütte – Partnun, 630 Hm. Über das Verajöchle und das Schweizertor bis ins Prättigau.
Etappe 3: Partnun – Klosters, 1150 Hm. Übers Rätschenjoch und die Madrisa bis nach Klosters.
Info: www.walserwege.com, www.walser-alps.eu
Literatur/Karten: Keine aktuellen Bücher lieferbar.
Geführte Touren: www.alpinschule-oberstdorf.de
Weitere Tipps für Wandertouren in der Schweiz:
320 Kilometer ist der Rheinsteig lang – er führt rechtsrheinisch von Wiesbaden bis Bonn. Mal mehr, mal weniger direkt oberhalb des Flusses geht es durch Weinberge und vorbei an Dutzenden von Burgen. Versprochen: Hinterher weiß jeder, warum es am Rhein so schön ist. Zum Reinschnuppern in die 23 Tagesetappen lange Strecke eignet sich der Abschnitt von Lorch nach Kestert, der auch auf die berühmte Loreley führt. Und wer das Ganze noch mal von der anderen Flussseite sehen will, geht den Rheinburgenweg.
Etappe 1: Lorch – Kaub, 15,5 km, 4 Std. Panoramablicke auf Bacharach und Pfalzgrafenstein bei Kaub.
Etappe 2: Kaub – Loreley – St. Goarshausen, 25 km, 6 Std. (inkl. Patersberg). Tipp: Abstecher auf die Felskanzel in Patersberg mitnehmen.
Etappe 3: St. Goarshausen – Kestert, 16 km, 4 Std. Burg Katz und Maus liegen auf dem Weg.
Info: www.rheinsteig.de
Literatur/Karten: Abenteuer Rheinsteig, W. Blum, H. Braun, G. Ste-phan-K., Görres Verlag, 12,80 Euro.
Mehr Informationen zum Wandern am Rheinsteig:
Festungen, Signalstationen, Kommandostellen – überall auf den Hochebenen des Trentino treffen Wanderer auf die Überreste der Kämpfe im Ersten Weltkrieg. Quer über die Hochebenen von Folgaria, Luserna und Lavarone verlief die Front. Heute führt durch die einzigartige Landschaft mit ihrer reichen Kulturgeschichte der »Weg der Festungen«, der »100 km dei Forti«. Wanderer orientieren sich weitgehend an den Schildern »100 km dei Forti« für Mountainbiker, sollten aber die Etappe auf dem Altopiano di Lavarone abkürzen.
Tour 1: Altopiano di Luserna, 27 km, 580 Hm. Rundtour über das Fort Lusern und den Passo Vezzena.
Tour 2: Altopiano die Lavarone, 20 km, 360 Hm. Von Bertoldi über den Passo Cost, das Fort Belvedere und den Ort
Carbonare zurück.
Tour 3: Altopiano die Folgaria, ca. 35 km, 1000 Hm. Große Runde mit dem Forte Cherle, vielfach variierbar.
Info: www.trentino.to
Literatur/Karten: Kompass-Wanderkarte Altipiani di Folgaria, Lavarone e Luserna, 1 : 25 000.
Weitere Tipps für Wanderungen in Italien:
Fürstensitze, Befestigungsanlagen, kultische Zentren, Handelsplätze und -wege: Auf dem 200 Kilometer langen Kelten-Erlebnisweg zwischen Meiningen in Thüringen und Bad Windsheim in Franken finden sich unzählige Zeugnisse dieses Volks. Heute gelten die Kelten sogar als »die ersten Europäer«: Spuren ihrer Kultur finden sich von den Pyrenäen bis zu den Karpaten, von England bis Griechenland. Am Keltenweg sind etliche Höhensiedlungen zu bewundern; fünf Museen zeigen anhand von Funden die Geschichte und Kultur der listigen und furchtlosen Krieger. Die drei »Schnupperetappen« führen durch den Steigerwald, von Ebrach über den Zabelstein und Knetzberg bis nach Sand am Main.
Etappe 1: Abtswind – Ebrach, 17 km, 130 Hm, 4,5 Std.
Etappe 2: Ebrach – Eschenau, 22 km, 210 Hm, 6 Std.
Etappe 3: Eschenau – Sand a.M., 16 km, 190 Hm, 4 Std.
Info: www.frankentourismus.de
Literatur/Karten: Info-Faltblatt beim Steigerwald-Tourismus, Tel. 09162/12424.
Ausrüstungstipps für jede Wandertour:
Urwüchsige Nadelholzwälder, sanft geschwungene Höhenzüge, eine kraftvoll-schöne Landschaft, die einen Hauch von Mystik verströmt – das war die Heimat des Romanciers Johann Friedrich Paul Richter, besser bekannt als Jean Paul. Geboren am 21. 3. 1763 in Wunsiedel, war Jean Paul viele Jahre zwischen Hof, Schwarzenbach a. d. Saale, Weimar, Berlin, Meiningen und Coburg unterwegs, bevor er die letzten 21 Jahre seines Lebens in Bayreuth verbrachte. Diesen Stationen seines Lebens folgt der sechstägige Wanderweg, da Jean Paul immer wieder durch das Fichtelgebirge zog – sei es, um eine neue Stelle anzutreten oder einfach nur die Natur zu genießen. Vorgestellt werden hier die letzten drei Etappen vom Waldsteinhaus bei Weißenstadt bis nach Bayreuth, wo Jean Paul am 14. 11. 1825 starb.
Etappe 1: Waldsteinhaus – Wunsiedel, 20 km, 6 Std. An kantigen Granitformationen vorbei bis zum Geburtsort Jean Pauls.
Etappe 2: Wunsiedel – Fleckl, ca. 23 km, 7 Std. Über Silberhaus und die Fichtelnaabquelle bis Fleckl.
Etappe 3: Fleckl – Bayreuth, ca. 21 km, 6,5 Std. Über den Ochsenkopf und den Mittelweg bis Bayreuth.
Info: www.frankentourismus.de
Literatur: Fichtelgebirge, W. Neidhardt, Bergverlag Rother, 11,90 Euro.
Ausrüstungstipps für jede Wandertour: